FRANKFURT & KULTUR: Ausstellung GLEICH MUT, Impressionen – KUNST: Geli von der Schulenburg (GASTBEITRAG, Dr.-Ing. Christian Gross, VDE Rhein-Main e.V.)

Ausstellung GLEICH MUT der Künstlerin Geli von der Schulenburg

in der Galerie Hübner&Hübner vom 26. Januar bis 24. Februar 2024 in Frankfurt am Main

Inspiriert durch die Vernissage der Ausstellung GLEICH MUT der Künstlerin Geli von der Schulenburg am 26. Januar 2024 in der Galerie Hübner & Hübner im Frankfurter Westend bin ich den Spuren ihrer Kunst gefolgt. Der Titel ihrer Ausstellung mit Bildern, die sie im Zeitraum von 2009 bis 2023 gemalt hat, „GLEICH MUT“ war ein erster Hinweis, vielleicht auf die zehnte parami des Buddhismus, Gleichmut (Pali: upekkha). Dieser Begriff steht für eine Geisteshaltung, mit der wir nichts für unsere Hilfe zurückerwarten und gleichgültig gegenüber Freude und Schmerz sind, auch gegenüber Nutzen und Schaden, den wir empfangen. Es ist eine gelassene Haltung, ohne Bewertung.

Geli von der Schulenburg zeigt in ihrer Ausstellung Bilder aus den letzten fünfzehn Jahren ihres Schaffens, kombiniert mit neuen Arbeiten. In unterschiedlichen Serien greift sie kontinuierlich Themen wie Beziehungen des Individuums in der Welt, Erinnerung, Glücksstreben oder Entgrenzung auf. Dabei fließen eigene Erfahrungen, Familiengeschichte und Anregungen aus Kunstgeschichte und Literatur in ihre Bilder ein. Eine besondere Rolle spielt dabei der meist monochrome Hintergrund, der den Ausdruck der Motive intensiviert und zur Aussage der Bilder beiträgt.

Im wiederholten Aufgreifen von Motiven und Themen in Serien entwickelt sie diese inhaltlich und künstlerisch weiter. Die dargestellten Tiere z.B. erhalten dabei eine fast menschliche Mimik, die zum Blickkontakt herausfordert. Und Wachtürme, die die Künstlerin eher als Aussichtstürme oder Grenzhäuser verstanden wissen will, machen in der Form eine sichtbare Wandlung durch, weg von einer Überwachungsanlage, hin zu einem Ort der Grenzüberwindung. Obwohl ihre Motive ruhig und still erscheinen, sind sie voller Energie. Diese innere Bewegung bezieht ihre Lebendigkeit aus einer Reaktion auf die Veränderlichkeit der Welt. Geli von der Schulenburg unterstreicht die Wichtigkeit dieser Aussage mit einem japanischen Zitat, das die Ungewissheit, in der wir leben, als eine höchst wertvolle Konstellation hervorhebt. Sie stellt diese in einen Zusammenhang mit dem titelgebenden Gleichmut und macht den Betrachtenden ein Angebot zur Auseinandersetzung des Ichs mit der Welt [1].

Aus der Zeit, 2009 (Tusche, Acryl, Graphit, Pigmentstifte auf Leinwand, 24 x 18 cm)

Im Katalog zitiert die Künstlerin den deutschen Philosophen und Kulturkritiker Walter Benjamin (* 15. Juli 1892 in Berlin; † 26. September 1940 in Portbou, Spanien) mit einer Überlegung zum Begriff der Geschichte: „Streift denn nicht uns selber ein Hauch der Luft, die um die Früheren gewesen ist?“

Die Bilder der Serie „Aus der Zeit“ verstärken mit ihren fast monochromen Grau-Weiß-Schattierungen als Rätsel- und Imaginationsfläche einen flüchtigen, fast schattenhaften Eindruck. Dementsprechend ist die stille Gemütsruhe der Bilder der Zeit enthoben. „Die Tiefe des Ausdrucks hat die Künstlerin viele Jahre lang in mehreren Serien entwickelt, in der sie sich Themen wie der Vergangenheits­bewältigung oder des Glücks nähert. Konnte in früheren Arbeiten die Stille ihren Ursprung im erlebten Schrecken haben, rührt die gelassene Ruhe der Gesichter und Körper nun spürbar von einer zurzeit nicht selbstverständlichen Zuversicht her; diese ist in jedem Blick zu spüren [2].“

Dein Lächeln (Faceroom), 2012 (Tusche, Acryl, Graphit, Pigmentstifte auf Leinwand, 70 x 50 cm)

Soziale Interaktion ist nichts Individuelles

Von Geli Schulenburg portraitierte Gesichter aus der Serie Faceroom sind mehr als die Darstellung einer konkreten Person. Sie stehen für soziale Interaktion und emotionale Reifung. Damit bleiben sie ewig wirksam, auch wenn die Erinnerung an eine bestimmte Person längst verschwunden ist. Die emotionale Kraft bestimmt ihre Portraits, nicht der individuelle Zug oder – wenn es sich um religiöse Kunst handelt – der Symbolgehalt. Die Künstlerin fixiert in ihren Portraits das Urmenschliche. Damit öffnet sich ihr Begriff „GLEICH“ als eine Grundeigenschaft des „menschlichen Herzens und Kopfes“ die das „selbe, gleiche und unwandelbare Wesen“ des Menschen und vielleicht auch der Tiere erfasst [3].

Aus familiären Gründen hat Geli die dramatische Geschichte des Diplomaten Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (1875 – 1944), Großonkel ihres Mannes Stephan kennengelernt. F. W. Schulen-burg hatte sich dem Kreisauer Widerstandskreis angeschlossen und war in die Umsturzpläne gegen Hitler einbezogen gewesen. Im November 1944 wurde er deshalb hingerichtet. Alte Fotos, Briefe, Quittungen, Vermerke, Notizen und andere Dokumente aus seinem Nachlass wurden auf der Burg Falkenberg in der Oberpfalz entdeckt und waren in Frankfurt auf dem Weg ins Bundesarchiv zwischengelagert. In ihrer Wohnung war sie daher über Jahre gewissermaßen verfolgt von den Spuren, den Geistern dieses mutigen Mannes und seiner Lebensgefährtin. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte inspirierte die Künstlerin zu ihrer Serie „Aus der Zeit“ [4].

Altes Boot: Zwischen den Welten

Altes Boot II, 2015 (Tusche, Acryl, Graphit, Ölstift auf Leinwand, 60 x 80 cm)

Neben lebendigen Bildern malt Geli von der Schulenburg auch alte Boote. Dies Bilder lassen viel Raum für die Phantasie des Betrachters. Die kontrastreiche Zweiteilung des Hintergrundes verweist auf eine Reise zwischen den Welten. Die alten Boote sind vom Leben gezeichnet. Mit einer ungeheuren Präsenz sind sie auf einer hoffnungsvollen Reise. Die Boote könnten auch für die Arche Noah stehen, ein Schiff, dass keinen Antrieb und keine Masten braucht. Wenn die alten Boote für einen Zustand des Wartens auf die Sturmflut stehen, gewinnt der Begriff „alt“ eine neue, zeitlose Bedeutung. So gesehen stehen diese Bilder für den Gegensatz von Statik und Dynamik. Melancholie und Schönheit kennzeichnen diese Bilder gleichermaßen. Gerade ihre unausgesprochenen Geschichten machen sie spannend und ausdrucksstark.

Geli von der Schulenburg, Jahrgang 1961, hat Kunst und Architektur in Frankfurt am Main und Darmstadt studiert, lebt und arbeitet in Frankfurt. Im Rahmen ihres Architekturstudiums in den 1980er Jahren in Darmstadt absolvierte sie eine klassische Ausbildung in Malerei und Zeichnen.

Fazit

Die Ausstellung GLEICH MUT der Künstlerin Geli von der Schulenburg ist sehr empfehlenswert. Die Bilder sind kraftvoll, sie leben von einem Spannungsbogen zwischen Dynamik und Statik. Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Februar 2024 in der Galerie Hübner & Hübner im Frankfurter Westend zu besichtigen.

[1] „Geli von der Schulenburg: Gleich Mut“ vom 26. Januar bis 24. Februar 2024 in der Galerie Hübner & Hübner

[2] GELI VON DER SCHULENBURG – SO VIEL RUHE

[3] Die Spurensammlerin

[4] Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg

Galerie Hübner & Hübner

Grüneburgweg 71, 60323 Frankfurt

T + 49.69.72 12 81

mobil: +49 173 90 17562

info@galerie-huebner.de

www.galerie-huebner.de

Öffnungszeiten

Di. – Fr.: 14.00 – 19.00 Uhr

Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr

sowie nach telefonischer Vereinbarung

AUTOR

Dr.-Ing. Christian Gross, VDE Rhein-Main e.V.

Vorstandsmitglied – Fachgebiet: IKT

IEEE Consumer Technology Society (CTSoc)

Regional Director EMEA

Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM)

Koordinator der AG1 „Agiles Projektmanagement“

Lehraufträge

FOM Frankfurt am Main „Mangement von Informationstechnologien“

Hochschule Schmalkalden „Projektmanagement“

Gremienarbeit

Mitglied des DIN Gremium NA 147-00-04 AA „Projektmanagement“

Mitglied der DIN ISO Study Group TC258 AHG15

Adresse: Sauerstraße 56

65934 Frankfurt am Main

Mobil ++49 173 753 2462

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Foto: Pixabay