„Für die Fondsbranche ist Frankfurt anders als Luxemburg der Standort schlechthin für Produktentwicklung, Fondsmanagement und Vertrieb“ (Interview – Thomas Richter)

Frankfurt ist der zentrale Ort für den fachlichen Gedankenaustausch der Fondsindustrie in Deutschland. Formate wie die BVI Asset Management Konferenz am 6. Oktober bieten auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen in der Branche zu informieren. Markus Hill sprach für FONDSBOTIQUEN.DE mit Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI, über Konferenzinhalte, aktuelle Themen sowie über den speziellen „Charme“ der Stadt als Veranstaltungsort.

Hill: Herr Richter, am 6. Oktober findet die BVI Asset Management Konferenz in Frankfurt statt. Was unterscheidet diesen Branchenevent von anderen Formaten? Welche Themen stehen dieses Jahr im Vordergrund?

Richter: Die BVI Asset Management Konferenz ist mittlerweile der Branchentreff des Jahres. Sie gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen am Kapitalmarkt und über die regulatorischen und strategischen Herausforderungen für die Branche. Sie ist keine Messe, sondern eine nichtkommerzielle Plattform. In diesem Jahr sind unter anderen Ex-Verfassungsrechtler Udo Di Fabio, Leiter Asset Management bei der EU-Kommission Sven Gentner und Verbraucherschutz-Vorstand Klaus Müller dabei. Die Themen reichen von den aktuellen Herausforderungen in Europa über das Risikomanagement von Pensionskassen bis hin zu Cyber-Security und Digitalisierungstrends im Fondsvertrieb.

Hill: Frankfurt ist ein attraktiver Standort für den fachlichen Gedankenaustausch in der Fondsindustrie. Viele Fondsgesellschaften haben hier ihren Sitz. Was macht in Ihren Augen die Mainmetropole so attraktiv für viele Branchenkollegen? Sehen Sie vor dem Hintergrund des BREXIT noch zusätzliche Potenziale für den Standort?

Richter: Frankfurt kann auf viele Stärken bauen. Die Stadt spielt mit Blick auf Geldpolitik und Finanzmarktregulierung eine entscheidende Rolle in Europa. Sie hat sich in den vergangenen Jahren zur Heimat nationaler und internationaler Finanzorganisationen und Aufsichtsbehörden entwickelt: EZB, BaFin, Bundesbank und die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA sind schon hier. Ob Frankfurt nach dem Brexit mehr Finanzunternehmen von der Themse an den Main lockt, wird sich zeigen. Die Dichte ist ja schon hoch: Nirgendwo sonst in Deutschland sitzen mehr Unternehmen aus der Finanzbranche als in Frankfurt. Für die Fondsbranche ist Frankfurt anders als Luxemburg der Standort schlechthin für Produktentwicklung, Fondsmanagement und Vertrieb.

Hill: Welche Themen beschäftigen Sie momentan intensiv? Was ist der Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten in den nächsten 12 Monaten?

Richter: Das Thema Altersvorsorge ist hochaktuell. Nach der Sommerpause will das BMAS ein rentenpolitisches Konzept vorlegen. Das dürfte spannend werden, denn zur Förderung der betrieblichen Altersversorgung werden in der Politik derzeit BVI-Forderungen wie das Opting Out oder die Zielrente diskutiert. Auf EU-Ebene sind die Finanzmarktrichtlinie MiFID II und die PRIIPs-Verordnung Dauerbrenner.


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de