FINANZPLATZ FRANKFURT & KOOPERATION: Stärkung des Finanzplatzes Deutschland und der Transformationsfinanzierung durch Finanzplatzinitiativen (GASTBEITRAG – Heinz-Joachim Plessentin)

Die Stärkung des Finanzplatzes Deutschland ist ein wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzsektors und des Wirtschaftsstandorts Deutschland in Europa und darüber hinaus zu erhöhen. Eine große Herausforderung ist die nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation der Wirtschaft und die Finanzierung des hohen Investitionsbedarfs.

Der Finanzplatz Deutschland im europäischen Vergleich

Deutschland ist ein wichtiger Akteur im europäischen Finanzsektor. Es zeichnet sich durch wirtschaftliche Stabilität, eine leistungsfähige Volkswirtschaft und eine zentrale geografische Lage aus. Im Vergleich zu anderen europäischen Finanzplätzen wie London, Paris, Zürich und Luxemburg hat Deutschland eine einzigartige Position und eine besondere Struktur. Frankfurt ist ein international führender Finanzplatz. Starke regionale Zentren wie Berlin, Hamburg, München, Nordrhein-Westfalen und Stuttgart sorgen für ein optimales Angebot für Wirtschaft und Menschen.

Eine Studie („Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“) belegt die Vielfalt als Vorteil und Stärke des Finanzsystems: Der deutsche Finanzplatz passt hervorragend zur dezentralen, mittelständischen Wirtschaftsstruktur und zum deutschen Föderalismus. Die Strukturen von Wirtschaft und Bankensektors sind sehr ähnlich. Dies entspricht der Struktur der deutschen Realwirtschaft.

Neue Herausforderungen meistern und Chancen nutzen

Gleichwohl steht der Finanzplatz und Wirtschaftsstandort vor der Herausforderung, seine Wettbewerbsfähigkeit in einem sich schnell wandelnden globalen Umfeld zu erhalten und möglichst auszubauen. Dafür müssen die Weichen heute gestellt werden. Eine diversifizierte Wirtschaft hat gute Chancen, Herausforderungen zu meistern.

Dr. Sabine Mauderer, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, hat mit ihren Beiträgen die Herausforderungen aufgezeigt und wichtige Impulse gegeben:

Der historische Strukturwandel ist ausgelöst durch geopolitische Veränderungen, Energiewende, Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischen Wandel und die Folgen der COVID-19-Pandemie. Diese Umwälzungen bieten sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Wirtschaft. Innovationen sind ein Treiber des Strukturwandels.

Heinz-Joachim Plessentin & Markus Hill

Die nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation der Wirtschaft – der Megatrend des 21. Jahrhunderts – und ihre Finanzierung erfordern einen Aufbruch und massive Innovationen, Investitionen und Finanzmittel. Der Staat muss dafür die Rahmenbedingungen setzen. Die Finanzierung des enormen Investitionsbedarfs spielt eine zentrale Rolle. Beispielsweise allein in NRW weist eine Studie einen Investitionsbedarf von 70 Mrd. Euro pro Jahr (aus heutiger Sicht 80 Mrd. Euro) aus für klimaneutrale und digitale Investitionen.

Deutschland hat ein großes Wachstums- und Innovationspotenzial, aber mehr Investoren für Zukunftstechnologien wären von großem Nutzen. Mehr Kapital sollte hier investiert werden. Eine niedrige Investitionsquote würde Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand gefährden. Investitionsbedarf, Expertise und Investoren müssen besser vernetzt und das Finanzökosystem ausgebaut werden.

Angesichts der Höhe des Investitionsbedarfs wird der überwiegende Teil privat über Banken, Versicherungen, Börse, Private Equity, Venture Capital und Fonds finanziert werden müssen. Die deutsche Finanzwirtschaft hat die Chance und das Potenzial, eine führende Rolle bei der Finanzierung der Transformation und der Klimawende einzunehmen. Der Finanzsektor sollte sich als Dienstleister der Realwirtschaft verstehen und sich besser mit anderen Branchen vernetzen. Finanzdienstleister können ein Teil der Lösung sein. Deutsche Standorte sind Vorreiter bei der nachhaltigen Finanzierung.

Das Matching von Kapitalangebot und -nachfrage muss besser organisiert werden. Eine größere Akzeptanz des Kapitalmarktes und ein breiteres Verständnis seiner Bedeutung sind entscheidend, um Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und die deutsche Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen. Der EU-Kapitalmarkt sollte weiterentwickelt werden. Verbriefungen und Plattformen sind wichtige Instrumente.

Förderbanken können durch Anschubfinanzierungen, Haftungsfreistellungen und als Ankerinvestoren eine wichtige Rolle bei der Transformationsfinanzierung und Risikoverteilung spielen: Die Europäische Investitionsbank, Klimabank der EU, die KfW, Transformationsbank des Bundes und Landesförderinstitute wie die NRW.BANK

Unternehmen brauchen gerade für längerfristige Investitionen geeignete Rahmenbedingungen, Flexibilität und schlanke bürokratische Prozesse, überschaubare Planungssicherheit und positive Rentabilitätsaussichten. Innovative Start-ups müssen gefördert werden und haben oft einen First Mover-Vorteil.

Ausbau des Finanzökosystems durch Finanzplatzinitiativen

Studien zeigen, dass die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit eines Finanzplatzes und von Sustainable Finance im weiteren Sinne maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des Ökosystems abhängen. Finanzplatzinitiativen können als vorwettbewerbliche Infrastruktur, als „Team hinter dem Team“ verstanden werden. Sie können verschiedene Akteure übergreifend zusammenbringen sowie eine vertiefte Zusammenarbeit von Kooperationspartnern initiieren und koordinieren. Für die Beteiligten sollte ein Mehrwert erkennbar sein.

Die deutschen Finanzplatzinitiativen sind organisiert in Germany Finance, der Arbeitsgemeinschaft der Finanzplätze. Gemeinsames Ziel ist es, „den Finanzplatz im europäischen und internationalen Kontext zu stärken, ihm ein Gesicht zu geben und Ansprechpartner für Interessenten am Finanzplatz Deutschland aus dem In- und Ausland zu sein. Dies … im engen Schulterschluss mit dem Bundesfinanzministerium und der GTAI.“ Die Sprecherrolle liegt 2023 in Frankfurt (Andreas Glänzel) und turnusgemäß 2024 bei Fin-Connect-NRW.

Mitglieder von Germany Finance sind:

Thematische Schwerpunkte der Finanzplatzinitiativen sind die Transformationsfinanzierung und Sustainable Finance, die Förderung von Innovation und Fintechs, Human Ressources (Attraktivität für Führungs-, Fach- und Nachwuchskräfte) sowie Standortmarketing.

Im September 2023 fand der Kick-Off-Event der Finanzplatz Deutschland Initiative statt, die von der Börsen-Zeitung ins Leben gerufen wurde. Die Initiative soll mit Veranstaltungen bis zum Frühjahr 2025 fortgeführt werden und den Austausch über die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland stärken. Darüber hinaus informieren auch Social-Media-Plattformen regelmäßig über den Finanzplatz, wie die Plattform Finanzplatz Deutschland, und bieten auch Diskussionsmöglichkeiten.

Welche Schritte bedarf es, um den Ausbau zum Finanzökosystem durch Finanzplatzinitiativen weiter zu beschleunigen?

Netzwerke zu einem Ökosystem zu entwickeln bedeutet, dass verschiedene Akteure im Finanzsektor, von Banken über Versicherungen, Börse und Private Equity bis hin zu Fintech-Start-ups, mit der Realwirtschaft, Wissenschaft und dem Staat enger zusammenarbeiten, um Innovationen voranzutreiben, Kapital bereitzustellen und den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu erleichtern. Ein ausgebautes Ökosystem kann die Resilienz und Innovationskraft des Finanzplatzes Deutschland stärken.

Als Beispiel sei hier Fin.Connect.NRW genannt, das die Aufgabe hat, das Finanzökosystem auszubauen, insbesondere mit dem Fokus auf der Transformationsfinanzierung. Dazu wird die Finanzplatzinitiative in der Skalierungsphase vom Wirtschaftsministerium NRW mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet und eröffnet ab dem 01. November 2023 eine neue Geschäftsstelle (Kompetenzzentrum, zentrale Anlaufstelle). Für diese anspruchsvolle Aufgabe ist eine fundierte Erfahrung im Bereich von Finanzplatzinitiativen von großem Nutzen, um zeitnah aktiv werden zu können.

Eine Umfrage zeigt, dass große Unternehmen die Chancen der Transformation für ihre Wettbewerbsfähigkeit „auf dem Schirm“ haben. Bei kleinen und mittleren Unternehmen besteht häufig Informationsbedarf, zum Beispiel über die Anwendung von ESG-Kriterien bei der Kreditvergabe und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Fin-Connect-NRW hat mit seinen Kooperationspartnern bereits seit 2020 lösungsorientierte Veranstaltungen durchgeführt, um unterschiedliche Akteure übergreifend zusammenzubringen, zu sensibilisieren, praxisnah zu informieren und Wissen zu vermitteln. Der persönliche Austausch und das Networking können zu neuen Lösungen beitragen.

In der Zukunft sollen die Aktivitäten in den Bereichen Projektmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche Begleitung und Koordination von Arbeitskreisen intensiviert werden. Ein Lenkungsausschuss sowie spezialisierte thematische Arbeitskreise sollen das Finanzökosystem auf übergreifende Weise vertiefen. Facharbeitsgruppen haben das Ziel, Partner zusammenzuführen, um die Transformationsfinanzierung zu skalieren, die Digitalisierung zu fördern, Expertenwissen für den Transformationsprozess zu vermitteln und die Nachhaltigkeit zu unterstützen. Ein langfristiges Ziel besteht darin, Strukturen zu schaffen, die sich möglichst selbst tragen.

Es wird sich zeigen, wie zeitnah das Konzept umgesetzt werden kann und welche Impulse für den Finanzplatz Deutschland und die Transformationsfinanzierung ab Januar 2024 gegeben werden, wenn die Sprecherrolle für Germany Finance turnusgemäß an Fin-Connect-NRW übergeht.


H.-Joachim Plessentin hat in vier Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen wichtige Impulse und Beiträge zur wirtschaftspolitischen Entwicklung des Landes NRW gegeben und seine Expertise beratend und unterstützend eingebracht. Er koordinierte die Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW vom 15. Juni 2020  bis zum 31. Juli 2023, war langjähriger Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums NRW sowie zuvor Banker bei der DZ Bank und der KfW (heutige Bezeichnungen), ist Diplom-Betriebswirt und Autor.

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FINANZPLATZ FRANKFURT & FINANZPLATZ DEUTSCHLAND: Rhein-Main-Connection, „Drink doch eine met“, Kölsch versus Äppelwoi & Ganzkörperausschlag (GASTBEITRAG – Dirk Bednarz, Hessen)

Auf Seite 18 im Rhein Main Teil der FAZ vom 5. Oktober 2023 ist unter der Überschrift „Inselbegabung“ folgender Satz zu lesen: „Du, Frankfurt, bist eben, jenseits sinnlicher Erfahrungen in der Apfelweinkneipe oder im Waldstadion, durch und durch eine Stadt des Wortes.

Ist das so? Auf eine Stadt des Wortes wäre ich nicht gekommen. Klar, jetzt kommen die Frankfurt Fans mit Ihrem Dichterfürsten Goethe oder der Philosophentruppe Adorno, Marcuse, Fromm etc. um die Ecke. Dabei reimen die Ultras der Eintracht „Randale, Bambule“ auf Frankfurter Schule. Soviel zum Thema Geist und Wissenschaft.

Dirk Bednarz

Frankfurt ist eine Stadt der Attitüde. In Frankfurt ist man erfolgreich oder mindestens busy. Wenn man aus dem Hauptbahnhof herauskommend sich auf den Weg durch die Kaiserstraße Richtung Bankenviertel macht, bekommt man einen ersten Eindruck. Selbst die in stattlicher Anzahl anwesenden Drogendealer und Ihre Kunden wirken irgendwie gestresst. Von den Finanzleuten ganz zu schweigen. Böse Zungen behaupten, es gäbe eine große Schnittmenge zwischen den erwähnten Gruppen…

Als in Bonn geborener, aber mit deutlichem Bias zur „heiligen Stadt“ Köln bekennender Rheinländer bin ich immer noch am Vergleichen. Als ich 1996 nach Frankfurt kam, dachte ich sofort an Entwicklungshilfe in Sachen Lockerheit und Nachhilfe in guter Laune.

Insbesondere die rheinische Lässigkeit suchte ich vergebens. Zitat Die Welt: Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Kölner dazu neigen, Regeln nicht zu ernst zu nehmen. Das hat eine angenehme Seite: Die undeutsche Lässigkeit, um die die Stadt von vielen beneidet wird“.  

Beim Thema Gute Laune wird oft Heinz Schenk als Vorzeige-Frankfurter ins Spiel gebracht. Na ja. Obwohl der in Mainz geboren wurde lasse ich den gelten. Millowitsch, wenn auch Sohn einer Wienerin und eines Mannes aus einer unbedeutenden Stadt, wurde immerhin in Köln geboren. Natürlich muss ich jetzt zum Thema Karneval (nicht Fasching!) kommen. Viele Frankfurter bekommen alleine beim Gedanken an Karneval Ganzköperausschlag und sind außerdem zu beschäftigt (siehe “busy“). In Köln ist es die Fünfte Jahreszeit. Entweder man macht mit oder nimmt Reißaus.

Dabei gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Köln und Frankfurt. Durch die eine Stadt fließt der Rhein, durch die andere immerhin der Main. Die einen haben den Dom, die anderen die Paulskirche. In der einen Stadt spielt der FC, in der anderen die SGE. Zugegebenermaßen waren die Frankfurter in den letzten Jahren sportlich wesentlich erfolgreicher. Glückwunsch! Wenn man sich jedoch die Anzahl der Mitglieder, Anzahl der Fanclubs, Anzahl der Auswärtsfans und nicht zuletzt die ewige Tabelle anschaut: Da liegen die Vereine schon sehr dicht beieinander.

In Köln trinkt man Kölsch. Frisch gezapft aus der Kölschstange. In Frankfurt Äppler. Sauer gespritzt aus dem Gerippten. Beides sehr erfrischend. Übrigens ist man sich einig, dass es kein größeres Trinkglas als 0,5l braucht. Aus dem Eimer (ab 1,0 l) saufen nur Tiere.

Dazu hört man BAP oder die „Föss“ bzw.  die  Rodgau Monotones, Moses P. oder Sabrina Setlur.

In Köln isst man Himmel und Äd und halven Hahn. In Frankfurt Leiterchen und Handkäs mit Musik. Die Klammer zwischen beiden Städten ist der nur mit Masochismus zu ertragende Kellner in den typischen Gasthäusern. Klassische Frage: Was hast Du bestellt? Wasser? Willst Du Dich waschen?

Selbstverständlich hat auch jede der beiden Städte eine „natürliche“ Gegner-Stadt. Namen werden aus Pietätsgründen an dieser Stelle nicht genannt.

Also: Die nördlichste Stadt Italiens (allen Münchnern und Regensburgern rufe ich an dieser Stelle zu: „Tacete a questo punto e dimostrate la leggerezza italiana!“) oder Mainhattan? Bella Figura oder Business Suit? Gönnen können oder ehrgeizig sein?

Beide Städte leben von der hohen Identifikation Ihrer Einwohner mit der jeweiligen Stadt. Beide Städte sind weltoffen und integrieren scheinbar mühelos andere Kulturen ohne die eigene Identität zu vernachlässigen. In beiden Städten kann man „sein Ding“ machen und viele Vorurteile erweisen sich als haltlos. „Alles Geschmackssache“ sagte die Ente und biss in die Seife.

Um den großen deutschen Dichter Wolfgang Niedecken zu zitieren: Ne schöne Jrooß an all die, die unfehlbar sind!


Dirk Bednarz – der Autor lebt und arbeitet in Hessen & liebt das Rheinland.

KÖLN & FOLKLORE:

Ne ahle Mann steiht vür d’r Weetschaffsdür
Dä su jään ens einen drinken dät
Doch hä hät vill zo winnich Jeld
Sulang hä och zällt
En d’r Weetschaff is die Stemmung jroß
Ävver keiner süht dä ahle Mann
Doch do kütt einer met enem Bier
Un sprich en einfach aan
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm
Su mancher sitz vielleich allein zu Hus
Dä su jään ens widder laachen dät
Janz heimlich, do waat hä nur do drop
Dat einer zo im säht
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm

(Zitat / Song – Drink doch eine met – DE BLACK FÖÖSS)

FINANZPLATZ FRANKFURT & GEDANKENAUSTAUSCH: Family Offices, London, Assessments, „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein”, Ökosysteme & Lebensqualität (INTERVIEW – David Gamper, LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband)

„Unsere Hauptschwierigkeit bei der Kommunikation ist es, mit Hilfe unserer Vorstellungskraft zu erfassen, wieviel die anderen Leute wissen oder nicht“ (Cyril Northcote Parkinson). Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit David Gamper, Geschäftsführer LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband, über die Vorteile des Fondsstandort Liechtenstein, Family Offices, London-Event, Fondsauflage in Europa und Asien und über die aktuellen internationalen Assessments des Standorts Liechtenstein. Zusätzlich wurde ein kurzer Überblick über die am 8.11.2023 stattfindende Veranstaltung „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“ gegeben, das Gespräch wurde zudem abgerundet durch einige persönliche Anmerkungen von Herrn Gamper zu den weiteren Vorteilen von Liechtenstein (Stichwort: Infrastruktur etc.).

Hill: Sie waren am 12. Oktober in London, um den Fondsstandort Liechtenstein vorzustellen. Was ist Ihnen aufgefallen, was war für die Gäste «neu» oder besonders interessant?

Gamper: Vor allem ist uns die hohe Besucherzahl aufgefallen. Wir hätten niemals erwartet, dass über 100 Personen kommen würden. Die Saalkapazität wurde mehr als vollständig ausgeschöpft. Mehrere Gäste haben uns gegenüber betont, dass sie den Fondsstandort Liechtenstein nun mit einem völlig neuen Blickwinkel sehen. Besonders hervorzuheben, wie auch im Panel diskutiert wurde, ist die Tatsache, dass Liechtenstein den internationalen Regeln entspricht und bei den entsprechenden Assessments so gut abgeschnitten hat.

Hill: Welche Assessments sprechen Sie hier insbesondere an?

Gamper: Es geht um zwei äusserst bedeutsame Assessments. Das erste betrifft das Global Forum der OECD, das von 2020 bis 2022 in allen Ländern durchgeführt wurde, die am Automatischen Informationsaustausch (AIA) teilnehmen. Liechtenstein erhielt die höchstmögliche Bewertung für die Umsetzung des AIA und ist somit vollständig transparent in steuerlichen Angelegenheiten. Das zweite Assessment betrifft das Moneyval Assessment von 2021. Moneyval ist der Expertenausschuss des Europarates, der die Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in den Ländern bewertet, die Mitglieder des Europarates, jedoch nicht Mitglieder der FATF sind. Moneyval verwendet dabei die Standards der FATF und berichtet der FATF über die Ergebnisse. Auch bei diesem Assessment schnitt Liechtenstein hervorragend ab, sogar besser als die Mehrheit der EU-Länder. Dies war für unsere Besucher eine Überraschung.

Nun, um auf Ihre ursprüngliche Frage zurückzukommen: Unsere Besucher waren auch beeindruckt von der Tatsache, dass Liechtenstein hinsichtlich der Anzahl von Fonds in Europa an siebter Stelle steht und in Bezug auf das Wachstum in den letzten sieben bis acht Jahren sogar in den Top 3 liegt. Sie waren besonders angetan von den effizienten Prozessen, die Liechtenstein auszeichnen, sowie von der reibungslosen Kommunikation mit den Behörden. Unsere Gäste konnten dies unmittelbar erleben, da Dr. Reto Degen, Mitglied der Geschäftsleitung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein, an der Podiumsdiskussion teilnahm und im Anschluss am Empfangsbuffet zur Verfügung stand. Er wird übrigens auch in Frankfurt präsent sein.

David Gamper, LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband
David Gamper, Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband

Die Teilnehmer zeigten zudem großes Interesse an den Vertriebsmöglichkeiten liechtensteinischer Fonds in Europa sowie in Asien. Während Liechtenstein aufgrund seiner Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum uneingeschränkt Fonds in der gesamten EU vertreiben kann, sind die Möglichkeiten in Asien, mit Ausnahme von Singapur, noch begrenzt. Andererseits weckten die Vorteile Liechtensteins in Bezug auf den Vertrieb in der Schweiz aufgrund der Zoll- und Währungsunion großes Interesse.

Hill: Am 8.11. diesen Jahres präsentiert sich der Fondsstandort unter dem Motto „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“. Für wen ist die Veranstaltung in Frankfurt interessant?  

Gamper: Grundsätzlich bietet diese Veranstaltung eine hervorragende Gelegenheit für alle, die ihre Netzwerke in Liechtenstein ausbauen möchten. Besonders spannend ist sie jedoch für Fondsinitiatoren sowie Fondsmanager, die einen Wechsel der Service-KVG bzw. des Fondsdomizils in Betracht ziehen. Liechtenstein spezialisiert sich seit vielen Jahren auf Private Label Fonds von Vermögensverwaltern, Anlageberatern, Family Offices und Fondsboutiquen. Das gesamte Ökosystem ist darauf ausgerichtet und der Erfolg spricht für sich. In den letzten Jahren verzeichneten nur zwei Standorte in Europa ein stärkeres Wachstum in Bezug auf die Anzahl der Fonds als Liechtenstein. Das kleine Land mit seinen knapp 40.000 Einwohnern belegt laut European Fund and Asset Management Association (EFAMA) bereits den siebten Platz im europäischen Ranking. 

Hill: Was darf ein Besucher von der Veranstaltung erwarten?  

Gamper: Unsere Gäste werden sehen wie flexibel, effizient und zügig die Gründung eines Fonds nach europäischem Recht sein kann. Dabei haben sie die Gelegenheit, direkt mit Fondsmanagern in Kontakt zu treten, die bereits erfolgreiche Fonds in Liechtenstein aufgelegt haben. Zusätzlich wird der höchste Verantwortliche für Fondsangelegenheiten bei der Finanzmarktaufsicht anwesend sein, ebenso wie zahlreiche Experten aus der liechtensteinischen Fondsbranche. 

Hill: Welches sind die wesentlichen Vorteile des Fondsstandortes Liechtenstein?  

Gamper: Es gibt zahlreiche Vorteile, von denen einige erst im täglichen Betrieb deutlich werden. Bereits bei der Gründung eines Fonds fällt jedoch auf, wie kurz die Time-to-Market im Vergleich zu anderen Standorten ist. Dies ist auch auf die zügige Zulassung durch die Finanzmarktaufsicht zurückzuführen, die im Durchschnitt nur eine Woche in Anspruch nimmt. Die Kostenstruktur ist ebenfalls äußerst vorteilhaft für Fondsgründer und im Gegensatz zu anderen Cross-Border Domizilen fallen in Liechtenstein keine Steuern auf Fonds an.

Hill: Einmal von Fonds abgesehen, was spricht noch für Liechtenstein?

Gamper: Ich schätze die hohe Lebensqualität hier in Liechtenstein sehr. Beruflich bietet das Land zahlreiche Möglichkeiten, darunter Industriebetriebe, Dienstleister, Tourismus und ein faszinierendes Finanzzentrum. Es zeichnet sich durch wirtschaftliche und politische Stabilität aus. Die Gesundheitsversorgung ist erstklassig, und Erholungsgebiete liegen praktisch vor der Haustür. Unsere Natur ist unberührt, und Sicherheit ist gewährleistet. Die öffentliche Verwaltung ist äußerst effizient, und Liechtenstein weist die geringste Staatsverschuldung in Europa auf. Außerdem finde ich die Umgebung hier sehr reizvoll. Die Bahn, die von Liechtenstein aus leicht mit dem Bus erreichbar ist, hält direkt am Bodensee in Bregenz. Beliebte Urlaubsziele wie St. Moritz, Lech/Arlberg, Laax, Tirol, Südtirol, der Lago Maggiore, der Comer See und der Luganer See sind nicht weit entfernt. Die Metropolen Zürich, München und Mailand sind jeweils in ein bis drei Stunden mit dem Auto erreichbar.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


LAFV LIECHTENSTEINISCHER ANLAGEFONDSVERBAND & FINANZPLATZ FRANKFURT (PRÄSENTATION & PANEL-DISKUSSION)

Am 8. November 2023 findet in Frankfurt die Veranstaltung «Finanzplatz Frankfurt am Main trifft Finanzplatz Liechtenstein» (FONDSSTANDORT) statt. 
Die Veranstaltung richtet sich an Fachleute wie Vermögensverwalter bzw. Unternehmen, die Fonds lancieren wollen, Family Offices und Berater/Rechtsanwälte im Bereich der FONDSSTRUKTURIERUNG. — Information & Rückfragen „Zielgruppe“: info@markus-hill.com / +49 (0) 163 4616179 & www.lafv.li)

Die Themen:
– Family Offices: Fondsboutiquen & Managerauswahl – Reiner Konrad, CESFi, Senior Advisor Asset Management, FOCAM AG
– Liechtenstein, der Standort für Ihre Private Label Fonds – David Gamper, Geschäftsführer LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband- – Podiumsdiskussion:

  • Dr. Reto Degen, Mitglied der Geschäftsleitung FMA – Finanzmarktaufsicht Liechtenstein
  • Ralph Früh, CEO Früh & Partner Vermögensverwaltung AG
  • Alex Boss, Präsident LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband, CEO Ahead Wealth Solutions
  • Moderation: Markus Hill, Finanzplatz Frankfurt am Main

Als Ehrengast erwarten wir die liechtensteinische Botschafterin in Berlin I. E. Isabel Frommelt-Gottschald.

Vor Ort werden auch viele Experten und Geschäftsführer der liechtensteinischen Fondsbranche sein. So zum Beispiel Alex Boss, Mathias Eggenberger, CFA, Bjoern Kogler, Thomas Marte, Christina Delia Preiner, Wolfdieter Schnee, CAIA, Bruno Schranz, Claudio Tettamanti, Dr. Günter Unterleitner.

INFORMATIONEN: www.lafv.li info@lafv.li

INFORMATION ZUR VERANSTALTUNG IN FRANKFURT (Zielgruppe, Ausrichtung, Anmeldung etc.): info@markus-hill.com

SPONSOREN (Auswahl): Ahead Wealth Solutions Axxion S.A. CAIAC Fund Management GASSER PARTNER Rechtsanwälte Grant Thornton Schweiz/Liechtenstein LGT Private Banking Liechtensteinische Landesbank AG PATRONAS Financial Systems VP Fund Solutions

Fondsstandort Liechtenstein & Fondsauflage:

„Welche Möglichkeiten bietet der Fondsplatz Liechtenstein deutschen Fondsgründern?

  • EU-Pass durch die Mitgliedschaft im EWR
  • Max. Zulassungsdauer von 10 Arbeitstagen bei UCITS Fonds (per Gesetz)
  • Alternative Investment Funds (AIF) müssen der Aufsicht nur angezeigt werden
  • Sehr konkurrenzfähige und kalkulierbare Kosten durch All-in Fees
  • Absolute Steuertransparenz und keine Besteuerung von Fonds in Liechtenstein
  • Hoher Anlegerschutz
  • AAA-Bonität des Landes, keine Staatsschulden
  • Know-how und langjährige Erfahrung im Bereich Private Label Funds
  • Sehr breites Spektrum an möglichen Anlageinstrumenten bei AIF“


LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband: www.lafv.li

Quelle: www.institutional-investment.de


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FINANZPLATZ FRANKFURT & BAD HOMBURG: Family Offices, Ökonomie, EZB, Zinsen & Kapitalmärkte – PRIVATE WEALTH GERMANY MUNICH FORUM & PRIVATE DEBT INVESTOR GERMANY FORUM (INTERVIEW – Michael Heise, HQ Trust GmbH)

„Vor Prognosen soll man sich unbedingt hüten, vor allem vor solchen über die Zukunft“ (Mark Twain). Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Michael Heise, Publizist und Chefökonom von HQ Trust, über die Verbindung der Bereiche Ökonomie und Family Office sowie über die  Herausforderungen für Investoren im aktuellen Zinsumfeld. Angesprochen wurden Themen wie EZB, Zinspolitik, Inflation und die Impliktationen für Kapitalmark-Renditen. Diese Themen, wie auch das Thema Alternative Investments, stehen in dieser Woche ebenso im Fokus der Diskussion beim Private Wealth Forum Germany und dem Private Debt Investmentforum in München.

Hill: Wo sehen Sie als Volkswirt eigentlich die Verbindung zu dem Themenkomplex „Family Office & Asset Allocation“?

Heise: Die Beratung von Familien im Hinblick auf die Sicherung und die Mehrung der Vermögen ist eine äußerst spannende Aufgabe. Sie ist aus meiner Sicht aufs Engste mit den globalen volkswirtschaftlichen Entwicklungen verknüpft, die die langfristigen Trends an den Finanzmärkten wesentlich mitbestimmen. Eine Passion für die Ökonomie ist insofern eine gute Voraussetzung, um Family Offices zu beraten. Für die Volkswirte, die im Finanzunternehmen tätig sind, was bei mir seit 1995 der Fall ist, besteht die besondere Herausforderung darin, nicht nur akademisch interessante Analysen vorzulegen, sondern Handlungsanweisungen für Investoren zu generieren. Und die sind, wie man weiß, dem unbarmherzigen Urteil der Märkte ausgesetzt. Das macht die Arbeit so spannend.

Hill: Warum hat die EZB Ihrer Meinung nach so spät auf die Inflation reagiert?

Heise: Der plötzliche Anstieg der Inflation in den letzten Jahren hat in seiner Schnelligkeit die große Mehrheit an Prognostikern überrascht. Das ist allerdings keine Exkulpation für die Notenbanken. Vor allem die Europäische Zentralbank hat viel zu lange an der These festgehalten, dass der Inflationsanstieg nur vorübergehend sei, sie hat deshalb sehr spät Gegenmaßnahmen ergriffen. Die erste Zinserhöhung der EZB fand statt im Juli 2022, als die Inflation bereits fast 9 % erreicht hatte. Wie kam es zu dieser späten Reaktion? Natürlich kann man anführen, dass unsere Prognosemodelle in Zeiten massiver Schocks wie der COVID- Pandemie und des Ukrainekriegs nicht so gut funktionieren. Wichtiger noch ist, dass die europäische Zentralbank gerade im Jahre 2021 ihre Strategie überarbeitet hatte und dabei eine sehr expansive Grundausrichtung herausgekommen ist. Noch Ende 2021 hat die EZB im Rahmen der sogenannten Forward Guidance eine lange Zeit niedriger Leitzinsen angekündigt und damit die Markterwartungen geprägt. Diese Zusicherung hinderte sie dann daran, zeitgerecht die Zinsen zu erhöhen. Sie hätte damit ihre eigenen Ankündigungen unterlaufen.

Michael Heise, Chefökonom bei HQ Trust GmbH
Michael Heise, Chefökonom der HQ Trust GmbH

Hill: Wie geht es weiter mit der Inflation und den Leitzins der EZB?

Heise: Die Leitzinsen der EZB werden sich nach meiner Einschätzung noch bis in den Frühsommer 2024 hinein auf dem jetzt erreichten Niveau bewegen. Angesichts der Konjunkturschwäche im Euroraum und der doch rückläufigen Inflationszahlen dürfte die EZB vorerst keine weitere Straffung der Geldpolitik vornehmen. Entscheidend ist natürlich die Entwicklung der Inflation. Deutlich steigende Rohstoffpreise oder aggressive Lohnerhöhungen könnten das Bild ändern.

Hill: Welche Implikationen hat das für die Kapitalmarkt-Renditen?

Heise: Bei der aktuellen Ausrichtung der Geldpolitik dürften sich die Kapitalmarktrenditen auf den jetzigen Niveaus mehr oder weniger seitwärts bewegen. Deutliche Zinssenkungen der Zentralbanken wären allenfalls bei einer stärkeren Rezession zu erwarten, die die meisten Prognostiker derzeit nicht kommen sehen. Man sollte sich meines Erachtens daher nicht auf sinkende Zinsen hin positionieren.

Hill: Wir hatten eine Vorbesprechung zu unserem Panel beim Private Wealth Germany Forum in München. Welche Themen sind Ihnen dort noch wichtig?

Heise: Es wird sicherlich ein sehr interessantes Panel werden. Ich freue mich vor allem darauf, verschiedene Szenarien zu diskutieren. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, eines kräftigen Wirtschaftsabschwungs? Ein Rezessionsszenario würde ganz andere Kapitalmarktimplikationen haben. Ich nehme an, dass die Meinungen hier auseinandergehen.

Hill: Welche Themen stehen bei Ihnen zusätzlich aktuell an?

Heise: Diese Woche steht im Zeichen der alternativen Investments. Am 18. Oktober nehme ich am Private Debt Investment Forum 2023 hier in München mit einer Keynote teil. Private Debt- Anlagen haben sich zuletzt sehr stark entwickelt und eine hohe Nachfrage auf sich gezogen. Auch sie sind jedoch von den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen und Risiken betroffen. Da gibt es viel zu diskutieren.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Michael Heise ist seit 2020 selbständiger Berater und Publizist sowie Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust GmbH in Bad Homburg. Er hat an der Universität Köln Volkswirtschaft studiert und promoviert. Sein beruflicher Werdegang führte über den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und die Positionen des Chefvolkswirts bei der DG Bank und der DZ Bank zuletzt zur Allianz Gruppe nach München. Heise ist Honorarprofessor an der Goethe Universität in Frankfurt.

www.institutional-investment.de

PRIVATE WEALTH GERMANY MUNICH FORUM (MUNICH, 17.10.2083):

PRIVATE WEALTH, FAMILY OFFICES, ECONOMICS & Finanzplatz Deutschland (München, 17.10.2023) – „Panel Discussion: Fixed Income: Rising Trends Shaping Today’s Landscape Inflation is at its highest rate in four decades. Central Banks may continue to raise rates. Given this precarious moment in time, investors are left wondering if the 60/40 portfolio is still viable, in light of correlations between stocks and bonds. This panel will aim to answer such key questions as: • How much higher will the ECB raise rates and how quickly could they cut rates? • How will the ECB reduce its balance sheet and for how long? • How is liquidity in the bond market and what is the impact on fixed income portfolios? • Could this be a year with bonds and stocks up? How does that affect investing behavior of clients? Moderator: Markus Hill, Managing Director, MH Services – Panelists: Martin Friedrich, Head of Economic & Market Research, Lansdowne Partners Austria – Michael Heise, Chief Economist, HQ Trust – Timur Shaymardanov, Senior Product Specialist -Xtrackers Index Strategy & Analytics , Xtrackers by DWS – Dr. Wolfgang Bauer, CFA, CAIA, Fund Manager, M&G Investments

The 6th Annual Private Wealth Germany Forum is the region’s leading conference for family offices, high net worth wealth managers and private banks from throughout the region and one of the flagship meetings of our global private wealth series. The forum’s content was developed through hundreds of one-on-one meetings with the HNW family wealth management community and the program’s speaker faculty is primarily comprised of leaders in the sector from across Germany.“ (QUOTE – Markets Group – www.marketsgroup.org Vanessa Orlarey)

https://www.marketsgroup.org/forums/private-wealth-germany-forum-2022

PRIVATE DEBT INVESTOR GERMANY FORUM (MUNICH, 18.10.2023):

“09:00 Keynote: Economist

Factors influencing credit macro conditions.

Dr. Michael Heise, Chief Economist, HQ Trust/ Macroadvisors”

“On 17-18 October in Munich, the Private Debt Investor Germany Forum will connect the most influential asset allocators and funds from the DACH region and beyond. Over 60 institutional and private investors will come together to meet private debt fund managers and the wider market to learn about the latest trends, explore investment opportunities and decide where to allocate their capital. Attendees will hear from over 70 speakers across the forum and have many opportunities to connect with active investors in Germany, Austria, and Switzerland. Join your peers at the Germany Forum for an unmissable two days of content and networking in the region.

https://www.peievents.com/en/event/pdi-germany-forum/home/

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FRANKFURT, FAMILY OFFICES & KNOWHOW: Unternehmerfamilien & MYTHOS NR. 1 – das Unternehmen geht immer vor (GASTBEITRAG – Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM)

Mythen in Unternehmerfamilien

Als langjährigem Begleiter von Unternehmerfamilien begegnen mir in der Beratung regelmäßig Mythen und Glaubenssätze, die ich hier auf den Prüfstand stelle. Den Auftakt einer Beitragsserie mache ich mit dem Mythos aller Mythen:

Mythos #01: Das Unternehmen geht immer vor

Welcher Spross einer Unternehmerfamilie hat ihn nicht schon häufiger gehört, als ihm lieb ist, den Spruch „Das Unternehmen geht vor“? Ob es das Familienoberhaupt ist, das im Urlaub keine Zeit für die Kinder hat, weil es vom Unternehmen absorbiert wird, oder der Druck in eine bestimmte Richtung bei der Berufswahl: Gerne wird dies mit der Priorität des Familienunternehmens begründet. Und diese muss oft auch herhalten für die Rechtfertigung hoher Thesaurierungs- und niedriger Ausschüttungsquoten. Von der Notwendigkeit, einen Ehevertrag zu schließen und tunlichst nicht ins Ausland zu verziehen, ganz zu schweigen.

Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM.
Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM

Geht das Unternehmen tatsächlich immer vor? Ist es deshalb für die Unternehmerfamilie oft mehr Last als Lust? Sind die Mitgliedschaft in einer Unternehmerfamilie und/oder die Teilhabe an dem Familienunternehmen gar nicht erstrebenswert? Wie fast immer lohnt ein differenzierterer Blick. Im einleitenden Absatz sind fünf Situationen angerissen, in denen persönliche und Familieninteressen in Konflikt mit dem Unternehmensinteresse geraten können.

Die erste Situation ist eigentlich nicht spezifisch für Unternehmerfamilien, sondern kann bei jeglichem überdurchschnittlichen beruflichen Engagement auftreten. Wenn es im Unternehmen irgendwo kriselt oder ein Projekt dringend vorangetrieben werden muss, muss man nicht zwingend der Unternehmenseigentümer sein, um sich auch während der Urlaubszeit verantwortlich zu fühlen. Gleichgültig, ob man Unternehmenseigentümer oder „nur“ engagierter Angestellter ist, sollte man aber seinen Mitarbeitern vertrauen und ihnen etwas zutrauen. Wenn es dann noch gelingt, die eigenen Beiträge nicht als unersetzbar anzusehen, sollte selbst in Krisensituationen ein Dauereinsatz während des Urlaubs nicht erforderlich sein.

Spezifischer für Unternehmerfamilien ist die Erwartung an den Nachwuchs, in die Fußstapfen desjenigen Elternteils zu treten, das das Unternehmen leitet. Das bedingt dann meist auch eine entsprechende Berufsausbildung. Es ist aber niemandem damit gedient, wenn die Unternehmensleitung in die Hände einer Person gelegt wird, die diese Rolle aus irgendeinem Grund nicht ausfüllen kann oder will. Findet sich kein Familienmitglied für diese Rolle, muss der Schritt gegangen werden, eine familienfremde Geschäftsführung zu installieren. Ob die Familie dann noch Gesellschafter sein will und wie sie ihre Interessen aus größerer Distanz zum Unternehmen dann noch wahrnimmt, sollte Gegenstand eines sorgfältigen inhaberstrategischen Prozesses sein. Als dessen Ergebnis wird die Familie für sich geklärt haben, was für sie Sinn und Ziel einer gemeinsamen Vermögensbewirtschaftung ist, ob das Familienunternehmen weiter dazugehören soll und mit welcher Governance sie ihren Einfluss sicherstellen will. Es ist also nicht das Unternehmen, das vorgeht, sondern die Familie!

Weniger digital ist diese Entscheidung bei dem dritten oben genannten Beispielsfall, der Frage des Vorrangs von Thesaurierung oder Ausschüttung. Die jeweiligen persönlichen Interessen der Gesellschafter sind hier stark von ihrer Lebenssituation und ihrem sonstigen Vermögen beeinflusst, aber auch von ihrer Nähe zum Unternehmen und der Größe ihres Gesellschaftsanteils. Die „richtige“ Ausschüttungsquote wird sich deshalb nicht bestimmen lassen. Da hilft auch das Argument wenig, dass der Gesellschaftsanteil ohne eigene Leistung erlangt worden sei und die Familienmitglieder ihre Ansprüche deswegen zügeln sollten. Sinnvoll kann es aber sein, die Diskussion über die reguläre Ausschüttungshöhe von derjenigen über Sonderentnahmerechte bei besonderen Anlässen zu trennen. Wird für bestimmte Situationen ein disquotales Entnahmerecht oder die Möglichkeit zur Aufnahme eines Darlehens bei der Gesellschaft vorgesehen, vereinfacht das die Suche nach einer für alle akzeptablen regulären Ausschüttungshöhe oft erheblich. Auch diese Diskussion sollte Teil des inhaberstrategischen Prozesses sein und die Interessen aller Gesellschafter berücksichtigen. Das kann dazu führen, dass ergebnis- oder eigenkapitalabhängige Quoten bestimmt, eine Mindestausschüttung garantiert oder verschiedene Mechanismen über Zeit miteinander kombiniert werden. Letzteres bietet sich insbesondere dann an, wenn das Unternehmen in bestimmten Zyklen mehr oder weniger Kapital benötigt. Das Unternehmen geht nämlich nicht pauschal vor, es ist aber in der Regel der wichtigste Vermögensgegenstand der Familie und muss von dieser geschützt werden.

Damit es nicht auch vor der Familie geschützt werden muss, sollte diese möglichst homogen sein. Das ist angesichts unterschiedlicher Charaktere, Erfahrungen und Altersklassen meist schon herausfordernd genug. Deshalb versuchen die meisten Familien, Ehepartner und Adoptivkinder, sofern sie nicht im Familienverbund aufgewachsen sind, außen vor zu lassen. Dafür sind Regelungen zur Gütertrennung, zum Pflichtteilsverzicht und zu Vertretungsberechtigungen in der Gesellschafterversammlung erforderlich. Sie werden von den jungen Gesellschaftern zumeist als belastend empfunden, aber an dieser Stelle empfiehlt es sich tatsächlich, der Firma bzw. der Familienhomogenität den Vorrang einzuräumen. Denn diese sollte nicht durch persönliche Animositäten im Zusam­menhang mit einer möglichen Ehescheidung belastet werden. Dieser Aspekt verliert erst dann an Bedeutung, wenn der Gesellschafterkreis so groß ist, dass das Querschießen eines Einzelnen weder die Stimmung unter den Gesell­schaftern, noch die Entscheidungsfähigkeit des Unternehmens, noch den Erhalt des Familienvermögens gefährden kann.

Schließlich das Thema Wegzug ins Ausland: Erfüllt die Gesellschaft, an der der Wegziehende beteiligt ist, nicht bestimmte Voraussetzungen, sind die stillen Reserven, mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern wenn Deutschland durch den Wegzug das Besteuerungsrecht verliert. Je nach Größe des Gesellschaftsanteils des wegziehenden Gesellschafters und des Umfangs der hierauf entfallenden stillen Reserven kann die so entstehende Steuerlast eine Größenordnung erreichen, die den Verkauf zumindest eines Teils der Anteile erforderlich macht. Wenn dann in der Familie niemand bereit oder in der Lage ist, die Anteile aufzunehmen, droht die Veräußerung an Familienfremde und damit die Aufgabe der Geschlossenheit des Gesellschafterkreises. Zwar gibt es hier einige Strukturierungsmöglichkeiten zur Vermeidung der Steuer, sie sind aber komplex und führen zu Strukturen, die man sonst nicht gewählt hätte. Dennoch lohnt es darüber nachzudenken, weil eine faktische Immobilität heute von vielen Gesellschaftern als unzumutbar empfunden wird. Letztlich ist auch hier ein sorgfältiger Interessenabwägungsprozess erforderlich, nach dessen Ende erst feststeht, ob das Unternehmensinteresse vorgeht oder nicht. Sofern die Entscheidung gegen Wegzugsteuer-vermeidende Strukturen fällt, sollte überlegt werden, inwieweit die Familie dem Wegziehenden hilft: Hier kommen disquotale Entnahmerechte, Ansprüche auf Darlehensgewährung, Aufkauf von Anteilen durch Gesellschafter und sogar ein Anspruch auf Abkauf von Anteilen durch das Unternehmen in Betracht. Alle diese Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile und es gehört auch zu den Aufgaben eines Inhaberstrategieprozesses, die Familienmitglieder in die Lage zu versetzen, hierüber kompetent zu entscheiden.

Der Mythos stimmt nicht. „Immer“ geht das Unternehmen nicht vor; dort, wo es das nicht tun soll, sollten die Interessen vorher aber sorgfältig abgewogen worden sein.

„Dr. Henning Schröer hat für die Familie Merz in Frankfurt ein Family Office aufgebaut und über 10 Jahre geleitet. Mit fidubonum (www.fidubonum.de) berät er nun vermögende Familien in Strategie- und Strukturfragen, wozu auch die Beratung beim Aufbau passgenauer Family Office-Strukturen gehört.“

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FINANZPLATZ FRANKFURT & FINANZPLATZ DEUTSCHLAND: Neue Impulse durch Fin.Connect.NRW, Ökosysteme, Knowhow, Sustainable Finance, Germany Finance & “Katzensprung” (INTERVIEW – Heinz-Joachim Plessentin)

„Finanzplatz Nordrhein-Westfalen“, Finanzplatz Frankfurt, Wirtschaft, Innovation, Germany Finance & Kooperation der Finanzplätze – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE über diese Themen mit Heinz-Joachim Plessentin, ehemals Koordinator von Fin.Connect.NRW im Wirtschaftsministerium von NRW. Weitere Bestandteile der Diskussion waren zusätzlich die Bereiche Venture Capital, ESG, Transformation sowie die Inhalte der Studie „Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“.

Hill: Fin.Connect.NRW hat über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden. Im Vergleich zu anderen Finanzplätzen wie Frankfurt ist die Finanzplatzinitiative noch relativ jung. Was sind die Besonderheiten, was ist das Alleinstellungsmerkmal von Fin.Connect.NRW?


Plessentin: In der Tat sind die Strukturen in Nordrhein-Westfalen besonders. Das Land ist eher dezentral organisiert mit mehreren Oberzentren wie Düsseldorf, Köln und Münster. Nordrhein-Westfalen ist nach Frankfurt der zweitgrößte deutsche Bankenplatz mit dem Schwerpunkt Düsseldorf. Köln ist neben München der stärkste Versicherungsstandort. Das Land ist ein bedeutender Industrie-, Mittelstands- und Wissenschaftsstandort. Entsprechend ist Fin.Connect.NRW keine städtische, sondern eine übergreifende Landesinitiative, die alle Akteure zusammenführt. Fin.Connect.NRW ist die Finanzplatzinitiative mit dem Fokus auf nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation und deren Finanzierung. Außerdem haben wir die klassischen Finanzplatzthemen auf der Agenda: Standortmarketing, Human Resources, Innovation & Fintechs. So ist beispielsweise das InsurLab Germany in Köln die größte Brancheninitiative zur Förderung von Digitalisierung und Innovation in der Versicherungswirtschaft.

Heinz-Joachim Plessentin, Fin.Connect.NRW & Markus Hill


Hill: Für eine Finanzplatzinitiative sind das Ökosystem und die Vernetzung entscheidend. Vernetzung basiert im Wesentlichen auf Kontakten in die Finanzwirtschaft und die Wirtschaftsbranchen, persönlichem Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Wer ist als Kooperationspartner bei Fin.Connect.NRW mit an Bord?

Plessentin: Mit Fin.Connect.NRW wird das Finanzökosystem NRW weiter ausgebaut, gerade angesichts der großen wirtschaftlichen Herausforderung der Transformation. Die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit eines Finanzplatzes und von Sustainable Finance im weiteren Sinne hängt maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des Ökosystems ab. Wir „spannen den Bogen“ von der Wissenschaft über die Finanzwirtschaft zur „Realwirtschaft“. Die Realwirtschaft wird durch die IHK NRW vertreten, ebenso sind die kreditwirtschaftlichen Verbände und die Hauptverwaltung in NRW der Deutschen Bundesbank Gründungsmitglieder. Darüber hinaus sind neben der Versicherungswirtschaft die Börse, Private-Equity-Gesellschaften, die NRW.BANK, das Zentrum für Innovation und Technik in Nordrhein-Westfalen, kurz ZENIT, das Institut der deutschen Wirtschaft und das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln, Bank- und Wirtschaftsprofessoren sowie Beratungsunternehmen wie BCG und zeb Teil der Initiative.


Hill: Das ist beeindruckend. Wer koordiniert die Initiative?


Plessentin: Wir verstehen Vielfalt als Stärke. Fin.Connect.NRW kommt vor allem über die Themen. Die Strukturen entwickeln sich noch. Derzeit liegt die Koordination beim Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, konkret bei meinem Kollegen Dr. Dirk Schlotböller und insbesondere bei mir. Entsprechend dem Zukunftsvertrag für Nordrhein-Westfalen (Koalitionsvertrag) wird Fin.Connect.NRW gestärkt. Der Landtag NRW hat am 14. Juni 2023 die Stärkung der Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW beschlossen. Konkret hat der Landtag die Landesregierung beauftragt, die Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW und die Vernetzung zwischen Stakeholdern wie Betrieben, der Kreditwirtschaft, Versicherungen sowie weiteren Akteuren zu stärken. Auf dieser Plattform sollen die Akteure passgenaue Finanzierungsinstrumente für eine syndizierte Finanzierung mit mehreren Kreditgebern anbieten und Partnerinnen und Partnern vermitteln können. Eine umfassende Informationskampagne soll entwickelt werden, um die Bekanntheit von Fin.Connect.NRW bei den relevanten Zielgruppen zu erhöhen. Auch das vom Kabinett beschlossene erste NRW-Klimaschutzpaket beinhaltet die Stärkung von Fin.Connect.NRW durch die Vergabe einer Geschäftsstelle, die am 1. November 2023 ihre Arbeit aufnimmt.


Hill: Ich bitte um nähere Erläuterungen zu den konzeptionellen Eckpunkten. Ist Vielfalt eine Stärke des Finanzplatzes?

Plessentin: Ja, davon sind wir überzeugt. Eine Studie von Germany Finance und zeb (Studie „Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“, in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim, Prof. Burghof, an der ich mitgewirkt habe) belegt die Vielfalt als Vorteil und Stärke des Finanzsystems: Der deutsche Finanzplatz passt hervorragend zur dezentralen, mittelständischen Wirtschaftsstruktur und zum deutschen Föderalismus. Die Strukturen der Wirtschaft und des Bankensektors sind sehr ähnlich. Unser Finanzplatz besteht aus mehreren führenden regionalen Finanzplätzen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dies entspricht der bekannten Struktur der deutschen Realwirtschaft, die vielfältig, wachstumsstark, international und stabil ist. Neue Herausforderungen müssen gemeistert werden. Eine diversifizierte Wirtschaft hat dafür gute Chancen. Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft – der Megatrend des 21. Jahrhunderts – und ihre Finanzierung erfordern einen Aufbruch und massive Innovationen, Investitionen und Finanzmittel. Zur Erläuterung: Fin.Connect.NRW ist neben Frankfurt Main Finance, Finanzplatz Hamburg, Stuttgart Financial und Finanzplatz München Initiative (mit Beobachterstatus) Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Germany Finance; Berlin Finance Initiative kam hinzu. Die beteiligten Organisationen haben damit eine gemeinsame Plattform initiiert, um den kontinuierlichen Austausch untereinander weiter zu fördern und eine zentrale Anlaufstelle für am Finanzplatz Deutschland Interessierte aus dem In- und Ausland zu bieten.

Hill: Wie funktioniert die Zusammenarbeit bei Germany Finance? Ich frage das auch vor dem Hintergrund, dass ich Frankfurt sehr gut kenne und schätze, aus NRW/Köln komme und weiß, dass die Zusammenarbeit zwischen Ländern, Finanzplätzen und Organisationen oft nicht ganz einfach ist.


Plessentin: Die Zusammenarbeit bei Germany Finance funktioniert gut und kollegial. In diesem Jahr liegt die Sprecherrolle in Frankfurt, 2024 bei Fin.Connect.NRW. Als Germany Finance haben wir gemeinsam mit Studien zum Finanzplatz, zum Fintech-Standort, zu Sustainable Finance und im Frühjahr mit der Konsultation zur Attraktivität der Finanzbranche für junge Menschen einiges bewegt. Auch bei Fin.Connect.NRW funktioniert die Zusammenarbeit gut.


Hill: Für die Koordination einer Finanzplatzinitiative sind Erfahrung, übergreifende Expertise und über Jahre gewachsenes Vertrauen unerlässlich. Bei meinen Gesprächen geht es, wie Sie wissen, daher um die Sache und um die Menschen. Sie sind Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums NRW, waren vorher bei der DZ Bank, haben sich mit Unternehmenskrediten und Beteiligungsfinanzierungen, Förder- und Aufsichtsfragen beschäftigt und sind auch Autor zu diesen Fragen. Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen?


Plessentin: Im Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen bin ich in der Grundsatzabteilung engagiert, die sich mit Zukunftsfragen befasst. Koordination und Aufbau von Fin.Connect.NRW  sind daher nicht meine einzigen Aufgaben, sondern ich beschäftige mich auch mit den Grundsatzfragen des Kapital- und Finanzmarktes. Dabei hilft mir meine Berufserfahrung bei renommierten Instituten (DZ Bank und KfW nach heutiger Bezeichnung). Darüber hinaus hilft die Erfahrung aus der fachlichen Begleitung bei Spitzengesprächen, in der Leitung von Arbeitskreisen auf Bund-Länder-Ebene, mit den Ressorts bei der Förderbank-Gremienvorbereitung und mit der Wirtschaft. Von Hause aus bin ich Diplom-Betriebswirt und gelte als „Urgestein“ des Finanzplatzes.

Hill: Damit haben wir die Rahmenbedingungen von Fin.Connect.NRW und Ihrer Koordination beleuchtet, die für das Verständnis wesentlich sind. Die bisherigen Erfolge können sich sehen lassen. Für diese ambitionierte Aufgabe werden in einer Scaleup-Phase gleichwohl mehr Ressourcen und mehr Flexibilität benötigt. Nun zum Markenkern. Der Fokus von Fin.Connect.NRW liegt auf der Transformationsfinanzierung. Was heißt das konkret?


Plessentin: Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat den Investitionsbedarf für die klimaneutrale und digitale Transformation allein für NRW auf 70 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (IW-Gutachten „Transformation in NRW. Wie lässt sich die digitale und klimaneutrale Transformation der Unternehmen in NRW am besten finanzieren?“). Davon entfallen auf die klimaneutrale Transformation 50 Mrd. Euro. Darin enthalten sind sowohl Zusatz- als auch Ersatzinvestitionen. Aus heutiger Sicht sind es eher 80 Mrd. Euro p.a. Der überwiegende Teil wird privat finanziert werden müssen. Die Banken können dies nicht alleine stemmen, auch der Kapitalmarkt muss besser genutzt werden. Die Herausforderung bei der Transformationsfinanzierung besteht oft darin, Kapitalangebot und -nachfrage besser zusammenzubringen. Das IW-Gutachten zeigt Handlungsempfehlungen auf. Die Landesregierung und Ministerin Neubaur haben sich das „Gemeinschaftsprojekt Klimaneutrale Industrieregion“ zum Ziel gesetzt. Nordrhein-Westfalen soll die erste klimaneutrale Industrieregion Europas und Vorreiter auf dem Weg zur Klimaneutralität werden. Mit Fin.Connect.NRW sollen die Kräfte für die Transformation gebündelt werden. Fin.Connect.NRW kann neue Lösungen anstoßen. Der Beitrag von Finanzwirtschaft und Unternehmen auf diesem Zukunftspfad ist von großer Bedeutung.

Hill: In der Tat sind die Herausforderungen gerade jetzt groß. Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Digitalisierung sind für die Finanzwirtschaft und die Unternehmen entscheidend. Geschäftsmodelle müssen transformiert, Produkte und Prozesse angepasst und ESG-Kriterien stärker berücksichtigt werden. Wie kann Fin.Connect.NRW mit seinen begrenzten Ressourcen dazu beitragen?


Plessentin: In der Startphase von Fin.Connect.NRW war das Gutachten des IW wichtig, das gemeinsam mit den Verbänden der Kreditwirtschaft vergeben wurde und erstmals den Investitions- und Finanzierungsbedarf für die Transformation in NRW quantifiziert hat. Finanzwirtschaft und Unternehmen sind gut beraten, die Chancen der Transformation zu nutzen. Eine Umfrage zeigt, dass größere Unternehmen die Chancen für ihre Wettbewerbsfähigkeit „auf dem Schirm“ haben. Bei kleinen und mittleren Unternehmen besteht häufig Informationsbedarf. Fin.Connect.NRW führt daher lösungsorientiert gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Veranstaltungen durch, um unterschiedliche Akteure übergreifend zusammenzubringen, zu sensibilisieren, praxisnah zu informieren und Wissen zu vermitteln. Dazu dienen auch die Website und der vierteljährlich erscheinende Newsletter. Wir freuen uns, dass diese Angebote gut angenommen werden. In Zukunft wird es darauf ankommen, gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern das Matching weiter zu intensivieren. Ich gehe davon aus, dass die neue Geschäftsstelle, die mit mehr Ressourcen ausgestattet sein wird, einen Lenkungskreis und thematische Arbeitsgruppen einrichten und die Partner einbeziehen wird.


Hill: Sie sind des Öfteren auch in Frankfurt. Was schätzen Sie an Frankfurt?

Plessentin: Frankfurt ist der größte deutsche Bankenplatz und international aufgestellt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist gut und ich treffe mich zum Austausch. Und vom Rhein an den Main ist es nur ein „Katzensprung“.

Hill: Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie lange werden Sie Fin.Connect.NRW noch koordinieren? Werden Sie Ihre vielseitige Erfahrung und Expertise weiter einbringen?


Plessentin: Meine Dienstzeit im NRW-Wirtschaftsministerium endet am 31. Juli 2023. Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, den Kolleginnen, Kollegen und Kooperationspartnern für das Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit zu danken. Die Themen machen mir Spaß, das Netzwerk ist ausgeprägt und ich habe Anfragen. Schauen wir mal.

Hill: Große Aufgaben und interessante Perspektiven. Es bleibt spannend. Ich danke Ihnen für das Gespräch.

H.-Joachim Plessentin hat in vier Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen wichtige Impulse und Beiträge zur wirtschaftspolitischen Entwicklung des Landes NRW gegeben und seine Expertise beratend und unterstützend eingebracht. Er koordinierte die Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW vom 15. Juni 2020  bis zum 31. Juli 2023, war langjähriger Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums NRW sowie zuvor Banker bei der DZ Bank und der KfW (heutige Bezeichnungen), ist Diplom-Betriebswirt und Autor. Das Interview wurde im Juli 2023 geführt.

Links: www.fin-connect-nrw.de

Germany Finance (germany-finance.com)

Studien: IW-Gutachten „Transformation in NRW. Wie kann die digitale und klimaneutrale Transformation in NRW am besten finanziert werden?

Der Finanzplatz Deutschland als Eckstein des europäischen Finanzsystems

FRANKFURT & RESEARCH: Investoren-Studie „Immobilien, Alternatives & ESG“ (VIDEO – Panel – TELOS, ARTISICM, BVT HOLDING & MARKUS HILL)

IMMOBILIEN, ALTERNATIVE INVESTMENTS & ESG. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE & FONDSBOUTIQUEN.DE mit Alexander Scholz (Telos GmbH), Sebastian Thürmer (artis Institutional Capital Management GmbH), Martin Krause (BVT Holding) und Martin Stoß (BVT Holding) über die Ergebnisse der Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternative Investments“. Zum einen wurden die allgemeinen Inhalte und Ergebnisse der Studie zu Immobilien, Alternative Investments und ESG erläutert (Immobilien, Infrastruktur, Erneuerbare Energien etc.), zum anderen wurde intensiv über das Thema Internationalisierung & Asset Allocation diskutiert (Beispiel: US-Immobilien).

INSTITUTIONELLE INVESTOREN wurden auch in diesem Jahr bei dieser Befragung wieder zu folgenden Entwicklungen (Bereiche & Stichworte) befragt: Planung zum Ausbau der Immobilienquote, Nutzungsarten, Allokation, Regionen, Alternative Investments (AI)-Quoten, AI-Segmente, Private Debt, Erneuerbare Energien, Infrastructure Equity, Private Equity, Attraktivität der Asset-Klassen, Bedeutung & Strategie „Nachhaltigkeit“, ESG – Leitfaden & Analyse, Impact Investing, energetische Sanierungsmaßnahmen bei Immobilien.

INFORMATION: www.telos.de (Alexander Scholz), www.artis-icm.de (Sebastian Thürmer), www.bvt.de (Martin Krause & Martin Stoß)

Rückfragen zur Studie (Zusammenfassung, Zusatzinformationen, PDF etc.): info@markus-hill.com

INTERVIEWS:

Martin Krause (BVT Holding) auf www.fondsboutiquen.de:

Sebastian Thürmer artis Institutional Capital Management GmbH) auf www.fondsboutiquen.de:

Alexander Scholz (Telos GmbH) auf www.fondsboutiquen.de:

FRANKFURT & KNOWHOW: „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“, USA, Kanada, Europa – Erneuerbare Energien, Infrastruktur & Private Markets (INTERVIEW – Sebastian Thürmer, artis ACM)

USA, Kanada, Europa, Erneuerbare Energien und Infrastruktur – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT.DE mit Sebastian Thürmer, artis ACM, über aktuelle Trends in den Bereichen Immobilien, Alternative Investments und ESG. Grundlagen des Gespräches zu verschiedenen Themen wie Direktinvestments, Spezialfonds und das Segment Private Markets war unter anderem die kürzlich durchgeführte Studie „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“.

Hill: Sie sind gegenwärtig dabei, auch Gelder für nordamerikanische Kapitalanlagen seitens deutscher Institutioneller einzuwerben. Produktinitiatoren sprechen hier aktuell von einer stark gestiegenen Nachfrage bei diesen Investoren. Stimmt das und warum ist das so?

Thürmer: Im Vergleich zu Europa punkten die USA und Kanada mit langfristig besseren Konjunkturdaten, positiv demographischen Aussichten, attraktiven Standortbedingungen, einer proaktiven Industriepolitik und niedrigen Energiepreisen. In Deutschland und Europa beobachten wir schon längere Zeit eine Art Deindustrialisierung der Wirtschaft, also Standortverlagerungen. Kapitalanleger schließen sich nun diesem Trend an. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr, schließlich bieten besonders die USA und Kanada einen hohen Grad an Rechtssicherheit, welches Länder und Regionen in Asien nicht unbedingt bieten können. Im Prinzip ist diese Einstellung aber eher ein Votum gegen Deutschland und Europa, da viele Anleger politische Entscheidungen zum Beispiel in der Energiepolitik oder das Ignorieren struktureller Probleme, nicht mehr nachvollziehen können. Das sorgt vermehrt für Unsicherheit und Verdruss. In der von artis Institutional Capital Management und Telos Rating initiierten Studie „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“ kam dieser Trend auch deutlich zum Ausdruck. Netterweise hatten Sie ja im Mai dieses Jahres die Ergebnisse der Studie mit mir, Alexander Scholz (TELOS), Martin Krause & Martin Stoss (BVT Holding) in einem Podcast diskutiert, ich freue mich natürlich auch auf die baldige Veröffentlichung unseres Gedankenaustausches. Sie moderieren ja auch noch bei einem Panel zum Thema „Immobilien, Alternative Investments, ESG – Herausforderungen für Family Offices & institutionelle Investoren“ auf dem P5 THE PROPERTY CONGRESS von Dr. Dominik Benner am 7. Juli in Frankfurt. Herr Scholz wird ja auch mit dabei sein, ebenso Herr Dr. Benner selber und Jan Paul Becker. Ein interessanter Mix von Fachleuten, zumal hier auch noch die besondere Betrachtungsweise von Family Offices zu diesem Themenkreis angesprochen wird.

Sebastian Thürmer, artis ACM

Hill: Also wenden sich institutionelle Investoren von Deutschland und Europa ab?

Thürmer: Diese Einschätzung würde ich so nicht teilen, aber Anleger sind momentan außereuropäischen Kapitalanlagen offener eingestellt als noch vor wenigen Jahren und erhöhen demnach hierfür ihre Quoten. Anlageschwerpunkt deutscher Institutioneller bleibt weiterhin die Heimatregion. Hier werden aber zukünftig Anlageklassen bevorzugt, welche eher konjunkturunabhängig sind.

Hill: Sprechen Sie vom Thema Energie-Infrastruktur?

Thürmer: Energie-Infrastruktur ist in der Tat eines der Megathemen, deckt aber nur einen Teilbereich im Bereich Infrastruktur ab. Infrastrukturinvestitionen werden in den kommenden Jahren enorm an Bedeutung gewinnen. Thematisch steht bei Institutionellen der Sektor Energie als Kernstück der Energiewende ganz oben auf der Agenda. Fakt ist aber auch, dass einige Institutionelle von der Energiepolitik beziehungsweise der in Deutschland grassierenden Heizungsdebatte irritiert sind und Anlageentscheidungen hinauszögern. Mir ist zwar noch kein Fall von einem Investitionsstopp bekannt, aber diese Diskussion und hieraus mögliche Auswirkungen schaden dem Standort Deutschland. Der Bereich Infrastruktur wird als Mix zukünftig breiter aufgestellt sein müssen. Themen wie Verkehrsinfrastruktur, also Personenverkehr und Gütertransport als auch Soziales wie Gesundheit und Bildung sind bislang nicht oder nur geringfügig implementiert. Der gewaltige Investitionsbedarf in Energie, Digitalisierung oder nachhaltige Transportthemen erfordert sehr viel Kapital. Demnach werden Infrastrukturanlagen in den Portfolien der Assekuranz oder von Altersvorsorgeeinrichtungen in den kommenden Jahren massiv im Neugeschäft zulegen.

Hill: Besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Quote der Infrastrukturinvestments die der Immobilien in fünf oder zehn Jahren überholt?

Thürmer: Ob in fünf oder zehn Jahren Immobilien oder Infrastruktur eine stärkere Gewichtung in der Gesamtallokation einnehmen, ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Beide Assetklassen haben in der Kapitalanlage ihre Bedeutung und demnach auch ihre Berechtigung. Beide Assetklassen sind ohnehin miteinander verwandt und verzahnen sich im Laufe der Zeit. Einige professionelle Anleger haben beide Bereiche ohnehin schon zusammengelegt.

Hill: Wie schätzen Sie denn aktuell die Anlageklassen Immobilien, Private Equity und Private Debt ein?

Thürmer: Wir sehen für 2024 weltweit eine leichte Konjunkturaufhellung, rückläufige Inflationszahlen und daraus folgend möglicherweise wieder sinkende Zinsen. Das wäre ein guter Nährboden für diese Assetklassen. Bei Immobilien zeigen sich Institutionelle derzeit recht zurückhaltend. Das Preisniveau ist in den vergangenen 12 Monaten zum Teil deutlich gesunken. Dies geht einher mit stark steigenden Mieten. Das macht Immobilien dann wieder attraktiver und dürfte bei Zinssenkungen durchschlagen. Wahrscheinlich fokussieren sich Institutionelle weiter auf Wohnimmobilien, im Gegensatz zu gewerblichen Immobilien. Als investitionswürdig gelten dann Neubauimmobilien sowie Bestandsimmobilien mit Baujahren nahe der Neubaugrenze. Bei älteren Gebäuden ist die Kostenschätzung der energetischen Sanierung oftmals mit Risiken behaftet. Private Equity-Anlagen sind traditionell sehr hoch kreditfinanziert, so dass einige Deals in Frage gestellt werden. Mit einem rückläufigen ZInsniveau entspannt sich auch hier die Situation. Private Debt sehe ich als einen wichtigen Baustein für die Zukunft. Im Vergleich zu den USA spielt diese Assetklasse in Europa noch immer ein Nischendasein, aber mit einem sehr großen Wachstumspotenzial. Niedrigere Zinsen dürften dieser Assetklasse überproportional helfen. Private Debt wird den klassischen Bondmärkten deutlich zusetzen. Aufgrund regulatorischer Faktoren wie beispielsweise die Baseler Eigenkapitalvorschriften werden Banken und Sparkassen, welche immer noch den Löwenanteil an Kreditfinanzierungen stellen, im Neugeschäft deutlich zurückhaltender agieren, weshalb Investoren und Projektentwickler gezwungen sein werden, auf alternative Anbieter zurückzugreifen. Investoren profitieren von hohen Renditeaufschlägen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

Sebastian Thürmer ist geschäftsführender Gesellschafter der artis Institutional Capital Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main, einem unabhängigen Consultant und Placement Agent für institutionelle Investoren in der DACH-Region.

FRANKFURT & KNOWHOW: „Wholistische Innovation“, Finanzplatz, Blockchain, Kryptowinter und Krimis (INTERVIEW – Dieter Brockmeyer, Diplomatic World)

„Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe, sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen“ (Antoine de Saint-Exupéry). Markus Hill sprach mit Dieter Brockmeyer, Diplomatic World, über das Thema „Wholistische Innovation“. Angesprochen wurden hier Punkte wie Finanzplatz Frankfurt, Blockchain, Bitcoin, Kryptowinter und die Kunst der Entspannung.

Hill: Wholistische Innovation, was ist darunter zu verstehen?

Brockmeyer: Wir sehen Innovationen immer noch viel zu isoliert. Dabei hat alles was ich in einem Segment anstoße auch Auswirkung auf benachbarte Segmente. Das wird gerne außer Acht gelassen, einfach weil wir auf kurzfristige Entscheidungen zum eigenen Vorteil geprägt sind. Das hat uns immer das Überleben gesichert und unseren Kindern einen besseren Start ermöglicht. Nur heute sind die Probleme so komplex geworden, dass sie nur noch gemeinschaftlich und grenzüberschreitend gelöst werden können. Dazu gehört Dialog- und Kompromissbereitschaft, die aktuell aber wieder von Ideologien verdrängt wird. Das ist sehr gefährlich.

Dieter Brockmeyer, Diplomatic World ( Bild: Olaf Deneberger)
Dieter Brockmeyer, Diplomatic World – Bild: Olaf Deneberger

Hill: Was hat das mit einem Finanzplatz wie Frankfurt zu tun?

Brockmeyer: Sehr viel! Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Wir müssen uns regenerieren und das geht nur in einem lebenswerten Umfeld. Und auch die Arbeitsbedingungen müssen so sein, dass ich meine Leistungskraft voll entfalten kann und es mir dabei gut geht. Auch hier hilft ohne Zweifel eine ganzheitliche und übergreifende Betrachtungsweise. Hinzu kommt, dass das alles Geld kostet, das erst einmal erwirtschaftet werden muss und auch die Finanzmärkte vor eine Disruptionswelle stehen. Bitcoin und Co haben langfristig enorme Auswirkungen – und das ist erst der Anfang. Das betrifft auch den Finanzplatz Frankfurt, der sich übrigens gar nicht so schlecht schlägt, wie von mancher Seite unterstellt wird. Ich lebe sehr gerne in dieser Stadt. Das ist jetzt sehr subjektiv. Es wird aber gestützt von immer mehr internationalen Rankings in denen Frankfurt immer bessere Positionen einnimmt.

Hill: Trotz einiger Skandale und dem sogenannten Kryptowinter scheint sich der Bitcoin stabilisiert zu haben.

Brockmeyer: Kryptowährungen sind immer noch ein recht junger Bereich und sind gerade erst am Anfang eines Übergangs zu geregelten Strukturen. Da sind Rückschläge und Reinigungsprozesse normal und die Volatilität ist enorm. Das Problem ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich Blasen aufbauen und platzen. Die Internetblase baute sich in den 1990ern über 10 Jahre auf, bevor sie platzte. Seit 2015 haben wir bereits die ich glaube vierte Konsolidierung gesehen. Das geht natürlich an die Nerven.

Hill: Haben wir jetzt die Trendwende?

Brockmeyer: Das Potential der Blockchain Technologie ist enorm, nicht nur in der Finanzindustrie. Was wirklich geht, das wird sich erst nach vielen Versuchen und einigem Scheitern herausstellen. Das ist immer so. Hier müssen wir aber auch vorsichtig sein, denn die Blockchain ist auch eine potenziell sehr gefährliche Technologie, je nachdem, wie man sie einsetzt. Jede Transaktion wird für alle Zeit gespeichert und kann nachvollzogen werden. Anonymisiert zwar, aber das kann durch gezielte Regulierung und in Kombination mit anderen Technologien ausgehebelt werden. Wir müssen klar definieren, was wir wollen und was nicht. Das ist eine immer drückender werdende gesellschaftlich Aufgabe, der wir uns stellen müssen.

Hill: Werden wir neue Rekordstände beim Bitcoin sehen?

Brockmeyer: Als wir die Turbulenzen bei den Banken hatten, sehen wir zum ersten Mal, dass der Bitcoin gegen den Trend regelrecht nach oben ausgebrochen ist, stärker als die Edelmetalle. Bitcoin hat sich zum ersten Mal so verhalten, wie es seine Jünger immer vorhergesagt haben und dient zum ersten Mal als so etwas wie einen sicheren Hafen für Geldwerte. Ob das langfristig so bleibt, das wird die Zukunft zeigen. Denn dieser Kryptofrühling findet aber in einem veränderten Umfeld statt. Krypto Assets sind längst im normalen regulierten Finanzmarkt angekommen und Regierungen sind sehr darum bemüht auch einen Regulierungsrahmen für Kryptoprodukte zu schaffen. Hinzu kommen die Bemühungen um nationale Kryptowährungen wie den digitalen Euro. Das wird zwar noch einige Jahre dauern, aber es verändert natürlich das Umfeld. So viel jedenfalls scheint aber klar: Die Wild West Zeiten sind vorbei und damit dürften auch die allergrößten Ausschläge nach oben vorbei sein. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber ich halte die Prognosen für neue Höchststände bei Bitcoin und Co. für übertrieben. Im kommenden Jahr steht voraussichtlich Ende April das nächste Halfing an bei dem der Aufwand einen Bitcoin zu „minen“ sich wieder verdoppeln wird. Die vergangenen Male hat das immer zu regelrechten Kursexplosionen geführt. Es wird spannend sein zu sehen, ob es dieses Mal wieder so ist oder die Ausschläge etwas moderater ausfallen.

Hill: Das bringt mich zum Schluss: Was macht Dieter Brockmeyer, wenn er mal nicht arbeitet?

Brockmeyer: Mit einem guten Essen kann man mich sehr leicht vom Schreibtisch weglocken und gelingt gelegentlich auch mit einem guten Buch, wobei sich ein Faible für Kriminalromane herausgebildet hat. Gelegentlich kann man mich auch zu Galerie, Theater oder Konzertbesuchen motivieren, wobei leider meine alte Liebe für gutes Kino inzwischen häufig zu kurz kommt.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

Dieter Brockmeyer ist ein international anerkannter Medien- und Innovationsexperte, Publizist, Keynote-Speaker und Moderator. Er ist Chief Project Officer, CPO, von Diplomatic World, einem Medienprojekt, das seit der Jahrtausendwende am Markt ist und mit seinem vierteljährlichen Magazin sich als Meinungsmedium in der Diplomatie im Raum Brüssel und weit darüber hinaus einen Namen gemacht hat. Er ist Mitgründer und der Innovationsexperte des Diplomatic World Institutes, DWI, in Brüssel, sowie Partner der internationalen Audio-Podcast-Reihe „2hochMEHR“ zum Thema Innovationsdenken. Er kuratiert internationale Branchenkongresse und entwickelte die Wholistic World Innovation Trophy, die das DWI 2021 erstmals virtuell vergeben hat, und die im November 2022 im Casa Llotja del Mar in Barcelona ihre physische Premiere feierte. Die internationale Auszeichnung basiert auf dem Konzept der „Wholistischen Innovation“, das er für das Institut entwickelt hat und in seinen auf Amazon erhältlichen letztem Büchern „Pandemia’s Box“ auf Englisch und Deutsch erläutert wird.

Das Konzept der „Wholistischen Innovation“ wird in dem Buch „Pandemia’s Box“ erklärt, erhältlich im Buchhandel und den Onlineplattformen.

FRANKFURT & NETWORKING: „Care Gen“, Community Building, 5. Finfluencer Circle Treffen & Lieblingsmenschen (INTERVIEW – Birgit Hass, BB Beteiligungsbörse Deutschland GmbH)

Am Finanzplatz Frankfurt am Main bieten sich viele Gelegenheiten für einen gepflegten Gedankenaustausch. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit Birgit Hass, BB Beteiligungsbörse Deutschland GmbH, über die persönliche Motivation für Themen wie Networking, Social Media, Community Building, „Care-Gen“ und das anstehende 5. Finfluencer Circle Treffen in Frankfurt (Kooperation: Baader Bank AG & CMS Deutschland). Zusätzlich angesprochen wurden auch ihre Interessen für die Bereiche Mittelstand, Beteiligungen, Startups, „Romantik“ und Lieblingsmenschen.

Hill: Was bedeutet für Sie Networking?

Hass: Ich bin ein Networker aus Leidenschaft. Gerne bringe ich Menschen und Marken zusammen. Irgendwie liegt das in meiner DNA. In Sachen Sichtbarkeit und Netzwerk macht man mir wenig vor. Ich bin einfach ein Community Builder und Matchmaker. Ich liebe es Menschen und Ideen zu matchen, 360° Content zu produzieren und zu promoten. Ich denke, dass Netzwerken und Community Builden in der Zukunft immer bedeutender werden, v.a. im Metaverse. Da braucht man diese Stärken. Wenn man dazu noch eine gewisse Empathie mitbringt und das Care-Gen, dann hat man den Menschlichkeitsfaktor, den die Maschine nie ersetzen können wird. Daher bin ich hoffentlich für die Zukunft gut gerüstet.

Hill: Sie betreiben intensiv Networking in Frankfurt. Was steht bei Ihnen aktuell an?

Hass: Gerade bin ich mit bereits dabei das 5.te Finfluencer Circle Treffen mit CMS Deutschland und der Baader Bank zu organisieren. An meiner Organisationsseite stehen Dr. Andreas Zanner, Bianca Hoffmann sowie Nathalie Richert und Nico Baader. Am 22.06 ist es soweit. Diesmal feiern wir auf einer der schönsten Dachterrassen Frankfurts 40 Jahre Baader Bank, sprechen über Unternehmensfinanzierung, Retail, mögliche Wege an die Börse & was man unbedingt dabei beachten sollte! Natürlich darf das Networking nicht zu kurz kommen!

Speaker:

  • Birgit Hass, Finfluencer Circle – BB Beteiligungsbörse Deutschland GmbH
  • Nico Baader, Baader Bank
  • Nathalie Richert, Baader Bank
  • Sabina Prüser, Secure Point
  • Dr. Andreas Zanner, CMS Deutschland
  • Florian Plagemann, CMS Deutschland
  • Bettina Laurick, FidAR
  • Robert Halver, Baader Bank
  • Christoph Greitemann, Deutsche Telekom
  • Matthias Wittenburg, Beteiligungsboerse Deutschland
  • Sophie Charlotte Salathé, CMS Deutschland

Hill: Was machen Sie gerade, wenn Sie nicht „finfluencen“?

Hass: Ich bin CMO bei der Beteiligungsbörse Deutschland, der hybriden Plattform für mittelständische Direktbeteiligungen. Dort bin ich 360° für Marketing und Kommunikation zuständig. Auch die Beteiligungsbörse ist ein Matchmaker! Das gefällt mir persönlich natürlich besonders gut. Wir bringen die mittelständischen Unternehmen mit den passenden Investoren auf einer hybriden Plattform zusammen. Die Themen Unternehmertum- und StartUp Förderung, Female Empowerment, Networking, Personal Branding liegen mir am Herzen. Privat lese ich gerne Ratgeberbücher, sehe gerne romantische Filme oder Serien, treffe Familie und Freunde und mag Wellness & Reisen. Mein Lieblingsmensch ist meine Tochter.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch. Ich freue mich auch auf ein Wiedersehen am Abend bei einem interessanten Stammtisch, den Ingo Narat und Holger Ullrich organisieren.

Birgit Hass ist Chief Marketing Officer, Finfluencerin, Netzwerkerin, Beirätin, Mentorin, Content Creatorin und Social Media Expertin. Sie bringt jede Menge Marketing- und Kommunikationserfahrung aus den Medien (Sky, sport1, Bellevue and More AG, der Agenturwelt (Chocolate Blue, CMF Advertising, Klickkonzept GmbH) sowie aus der Fintech Branche (creditshelf, Traxpay, Beteiligungsbörse Deutschland) mit. Als Gründerin des Finfluencer Circles connected sie Influencer und Finanzentscheider um ihr Wissen über Geldanlage und Finanzen zu teilen und gemeinsam mehr zu erreichen.

LINKEDIN-PROFIL : Birgit Hass

BETEILIGUNGSBÖRSE DEUTSCHLAND: www.beteiligungsboerse.eu

Birgit Hass (BETEILIGUNGSBÖRSE) & Markus Hill (FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE
Birgit Hass (BETEILIGUNGSBÖRSE) & Markus Hill (FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE)