FINANZPLATZ LONDON & FINANZPLATZ DEUTSCHLAND: Großbritannien nach dem Brexit – Wohin steuern Wirtschaft und Finanzplatz London? (GASTBEITRAG & INTERVIEW – Heinz Joachim Plessentin)

Bericht über die Forum Bundesbank-Veranstaltung der Hauptverwaltung in NRW der Deutschen Bundesbank am 16. November 2023

Großbritannien (GBR)1 hat die Europäische Union (EU) mit Ende der 11-monatigen Übergangsperiode zum 1. Januar 2021 endgültig verlassen. Manche Beobachter sagten der britischen Wirtschaft im Vorfeld schwierige Zeiten voraus und prognostizierten eine hohe Abwanderung von Arbeitsplätzen vom Finanzplatz London in die EU, zum Beispiel nach Frankfurt und Paris. Ist es dazu gekommen? Wie hat sich die britische Wirtschaft seither entwickelt und was sind die weiteren Aussichten für das britische Wirtschaftsmodell post-Brexit und den wichtigen Finanzplatz London?

Auf diese und weitere Fragen ist Johannes Gerling, Repräsentant der Deutschen Bundesbank in London, in seinem Vortrag in der Hauptverwaltung in Nordrhein-Westfalen der Deutschen Bundesbank am 16. November 2023 eingegangen. Das Interesse an dem Thema ist groß, denn die Entwicklung in Großbritannien und London ist sowohl für den Finanzplatz Frankfurt als auch für die nordrhein-westfälische Wirtschaft von großer Bedeutung.

  1. Struktur der britischen Wirtschaft und Rolle des Finanzsektors

Die Strukturen der britischen und deutschen Volkswirtschaft unterscheiden sich signifikant. Zum besseren Verständnis aktueller Entwicklungen daher zunächst einige Hintergrundinformationen:

  • Die britische Volkswirtschaft im Vergleich 2 :

                                                GBR                                       Deutschland (DEU)

            Bevölkerung:             66,97 Mio.                             84,08 Mio.

            BIP                             3,07 Bio. $                             4,07 Bio. $

            BIP pro Kopf             45.850 $                                48.433 $

  • Die britische Wirtschaft ist deutlich weniger exportorientiert als die deutsche (GBR rd. 31 %, DEU rd. 48 %) 3 und stark vom Dienstleistungssektor geprägt (GBR ca. 80 %, DEU ca. 70 %) 4 – dies zeigt sich besonders im Außenhandel (DEU: klare Dominanz der Warenexporte; GBR: fast ausgeglichenes Verhältnis zwischen Waren- und Dienstleistungsexporten).
  • Der Finanzsektor ist für die britische Wirtschaft von besonderer Bedeutung (Anteil an der Wertschöpfung ca. 8 % (z. Vgl.: DEU: ca. 4 %), Arbeitsplätze im Finanzsektor ca. 1,1 Mio., davon 405 Tsd. in London).
  • Die EU ist für GBR der mit Abstand wichtigste Handelspartner, allerdings ist der Anteil schon seit Längerem rückläufig (Exporte 42 %, Importe 50 % des Gesamthandels 2022). Einem Defizit im bilateralen Warenhandel mit der EU von 117 Mrd. £ steht ein Überschuss von 25 Mrd. £ im Dienstleistungshandel gegenüber.
  1. Neuer Rahmen für EU-Handelsbeziehungen

Zwei Abkommen bilden die wesentliche Grundlage für neue Beziehungen zwischen Großbritannien und Nordirland sowie der EU:

  • Das Austrittsabkommen regelt vor allem die Rechte und Pflichten, die sich aus der langjährigen Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU ergeben, einschließlich der Zahlungen an den EU-Haushalt. Das Nordirland-Protokoll als Teil des Abkommens verhindert eine „harte Grenze“ zwischen Nordirland und der Republik Irland, führte zugleich aber eine neue Zollgrenze zwischen Großbritannien und Nordirland ein. Das Abkommen trat am 01.02.2020 in Kraft und sah eine Übergangsfrist für den Verbleib Großbritanniens im EU-Binnenmarkt bis Ende 2020 vor.
  • Das Handels- und Kooperationsabkommen regelt in erster Linie die Handelsbeziehungen und Fischfangquoten, aber auch die Zusammenarbeit in Bereichen wie Strafverfolgung, Justiz und Forschung. Es wurde am 24.12.2020 unterzeichnet und trat am 01.01.2021 in Kraft. Es ermöglicht einen weitgehend zollfreien Warenverkehr, allerdings verhindert es nicht die Entstehung neuer, nichttarifärer Handelshemmnisse (Zollpapiere, Produktsicherheitszertifikate, etc.). Die Personenfreizügigkeit zwischen der EU und Großbritannien besteht nicht mehr.

Das Handels- und Kooperationsabkommen enthält – ähnlich wie andere moderne Freihandelsabkommen auch – im Wesentlichen nur recht allgemeine Vereinbarungen über den Handel mit Dienstleistungen, die kaum über das Niveau der entsprechenden WTO-Standards (Welthandelsorganisation) hinausgehen. Im Bereich der Finanzdienstleistungen wird Großbritannien im Grunde wie jeder andere Drittstaat behandelt. Eine entsprechende Äquivalenzentscheidung der EU, die Grundlage für einen EU-weiten Marktzugang wäre, existiert derzeit nur im Bereich der Zentralen Kontrahenten (Central Counterparties, CCPs)5. Der zwischen der EU und Großbritannien neu etablierte Finanzmarktdialog geht konzeptionell nicht über die Austauschformate der EU u.a. mit den USA und Japan hinaus und entscheidet keine Marktzugangsfragen.

Nach Vollzug des Brexit waren die Beziehungen zunächst stark strapaziert, da sich die britische Regierung weigerte, das mit der EU vereinbarte Nord-Irland-Protokoll, einschließlich neuer Zollkontrollen zwischen Großbritannien und Nordirland vertragsgemäß umzusetzen. Ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien ist das „Windsor Framework“ aus dem Februar 2023, da es einige der Kernstreitfragen um das Nordirland-Protokoll adressiert:

  • Handels- und Zollfragen:

Einrichtung von sog. „Green Lanes“ für Waren, die in Nordirland verbleiben (quasi Abschaffung der Zollkontrollen), Akzeptanz von GBR-Standards für Lebensmittel in Nordirland durch die EU (müssen „not for EU“-Label tragen). Erleichterungen auch   für Medikamente. Pakete an Freunde und Familie sowie aus Online-Shops benötigen keine Zollpapiere mehr. Stark vereinfachte Einreise für Haustiere. Spezifische Zollprobleme für Stahl werden ausgeräumt.

  • Subventionen und Mehrwertsteuer:
    Einschränkung der Mitspracherechte Brüssels bei Subventionen, die Nordirland betreffen. Weitgehende Ausnahme Nordirlands von den EU-Regeln zur Mehrwertsteuer.
  • Souveränität und Institutionen:
  • „Stormont Brake“ erlaubt es Großbritannien, die Anwendung neuer EU-Binnenmarktregeln in Nordirland auszusetzen (EU kann mit „targeted remedial measures“ reagieren).
  • Für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen bestehen post-Brexit neue Grundlagen:
  • Mit dem Vollzug des Brexit zum 31.12.2020 wurden neue Bedingungen für den Marktzugang in der EU geschaffen. Das EU-weite Passporting ging verloren. Stattdessen gelten Äquivalenzentscheidungen der EU und ein „Flickenteppich“ nationaler Zugangsregelungen.
  • Großbritannien gewährte EU-Instituten eine Übergangsfrist von bis zu drei Jahren durch das „Temporary Permissions Regime“ (in einzelnen Bereichen auch länger). Die EU bot keine derartigen Übergangsregelungen für britische Institute an, diese existier(t)en teilweise auf nationaler Ebene in den Mitgliedsstaaten.
  • Darüber hinaus wurden weitreichende Sonderbefugnisse für die britischen Aufsichtsbehörden (Temporary Transitional Powers) für bis zu drei Jahre geschaffen, um möglichen Friktionen durch das On-Shoring6 von EU-Vorschriften flexibel begegnen zu können.

Neue Grundlage für den EU-weiten Marktzugang sind die Äquivalenzen, die jedoch keinen gleichwertigen Ersatz für die wegfallenden Passporting-Rechte darstellen. Das EU-Regelwerk sieht insgesamt rd. 40 Unterbereiche vor, in denen EU-weit gültige Äquivalenzentscheidungen getroffen werden können. Viele wichtige Regelungsbereiche sind jedoch nicht abgedeckt, z.B. Kredit- und Versicherungsgeschäfte oder Zahlungsdienste. EU-Entscheidungen über Äquivalenzen obliegen der EU-Kommission und sind unilaterale Ermessensentscheidungen, die im Einklang mit den Prioritäten der EU und den Interessen der EU-Finanzmärkte, ggf. unter Einbeziehung der europäischen Aufsichtsbehörden, getroffen werden und mit einer Frist von 30 Tagen einseitig zurückgenommen werden können.

Bisher ist die EU mit Äquivalenzentscheidungen für Großbritannien sehr zurückhaltend. Derzeit besteht nur eine Äquivalenzentscheidung der EU für Großbritannien, diese gilt für den britischen Regulierungs- und Aufsichtsrahmen für Zentrale Kontrahenten (Central Counterparties, CCPs).

Eine Ende 2024 gemeinsam mit dem Handels- und Kooperationsabkommen getroffene gemeinsame Erklärung von EU und Großbritannien sah die Etablierung eines gemeinsamen Forums zur regulatorischen Zusammenarbeit im Finanzsektor vor. Teile der britischen Boulevardpresse erwarteten Anfang 2021 daher einen nachgelagerten „Brexit Deal for the City“ mit weiteren Entscheidungen zur EU-Äquivalenz. Tatsächlich wurde jedoch nur eine Rahmenvereinbarung über das Format eines rechtlich unverbindlichen Regulierungsdialogs ähnlich dem Dialog zwischen der EU und den USA getroffen, der u.a. den Austausch über aktuelle regulatorische Entwicklungen vorsieht. Die Gewährung von EU-Äquivalenzen hingegen bleibt weiterhin eine unilaterale Entscheidung der EU Kommission. Am 19.10.2023 fand das erste Treffen des neuen Finanzmarktdialogs statt.

Ein weiter strittiges Thema ist der umfangreiche Rückgriff von in der EU ansässigen Finanzinstituten auf britische Finanzmarktinfrastrukturen für das Clearing von Derivaten. Eine befristete EU-Äquivalenz für britische CCPs bestand zunächst bis Mitte 2022. Die Gewährung war notwendig, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. Inzwischen erfolgte die Verlängerung bis Mitte 2025. Die Londoner Clearinghäuser LCH Clearnet und ICE Clear Europe werden von der Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) als „systemrelevant“ (Regulierungskennzahl Tier 2) eingestuft. Damit unterliegen sie direkten Aufsichtsbefugnissen der ESMA und der unmittelbaren Anwendbarkeit der European Market Infrastructure Regulation (EMIR). Die EU-Kommission ist bestrebt, die übermäßige Abhängigkeit der EU von Drittstaaten-CCPs zu reduzieren. Die derzeit in Brüssel verhandelte Reform „EMIR 3.0“ sieht weitere Instrumente zur Reduzierung bestehender Abhängigkeiten vor. Die Zukunft des Derivate-Clearings von EU-Instituten über britische CCPs ist derzeit noch unklar.

  1. Brexit hinterlässt bereits erste Spuren im britischen Finanzsektor

London wird auch nach dem Brexit ein wichtiges globales Finanzzentrum bleiben. Die City ist nach wie vor unter den Top 3 der global führenden Finanzzentren (hinter New York). Die Konkurrenz der asiatischen Zentren Singapur, Hongkong und Schanghai wird allerdings stärker. In Europa kann London auf seine Stärken bauen: Sprache, geografische Lage, Ballungsraum, Finanzexpertise, globale Rolle des Rechts von England und Wales, attraktive Stadt. Die Bedeutung Londons für die EU dürfte jedoch weiter abnehmen.

Der Brexit hat Schätzungen zufolge bisher schon zur Verlagerung von rd. 7.500 Arbeitsplätzen in die EU geführt – weitere dürften folgen. Vor allem Dublin, Paris, Luxemburg, Frankfurt als Bankenplatz und Amsterdam profitieren von Verlagerungen. In geringerem Umfang gibt es auch neue Niederlassungen von EU-Instituten in Großbritannien.

Außerdem hat der Brexit zur Verlagerung von Finanzaktiva in Höhe von mehr als 1,3 Billionen Pfund geführt. Mit dem Vollzug des Brexit Anfang 2021 hat der Handel in europäischen Aktien London weitgehend verlassen und ist  Amsterdam zum wichtigsten europäischen Aktienhandelsplatz geworden. Auch im Derivatehandel hat eine erhebliche  Abwanderung von Handelsvolumina aus London an Handelsplätze in der EU und den USA stattgefunden.

Ansatzpunkte zur Stärkung des Finanzstandorts London post-Brexit sind:

  • Etablierung Londons als führendes grünes Finanzzentrum.
  • Ausbau der Führungsrolle im Bereich FinTech.
  • Überprüfung des heimischen Regulierungsrahmens, um die Attraktivität als globales Finanzzentrum zu gewährleisten.
  • Gleichzeitig Nutzung der neuen Freiheiten des Brexit, um die Regulierung besser an die Bedürfnisse des heimischen Marktes anzupassen.
  • Finanzdiplomatie: Verstärkte Ausrichtung auf Wachstumsmärkte, insbesondere in Asien, angestrebtes Finanzsektorabkommen mit der Schweiz und Versuch, britischen Einfluss in internationalen Gremien zu wahren.

Zum Vergleich: Auch in Deutschland wird die Etablierung als nachhaltiger Finanzplatz und als FinTech-Standort forciert, zum Beispiel von den deutschen Finanzplatzinitiativen (Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, NRW und Stuttgart), sowie in Germany Finance gebündelt, der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Finanzplätze.

  1. Aktuelle Entwicklung der britischen Wirtschaft

Neue Handelshemmnisse infolge des Brexit bedeuten für Exporteure und Importeure einen hohen bürokratischen Aufwand insbesondere durch Zollerklärungen und begleitende Dokumentationspflichten. Das belastet vor allem mittelständische Unternehmen. Einige ziehen sich aus bisherigen Geschäften mit europäischen Partnern zurück.

Pandemie und Energiepreiskrise überschatten die Auswirkung des Brexit. Die wirtschaftliche Entwicklung in Großbritannien verhält sich etwa analog zu der in Deutschland. D.h., externe Faktoren wie Pandemie und Energiepreiskrise dominieren die makroökonomische Entwicklung (in DEU und GBR gleichermaßen) und überschatten die makroökonomischen Effekte des Brexit. Auch in Großbritannien brach das Bruttoinlandsprodukt 2020 deutlich ein. Die Erwerbslosenquote stieg 2020/2021 sprunghaft an und hat sich 2021/2022 erholt; sie liegt in Großbritannien weiterhin spürbar höher als in Deutschland.

Ähnlich wie der Euroraum wurde Großbritannien zuletzt von hoher Inflation geplagt. Wesentliche Inflationstreiber waren ähnlich wie im Euroraum insbesondere Störungen der globalen Lieferketten, stark gestiegene Energiepreise, hohe private Ersparnisse während der Pandemie und ein Nachholbedarf beim Konsum. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt, in vielen Branchen herrscht Fachkräftemangel. Der starke Anstieg der Inflation hat die Bank of England veranlasst, zwischen Dezember 2021 und August 2023 14 Zinsschritte in Folge vorzunehmen; bei den letzten drei Sitzungen beließ die Bank of England den Leitzins unverändert bei 5,25 %.

Die Inflation zeigt sich in Großbritannien bislang jedoch besonders hartnäckig. Kerninflation und Dienstleistungsinflation – als Indikatoren für den Preisdruck aus der Binnenwirtschaft – liegen deutlich über dem Niveau des Euroraums. Ein wichtiger Grund hierfür sind Friktionen auf dem britischen Arbeitsmarkt:

Der Handel Großbritanniens mit der EU leidet unter dem Brexit. Auch der Handel mit Deutschland entwickelt sich schwach:

Der Handel mit Großbritannien hat für Deutschland an Bedeutung verloren. Laut Destatis war Großbritannien im Jahr 2015 noch der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands im Warenhandel – im Jahr 2022 nur noch auf Platz 11. Allerdings hat Deutschland nach wie vor den drittgrößten Außenhandelsüberschuss mit Großbritannien. Die Interpretation der Handelsdaten wird jedoch durch eine Reihe von Sondereffekten, auch statistischer Art, erschwert.

Verringerte Handelsintensität und schwache Unternehmensinvestitionen belasten das Wachstumspotenzial:

Die meisten Studien gehen davon aus, dass der Brexit das Produktionspotenzial der britischen Wirtschaft mittelfristig um etwa 3 bis 5 % verringern wird, im Vergleich zu dem, wo man ohne Brexit wäre. Die Quantifizierung der Effekte ist jedoch nicht einfach, u.a. aufgrund methodischer Brüche und sich überlagernder Faktoren. Die seit Jahren niedrige Investitionsquote dürfte auch längerfristig die Aussichten auf Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum beeinträchtigen.

Die Erwartung auf „interessante Handelsabkommen“ und eine Expansion in neue Märkte wurde tendenziell enttäuscht. Neue Abkommen, die nicht auch schon zuvor über die Mitgliedschaft in der EU bestanden, wurden vor allem mit Japan, Australien und Neuseeland geschlossen; die volkswirtschaftlichen Impulse sind überschaubar. Die Verhandlungen mit den USA verzeichnen wenig Fortschritte. Das Verhältnis zu China hat sich anders als erhofft entwickelt. Mit Indien werden Gespräche geführt. Inwieweit es dem teilweise deindustrialisierten Land gelingt, eigene Produktionskapazitäten wieder aufzubauen, bleibt abzuwarten.

Die Migration nach Großbritannien ist auch nach dem Brexit hoch. Über ein Punktesystem für qualifizierte Arbeitskräfte kommen vermehrt nichteuropäische Zuwanderer ins Land. Angesichts des angespannten Arbeitsmarktes ist eine grundlegende Änderung schwierig.

  • Fazit dieser Analyse

Die Folgen der Pandemie und der Energiepreiskrise überlagern bislang die Auswirkungen des Brexit auf die britische Wirtschaft. Die Anpassung der Wertschöpfungsketten und der Rückgang des Außenhandels dürften die Produktivitätsentwicklung mittelfristig schwächen. Eine konstruktive Wirtschaftspolitik, einschließlich einer gezielten Arbeitsmarkt- und Migrationspolitik, dürfte weiter an Bedeutung gewinnen. Der Brexit bietet Großbritannien zwar auch Chancen, aber es ist derzeit nicht absehbar, dass diese die Vorteile der EU-Mitgliedschaft aufwiegen können. Die Bedeutung Londons als globales Finanzzentrum ist für die EU abnehmend.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) sah in einem Artikel am 25. November 2023 „Ein gespaltenes Verhältnis (Großbritanniens) zur Globalisierung. Großbritanniens Politik schwankt zwischen Öffnung und Abgrenzung. In der Handelspolitik geht es seit dem Brexit nur in kleinen Schritten voran.“

Längerfristig und angesichts der geopolitischen Herausforderungen besteht jedoch die Chance einer Wiederbelebung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien auf der Grundlage vieler gemeinsamer Werte.


1 In diesem Beitrag wird der Einfachheit halber von Großbritannien gesprochen. Bekanntlich bilden England, Schottland und Wales Großbritannien sowie Großbritannien und Nordirland zusammen das Vereinigte Königreich = United Kingdom (UK).

2 Quelle: Daten der Weltbank für 2022.

Exporte gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Quellen: Office for National Statistics und Destatis, Deutsche Bundesbank; 2019 vor Effekten von Pandemie und Vollzug des Brexit.

4 Beiträge zur Bruttowertschöpfung 2019. Quellen: Office for National Statistics und Destatis.

5 CCPs treten als Finanzmarktinfrastrukturen zwischen die ursprünglichen Gegenparteien eines Finanzmarktgeschäfts und ersetzen diese. Sie übernehmen das Ausfallrisiko und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu Risikosteuerung und Effizienz.

6 On-Shoring hier = kurzfristige Übertragung von zuvor über EU-Recht geregelten Vorschriften ins britische Recht.

(FOTO: Auftaktveranstaltung FINANZPLATZ DEUTSCHLAND-INITIATIVE der Börsenzeitung am 13.09.2023 mit Hubertus Väth, H.-Joachim Plessentin, Hans-Jürgen Walter, Markus Hill)

Kurzinterview (LinkedIn – „FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN-GRUPPE“)

FINANZPLATZ FRANKFURT: Welche Herausforderungen sehen Sie für den Finanzplatz Frankfurt im kommenden Jahr?

Plessentin: Die geopolitischen Entwicklungen sowie die wirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden auch im Jahr 2024 Auswirkungen auf den Finanzplatz Frankfurt haben. Frankfurt steht im Wettbewerb mit Finanzplätzen wie London und Paris. Die Stärkung des Finanzplatzes und die Finanzierung der nachhaltigen, klimaneutralen und digitalen Transformation sind von zentraler Bedeutung. 

FINANZPLATZ FRANKFURT: Was haben Sie von der Auftaktveranstaltung von Fin-Connect-NRW am 18.12.2023 mitgenommen?

Plessentin: Die Finanzplatzinitiative Fin-Connect-NRW geht 2024 in die Skalierungsphase. Die neue Geschäftsstelle hat ein schlüssiges Konzept vorgelegt, wie das Finanzökosystem ausgebaut und die konkrete Umsetzung von Transformationsprozessen und deren Finanzierung intensiviert werden sollen. Wichtig für diesen Prozess sind auch die neuen Facharbeitskreise.

FINANZPLATZ FRANKFURT: Germany Finance: Welche Impulse werden zur Stärkung des Finanzplatzes Deutschland und der Transformationsfinanzierung 2024 gegeben?

Plessentin: Die Sprecherrolle von Germany Finance, der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Finanzplätze, geht ab Januar turnusgemäß für ein Jahr an Fin-Connect-NRW über. Es ist sicherlich geplant, dass Germany Finance im Jahr 2024 eine neue Studie zur Transformationsfinanzierung in Auftrag gibt. Inwieweit Beteiligungen an internationalen und nationalen Präsentationen vorgesehen sind, bleibt abzuwarten.

Den Kolleginnen und Kollegen des Finanzplatzes Deutschland und der Gruppe wünsche ich ein gutes, erfolgreiches Jahr 2024!“

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FINANCIAL CENTER FRANKFURT: Family Offices, Fund Boutiques, „Frankfurt Financial Center meets Liechtenstein Financial Center“ and St. Moritz ( INTERVIEW – Markus Hill & Thomas Caduff, FUNDPLAT.COM)

Mr Hill, you supported and moderated the organization of the „Financial Center Frankfurt meets Financial Center Liechtenstein“ event in Frankfurt on 8 November 2023. What was the bridge to the topic of „Family Offices & Fund Boutiques“?

I was able to win Reiner Konrad from FOCAM AG in Frankfurt for a short presentation on the topic of „Family Offices, Fund Boutiques, and Manager Selection“. In Frankfurt, he gave a good overview of the importance of independent asset managers, asset allocation, and due diligence of the „hidden champions“. I suggested this topic because I thought it would be a good addition to the core topic of the event (private label funds & advantages of launching funds in Liechtenstein). The event of the „LAFV Liechtenstein Investment Fund Association“ provided a good framework for an intensive discussion on topics such as Liechtenstein as a fund location (David Gamper and Bruno Schranz, LAFV), the international role of Liechtenstein (Isabel Frommelt-Gottschald, Ambassador I.E.), regulation (Dr. Reto Degen, FMA – Financial Market Authority Liechtenstein) and asset management and private label funds (Ralph Früh).

I was also able to speak to some of the visitors to the event in Frankfurt afterward. One key point was repeatedly mentioned as feedback. Liechtenstein had presented itself as a very focused service provider, also for „small“ fund initiators (asset managers, asset managers, etc.), perhaps this could also be an approach for the fund industry there in 2024. I am neutral in my assessment of jurisdictions for the launch of funds, each location (Luxembourg, Germany, etc.) has its special advantages and its own „fan base“. I see a potential niche for Liechtenstein here, as many KVGs (Switzerland: „fund management company“) outside Liechtenstein are quite restrictive in their selection of potential fund partners as soon as funds do not promise the potential for high fund volume increases quickly right from the start. There is certainly an interesting segment of fund initiators that can be classified exactly between the very small and the very large fund volumes. Perhaps Liechtenstein can gain market share here over the next few years.

FOTO: Thomas Caduff & Markus Hill – „FINANZPLATZ SCHWEIZ trifft FINANZPLATZ LIECHTENSTEIN“ (Bild: www.fundplat.com)

You will be giving a keynote speech at the „Mountain Talks“ in St. Moritz on 12.01.2024 and moderating a roundtable on the topic of „Family Offices & Fund Boutiques“. What points could be of interest here, for example?

I often deal with the topics of fund selection and seed money search on a project basis. I often find it interesting from which directions fund managers are often viewed here. It is not possible to produce an ad-hoc study on such a small scale. I am currently exchanging ideas with a large number of family offices in advance to take another look at the relationships between these market participants. In addition to these results, some „theory pie chart studies“ may also be interesting, and perhaps I will also make some comments there.

The topics of communication (branding), financial education and networking, and the networking of players in the DACH region also seem interesting to me. During my „short survey“ in the run-up to the event, there may be one or two qualitative „thoughts“ that could perhaps provide a new perspective. Incidentally, I often see overlaps here in the assessment of liquid and non-liquid fund concepts. For example, I have already had ample opportunity to get to know a few alternative approaches to the communication behavior of family offices and fund boutiques at various other events in the DACH region this year in preparation for presentations. There are also overlaps because a „double hat“ is often worn. Multi-family offices, single-family offices, and independent asset managers, for example, act as selectors on the one hand, but many also have their products (private label funds) on the other. Many of the event formats in the family office sector also thrive on the fact that many of these addresses with a „double hat“ (for example: Multi-Family Office) are also looking for investors for their products or investments (co-investments, club deals, etc.). The difference to the many classic fund boutiques („non-selectors“) is perhaps that the classic family officer cannot „market their products“, as this does not necessarily fit in with the „trusted advisor“ theme. There is also a debate in the market as to whether a family office should offer its products at all. It’s an exciting field and I’m already looking forward to the discussion on site. To take a brief position here too: I think it’s fine for family offices to have skin-in-the-game with their products (investments etc.), if this positioning is transparent for clients, then this often seems to me to be a signal that certain family office concepts also express the fact that they have in-depth expertise in practice and can also provide real support for investments. It is often forgotten that this form of professional figurehead can also represent a risk: If the address does not deliver the desired results, then a shadow falls over the entire client relationship!

What topics are still on the agenda for you in 2024?

As mentioned above, I have worked intensively with liquid and non-liquid fund concepts over the years. For example, I had the opportunity to moderate two video discussion rounds with Telos and Artis ICM for premium sponsorships of the study „Preferences of institutional investors in real estate and alternative investments“. On the one hand, the results of the study were discussed, and on the other, there was an opportunity to discuss topics such as real estate and infrastructure investments in greater depth. The questionnaires for the current study will also be sent out to institutional investors shortly. The results are likely to be exciting against the backdrop of the significant changes in the interest rate landscape. It remains to be seen whether this year’s investor reluctance will turn into another „run“ on alternatives. (Input, ideas, and suggestions for „AIF & MORE“ are always welcome!) As an economist, topics from the infrastructure sector seem very interesting to me, with many fund concepts focusing on segments such as transportation, energy, and real estate. The focus is always on the eagle eye, and there is also an interface with topics such as „social issues“ and private debt (keyword: „Financial Center Frankfurt meets Private Markets 2024“). I also find these areas interesting from a journalistic point of view because these fund structures have to be communicated in a completely different way due to regulatory requirements, with topics such as branding and professional expertise taking center stage. Financial education and content count, not „primitive“ product promotion.

The topics of „fund selection“ and „seed money search“ will also be with me next year. It is interesting to note that many of the players in the start-ups, VC, and private equity segments can also always be linked to the topic of „family offices & fund boutiques“ – if you want to see these interfaces. I have always greatly appreciated the opportunity to exchange ideas with „real“ experts in this field. I have been involved in the liquid segment for many years due to several product research projects (manager selection, „reality check fund concept“ & investor dialog, etc.), in the non-liquid segment I am often more of a „humble learner“ – but with an increasingly steep learning curve. To pick up on the topic from above (Liechtenstein): the topic of „liquid versus non-liquid investments“ and fund launches also often comes up in these discussions.

Looking forward to the talks at the „FONDS professionell KONGRESS“ at the end of January 2024 in Mannheim and various other participants (presentations, moderations, media partnerships, etc.) in the DACH region. I will also continue to focus on the topic of „India“, hopefully, a small farewell party will also work out in February at the financial center in Frankfurt with an industry colleague I greatly appreciate, I would like to give a small speech in his honor, in combination with another topic. Here I have a location with a distant „India background“ in mind, so to speak „Financial Center Frankfurt says FAREWELL!“ in a small circle. I won’t lose sight of the topic of „Liechtenstein“ either; I still have an interview to do here. In connection with such activities, I would like to „optimize“ my activities on LinkedIn next year. Connecting the topic of the financial center (LinkedIn channels „Financial Center“: Frankfurt, Germany, Switzerland, Liechtenstein, Austria) always opens up new opportunities for me to exchange professional ideas. One new development in 2023, for example, was the activation of a „Financial Center Frankfurt am Main Group“; by the end of January, we should have exceeded the 1,000-follower mark. The group is a good addition to the Finanzplatz Frankfurt am Main channel (community, target for the end of January 2024: 7,500 followers). I think that the next year offers a good opportunity to network with the various financial centers in the DACH region more closely via LinkedIn. Thank you for your support in 2023, by the way!

Markus Hill has been an independent asset management consultant since mid-2005. His professional background includes companies such as SEB Bank (marketing/product management, investment banking) and Credit Suisse Asset Management (sales, asset management). His areas of activity include the management of mandates in marketing, PR, and fund selection. As former Head of Sales of mutual funds at an investment boutique (equities and bonds) and in external cooperation with a fund of funds manager, his focus is on small to medium-sized asset management companies. In addition, his journalistic work focuses on the topics of fund boutiques (fondsboutiquen.de) and the use of mutual funds by institutional investors as well as the selection of target funds in multi-management approaches. He is also interested in the financial center Frankfurt as a place for the exchange of ideas (finanzplatz-frankfurt-main.de).

Quelle: www.fundplat.com

FINANZPLATZ FRANKFURT: Metropole, Impressionen, Weisheit, Coaching & Kurzinterview „Wunderkammer in 2024“ (Gastbeitrag – Marcus Kieser)

Die Spitze des Berges ist nur ein Umkehrpunkt (Rheinhold Messner)

Ich bin vor kurzem gefragt worden, wie man sich in New York am besten zu recht findet, um eine grobe Vorstellung zu haben, was auf einen zukommt! Ich hatte geantwortet, dass ich diese Stadt sehr gerne nach Avenues und Streets unterteile, um mir eine gewisse geografische Aufteilung zu geben, um meine persönlichen Quadranten, Rechtecke oder Kreise ziehen zu dürfen, so dass ich meine persönlichen Tagesziele besser erreichen kann. Ich habe also gewisse Planken, Linien, Häuserblocks, Straßen und Kreuzungen mit in meine Beschreibungen gebracht, damit Menschen besser Ihr persönliches Ziel auf Ihrem Weg finden können!

Meine Kraft schöpfe ich aus meinen Ideen für die Zukunft nicht aus den Leistungen, die hinter mir liegen (Rheinhold Messner)

Für mich manchmal ein mutiger Ansatz, um mein Verständnis von Coaching anhand einer Stadt wie hier an New York fest zu machen. Eine Stadt wie New York oder Frankfurt, geben mir so viele Eindrücke und Bilder, um für mich Beispiele zu kreieren und diese in einem Transferprozess meinem Klienten zu spiegeln. Bilder sind für mich wichtige Anker in der Kommunikation und zur Darstellung für und mit dem Menschen. Eine Großstadt ist ein lebendiger Spielplatz für den Coachingansatz, den ich sehr gerne annehme, um lebendige Einzelteile in einen gesamten Coachingprozess integrieren zu dürfen.

Im Grund sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben (Wilhelm von Humboldt)

Übrigens als kleine Zugabe.                                                                                                              

Während ich diesen kleinen Einblick in meine Coaching Tätigkeit gebe, höre ich die 9te Sinfonie (Aus der neuen Welt) von Antonin Dvorak, deren Uraufführung in der Carnegie Hall in New York City stattfand. Warum hatte A.D. dieser Sinfonie den Zusatz -Aus der neuen Welt- gegeben? Er war inspiriert von seinem 3jährigen Aufenthalt in den USA, von neuen Einblicken und neuen Möglichkeiten. 1892 trat Dvorak als Direktor des National Conservatory of Music in New York an.

Es ist nicht schwer zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen. (Johannes Brahms)

Nach der Infrastruktur und der Musik sowie Kultur möchte ich noch ein wichtiges Coaching Element hinzufügen. Um Ziele formulieren zu können und um Wege dafür sehen, greifen, begreifen und berühren zu dürfen, bietet eine Stadt wie Frankfurt (wir sind angekommen) natürlich auch seine tief beeindruckende Skyline. Eine Skyline sitzt da unverrückbar, eckig, kantig, manchmal rund und unheimlich hoch. Wenn ich mit Menschen auf den Main Tower fahre, ist die Fahrt nach oben natürlich gigantisch und wenn wir nach einigen Sekunden angekommen sind, und die Plattform öffnet sich jedem ganz persönlich, sind die ersten Worte – was für eine Sicht in die Ferne und was für eine Draufsicht auf die Wege in Frankfurt und deren Möglichkeiten sein ganz persönliches Ziel zu erreichen. Wir sind eben wieder am Anfang meiner, ganz persönlichen Vorstellungsreise, des Coachings in einer Metropole angekommen.

Die Wichtigkeit für einen Perspektivenwechsel, liegt in der Bereitschaft zur Veränderung der eigenen Sichtweise und dem dazu gehörenden Mut Dinge neu zu sehen (Marcus Kieser)

-Ankommen und Wohlfühlen

Frankfurt nicht nur als Stadt sehen, die man bereist, wo man arbeitet, wo man lebt, sondern Frankfurt sehen als ein besonderer Cocktail von einer ganz besonderen Art!

Frankfurt spricht mich besonders an, wenn ich die Stadt als Botschafter sehe. Eine Botschaft zu adressieren an die Menschen, die in Kontakt mit dieser City kommen! Eine Einladung zu senden, für etwas, was interessant macht für eine lange Zeit, also für etwas bleibendes!

Frankfurt zu sehen, zu genießen, zu fühlen, zu atmen und zu begreifen, hat etwas damit zu tun, das jeder seinen ganz persönlichen, wertschätzenden und respektvollen Mittelpunkt findet!

Frankfurt bietet viel Platz für Entwicklungen.

Dadurch entsteht die Vielfalt, die Kreativität, die Kraft für NEUES, die Leidenschaft für ALTES und deren harmonischen Zusammenführung.

Die Bedürfnisse von Menschen und Stadt in Einklang zu bringen, sind das Ergebnis aussehen, hören, fragen und verstehen!

Der Perspektivenwechsel und das sichtbar machen von Möglichkeiten.

Frankfurt eine Top Stadt im Wandel der Bedürfnisse!

Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich darin nur wohlfühlen. (Albert Einstein)

Autor: Marcus Kieser – www.kieser-mbg-coaching.de

Fotos: Marcus Kieser

Kurzinterview in der LinkedIn-Gruppe „FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN“

FINANZPLATZ FRANKFURT: Welche Themen sind gerade aktuell bei Ihnen?
Marcus Kieser: Ein ganz großer Punkt für mich ist an Bildungseinrichtungen in Frankfurt und im Land Hessen(Politik, Landtag, Fraktionen. IHK Frankfurt) über das Thema  der Neugierde zu referieren.  Ein zentraler Ansatz ist die menschliche wertschätzende Neugierde wieder zu aktivieren für eine neue erweiterte Sicht, für die Entwicklung der Kreativität und den Blick zu bekommen was es im Leben eigentlich für tolle positive Themen gibt, die abzuholen sind.
 
FINANZPLATZ FRANKFURT: „FrankfurtRheinMain & MORE“ ist ja ein Thema dieser Gruppe. Welche Veranstaltungsformate sind für Sie interessant?
Marcus Kieser: Ich war vor einigen Wochen beim Business Summit German-Indian in Mainz zum Thema  IT-Partnerships. Ich war Neugierig auf das Thema, auf die Menschen die ich da treffen durfte, auf den interkulturellen Austausch zwischen Nationen aber trotzdem gleichen Menschen. Ich lebe das aktiv weil es einen absoluten Mehrwert darstellt und eine Zukunftsoption ist  für das Miteinander in der Welt und ich durch Neugierde das bedeutet Fragen stellen, Antworten geben oder nur zuhören Menschen wirklich kennenlernen darf. Was gibt es Besseres und Schöneres!
 
FINANZPLATZ FRANKFURT: Was geht Ihnen noch zum Thema Frankfurt derzeit durch den Kopf?
Marcus Kieser: Wir nehmen den Bahnhof in Frankfurt als ein tolles Gebäude wahr, Menschen kommen nach Frankfurt und fahren wieder weg, Austausch gleich null, weil man in so kurzer Zeit oft nicht so schnell zueinander findet: Eile, Hektik, Stress pur. Wir lassen das Geschehen um den Bahnhof ganz kurz noch ausgeblendet!  Mir geht es um Folgendes: Haben wir uns schon einmal Gedanken gemacht, haben wir schon einmal  Neugierde entwickelt um Menschen auch auf einem Bahngleis kennenzulernen und persönliche wertschätzende Informationen zu erhalten und in einen Austausch zu gehen?
Hier könnte die Bahn oder die Stadt Frankfurt ein Partner sein für das Thema „Neue Partnerschaften am Gleis und ein inspirierendes Miteinander- Gleisbekanntschaften 2024!“

Input, Ideen & Anregungen für GRUPPE & KANAL „Finanzplatz Frankfurt am Main“ sind willkommen: info@markus-hill.com

Link zum Kanal „Finanzplatz Frankfurt am Main“:
https://lnkd.in/eAPdigA6

Markus Hill & Marcus Kieser ( Foto: MH Services)

FRANKFURT & KUNST: Ulrich Diekmann im Gespräch über seine Ausstellung „Zeitgeist ?“ in der Galerie Hübner & Hübner – (GASTBEITRAG – Dr.-Ing. Christian Gross, VDE Rhein-Main e.V.)

Ulrich Diekmann, Maler & Videokünstler, Frankfurt am Main

Es ist immer wieder spannend Uli Diekmanns künstlerischen Werdegang zu verfolgen. Christian Groß hat sich mit ihm am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2023 in der Galerie Hübner & Hübner ( www.galerie-huebner.de ) im Frankfurter Westend getroffen, um mit ihm über seine Kunst zu sprechen. Im Vorgespräch erwähnte Diekmann das Buch „Identitätspolitik“ von Bernd Stegemann (www.matthes-seitz-berlin.de) dass ihn zurzeit inspiriert. Stegemann schreibt über „die negative Folge … in der unentwegten Zunahme neuer Identitäten, die jede für sich einen unbedingten Anspruch an das Gesamt der Gesellschaft stellen. […] Jeder will sein eigenes Zentrum sein, das das Leben aller anderen bestimmen darf“.  Den Frankfurtern ist Stegemann noch aus seiner Zeit als Chefdramaturg am Frankfurter Theater am Turm (TAT) bekannt, bevor er 2004 in die Dramaturgie am Deutschen Theater Berlin wechselte.

Das war die Zeit, über die Uli Diekmann in Band 2 „Mein tägliches Stillleben“ (diekmannulrich) erschienen 2022 im TOBMÜTZ Verlag geschrieben hat.  Er ist der Künstler in unserer Nachbarschaft, einer der „um die Ecke“ arbeitet und der eine exponierte Identität im politisch-gesellschaftlichen Kontext eher skeptisch sieht. Im Mittelpunkt steht seine authentische Lebensgestaltung, die bei ihm heute bruchlos eine Abwendung von der konzeptuellen Gestaltung hin zur Malerei bewirkt hat. Die Botschaft seiner Bilder hat sich dabei über deren Ästhetik entwickelt. Deshalb genügt seine Kunst sich selbst und befördert trotz ihrer künstlerischen Intensität und Qualität keine thematischen Debatten.

Können wir objektiv feststellen, ob Kunst den Zeitgeist widerspiegelt?

In seiner aktuellen Ausstellung „Zeitgeist?“ fragt er nach … „Können wir objektiv feststellen, ob Kunst den Zeitgeist widerspiegelt?“ Der in Frankfurt geboren Goethe hat in seinem Faust I darauf eine einfache Antwort gegeben. Er lässt den Erdgeist sagen: „Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!“ Die Analogie zwischen Erdgeist und Zeitgeist ist wahrscheinlich unausgesprochen ein Motiv der Arbeiten von Diekmann. In diesem Sinn spricht der Titel „Ich nehme keine Anweisungen entgegen“ für sich. Diekmann ist der offene Dialog – auf Augenhöhe – zwischen Politik, Kultur und Ästhetik wichtig. Für ihn finden sich im Dialog „… die Relevanten Themen“. Er befindet sich mit dieser Auffassung in guter Gesellschaft. Dieser Standpunkt war beispielsweise Gegenstand eines 2021 erschienenen Zeit Artikels in dem es darum ging, dass „die Politik von der Kunst die Ästhetik der Differenz lernen kann …“(spd-kulturpolitik-kunst-olaf-scholz-carsten-brosda) Zitat: „Der offene Dialog zwischen Politik und Kunst ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass politisches und gesellschaftliches Gestalten gelingen kann. Kunst ist nicht bloß systemrelevant, sondern im kulturellen Raum liegen die Fundamente, auf denen unser Zusammenleben gegründet ist.

Uli Diekmann hat seit ca. drei Jahren seine Arbeit variiert oder wie er sagt umgestellt. Über Jahrzehnte hat er sehr konzeptuell gearbeitet, dominiert hat dabei die Methodik, wie z.B. bei den Schleifbildern, wo die Malerei erst am Schluss entsteht. Das gleiche gilt für die sog. Abzieh- oder Flechtbilder. Thema ist für ihn immer „das Bild selbst“ gewesen. Er hat nie seine Bilder als Medium genutzt, um weitergehende Botschaften zu transportieren, die über das Bild hinausgehen. „Über dreißig Jahre habe ich Pinsel nur benutzt, um Pigmente in Acryl einzurühren. Aber ich habe über dreißig Jahre keinen Pinselstrich auf einem Bild gemacht. Irgendwie habe ich Lust gehabt, mich von meinem eigenen Konzept zu befreien, was dazu geführt hat, dass meine Vorgehensweise emotionaler geworden ist.“


Es hat lange Jahre und viele Erfahrungen gekostet, bis Uli Diekmann seinen Eingebungen folgen konnte

Er betont, dass es ihm wichtig ist, immer wieder das Gegenteil von dem zu tun, was er vorher getan hat. Arbeiten, die lange brauchen – bis zu einem Jahr – stehen neben solchen, die er in zehn Minuten „erledigt“ hat. Oberflächlich betrachtet folgt Uli Diekmann seine Stimmungen und Launen, legt aber Wert darauf, dass er gerade diesen Zustand erarbeiten musste. Es hat ihn lange Jahre und viele Erfahrungen gekostet, bis er seinen Eingebungen folgen konnte.

Dr.-Ing. Christian Gross & Ulrich Diekmann

Auf die Fragte nach seiner künstlerischen Identität antwortet Uli Diekmann im Gespräch mit Christian Groß philosophisch: „Ich bin der ich bin und der, der ich sein werde. Künstler zu sein bedeutet, sich zu verändern.“  Er hat über dreißig Jahre dafür gebraucht, seine Grenzen zu verschieben. Die neu gewonnene Freiheit ermöglicht ihm die Balance zwischen Kunst und Leben zu gestalten.

Wer daran interessiert ist, Bilder von Uli Diekmann zu sehen oder zu erwerben, kann direkt mit ihm Kontakt aufnehmen.

E-Mail: ukediekmann@yahoo.de

Website: www.ukediekmann.de

Mobil: 0160 90346357

AUTOR

Dr.-Ing. Christian Gross, VDE Rhein-Main e.V.

Vorstandsmitglied – Fachgebiet: IKT

IEEE Consumer Technology Society (CTSoc)

Regional Director EMEA

Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM)

Koordinator der AG1 „Agiles Projektmanagement“

Lehraufträge

FOM Frankfurt am Main „Mangement von Informationstechnologien“

Hochschule Schmalkalden „Projektmanagement“

Gremienarbeit

Mitglied des DIN Gremium NA 147-00-04 AA „Projektmanagement“

Mitglied der DIN ISO Study Group TC258 AHG15

Adresse: Sauerstraße 56

65934 Frankfurt am Main

Mobil ++49 173 753 2462

E-Mail: c.gross63@gmx.net

LinkedIN: Dr-Ing. Christian Gross

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Foto: Michael Jakobi

FINANCIAL CENTRE FRANKFURT & NETWORKING: New impulses through Fin.Connect.NRW, ecosystems, know-how, sustainable finance, Germany Finance & „A Stone’s Throw Away“ (INTERVIEW – Heinz-Joachim Plessentin)

„Financial Centre North Rhine-Westphalia“, Financial Centre Frankfurt, Economy, Innovation, Germany Finance & Cooperation of Financial Centres – Markus Hill spoke for FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE about these topics with Heinz Joachim Plessentin, former coordinator of Fin.Connect.NRW at the Ministry of Economics of NRW. Further components of the discussion were additionally the areas of venture capital, ESG, and transformation as well as the contents of the study „Germany as a financial centre as a cornerstone of the European financial system“.

Hill: Fin.Connect.NRW has attracted attention beyond the state borders. Compared to other financial centres such as Frankfurt, the financial centre initiative is still relatively young. What are the special features, what is the unique selling point of Fin.Connect.NRW?

Plessentin: Indeed, the structures in North Rhine-Westphalia are special. The state has a rather decentralized organization with several major centres such as Düsseldorf, Cologne, and Münster. North Rhine-Westphalia is Germany’s second-largest banking center after Frankfurt, with a focus on Düsseldorf. Next to Munich, Cologne is the strongest insurance location. The state is an important location for industry, medium-sized businesses, and science. Accordingly, Fin.Connect.NRW is not a city-based initiative, but an overarching state initiative that brings together all the players. Fin.Connect.NRW is the financial centre initiative focusing on sustainable, climate-neutral, and digital transformation and its financing. We also have the classic financial center topics on the agenda: location marketing, human resources, innovation & fintech. For example, InsurLab Germany in Cologne is the largest industry initiative to promote digitization and innovation in the insurance industry.


Heinz-Joachim Plessentin, Fin.Connect.NRW & Markus Hill

Hill: For a financial center initiative, the ecosystem and networking are crucial. Networking is essentially based on contacts in the financial industry and the business sectors, personal trust, and mutual appreciation. Who is on board as a cooperation partner in Fin.Connect.NRW?

Plessentin: Fin.Connect.NRW will further expand NRW’s financial ecosystem, especially given the major economic challenge of transformation. The competitiveness and performance of a financial center and sustainable finance in the broader sense depend to a large extent on the performance of the ecosystem. We „span the arc“ from science to finance to the „real economy“. The real economy is represented by the NRW Chamber of Industry and Commerce, the credit industry associations, and the NRW headquarters of the Deutsche Bundesbank are also founding members. Furthermore, in addition to the insurance industry, the stock exchange, private equity companies, NRW.BANK, the Center for Innovation and Technology in North Rhine-Westphalia, or ZENIT for short, the Institute of German Business and the Institute of Energy Economics at the University of Cologne, bank and business professors, and consulting firms such as BCG and zeb are part of the initiative.

Hill: That’s impressive. Who is coordinating the initiative?

Plessentin: We see diversity as a strength. Fin.Connect.NRW is primarily about the topics. The structures are still developing. At present, coordination lies with the Ministry of Economic Affairs, SMEs, Climate Protection and Energy of the State of North Rhine-Westphalia, specifically with my colleague Dr. Dirk Schlotböller and myself in particular. In line with the Future Contract for North Rhine-Westphalia (coalition agreement), Fin.Connect.NRW is being strengthened. On June 14, 2023, the state parliament of North Rhine-Westphalia resolved to strengthen the Fin.Connect.NRW financial center initiative. Specifically, the state parliament has instructed the state government to strengthen the financial center initiative Fin.Connect.NRW and the networking between stakeholders such as companies, the credit industry, insurance companies as well as other players. On this platform, the players are to be able to offer tailor-made financing instruments for syndicated financing with several lenders and to mediate partners. A comprehensive information campaign is to be developed to raise awareness of Fin.Connect.NRW among the relevant target groups. The first NRW climate protection package adopted by the cabinet also includes strengthening Fin.Connect.NRW by awarding it an office, which will start work on November 1, 2023.

Hill: I would like to ask you to elaborate on the conceptual cornerstones. Is diversity a strength of the financial centre?

Plessentin: Yes, we are convinced of that. A study by Germany Finance and Zeb (study entitled „Germany as a financial center – a cornerstone of the European financial system“, in cooperation with the Chair of Banking and Financial Services at the University of Hohenheim, Prof. Burghof, on which I was involved) proves that diversity is an advantage and a strength of the financial system: The German financial centre is an excellent fit with the decentralized, medium-sized economic structure and German federalism. The structures of the economy and the banking sector are very similar. Our financial center consists of several leading regional financial centers with different focuses. This corresponds to the well-known structure of the German real economy, which is diverse, high-growth, international, and stable. New challenges have to be mastered. A diversified economy has a good chance of doing so. The sustainable transformation of the economy – the megatrend of the 21st century – and its financing require a departure and massive innovation, investment, and funding. To explain: Fin.Connect.NRW is a founding member of the Germany Finance working group, along with Frankfurt Main Finance, Finanzplatz Hamburg, Stuttgart Financial, and Finanzplatz München Initiative (with observer status); Berlin Finance Initiative was added. The participating organizations have thus initiated a joint platform to further promote continuous exchange among each other and to provide a central point of contact for people from Germany and abroad interested in Germany as a financial centre.

Hill: How does the cooperation at Germany Finance work? I ask this also against the background that I know and appreciate Frankfurt very well, come from NRW/Cologne, and know that cooperation between countries, financial centres, and organizations is often not that easy.

Plessentin: The cooperation at Germany Finance works well and collegially. This year, the spokesperson role is in Frankfurt, and 2024 it will be with Fin.Connect.NRW. As Germany Finance, we have achieved a lot together with studies on the financial centre, the fintech location, sustainable finance, and in the spring with the consultation on the attractiveness of the financial sector for young people. The cooperation also works well at Fin.Connect.NRW.

Hill: Experience, overarching expertise, and trust built up over the years are essential for coordinating a financial center initiative. My talks, as you know, are therefore about the cause and the people. You are an employee of the Ministry of Economics of North Rhine-Westphalia, were previously with DZ Bank, have dealt with corporate loans and equity financing, funding, and supervisory issues, and are also an author on these issues. What are your personal experiences and assessments?

Plessentin: In the Ministry of Economics of North Rhine-Westphalia, I am involved in the policy department, which deals with issues relating to the future. Coordination and development of Fin.Connect.NRW are therefore not my only task; I also deal with the fundamental issues of the capital and financial markets. My professional experience at renowned institutions (DZ Bank and KfW by today’s name) helps me in this. In addition, the experience I have gained from providing expert support in top-level meetings, in chairing working groups at the federal and state levels, with the departments in the preparation of development bank committees, and with the business community also helps. I have a degree in business administration and am considered a „veteran“ of the financial centre.

Hill: This has shed light on the framework conditions of Fin.Connect.NRW and your coordination, which are essential for understanding. The successes so far are impressive. Nevertheless, more resources and more flexibility are needed for this ambitious task in a scale-up phase. Now to the brand core. The focus of Fin.Connect.NRW is on transformation financing. What does that mean in concrete terms?

Plessentin: The Institute of the German Economy in Cologne has estimated the investment required for climate-neutral and digital transformation at 70 billion euros per year for NRW alone (IW report „Transformation in NRW. How can the digital and climate-neutral transformation of companies in NRW best be financed?“). Of this, climate-neutral transformation accounts for 50 billion euros. This includes both additional and replacement investments. From today’s perspective, the figure is more like 80 billion euros p.a. The majority will have to be financed privately. The banks cannot handle this alone; better use must also be made of the capital market. The challenge in transformation financing is often to better match capital supply and demand. The IW report outlines recommendations for action. The state government and Minister Neubaur have set the „Joint Project Climate-Neutral Industrial Region“ as their goal. North Rhine-Westphalia is to become the first climate-neutral industrial region in Europe and a pioneer on the road to climate neutrality. Fin.Connect.NRW is intended to bundle the forces for the transformation. Fin.Connect.NRW can initiate new solutions. The contribution of the financial sector and companies on this path to the future is of great importance.

Hill: Indeed, the challenges are great right now. Sustainability, climate neutrality, and digitalization are crucial for the financial industry and companies. Business models must be transformed, products and processes adapted, and ESG criteria given greater consideration. How can Fin.Connect.NRW, with its limited resources, contribute to this.

Plessentin: In the start-up phase of Fin.Connect.NRW, the IW’s report was important. It was commissioned jointly with the banking industry associations and quantified the investment and financing requirements for the transformation in NRW for the first time. The financial sector and companies would be well advised to take advantage of the opportunities presented by the transformation. A survey shows that larger companies have opportunities for their competitiveness „on their radar.“ For small and medium-sized enterprises, there is often a need for information. Fin.Connect.NRW, therefore, organizes solution-oriented events together with its cooperation partners to bring together different players across the board, raise awareness, provide practical information, and impart knowledge. The website and the quarterly newsletter also serve this purpose. We are pleased that these offerings are well received. In the future, it will be important to further intensify matching together with our partners to advance the financial center, the transformation of companies, and their financing.

Hill: You are often in Frankfurt. What do you appreciate about Frankfurt?

Plessentin: Frankfurt is the largest German banking center and is internationally positioned. The cooperation with colleagues is good and I get together to exchange ideas. And it’s only a stone’s throw from the Rhine to the Main.

Hill: Finally, a personal question: How long will you continue to coordinate Fin.Connect.NRW? Will you continue to contribute your diverse experience and expertise?

Plessentin: My term of service at the NRW Ministry of Economic Affairs ends on July 31, 2023, so I would like to take this opportunity to thank my colleagues and cooperation partners for their trust and constructive collaboration. I enjoy the topics, the network is pronounced and I have requests. Let’s have a look.

Hill: Great tasks, an interesting prospects and definitely inspiring. Thank you for the interview.


Over four decades, H.-.Joachim Plessentin has provided important impetus and contributions to the economic policy development of the state of North Rhine-Westphalia in various capacities, contributing his expertise in an advisory and supportive capacity. He coordinated the financial center initiative Fin.Connect.NRW from June 15, 2020 to July 31, 2023, was a long-time employee of the NRW Ministry of Economics and previously a banker at DZ Bank and KfW (current designations), holds a degree in business administration and is an author. The interview was conducted in July 2023.

Links: www.fin-connect-nrw.de

Germany Finance (germany-finance.com)

Studien: IW-Gutachten „Transformation in NRW. Wie kann die digitale und klimaneutrale Transformation in NRW am besten finanziert werden?

Der Finanzplatz Deutschland als Eckstein des europäischen Finanzsystems

Photo: Pixabay – Photo: Plessentin/Hill ( Finanzplatz Frankfurt)

FRANKFURT, FAMILY OFFICES & KNOWHOW: Unternehmerfamilien & MYTHOS NR. 1 – das Unternehmen geht immer vor (GASTBEITRAG – Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM)

Mythen in Unternehmerfamilien

Als langjährigem Begleiter von Unternehmerfamilien begegnen mir in der Beratung regelmäßig Mythen und Glaubenssätze, die ich hier auf den Prüfstand stelle. Den Auftakt einer Beitragsserie mache ich mit dem Mythos aller Mythen:

Mythos #01: Das Unternehmen geht immer vor

Welcher Spross einer Unternehmerfamilie hat ihn nicht schon häufiger gehört, als ihm lieb ist, den Spruch „Das Unternehmen geht vor“? Ob es das Familienoberhaupt ist, das im Urlaub keine Zeit für die Kinder hat, weil es vom Unternehmen absorbiert wird, oder der Druck in eine bestimmte Richtung bei der Berufswahl: Gerne wird dies mit der Priorität des Familienunternehmens begründet. Und diese muss oft auch herhalten für die Rechtfertigung hoher Thesaurierungs- und niedriger Ausschüttungsquoten. Von der Notwendigkeit, einen Ehevertrag zu schließen und tunlichst nicht ins Ausland zu verziehen, ganz zu schweigen.

Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM.
Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM

Geht das Unternehmen tatsächlich immer vor? Ist es deshalb für die Unternehmerfamilie oft mehr Last als Lust? Sind die Mitgliedschaft in einer Unternehmerfamilie und/oder die Teilhabe an dem Familienunternehmen gar nicht erstrebenswert? Wie fast immer lohnt ein differenzierterer Blick. Im einleitenden Absatz sind fünf Situationen angerissen, in denen persönliche und Familieninteressen in Konflikt mit dem Unternehmensinteresse geraten können.

Die erste Situation ist eigentlich nicht spezifisch für Unternehmerfamilien, sondern kann bei jeglichem überdurchschnittlichen beruflichen Engagement auftreten. Wenn es im Unternehmen irgendwo kriselt oder ein Projekt dringend vorangetrieben werden muss, muss man nicht zwingend der Unternehmenseigentümer sein, um sich auch während der Urlaubszeit verantwortlich zu fühlen. Gleichgültig, ob man Unternehmenseigentümer oder „nur“ engagierter Angestellter ist, sollte man aber seinen Mitarbeitern vertrauen und ihnen etwas zutrauen. Wenn es dann noch gelingt, die eigenen Beiträge nicht als unersetzbar anzusehen, sollte selbst in Krisensituationen ein Dauereinsatz während des Urlaubs nicht erforderlich sein.

Spezifischer für Unternehmerfamilien ist die Erwartung an den Nachwuchs, in die Fußstapfen desjenigen Elternteils zu treten, das das Unternehmen leitet. Das bedingt dann meist auch eine entsprechende Berufsausbildung. Es ist aber niemandem damit gedient, wenn die Unternehmensleitung in die Hände einer Person gelegt wird, die diese Rolle aus irgendeinem Grund nicht ausfüllen kann oder will. Findet sich kein Familienmitglied für diese Rolle, muss der Schritt gegangen werden, eine familienfremde Geschäftsführung zu installieren. Ob die Familie dann noch Gesellschafter sein will und wie sie ihre Interessen aus größerer Distanz zum Unternehmen dann noch wahrnimmt, sollte Gegenstand eines sorgfältigen inhaberstrategischen Prozesses sein. Als dessen Ergebnis wird die Familie für sich geklärt haben, was für sie Sinn und Ziel einer gemeinsamen Vermögensbewirtschaftung ist, ob das Familienunternehmen weiter dazugehören soll und mit welcher Governance sie ihren Einfluss sicherstellen will. Es ist also nicht das Unternehmen, das vorgeht, sondern die Familie!

Weniger digital ist diese Entscheidung bei dem dritten oben genannten Beispielsfall, der Frage des Vorrangs von Thesaurierung oder Ausschüttung. Die jeweiligen persönlichen Interessen der Gesellschafter sind hier stark von ihrer Lebenssituation und ihrem sonstigen Vermögen beeinflusst, aber auch von ihrer Nähe zum Unternehmen und der Größe ihres Gesellschaftsanteils. Die „richtige“ Ausschüttungsquote wird sich deshalb nicht bestimmen lassen. Da hilft auch das Argument wenig, dass der Gesellschaftsanteil ohne eigene Leistung erlangt worden sei und die Familienmitglieder ihre Ansprüche deswegen zügeln sollten. Sinnvoll kann es aber sein, die Diskussion über die reguläre Ausschüttungshöhe von derjenigen über Sonderentnahmerechte bei besonderen Anlässen zu trennen. Wird für bestimmte Situationen ein disquotales Entnahmerecht oder die Möglichkeit zur Aufnahme eines Darlehens bei der Gesellschaft vorgesehen, vereinfacht das die Suche nach einer für alle akzeptablen regulären Ausschüttungshöhe oft erheblich. Auch diese Diskussion sollte Teil des inhaberstrategischen Prozesses sein und die Interessen aller Gesellschafter berücksichtigen. Das kann dazu führen, dass ergebnis- oder eigenkapitalabhängige Quoten bestimmt, eine Mindestausschüttung garantiert oder verschiedene Mechanismen über Zeit miteinander kombiniert werden. Letzteres bietet sich insbesondere dann an, wenn das Unternehmen in bestimmten Zyklen mehr oder weniger Kapital benötigt. Das Unternehmen geht nämlich nicht pauschal vor, es ist aber in der Regel der wichtigste Vermögensgegenstand der Familie und muss von dieser geschützt werden.

Damit es nicht auch vor der Familie geschützt werden muss, sollte diese möglichst homogen sein. Das ist angesichts unterschiedlicher Charaktere, Erfahrungen und Altersklassen meist schon herausfordernd genug. Deshalb versuchen die meisten Familien, Ehepartner und Adoptivkinder, sofern sie nicht im Familienverbund aufgewachsen sind, außen vor zu lassen. Dafür sind Regelungen zur Gütertrennung, zum Pflichtteilsverzicht und zu Vertretungsberechtigungen in der Gesellschafterversammlung erforderlich. Sie werden von den jungen Gesellschaftern zumeist als belastend empfunden, aber an dieser Stelle empfiehlt es sich tatsächlich, der Firma bzw. der Familienhomogenität den Vorrang einzuräumen. Denn diese sollte nicht durch persönliche Animositäten im Zusam­menhang mit einer möglichen Ehescheidung belastet werden. Dieser Aspekt verliert erst dann an Bedeutung, wenn der Gesellschafterkreis so groß ist, dass das Querschießen eines Einzelnen weder die Stimmung unter den Gesell­schaftern, noch die Entscheidungsfähigkeit des Unternehmens, noch den Erhalt des Familienvermögens gefährden kann.

Schließlich das Thema Wegzug ins Ausland: Erfüllt die Gesellschaft, an der der Wegziehende beteiligt ist, nicht bestimmte Voraussetzungen, sind die stillen Reserven, mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern wenn Deutschland durch den Wegzug das Besteuerungsrecht verliert. Je nach Größe des Gesellschaftsanteils des wegziehenden Gesellschafters und des Umfangs der hierauf entfallenden stillen Reserven kann die so entstehende Steuerlast eine Größenordnung erreichen, die den Verkauf zumindest eines Teils der Anteile erforderlich macht. Wenn dann in der Familie niemand bereit oder in der Lage ist, die Anteile aufzunehmen, droht die Veräußerung an Familienfremde und damit die Aufgabe der Geschlossenheit des Gesellschafterkreises. Zwar gibt es hier einige Strukturierungsmöglichkeiten zur Vermeidung der Steuer, sie sind aber komplex und führen zu Strukturen, die man sonst nicht gewählt hätte. Dennoch lohnt es darüber nachzudenken, weil eine faktische Immobilität heute von vielen Gesellschaftern als unzumutbar empfunden wird. Letztlich ist auch hier ein sorgfältiger Interessenabwägungsprozess erforderlich, nach dessen Ende erst feststeht, ob das Unternehmensinteresse vorgeht oder nicht. Sofern die Entscheidung gegen Wegzugsteuer-vermeidende Strukturen fällt, sollte überlegt werden, inwieweit die Familie dem Wegziehenden hilft: Hier kommen disquotale Entnahmerechte, Ansprüche auf Darlehensgewährung, Aufkauf von Anteilen durch Gesellschafter und sogar ein Anspruch auf Abkauf von Anteilen durch das Unternehmen in Betracht. Alle diese Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile und es gehört auch zu den Aufgaben eines Inhaberstrategieprozesses, die Familienmitglieder in die Lage zu versetzen, hierüber kompetent zu entscheiden.

Der Mythos stimmt nicht. „Immer“ geht das Unternehmen nicht vor; dort, wo es das nicht tun soll, sollten die Interessen vorher aber sorgfältig abgewogen worden sein.

„Dr. Henning Schröer hat für die Familie Merz in Frankfurt ein Family Office aufgebaut und über 10 Jahre geleitet. Mit fidubonum (www.fidubonum.de) berät er nun vermögende Familien in Strategie- und Strukturfragen, wozu auch die Beratung beim Aufbau passgenauer Family Office-Strukturen gehört.“

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FINANZPLATZ FRANKFURT & FINANZPLATZ DEUTSCHLAND: Neue Impulse durch Fin.Connect.NRW, Ökosysteme, Knowhow, Sustainable Finance, Germany Finance & “Katzensprung” (INTERVIEW – Heinz-Joachim Plessentin)

„Finanzplatz Nordrhein-Westfalen“, Finanzplatz Frankfurt, Wirtschaft, Innovation, Germany Finance & Kooperation der Finanzplätze – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE über diese Themen mit Heinz-Joachim Plessentin, ehemals Koordinator von Fin.Connect.NRW im Wirtschaftsministerium von NRW. Weitere Bestandteile der Diskussion waren zusätzlich die Bereiche Venture Capital, ESG, Transformation sowie die Inhalte der Studie „Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“.

Hill: Fin.Connect.NRW hat über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden. Im Vergleich zu anderen Finanzplätzen wie Frankfurt ist die Finanzplatzinitiative noch relativ jung. Was sind die Besonderheiten, was ist das Alleinstellungsmerkmal von Fin.Connect.NRW?


Plessentin: In der Tat sind die Strukturen in Nordrhein-Westfalen besonders. Das Land ist eher dezentral organisiert mit mehreren Oberzentren wie Düsseldorf, Köln und Münster. Nordrhein-Westfalen ist nach Frankfurt der zweitgrößte deutsche Bankenplatz mit dem Schwerpunkt Düsseldorf. Köln ist neben München der stärkste Versicherungsstandort. Das Land ist ein bedeutender Industrie-, Mittelstands- und Wissenschaftsstandort. Entsprechend ist Fin.Connect.NRW keine städtische, sondern eine übergreifende Landesinitiative, die alle Akteure zusammenführt. Fin.Connect.NRW ist die Finanzplatzinitiative mit dem Fokus auf nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation und deren Finanzierung. Außerdem haben wir die klassischen Finanzplatzthemen auf der Agenda: Standortmarketing, Human Resources, Innovation & Fintechs. So ist beispielsweise das InsurLab Germany in Köln die größte Brancheninitiative zur Förderung von Digitalisierung und Innovation in der Versicherungswirtschaft.

Heinz-Joachim Plessentin, Fin.Connect.NRW & Markus Hill


Hill: Für eine Finanzplatzinitiative sind das Ökosystem und die Vernetzung entscheidend. Vernetzung basiert im Wesentlichen auf Kontakten in die Finanzwirtschaft und die Wirtschaftsbranchen, persönlichem Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Wer ist als Kooperationspartner bei Fin.Connect.NRW mit an Bord?

Plessentin: Mit Fin.Connect.NRW wird das Finanzökosystem NRW weiter ausgebaut, gerade angesichts der großen wirtschaftlichen Herausforderung der Transformation. Die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit eines Finanzplatzes und von Sustainable Finance im weiteren Sinne hängt maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des Ökosystems ab. Wir „spannen den Bogen“ von der Wissenschaft über die Finanzwirtschaft zur „Realwirtschaft“. Die Realwirtschaft wird durch die IHK NRW vertreten, ebenso sind die kreditwirtschaftlichen Verbände und die Hauptverwaltung in NRW der Deutschen Bundesbank Gründungsmitglieder. Darüber hinaus sind neben der Versicherungswirtschaft die Börse, Private-Equity-Gesellschaften, die NRW.BANK, das Zentrum für Innovation und Technik in Nordrhein-Westfalen, kurz ZENIT, das Institut der deutschen Wirtschaft und das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln, Bank- und Wirtschaftsprofessoren sowie Beratungsunternehmen wie BCG und zeb Teil der Initiative.


Hill: Das ist beeindruckend. Wer koordiniert die Initiative?


Plessentin: Wir verstehen Vielfalt als Stärke. Fin.Connect.NRW kommt vor allem über die Themen. Die Strukturen entwickeln sich noch. Derzeit liegt die Koordination beim Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, konkret bei meinem Kollegen Dr. Dirk Schlotböller und insbesondere bei mir. Entsprechend dem Zukunftsvertrag für Nordrhein-Westfalen (Koalitionsvertrag) wird Fin.Connect.NRW gestärkt. Der Landtag NRW hat am 14. Juni 2023 die Stärkung der Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW beschlossen. Konkret hat der Landtag die Landesregierung beauftragt, die Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW und die Vernetzung zwischen Stakeholdern wie Betrieben, der Kreditwirtschaft, Versicherungen sowie weiteren Akteuren zu stärken. Auf dieser Plattform sollen die Akteure passgenaue Finanzierungsinstrumente für eine syndizierte Finanzierung mit mehreren Kreditgebern anbieten und Partnerinnen und Partnern vermitteln können. Eine umfassende Informationskampagne soll entwickelt werden, um die Bekanntheit von Fin.Connect.NRW bei den relevanten Zielgruppen zu erhöhen. Auch das vom Kabinett beschlossene erste NRW-Klimaschutzpaket beinhaltet die Stärkung von Fin.Connect.NRW durch die Vergabe einer Geschäftsstelle, die am 1. November 2023 ihre Arbeit aufnimmt.


Hill: Ich bitte um nähere Erläuterungen zu den konzeptionellen Eckpunkten. Ist Vielfalt eine Stärke des Finanzplatzes?

Plessentin: Ja, davon sind wir überzeugt. Eine Studie von Germany Finance und zeb (Studie „Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“, in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim, Prof. Burghof, an der ich mitgewirkt habe) belegt die Vielfalt als Vorteil und Stärke des Finanzsystems: Der deutsche Finanzplatz passt hervorragend zur dezentralen, mittelständischen Wirtschaftsstruktur und zum deutschen Föderalismus. Die Strukturen der Wirtschaft und des Bankensektors sind sehr ähnlich. Unser Finanzplatz besteht aus mehreren führenden regionalen Finanzplätzen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dies entspricht der bekannten Struktur der deutschen Realwirtschaft, die vielfältig, wachstumsstark, international und stabil ist. Neue Herausforderungen müssen gemeistert werden. Eine diversifizierte Wirtschaft hat dafür gute Chancen. Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft – der Megatrend des 21. Jahrhunderts – und ihre Finanzierung erfordern einen Aufbruch und massive Innovationen, Investitionen und Finanzmittel. Zur Erläuterung: Fin.Connect.NRW ist neben Frankfurt Main Finance, Finanzplatz Hamburg, Stuttgart Financial und Finanzplatz München Initiative (mit Beobachterstatus) Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Germany Finance; Berlin Finance Initiative kam hinzu. Die beteiligten Organisationen haben damit eine gemeinsame Plattform initiiert, um den kontinuierlichen Austausch untereinander weiter zu fördern und eine zentrale Anlaufstelle für am Finanzplatz Deutschland Interessierte aus dem In- und Ausland zu bieten.

Hill: Wie funktioniert die Zusammenarbeit bei Germany Finance? Ich frage das auch vor dem Hintergrund, dass ich Frankfurt sehr gut kenne und schätze, aus NRW/Köln komme und weiß, dass die Zusammenarbeit zwischen Ländern, Finanzplätzen und Organisationen oft nicht ganz einfach ist.


Plessentin: Die Zusammenarbeit bei Germany Finance funktioniert gut und kollegial. In diesem Jahr liegt die Sprecherrolle in Frankfurt, 2024 bei Fin.Connect.NRW. Als Germany Finance haben wir gemeinsam mit Studien zum Finanzplatz, zum Fintech-Standort, zu Sustainable Finance und im Frühjahr mit der Konsultation zur Attraktivität der Finanzbranche für junge Menschen einiges bewegt. Auch bei Fin.Connect.NRW funktioniert die Zusammenarbeit gut.


Hill: Für die Koordination einer Finanzplatzinitiative sind Erfahrung, übergreifende Expertise und über Jahre gewachsenes Vertrauen unerlässlich. Bei meinen Gesprächen geht es, wie Sie wissen, daher um die Sache und um die Menschen. Sie sind Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums NRW, waren vorher bei der DZ Bank, haben sich mit Unternehmenskrediten und Beteiligungsfinanzierungen, Förder- und Aufsichtsfragen beschäftigt und sind auch Autor zu diesen Fragen. Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen?


Plessentin: Im Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen bin ich in der Grundsatzabteilung engagiert, die sich mit Zukunftsfragen befasst. Koordination und Aufbau von Fin.Connect.NRW  sind daher nicht meine einzigen Aufgaben, sondern ich beschäftige mich auch mit den Grundsatzfragen des Kapital- und Finanzmarktes. Dabei hilft mir meine Berufserfahrung bei renommierten Instituten (DZ Bank und KfW nach heutiger Bezeichnung). Darüber hinaus hilft die Erfahrung aus der fachlichen Begleitung bei Spitzengesprächen, in der Leitung von Arbeitskreisen auf Bund-Länder-Ebene, mit den Ressorts bei der Förderbank-Gremienvorbereitung und mit der Wirtschaft. Von Hause aus bin ich Diplom-Betriebswirt und gelte als „Urgestein“ des Finanzplatzes.

Hill: Damit haben wir die Rahmenbedingungen von Fin.Connect.NRW und Ihrer Koordination beleuchtet, die für das Verständnis wesentlich sind. Die bisherigen Erfolge können sich sehen lassen. Für diese ambitionierte Aufgabe werden in einer Scaleup-Phase gleichwohl mehr Ressourcen und mehr Flexibilität benötigt. Nun zum Markenkern. Der Fokus von Fin.Connect.NRW liegt auf der Transformationsfinanzierung. Was heißt das konkret?


Plessentin: Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat den Investitionsbedarf für die klimaneutrale und digitale Transformation allein für NRW auf 70 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (IW-Gutachten „Transformation in NRW. Wie lässt sich die digitale und klimaneutrale Transformation der Unternehmen in NRW am besten finanzieren?“). Davon entfallen auf die klimaneutrale Transformation 50 Mrd. Euro. Darin enthalten sind sowohl Zusatz- als auch Ersatzinvestitionen. Aus heutiger Sicht sind es eher 80 Mrd. Euro p.a. Der überwiegende Teil wird privat finanziert werden müssen. Die Banken können dies nicht alleine stemmen, auch der Kapitalmarkt muss besser genutzt werden. Die Herausforderung bei der Transformationsfinanzierung besteht oft darin, Kapitalangebot und -nachfrage besser zusammenzubringen. Das IW-Gutachten zeigt Handlungsempfehlungen auf. Die Landesregierung und Ministerin Neubaur haben sich das „Gemeinschaftsprojekt Klimaneutrale Industrieregion“ zum Ziel gesetzt. Nordrhein-Westfalen soll die erste klimaneutrale Industrieregion Europas und Vorreiter auf dem Weg zur Klimaneutralität werden. Mit Fin.Connect.NRW sollen die Kräfte für die Transformation gebündelt werden. Fin.Connect.NRW kann neue Lösungen anstoßen. Der Beitrag von Finanzwirtschaft und Unternehmen auf diesem Zukunftspfad ist von großer Bedeutung.

Hill: In der Tat sind die Herausforderungen gerade jetzt groß. Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Digitalisierung sind für die Finanzwirtschaft und die Unternehmen entscheidend. Geschäftsmodelle müssen transformiert, Produkte und Prozesse angepasst und ESG-Kriterien stärker berücksichtigt werden. Wie kann Fin.Connect.NRW mit seinen begrenzten Ressourcen dazu beitragen?


Plessentin: In der Startphase von Fin.Connect.NRW war das Gutachten des IW wichtig, das gemeinsam mit den Verbänden der Kreditwirtschaft vergeben wurde und erstmals den Investitions- und Finanzierungsbedarf für die Transformation in NRW quantifiziert hat. Finanzwirtschaft und Unternehmen sind gut beraten, die Chancen der Transformation zu nutzen. Eine Umfrage zeigt, dass größere Unternehmen die Chancen für ihre Wettbewerbsfähigkeit „auf dem Schirm“ haben. Bei kleinen und mittleren Unternehmen besteht häufig Informationsbedarf. Fin.Connect.NRW führt daher lösungsorientiert gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Veranstaltungen durch, um unterschiedliche Akteure übergreifend zusammenzubringen, zu sensibilisieren, praxisnah zu informieren und Wissen zu vermitteln. Dazu dienen auch die Website und der vierteljährlich erscheinende Newsletter. Wir freuen uns, dass diese Angebote gut angenommen werden. In Zukunft wird es darauf ankommen, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern das Matching weiter zu intensivieren. Ich gehe davon aus, dass die neue Geschäftsstelle, die mit mehr Ressourcen ausgestattet sein wird, einen Lenkungskreis und thematische Arbeitsgruppen einrichten und die Partner einbeziehen wird.


Hill: Sie sind des Öfteren auch in Frankfurt. Was schätzen Sie an Frankfurt?

Plessentin: Frankfurt ist der größte deutsche Bankenplatz und international aufgestellt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist gut und ich treffe mich zum Austausch. Und vom Rhein an den Main ist es nur ein „Katzensprung“.

Hill: Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie lange werden Sie Fin.Connect.NRW noch koordinieren? Werden Sie Ihre vielseitige Erfahrung und Expertise weiter einbringen?


Plessentin: Meine Dienstzeit im NRW-Wirtschaftsministerium endet am 31. Juli 2023. Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, den Kolleginnen, Kollegen und Kooperationspartnern für das Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit zu danken. Die Themen machen mir Spaß, das Netzwerk ist ausgeprägt und ich habe Anfragen. Schauen wir mal.

Hill: Große Aufgaben und interessante Perspektiven. Es bleibt spannend. Ich danke Ihnen für das Gespräch.

H.-Joachim Plessentin hat in vier Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen wichtige Impulse und Beiträge zur wirtschaftspolitischen Entwicklung des Landes NRW gegeben und seine Expertise beratend und unterstützend eingebracht. Er koordinierte die Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW vom 15. Juni 2020  bis zum 31. Juli 2023, war langjähriger Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums NRW sowie zuvor Banker bei der DZ Bank und der KfW (heutige Bezeichnungen), ist Diplom-Betriebswirt und Autor. Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.

Links: www.fin-connect-nrw.de

Germany Finance (germany-finance.com)

Studien: IW-Gutachten „Transformation in NRW. Wie kann die digitale und klimaneutrale Transformation in NRW am besten finanziert werden?

Der Finanzplatz Deutschland als Eckstein des europäischen Finanzsystems

FRANKFURT & KNOWHOW: „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“, USA, Kanada, Europa – Erneuerbare Energien, Infrastruktur & Private Markets (INTERVIEW – Sebastian Thürmer, artis ACM)

USA, Kanada, Europa, Erneuerbare Energien und Infrastruktur – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT.DE mit Sebastian Thürmer, artis ACM, über aktuelle Trends in den Bereichen Immobilien, Alternative Investments und ESG. Grundlagen des Gespräches zu verschiedenen Themen wie Direktinvestments, Spezialfonds und das Segment Private Markets war unter anderem die kürzlich durchgeführte Studie „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“.

Hill: Sie sind gegenwärtig dabei, auch Gelder für nordamerikanische Kapitalanlagen seitens deutscher Institutioneller einzuwerben. Produktinitiatoren sprechen hier aktuell von einer stark gestiegenen Nachfrage bei diesen Investoren. Stimmt das und warum ist das so?

Thürmer: Im Vergleich zu Europa punkten die USA und Kanada mit langfristig besseren Konjunkturdaten, positiv demographischen Aussichten, attraktiven Standortbedingungen, einer proaktiven Industriepolitik und niedrigen Energiepreisen. In Deutschland und Europa beobachten wir schon längere Zeit eine Art Deindustrialisierung der Wirtschaft, also Standortverlagerungen. Kapitalanleger schließen sich nun diesem Trend an. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr, schließlich bieten besonders die USA und Kanada einen hohen Grad an Rechtssicherheit, welches Länder und Regionen in Asien nicht unbedingt bieten können. Im Prinzip ist diese Einstellung aber eher ein Votum gegen Deutschland und Europa, da viele Anleger politische Entscheidungen zum Beispiel in der Energiepolitik oder das Ignorieren struktureller Probleme, nicht mehr nachvollziehen können. Das sorgt vermehrt für Unsicherheit und Verdruss. In der von artis Institutional Capital Management und Telos Rating initiierten Studie „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“ kam dieser Trend auch deutlich zum Ausdruck. Netterweise hatten Sie ja im Mai dieses Jahres die Ergebnisse der Studie mit mir, Alexander Scholz (TELOS), Martin Krause & Martin Stoss (BVT Holding) in einem Podcast diskutiert, ich freue mich natürlich auch auf die baldige Veröffentlichung unseres Gedankenaustausches. Sie moderieren ja auch noch bei einem Panel zum Thema „Immobilien, Alternative Investments, ESG – Herausforderungen für Family Offices & institutionelle Investoren“ auf dem P5 THE PROPERTY CONGRESS von Dr. Dominik Benner am 7. Juli in Frankfurt. Herr Scholz wird ja auch mit dabei sein, ebenso Herr Dr. Benner selber und Jan Paul Becker. Ein interessanter Mix von Fachleuten, zumal hier auch noch die besondere Betrachtungsweise von Family Offices zu diesem Themenkreis angesprochen wird.

Sebastian Thürmer, artis ACM

Hill: Also wenden sich institutionelle Investoren von Deutschland und Europa ab?

Thürmer: Diese Einschätzung würde ich so nicht teilen, aber Anleger sind momentan außereuropäischen Kapitalanlagen offener eingestellt als noch vor wenigen Jahren und erhöhen demnach hierfür ihre Quoten. Anlageschwerpunkt deutscher Institutioneller bleibt weiterhin die Heimatregion. Hier werden aber zukünftig Anlageklassen bevorzugt, welche eher konjunkturunabhängig sind.

Hill: Sprechen Sie vom Thema Energie-Infrastruktur?

Thürmer: Energie-Infrastruktur ist in der Tat eines der Megathemen, deckt aber nur einen Teilbereich im Bereich Infrastruktur ab. Infrastrukturinvestitionen werden in den kommenden Jahren enorm an Bedeutung gewinnen. Thematisch steht bei Institutionellen der Sektor Energie als Kernstück der Energiewende ganz oben auf der Agenda. Fakt ist aber auch, dass einige Institutionelle von der Energiepolitik beziehungsweise der in Deutschland grassierenden Heizungsdebatte irritiert sind und Anlageentscheidungen hinauszögern. Mir ist zwar noch kein Fall von einem Investitionsstopp bekannt, aber diese Diskussion und hieraus mögliche Auswirkungen schaden dem Standort Deutschland. Der Bereich Infrastruktur wird als Mix zukünftig breiter aufgestellt sein müssen. Themen wie Verkehrsinfrastruktur, also Personenverkehr und Gütertransport als auch Soziales wie Gesundheit und Bildung sind bislang nicht oder nur geringfügig implementiert. Der gewaltige Investitionsbedarf in Energie, Digitalisierung oder nachhaltige Transportthemen erfordert sehr viel Kapital. Demnach werden Infrastrukturanlagen in den Portfolien der Assekuranz oder von Altersvorsorgeeinrichtungen in den kommenden Jahren massiv im Neugeschäft zulegen.

Hill: Besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Quote der Infrastrukturinvestments die der Immobilien in fünf oder zehn Jahren überholt?

Thürmer: Ob in fünf oder zehn Jahren Immobilien oder Infrastruktur eine stärkere Gewichtung in der Gesamtallokation einnehmen, ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Beide Assetklassen haben in der Kapitalanlage ihre Bedeutung und demnach auch ihre Berechtigung. Beide Assetklassen sind ohnehin miteinander verwandt und verzahnen sich im Laufe der Zeit. Einige professionelle Anleger haben beide Bereiche ohnehin schon zusammengelegt.

Hill: Wie schätzen Sie denn aktuell die Anlageklassen Immobilien, Private Equity und Private Debt ein?

Thürmer: Wir sehen für 2024 weltweit eine leichte Konjunkturaufhellung, rückläufige Inflationszahlen und daraus folgend möglicherweise wieder sinkende Zinsen. Das wäre ein guter Nährboden für diese Assetklassen. Bei Immobilien zeigen sich Institutionelle derzeit recht zurückhaltend. Das Preisniveau ist in den vergangenen 12 Monaten zum Teil deutlich gesunken. Dies geht einher mit stark steigenden Mieten. Das macht Immobilien dann wieder attraktiver und dürfte bei Zinssenkungen durchschlagen. Wahrscheinlich fokussieren sich Institutionelle weiter auf Wohnimmobilien, im Gegensatz zu gewerblichen Immobilien. Als investitionswürdig gelten dann Neubauimmobilien sowie Bestandsimmobilien mit Baujahren nahe der Neubaugrenze. Bei älteren Gebäuden ist die Kostenschätzung der energetischen Sanierung oftmals mit Risiken behaftet. Private Equity-Anlagen sind traditionell sehr hoch kreditfinanziert, so dass einige Deals in Frage gestellt werden. Mit einem rückläufigen ZInsniveau entspannt sich auch hier die Situation. Private Debt sehe ich als einen wichtigen Baustein für die Zukunft. Im Vergleich zu den USA spielt diese Assetklasse in Europa noch immer ein Nischendasein, aber mit einem sehr großen Wachstumspotenzial. Niedrigere Zinsen dürften dieser Assetklasse überproportional helfen. Private Debt wird den klassischen Bondmärkten deutlich zusetzen. Aufgrund regulatorischer Faktoren wie beispielsweise die Baseler Eigenkapitalvorschriften werden Banken und Sparkassen, welche immer noch den Löwenanteil an Kreditfinanzierungen stellen, im Neugeschäft deutlich zurückhaltender agieren, weshalb Investoren und Projektentwickler gezwungen sein werden, auf alternative Anbieter zurückzugreifen. Investoren profitieren von hohen Renditeaufschlägen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

Sebastian Thürmer ist geschäftsführender Gesellschafter der artis Institutional Capital Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main, einem unabhängigen Consultant und Placement Agent für institutionelle Investoren in der DACH-Region.

FRANKFURT & KNOWHOW: „Wholistische Innovation“, Finanzplatz, Blockchain, Kryptowinter und Krimis (INTERVIEW – Dieter Brockmeyer, Diplomatic World)

„Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe, sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen“ (Antoine de Saint-Exupéry). Markus Hill sprach mit Dieter Brockmeyer, Diplomatic World, über das Thema „Wholistische Innovation“. Angesprochen wurden hier Punkte wie Finanzplatz Frankfurt, Blockchain, Bitcoin, Kryptowinter und die Kunst der Entspannung.

Hill: Wholistische Innovation, was ist darunter zu verstehen?

Brockmeyer: Wir sehen Innovationen immer noch viel zu isoliert. Dabei hat alles was ich in einem Segment anstoße auch Auswirkung auf benachbarte Segmente. Das wird gerne außer Acht gelassen, einfach weil wir auf kurzfristige Entscheidungen zum eigenen Vorteil geprägt sind. Das hat uns immer das Überleben gesichert und unseren Kindern einen besseren Start ermöglicht. Nur heute sind die Probleme so komplex geworden, dass sie nur noch gemeinschaftlich und grenzüberschreitend gelöst werden können. Dazu gehört Dialog- und Kompromissbereitschaft, die aktuell aber wieder von Ideologien verdrängt wird. Das ist sehr gefährlich.

Dieter Brockmeyer, Diplomatic World ( Bild: Olaf Deneberger)
Dieter Brockmeyer, Diplomatic World – Bild: Olaf Deneberger

Hill: Was hat das mit einem Finanzplatz wie Frankfurt zu tun?

Brockmeyer: Sehr viel! Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Wir müssen uns regenerieren und das geht nur in einem lebenswerten Umfeld. Und auch die Arbeitsbedingungen müssen so sein, dass ich meine Leistungskraft voll entfalten kann und es mir dabei gut geht. Auch hier hilft ohne Zweifel eine ganzheitliche und übergreifende Betrachtungsweise. Hinzu kommt, dass das alles Geld kostet, das erst einmal erwirtschaftet werden muss und auch die Finanzmärkte vor eine Disruptionswelle stehen. Bitcoin und Co haben langfristig enorme Auswirkungen – und das ist erst der Anfang. Das betrifft auch den Finanzplatz Frankfurt, der sich übrigens gar nicht so schlecht schlägt, wie von mancher Seite unterstellt wird. Ich lebe sehr gerne in dieser Stadt. Das ist jetzt sehr subjektiv. Es wird aber gestützt von immer mehr internationalen Rankings in denen Frankfurt immer bessere Positionen einnimmt.

Hill: Trotz einiger Skandale und dem sogenannten Kryptowinter scheint sich der Bitcoin stabilisiert zu haben.

Brockmeyer: Kryptowährungen sind immer noch ein recht junger Bereich und sind gerade erst am Anfang eines Übergangs zu geregelten Strukturen. Da sind Rückschläge und Reinigungsprozesse normal und die Volatilität ist enorm. Das Problem ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich Blasen aufbauen und platzen. Die Internetblase baute sich in den 1990ern über 10 Jahre auf, bevor sie platzte. Seit 2015 haben wir bereits die ich glaube vierte Konsolidierung gesehen. Das geht natürlich an die Nerven.

Hill: Haben wir jetzt die Trendwende?

Brockmeyer: Das Potential der Blockchain Technologie ist enorm, nicht nur in der Finanzindustrie. Was wirklich geht, das wird sich erst nach vielen Versuchen und einigem Scheitern herausstellen. Das ist immer so. Hier müssen wir aber auch vorsichtig sein, denn die Blockchain ist auch eine potenziell sehr gefährliche Technologie, je nachdem, wie man sie einsetzt. Jede Transaktion wird für alle Zeit gespeichert und kann nachvollzogen werden. Anonymisiert zwar, aber das kann durch gezielte Regulierung und in Kombination mit anderen Technologien ausgehebelt werden. Wir müssen klar definieren, was wir wollen und was nicht. Das ist eine immer drückender werdende gesellschaftlich Aufgabe, der wir uns stellen müssen.

Hill: Werden wir neue Rekordstände beim Bitcoin sehen?

Brockmeyer: Als wir die Turbulenzen bei den Banken hatten, sehen wir zum ersten Mal, dass der Bitcoin gegen den Trend regelrecht nach oben ausgebrochen ist, stärker als die Edelmetalle. Bitcoin hat sich zum ersten Mal so verhalten, wie es seine Jünger immer vorhergesagt haben und dient zum ersten Mal als so etwas wie einen sicheren Hafen für Geldwerte. Ob das langfristig so bleibt, das wird die Zukunft zeigen. Denn dieser Kryptofrühling findet aber in einem veränderten Umfeld statt. Krypto Assets sind längst im normalen regulierten Finanzmarkt angekommen und Regierungen sind sehr darum bemüht auch einen Regulierungsrahmen für Kryptoprodukte zu schaffen. Hinzu kommen die Bemühungen um nationale Kryptowährungen wie den digitalen Euro. Das wird zwar noch einige Jahre dauern, aber es verändert natürlich das Umfeld. So viel jedenfalls scheint aber klar: Die Wild West Zeiten sind vorbei und damit dürften auch die allergrößten Ausschläge nach oben vorbei sein. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber ich halte die Prognosen für neue Höchststände bei Bitcoin und Co. für übertrieben. Im kommenden Jahr steht voraussichtlich Ende April das nächste Halfing an bei dem der Aufwand einen Bitcoin zu „minen“ sich wieder verdoppeln wird. Die vergangenen Male hat das immer zu regelrechten Kursexplosionen geführt. Es wird spannend sein zu sehen, ob es dieses Mal wieder so ist oder die Ausschläge etwas moderater ausfallen.

Hill: Das bringt mich zum Schluss: Was macht Dieter Brockmeyer, wenn er mal nicht arbeitet?

Brockmeyer: Mit einem guten Essen kann man mich sehr leicht vom Schreibtisch weglocken und gelingt gelegentlich auch mit einem guten Buch, wobei sich ein Faible für Kriminalromane herausgebildet hat. Gelegentlich kann man mich auch zu Galerie, Theater oder Konzertbesuchen motivieren, wobei leider meine alte Liebe für gutes Kino inzwischen häufig zu kurz kommt.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

Dieter Brockmeyer ist ein international anerkannter Medien- und Innovationsexperte, Publizist, Keynote-Speaker und Moderator. Er ist Chief Project Officer, CPO, von Diplomatic World, einem Medienprojekt, das seit der Jahrtausendwende am Markt ist und mit seinem vierteljährlichen Magazin sich als Meinungsmedium in der Diplomatie im Raum Brüssel und weit darüber hinaus einen Namen gemacht hat. Er ist Mitgründer und der Innovationsexperte des Diplomatic World Institutes, DWI, in Brüssel, sowie Partner der internationalen Audio-Podcast-Reihe „2hochMEHR“ zum Thema Innovationsdenken. Er kuratiert internationale Branchenkongresse und entwickelte die Wholistic World Innovation Trophy, die das DWI 2021 erstmals virtuell vergeben hat, und die im November 2022 im Casa Llotja del Mar in Barcelona ihre physische Premiere feierte. Die internationale Auszeichnung basiert auf dem Konzept der „Wholistischen Innovation“, das er für das Institut entwickelt hat und in seinen auf Amazon erhältlichen letztem Büchern „Pandemia’s Box“ auf Englisch und Deutsch erläutert wird.

Das Konzept der „Wholistischen Innovation“ wird in dem Buch „Pandemia’s Box“ erklärt, erhältlich im Buchhandel und den Onlineplattformen.

FRANKFURT & NETWORKING: „Care Gen“, Community Building, 5. Finfluencer Circle Treffen & Lieblingsmenschen (INTERVIEW – Birgit Hass, BB Beteiligungsbörse Deutschland GmbH)

Am Finanzplatz Frankfurt am Main bieten sich viele Gelegenheiten für einen gepflegten Gedankenaustausch. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit Birgit Hass, BB Beteiligungsbörse Deutschland GmbH, über die persönliche Motivation für Themen wie Networking, Social Media, Community Building, „Care-Gen“ und das anstehende 5. Finfluencer Circle Treffen in Frankfurt (Kooperation: Baader Bank AG & CMS Deutschland). Zusätzlich angesprochen wurden auch ihre Interessen für die Bereiche Mittelstand, Beteiligungen, Startups, „Romantik“ und Lieblingsmenschen.

Hill: Was bedeutet für Sie Networking?

Hass: Ich bin ein Networker aus Leidenschaft. Gerne bringe ich Menschen und Marken zusammen. Irgendwie liegt das in meiner DNA. In Sachen Sichtbarkeit und Netzwerk macht man mir wenig vor. Ich bin einfach ein Community Builder und Matchmaker. Ich liebe es Menschen und Ideen zu matchen, 360° Content zu produzieren und zu promoten. Ich denke, dass Netzwerken und Community Builden in der Zukunft immer bedeutender werden, v.a. im Metaverse. Da braucht man diese Stärken. Wenn man dazu noch eine gewisse Empathie mitbringt und das Care-Gen, dann hat man den Menschlichkeitsfaktor, den die Maschine nie ersetzen können wird. Daher bin ich hoffentlich für die Zukunft gut gerüstet.

Hill: Sie betreiben intensiv Networking in Frankfurt. Was steht bei Ihnen aktuell an?

Hass: Gerade bin ich mit bereits dabei das 5.te Finfluencer Circle Treffen mit CMS Deutschland und der Baader Bank zu organisieren. An meiner Organisationsseite stehen Dr. Andreas Zanner, Bianca Hoffmann sowie Nathalie Richert und Nico Baader. Am 22.06 ist es soweit. Diesmal feiern wir auf einer der schönsten Dachterrassen Frankfurts 40 Jahre Baader Bank, sprechen über Unternehmensfinanzierung, Retail, mögliche Wege an die Börse & was man unbedingt dabei beachten sollte! Natürlich darf das Networking nicht zu kurz kommen!

Speaker:

  • Birgit Hass, Finfluencer Circle – BB Beteiligungsbörse Deutschland GmbH
  • Nico Baader, Baader Bank
  • Nathalie Richert, Baader Bank
  • Sabina Prüser, Secure Point
  • Dr. Andreas Zanner, CMS Deutschland
  • Florian Plagemann, CMS Deutschland
  • Bettina Laurick, FidAR
  • Robert Halver, Baader Bank
  • Christoph Greitemann, Deutsche Telekom
  • Matthias Wittenburg, Beteiligungsboerse Deutschland
  • Sophie Charlotte Salathé, CMS Deutschland

Hill: Was machen Sie gerade, wenn Sie nicht „finfluencen“?

Hass: Ich bin CMO bei der Beteiligungsbörse Deutschland, der hybriden Plattform für mittelständische Direktbeteiligungen. Dort bin ich 360° für Marketing und Kommunikation zuständig. Auch die Beteiligungsbörse ist ein Matchmaker! Das gefällt mir persönlich natürlich besonders gut. Wir bringen die mittelständischen Unternehmen mit den passenden Investoren auf einer hybriden Plattform zusammen. Die Themen Unternehmertum- und StartUp Förderung, Female Empowerment, Networking, Personal Branding liegen mir am Herzen. Privat lese ich gerne Ratgeberbücher, sehe gerne romantische Filme oder Serien, treffe Familie und Freunde und mag Wellness & Reisen. Mein Lieblingsmensch ist meine Tochter.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch. Ich freue mich auch auf ein Wiedersehen am Abend bei einem interessanten Stammtisch, den Ingo Narat und Holger Ullrich organisieren.

Birgit Hass ist Chief Marketing Officer, Finfluencerin, Netzwerkerin, Beirätin, Mentorin, Content Creatorin und Social Media Expertin. Sie bringt jede Menge Marketing- und Kommunikationserfahrung aus den Medien (Sky, sport1, Bellevue and More AG, der Agenturwelt (Chocolate Blue, CMF Advertising, Klickkonzept GmbH) sowie aus der Fintech Branche (creditshelf, Traxpay, Beteiligungsbörse Deutschland) mit. Als Gründerin des Finfluencer Circles connected sie Influencer und Finanzentscheider um ihr Wissen über Geldanlage und Finanzen zu teilen und gemeinsam mehr zu erreichen.

LINKEDIN-PROFIL : Birgit Hass

BETEILIGUNGSBÖRSE DEUTSCHLAND: www.beteiligungsboerse.eu

Birgit Hass (BETEILIGUNGSBÖRSE) & Markus Hill (FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE
Birgit Hass (BETEILIGUNGSBÖRSE) & Markus Hill (FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE)