FINANZPLATZ FRANKFURT & GEDANKENAUSTAUSCH: Family Offices, Beauty Contest, Private Markets, Financial Education und „Jahrestagung Family Office“ (INTERVIEW – Dr. Henning Schröer)

„Allerdings sind die Multi Family Offices längst nicht alle gleich gut“

Wo treffen sich Family Officers in Deutschland? Welche Themen prägen aktuell die Agenda – von Nachfolgekonflikten über Testamentsvollstreckung bis hin zu Private Markets? Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT mit Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM, über die Kunst der Moderation in Familien, die Herausforderungen bei der Auswahl von Multi Family Offices und die Frage, wie Produktanbieter mehr Gespür für die Realität und die Interessenlage von Family Offices entwickeln können. Zusätzlich angesprochen wurde auch das Thema Family Offices, Financial Education & Networking (8. Jahrestagung Family Office).

Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM & Markus Hill

Hill: Welche Themen beschäftigen Sie derzeit intensiver?
Schröer: Ich habe im Moment mehrere Mandate, in denen ich mit Familien eine Inhaberstrategie erarbeite. Die Konstellationen sind jeweils sehr unterschiedlich: eine Familie ist sehr groß und es geht vorrangig darum, Gemeinsamkeiten zu schaffen und den Familienzusammenhalt zu stärken. Bei einer anderen Familie gibt es mehrere Dinge, die seit Jahren schon schwelen, aber nie richtig angesprochen wurden. Bei einer dritten Familie knistert es gewaltig, nicht zuletzt aufgrund vermeintlicher Ungerechtigkeiten beim Erbe. Obwohl die Fälle sehr unterschiedlich liegen, hilft es eigentlich immer, mit den Beteiligten über ihre Werte und die sich daraus ergebenden Ziele zu sprechen. Das lenkt zunächst von den kleinteiligen Konflikten ab. Trotzdem lassen sich vom Allgemeinen kommend dann doch sehr konkrete Lösungen entwickeln. Es ist spannend – und nicht selten sogar beglückend – zu sehen, wie viel man hier mit guter Moderation erreichen kann.

Hill: Die „8. Jahrestagung Family Office“ steht vor der Tür. Wie sieht in groben Zügen das Programm aus, Themenstränge und Besonderheiten? Worauf freuen Sie sich besonders?
Schröer: Wir haben wie immer bewusst viele Themen aus ganz unterschiedlichen Bereichen ausgewählt, denn die Jahrestagung soll ja vorrangig den Zertifizierten Family Officern eine thematisch breite Fortbildung ermöglichen. Anknüpfend an die vorherige Frage haben wir eine Mediatorin zu Gast, die zunächst abstrakt und dann im Gespräch mit mir anhand einiger Beispielsfälle vorstellt, wie es in zerstrittenen Familien weitergehen kann, wenn ich mit meinem Latein am Ende bin. Wir haben ein paar spezielle Anlagethemen wie Private Markets, Start-up-Investments und Drittsicherheiten. Sehr geschätzt von unseren Gästen sind auch immer Einblicke in andere Family Offices. Da haben wir in diesem Jahr Porsche, Syngroh (Hansgrohe) und Merck am Start. Und auch für große Familien wichtige Themen wie Testamentsvollstreckung und Sicherheitsrisikomanagement stehen auf der Agenda.
Worauf ich mich besonders freue? Die Veranstaltung wird bestimmt wieder toll. Aber ihren ganz besonderen Reiz zieht sie daraus, dass wahrscheinlich nirgendwo sonst in Deutschland so viele Family Officer aufeinandertreffen und sich austauschen. Da ist im Laufe der letzten Jahre ein richtiges Netzwerk entstanden, weil wir ganz viele „Stammgäste“ haben. Das ist nützlich, aber es ist auch einfach menschlich schön, bestimmte Leute jedes Jahr zur Jahrestagung wiederzutreffen.

Hill: Wir hatten zu Beginn des Jahres bei meinem Panel „Finanzplatz Frankfurt am Main meets Family Offices, Asset Allocation & Financial Education“ eine interessante Diskussion über ein Projekt von Ihnen, dass sich mit der Auswahl eines Multi Family Offices beschäftigt. Wie hat sich das Projekt dann im weiteren Prozess entwickelt? Welche Schritte waren erforderlich und welche Erfahrungen ziehen Sie aus solchen Projekten?
Schröer: Ich erlebe es in letzter Zeit häufiger, dass Familien sich explizit gegen ein Single Family Office entscheiden, auch wenn ihre Vermögensgröße ein solches hergäbe, und lieber nach einem passenden Multi Family Office schauen. Das erspart ihnen viel Aufwand und Verantwortung. Allerdings sind die Multi Family Offices längst nicht alle gleich gut. Und auch die besten von ihnen sind in manchen Bereichen stärker als in anderen. Deshalb ist es für eine Familie, die ein Multi Family Office beauftragen will, ganz wichtig, vorab zu klären, welche Leistungen sie sich von ihm in welcher Qualität erhofft. Das sind dann ganz ähnliche Überlegungen, wie man sie bei der Gründung eines Single Family Office anstellen würde. Auch die Investmentphilosophie sollte idealerweise schon vor Beginn der Suche feststehen. Es sollte also z.B. geklärt sein, in welche Assetklassen investiert werden soll, an welche Alpha-Quellen man glaubt, wie das Risiko eingegrenzt werden kann, welcher Grad an Unabhängigkeit für die Familie gewahrt bleiben soll etc. Danach kann man mit einer sehr spitz auf die Bedürfnisse der Familie formulierten Ausschreibungsunterlage an verschiedene Multi Family Offices herantreten und mit ihnen über die für die Familie wirklich wichtigen Punkte reden. Auch dann fällt es oft noch nicht leicht, die jeweilige Qualität von außen zu beurteilen. Aber Erfahrung, der Vergleich der Multi Family Offices im Verfahren miteinander sowie der ein oder andere Erfahrungsbericht aus meinem Netzwerk führen letztlich doch zu einem ziemlich guten Bild. Allerdings muss dann auch noch die persönliche Chemie stimmen. Wenn die Familienverantwortlichen mit dem qualitativ besten Multi Family Office oder ihrem für sie zuständigen Repräsentanten fremdeln, wird das zweitbeste oft das bessere sein. Übrigens kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Wettbewerbssituation eines Ausschreibungsverfahrens auch positiven Einfluss auf die angebotenen Preise hat. Da können die für das Auswahlverfahren aufgewandten Gebühren schon nach wenigen Monaten wieder reinverdient werden.

Hill: Sie waren in Berlin auf einer Veranstaltung, die sich an Produktanbieter wandte und diesen die Besonderheiten von Family Offices vermittelt hat. Worüber genau haben Sie gesprochen?
Schröer: Ich habe schon in meiner Zeit als Family Officer der Familie Merz oft den Eindruck gehabt, dass Vermögensverwalter, Fondsmanager, Projektentwickler und andere Produktanbieter mit ein bisschen mehr Gespür für die spezifische Gemengelage eines Family Officers in ihren Vertriebsbemühungen deutlich erfolgreicher sein könnten. Aber dieses Gespür zu entwickeln, ist natürlich nicht ganz einfach. Dabei wollten wir mit unserer Veranstaltung in Berlin unterstützen. Die große Verschiedenheit von Family Offices wird oft betont. Sie ergibt sich nicht nur aus den unterschiedlichen Aufgabenkreisen und der individuellen Entscheidung über Make-or-Buy. Sie hängt auch von Größe und Reifegrad der Familie und der Evolutionsstufe des Family Offices ab. Eine Rolle spielt ferner, wie intensiv sich die Familie in das operative Geschäft des Family Office involviert und wie stark Entscheidungsprozesse institutionalisiert sind. Der Family Officer kann auch hinsichtlich der Vermögensanlage ganz unterschiedliche Rollen spielen. Setzt er nur Investmentideen um, die ihm sein Prinzipal oder eine detaillierte Anlagestrategie vorgeben, wird er für Opportunitäten nicht ansprechbar sein. Wenn die unternehmerische Freiheit des Family Officers gering ausgeprägt ist, wird er möglicherweise an tollen Anlageideen gar nicht interessiert sein. Dann kann er ein Gatekeeper sein, den es zu umgehen gilt. Ob das tunlich ist, will aber auch wohl überlegt sein. Diese und etliche weitere Punkte zu verstehen, ist wichtig, um zu wissen, mit welchen Produkten man sich an wen aus Family Office oder Familie wenden kann. Nicht jeder dieser Punkte lässt sich von außen eindeutig aufklären, aber wenn man weiß, auf welche Dinge man schauen muss, erschließt sich doch schnell recht viel aus dem Innenleben eines Family Offices. Die Seminarteilnehmer in Berlin waren so angetan davon, dass wir entschieden haben, das Seminar demnächst zu wiederholen und auch als firmeninternes Seminar anzubieten.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

Dialog & Information:

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: Finanzplatz Frankfurt

Quelle: IPE D.A.CH

FINANZPLATZ FRANKFURT & GEDANKENAUSTAUSTAUSCH: Immobilien, ESG, Frauen, Expertenrat und Networking (INTERVIEW – Bettina Timmler, COMM.PASS)

Finanzplatz Frankfurt – urban, international, aber zugleich nahbar wie ein „Dorf mit Hochhäusern“. In diesem Spannungsfeld entstehen Formate, die über reines Konferenzdenken hinausgehen. frankfurt let’s talk, initiiert von Bettina Timmler, ist ein Beispiel für einen neuen Weg: Boutique statt Masse, Dialog statt Frontbeschallung, Diversität statt Gleichförmigkeit. Immoblien, ESG, Finanzierung, Digitalisierung und Circular Economy – Themen mit Zukunft – werden hier nicht nur angerissen, sondern aktiv bearbeitet. Das Gespräch von Markus Hill (FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN) mit Bettina Timmler zeigt, wie solche Events weit über den Tag hinauswirken und neue Kooperationen ermöglichen. Frankfurt wird so nicht nur Finanzplatz, sondern auch ein Platz für ungewöhnliche Ideen, bundesweit und auch in der DACH-Region.

Hill: Warum sind Ihnen die Konferenzen wie frankfurt let’s Talk so wichtig?

Timmler: Weil hier die drängendsten Themen unserer Branche – ESG, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Finanzierung – im Vordergrund stehen. Aber entscheidend ist: Wir reden nicht über die Themen, wir bearbeiten sie im Dialog. Von Beginn an, seit Mai 2022 war mein Ziel, gemeinsam mit Referentinnen und Teilnehmer: innen sehr interaktiv zu arbeiten. Der Fokus liegt auf Austausch und Beteiligung. Und das wird von allen Seiten begeistert angenommen.

Hill: Was unterscheidet Ihr Format von klassischen Konferenzen?

Timmler: Unsere USP ist klar: Wir sind Boutique-Format: überschaubar, interaktiv, persönlich. Statt großer Kongresse setzen wir auf direkten Dialog, Networking und Best Practices. Das schafft Vertrauen, Offenheit – und konkrete Leads. Schon der Vorabend öffnet den Raum fürs Netzwerken – er ist ein entscheidender Baustein für Vertrauen und Offenheit.

Markus Hill & Bettina Timmler, COMM.PASS

Hill: Sie betonen Interaktivität – wie genau wirkt das?

Timmler: Die Teilnehmer: innen werden aktiv einbezogen, es gibt keine Barriere zwischen Podium und Publikum. Das führt zu lebhaften Diskussionen und auch zu Kooperationen, die weit über die Konferenz hinauswirken.

Hill: Welche Rolle spielt die Diversität bei Ihren Konferenzen?

Timmler: Von Anfang an war klar: Wir brauchen gleichberechtigte Repräsentanz. Deshalb gilt: mindestens 50 % Expertinnen auf den Panels. Das gelingt uns fast immer. Dazu kommt, dass bei jeder der bisher 11 Konferenzen  mehr Frauen als Männer teilnehmen – nicht zuletzt durch meine langjährige Mitgliedschaft bei den Immofrauen(seit 2006)., bei Immosport, und Urban Land Institute. Das hat den großartigen Effekt, dass das berühmte „Miteinander ins Gespräch kommen“ unglaublich leichtfällt. Es entsteht eine Willkommenskultur, die viele Teilnehmende sofort spüren.

Hill: Welche Rolle spielen Expertinnen konkret?

Timmler: Sie bringen Perspektiven ein, die sonst fehlen würden. Ob in Finanzierung, ESG-Beratung, Immobilien oder Technologie – Frauen sind in unseren Panels sichtbarer und wirken als Türöffnerinnen für neue Kooperationen. Für mich ist das ein Kernbestandteil des Erfolges.

Hill: Sie sprechen von USPs – was macht Ihr Konzept noch einzigartig?

Timmler: Ein entscheidender Unterschied: mindestens 50 % unserer Speaker: innen sind Expertinnen. Wir achten konsequent darauf, dass Frauen nicht nur vertreten sind, sondern gleichberechtigt die Panels prägen. In unseren Netzwerken und Communities nehmen inzwischen sogar mehr Frauen als Männer teil. Das ist für unsere Branche alles andere als selbstverständlich – und genau das macht uns erfolgreich.

Hill: Können Sie ein konkretes Beispiel für erfolgreiche Leads nennen?

Timmler: Ja, sehr gern. Aus meiner ersten Konferenz in Hamburg im Januar 2023 entstand der Kontakt zur Kooperation zwischen TRIQBRIQ und Edeka: In Braunschweig wurde der erste Supermarkt Deutschlands errichtet, komplett aus modularen Holzbausteinen – kreislauffähig, rückbaubar, CO₂-sparend. Solche Projekte sind Leuchttürme und entstehen nur, wenn man offen diskutiert und Menschen miteinander verbindet. Ich habe seinerzeit Lewin Fricke eingeladen, TRIQBRIG bei einem Best Practice vorzustellen, da stand TRIQBRIQ ganz am Anfang.

Hill: Wer nimmt an Ihren Konferenzen teil?

Timmler: Wir sind offen für alle Asset-Klassen – von Bestandshaltern über Projektentwickler bis Investoren. Und auch alle Altersgruppen sind vertreten. Mir war es von Anfang an wichtig, auch junge Menschen einzubinden. Deshalb gibt es spezielle U-30-Tickets. Das macht die Gespräche dynamisch und bringt neue Perspektiven.

Hill: Wie sichern Sie Qualität und Aktualität der Inhalte?

Timmler: Nach jeder Konferenz hinterfrage ich mit dem Feedback der Teilnehmer: innen alles neu. Unser Anspruch ist, die Programme immer an den aktuellen Branchentrends auszurichten. Unterstützt werde ich dabei von einem großartigen engagierten  18-köpfigen Expertenrat – mittlerweile mit zehn Frauen besetzt.

Hill: Warum veranstalten Sie Events „auf eigene Weise“?

Timmler: Weil Standardformate zu wenig bewegen. Wir brauchen Räume, in denen Netzwerk, Vertrauen und Kooperation wachsen können. Boutique-Formate, die intensiver sind, ermöglichen genau das. Und: Wir wollen Wirkung erzielen – nicht nur Vorträge konsumieren. Boutique-Formate ermöglichen Tiefe, Interaktivität und Offenheit. Ich habe mit dem Format Timmler’ Talk gelernt, Veranstaltungen so zu gestalten, dass sie Mehrwert und Wirkung erzielen.

Hill: Wie entstehen neue Standorte wie Frankfurt oder Berlin?

Timmler: Ganz einfach: Unternehmen sprechen mich an und sagen, „Kommen Sie doch nach Berlin, kommen Sie nach München – wir wollen Ihr Format auch hier.“ Das freut mich sehr, weil es zeigt, dass die Community wächst. Mein Motto ist: immer neugierig, immer offen für Neues. Sich neu erfinden, ausprobieren – das ist für mich selbstverständlich. Schon in Schul- und Studienzeit hat mich das geprägt und mir beispielsweise das Stipendium bei BMW ermöglicht.

Hill: Nachhaltigkeit ist Ihr roter Faden. Was treibt Sie persönlich an?

Timmler: Das Thema Natur- und Umweltschutz begleitet mich seit meiner Kindheit. Ich erzähle gerne die Geschichte vom Rettungseinsatz fürs Weingartener Moor, den mein Vater damals unterstützt hat. Schon da habe ich gelernt: Man muss Verantwortung übernehmen. Und heute gilt das mehr denn je – wir erleben Überschwemmungen, Extremwetter, Rekordtemperaturen der Ozeane. Wir wissen nicht, welche Kipppunkte schon unumkehrbar überschritten sind.

Die neue EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) fordert eine Reduktion der Netto-Treibhausgasemissionen um 90 % bis 2040. Das betrifft Neubau, Bestand und Betrieb gleichermaßen. Das zeigt: Nachhaltigkeit ist nicht Kür, sondern Pflicht – und genau hier setzen unsere Konferenzen an.

Hill: Was steht als Nächstes an?

Timmler: Nach Frankfurt geht es weiter: wir wollen wir weitere Boutique-Formate umsetzen, noch stärker fokussiert auf die Themen Circular Economy, KI-gestützte ESG-Tools, nachhaltige Finanzierung. Gleichzeitig bleibe ich dabei: Frauen sichtbar zu machen und Kooperationen über unsere Netzwerke hinaus voranzutreiben. Den Dialog fördern und konkrete Kooperationen ermöglichen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch. Der FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN unterstützt mit Freude solche Gelegenheiten zum fachlichen Gedankenaustausch.

LINK / INFORMATION ZUR VERANSTALTUNG „frankfurt let’s talk“ (2.9.2025):

frankfurtletstalk

Dialog & Information:

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: Finanzplatz Frankfurt

FINANZPLATZ FRANKFURT: Haltung, Herkunft und die Kunst echter Begegnung (INTERVIEW – Rubén Zárate, Franziskustreff-Stiftung)

Rubén Zárate im Gespräch: Haltung, Herkunft und die Kunst echter Begegnung

Hill: Rubén, du hast auf LinkedIn viele Menschen mit deinen Beiträgen berührt. Aber fangen wir ganz vorne an: Wo beginnt eigentlich deine Geschichte?

 Zárate: Ich bin 58 Jahre alt – wobei ich es kaum merke. Ich fühle mich deutlich jünger, warum auch immer. Vielleicht, weil ich noch immer neugierig bin und in Bewegung bleibe.
Ich wurde in Lima, Peru geboren, aber meine Kindheit habe ich im Hochland verbracht, in einem kleinen Andendorf namens Pachacayo – auf 3.800 Metern Höhe. Das Leben dort war einfach, aber intensiv: klare Luft, weite Stille, Alpakas, Schafe, Armut – und starke Bindungen.

Rubén Zárate & Markus Hill

Mein Vater nahm 1975 an einem zweijährigen Managementkurs teil – deshalb kamen wir als Familie nach Deutschland und in die Schweiz. In dieser Zeit lebten wir in verschiedenen Städten: Saarbrücken, Düsseldorf, Zürich, Solothurn und Derendingen. Ich war acht Jahre alt. Danach kehrten wir nach Lima zurück, wo ich die Deutsche Schule besuchte. Mit 23 kam ich allein zum Studium nach Deutschland – und bin geblieben.

Ich habe mich seither – oder besser: mein ganzes Leben – zwischen Welten bewegt: geografisch, sprachlich, kulturell. Diese Zwischenräume prägen mich bis heute.

Als peruanischer Staatsbürger war mein Leben in Deutschland lange Zeit geprägt von Unsicherheit. Es war sehr schwer, eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, Dokumente zu klären, Rechte einzufordern. Ein Leben mit Angst und Ohnmacht – weil andere über dein Leben entscheiden. Im Jahr 2007 habe ich schließlich die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Dafür musste ich meinen peruanischen Pass abgeben. Ein schmerzlicher, aber bewusster Schritt.

Hill: Wie waren die ersten Jahre in Deutschland?

Zárate: Herausfordernd. Ich war neugierig, aber auch verunsichert. Die Sprache war mir fremd, die Codes unausgesprochen. Ich musste viel beobachten, zuhören, mich einfinden. Aber ich habe auch früh gelernt, wie wertvoll es ist, sich in verschiedenen Welten bewegen zu können. Diese Fähigkeit, mich anzupassen, ohne mich zu verbiegen, hat mir in meinem ganzen Leben geholfen.

Hill: Du hast dann in Deutschland als junger Mann BWL studiert und viele Stationen durchlaufen. Was hat dich dabei geleitet?

Zárate: Ein innerer Drang, weiterzukommen. Nicht im Sinne von Karriere um jeden Preis, sondern im Sinne von: verstehen, mitgestalten – aber auch überleben. Ich war in der Zentrale einer deutschen Bank, später kurz in New York. Danach im Vertrieb bei der FAZ, in Call-Centern, in Beratungsunternehmen wie Willis Towers Watson – und irgendwann auch in der Modebranche mit einer eigenen Marke und selbst entworfenen Designs.Meine Kollektionen wurden sogar im KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg, Galeries Lafayette sowie bei Loden-Frey und Ludwig Beck in München verkauft – und sogar in Duty-Free-Shops großer Flughäfen geführt. Ich habe nie an das eine perfekte Berufsbild geglaubt. Ich habe an Entwicklung geglaubt.

Hill: Gab es auch Phasen, in denen du gezweifelt hast?

Zárate: Aber hallo – sehr viele sogar. Vor allem in Übergangsphasen. Wenn man nicht weiß, was als Nächstes kommt, fühlt man sich oft klein. Aber ich habe gelernt, dass gerade in diesen Momenten das Wichtigste wächst: Vertrauen in sich selbst. Und eine andere Art von Erfolg – einer, der nicht in Titeln messbar ist, sondern in Haltung. Das Wunderbare war: Ich traf immer wieder Menschen, die an mich glaubten. So konnte ich mich immer wieder aufrichten.

Hill: Mode ist ein ganz anderes Feld. Was hat dich daran gereizt?

Zárate: Stil, Identität, Ausdruck. Kleidung ist mehr als Stoff – sie ist Haltung. Und gerade als jemand, der zwischen Welten lebt, finde ich Kleidung spannend. Ich arbeite aktuell – neben meinem Beruf im sozialen Bereich – an einer neuen Herrenkollektion aus Alpaka, die meine Wurzeln und mein heutiges Leben verbindet. Ich erzähle darin meine Geschichte. Es geht nicht nur um Mode, sondern um die Erzählbarkeit von Herkunft und Eleganz.

Katharinenkirche

Hill: Wie kam es zur Idee mit Alpaka?

Zárate: Das Alpaka ist ein Tier meiner Kindheit im Hochland Perus. Mein Vater war Geschäftsführer einer großen Firma mit rund 2.000 Mitarbeitenden, die Alpaka- und Schafwolle sowie Fleisch produzierte und exportierte. Für mich steht die Wolle des Alpakas für Wärme, Natürlichkeit und zugleich für Luxus. Ich wollte etwas schaffen, das nicht laut ist, aber Charakter hat – wie viele Menschen, die ich bewundere. Diese Kollektion ist kein Massenprodukt, sondern Ausdruck einer Haltung: Weniger, besser – und mit Seele.

Hill: Du arbeitest heute hauptberuflich in der Franziskustreff-Stiftung. Wie kam es dazu?

Zárate: Bruder Paulus, der Vorstand der Franziskustreff-Stiftung, hat mich mitten in der Coronakrise angesprochen. Ich wollte etwas Sinnvolles tun. Heute begleite ich als Wohltäter-Berater Menschen, die helfen möchten – institutionell oder privat – und solche, die Hilfe brauchen. Ich sehe mich als Brückenbauer zwischen zwei Realitäten: denen, die geben können, und denen, die empfangen müssen. Gemeinsam mit einem großartigen Team organisieren wir jeden Morgen ein Frühstück für rund 180 Gäste, bieten soziale Beratung an – und das seit über 32 Jahren. Ohne die Hilfe und das Vertrauen unserer Spenderinnen und Spender wäre all das nicht möglich.

Es ist eine stille, aber tiefgreifende Arbeit. Ich führe Gespräche mit Spender:innen, mit Unternehmen, mit Gästen – und oft auch mit mir selbst. Dabei geht es um mehr als materielle Hilfe. Es geht um Würde, Augenhöhe und Vertrauen.

Hill: Was nimmst du aus diesen Begegnungen mit?

Zárate: Dankbarkeit. Und Demut. Ich habe gelernt: Nicht jeder, der auf der Straße lebt, ist gebrochen. Und nicht jeder im Anzug oder Kostüm hat Klarheit. Ich versuche, diese Geschichten in meinen Alltag zu lassen – auch auf LinkedIn. Dort teile ich keine Erfolgsstorys, sondern stille Heldengeschichten. Die Welt braucht mehr davon.

Café Hauptwache

Hill: Und wenn du nicht arbeitest?

Zárate: Dann lebe ich zurückgezogen – mitten im Wald, in einem alten Bauernhof im Taunus. Ohne Luxus, aber mit Seele. Ich koche und backe gerne, treffe gute Freunde. Ich liebe das Landleben, den Rhythmus der Natur, das Holz, die Tiere. Dieser Ort gibt mir Ruhe und Erdung. Dort tanke ich auf. Dort höre ich zu – mir selbst und der Welt.

Hill: Du organisierst auch private Dinners. Was hat es damit auf sich?

Zárate: Das sind kleine Abende mit besonderen Menschen. Banker, Künstlerinnen, Menschen aus sozialen Projekten, Anwälte, Kreative. Ich lade sie ein – an einen Tisch, in eine ehrliche Atmosphäre. Es gibt gutes Essen, ehrliche Gespräche, keine Titel. Jeder zahlt selbst.

Meine Gäste wissen, wenn ich sie einlade, dass ich es schaffe, Menschen mit Herz und Substanz zusammenzubringen. Für mich ist das gelebte Verbindungskunst. Und oft beginnt Veränderung dort, wo Menschen sich einfach gegenüber sitzen – ohne Agenda.

Hill: Du hast eine gewisse Ruhe in deiner Art. Woher kommt die?

Zárate: Vielleicht aus dem Hochland. Oder aus vielen Gesprächen mit Menschen, die alles verloren haben und trotzdem lächeln. Oder aus dem Wissen, dass nicht ich im Zentrum stehen muss – sondern das, was zwischen uns entsteht. Ich glaube an Stille als Qualität.

Und vielleicht auch, weil ich mit 35 Jahren einen Gehirntumor hatte und operiert wurde. Wenn du das im eigenen Leib erlebst – wie schnell sich alles ändern kann, wie plötzlich du abhängig wirst und ausgeliefert bist – dann verändert das deinen Blick auf das Leben. Ich lebe seither bewusster, intensiver, nachdenklicher. Und vor allem: dankbarer. Vielleicht ist auch deshalb meine Nähe zu Gott gewachsen – nicht durch ständigen Kirchgang, sondern durch stille Gebete. Besonders bei meinen Spaziergängen im Wald. Dort bin ich verbunden – ohne viele Worte, aber mit offenem Herzen.

Aber du darfst nicht vergessen: Ich bin Latino. Und das Temperament – das habe ich definitiv von meiner Mutter geerbt. Wie meine Freunde und Kolleginnen bestätigen können, bleibt es bei mir nicht immer still. Ich kann sehr liebevoll, aber auch direkt und temperamentvoll sein. Das gehört zu mir. Und das will ich auch gar nicht verleugnen. Und ja – leise bin ich nicht immer, aber echt bin ich immer.

Hill: Was bedeutet dir Frankfurt?

Zárate: Viel. Ich bin auch ein Frankfurter. Meine Stadt. Hier habe ich mich oft neu erfinden müssen. Ich habe Aufstieg erlebt, Brücken gebaut, aber auch Einsamkeit erfahren. Frankfurt ist hart, aber ehrlich. Und es gibt Menschen, die wirklich zuhören. Das versuche ich weiterzugeben – ob in Gesprächen, beim Frühstück im Franziskustreff oder abends bei einem Glas Wein mit Freunden.

Hill: Du bist Mitglied im Expertenbeirat des „Fonds auf Augenhöhe“ der Software AG – Stiftung. Was bedeutet dir diese Rolle?

Zárate: Sie ist Ausdruck von Vertrauen. Wir unterstützen Projekte, die Geflüchteten auf Augenhöhe begegnen. Das ist für mich nicht nur Ehrenamt, sondern eine Haltung. Ich bin selbst als Kind in ein neues Land gekommen. Ich weiß, wie still man werden kann, wenn man nicht weiß, ob man dazugehört. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen Menschen nicht nur mitgedacht, sondern mitgemeint werden. Ich bin davon überzeugt: Herkunft verpflichtet. Und das lebe ich.

Hill: Du sprichst oft über Haltung. Was heißt das für dich konkret?

Zárate: Haltung ist, wenn man auch dann aufrecht bleibt, wenn keiner zusieht. Es ist die Summe aus Erfahrung, Werten und Mut. Es bedeutet, nicht alles mitzumachen, was geht – sondern das zu tun, was richtig ist. Ich glaube, dass das gerade im Finanzplatz Frankfurt eine wichtige Rolle spielt. Vielleicht mehr denn je.

Und Haltung zeigt sich auch im Kleinen: Wenn Menschen sagen, sie melden sich – und es nicht tun. Wenn Angebote gemacht werden – und am Ende nichts kommt. Gerade in einer Stadt wie Frankfurt, in der viele mit Expertise handeln und sich glänzend präsentieren, beobachte ich das immer wieder. Für mich ist das bezeichnend: Wer im Kleinen nicht verlässlich ist, wird es auch im Großen schwer haben. Ich sage das nicht vorwurfsvoll – sondern als Einladung, Haltung nicht nur zu denken, sondern zu leben. Alle sprechen heute von Werten. Doch sie müssen auch im Alltag gelebt werden – sonst bleiben sie leere Worte.

Hill: Was wünschst du dir für die Zukunft?

Zárate: Mehr Zwischenräume. Weniger Lautstärke, mehr Zuhören. Und dass Menschen wieder lernen, miteinander zu sein – ohne Agenda. Ich wünsche mir Räume für Resonanz, nicht nur für Reaktion.

Hill: Und für den Finanzplatz Frankfurt?

Zárate: Weniger Maske, mehr Haltung. Und einen Tisch, an dem nicht nur Zahlen, sondern auch Geschichten Platz haben. Ich wünsche mir, dass Menschlichkeit und Sensibilität nicht als Weichheit gelten – sondern als Kompetenz.

Hill: Rubén, vielen Dank für das interessante und offene Gespräch.

Zárate: Danke dir, Markus – wer sagt denn, dass man am Finanzplatz Frankfurt nicht auch über Haltung, Würde, Mode und vielleicht sogar Alpakas sprechen darf? Es war mir ein echtes Vergnügen.

LINK / INFORMATION ZUR FRANKZISKUSTRFF-STIFTUNG

franziskustreff

Dialog & Information:

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: PIXABAY & Markus Hill/Rubén Zárate

FINANZPLATZ FRANKFURT & RESEARCH: Studie „Alternative Investments, Immobilien & ESG“ – Video (Paneldiskussion – Sebastian Thürmer, artis ICM & Dr. Michael König, Primus Valor AG – Markus Hill)

FINANZPLATZ FRANKFURT & RESEARCH: Studie „Alternative Investments, Immobilien & ESG“

Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE & FONDSBOUTIQUEN.DE mit Sebastian Thürmer (artis Institutional Capital Management GmbH) und Dr. Michael König (Primus Valor AG) über die Ergebnisse der Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternative Investments 2025“. Zum einen wurden die allgemeinen Inhalte und Ergebnisse der Studie zu Immobilien, Alternative Investments und ESG erläutert (Immobilien, Infrastruktur, Erneuerbare Energien etc.), zum anderen wurde intensiver über das Thema Investments in Wohnimmobilien in Deutschland und Asset Allocation diskutiert.

INSTITUTIONELLE INVESTOREN wurden auch in diesem Jahr bei dieser Befragung wieder zu folgenden Entwicklungen (Bereiche & Stichworte) befragt: Planung zum Ausbau der Immobilienquote, Nutzungsarten, Allokation, Regionen, Alternative Investments (AI)-Quoten, AI Segmente, Private Debt, Erneuerbare Energien, Infrastructure Equity, Private Equity, Attraktivität der Asset-Klassen, Bedeutung & Strategie „Nachhaltigkeit“, ESG – Leitfaden & Analyse, Impact Investing, energetische Sanierungsmaßnahmen bei Immobilien.

INFORMATION:

www.artis-icm.de (Sebastian Thürmer)

www.primusvalor.com (Dr. Michael König) 

Rückfragen zur Studie (Zusammenfassung, Zusatzinformationen, PDF etc.): info@markus-hill.com

Institutionelle Investoren erhalten die Studie kostenfrei. Bei Interesse an einer Teilnahme für die Studie in 2026 bitte einfach eine Nachricht an die oben angegebene Mail senden.

Dialog & Information:

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: Finanzplatz Frankfurt

FINANZPLATZ FRANKFURT & FACT-FINDING-MISSION: Family Offices, Vermögensstrukturierung, Fondsdomizile: Luxemburg, Schweiz, Liechtenstein oder Deutschland – Welches Fondsdomizil ist wirklich der „beste Freund“ des Family Offices? (Markus Hill)

Finanzplatz Frankfurt am Main & Gedankenaustausch: Family Offices, Vermögensstrukturierung, Fondsdomizile: Luxemburg, Schweiz, Liechtenstein oder Deutschland – Welches Fondsdomizil ist wirklich der „beste Freund“ des Family Offices?

1. Finanzplatz Luxemburg = alternativlos? Viele Family Offices folgen fast reflexartig dem Ruf Luxemburgs, wenn es um die Auflage eines Private Label Fonds geht. Doch ist der Luxemburger Prestigestatus immer gerechtfertigt? Hohe Kosten und komplexe Strukturen in Luxemburg stehen inzwischen in der Kritik .


2. Finanzplatz Deutschland dagegen mausert sich zum Geheimtipp: Deutlich niedrigere Verwaltungskosten und eine einfachere Besteuerung locken – aber traut sich die Branche, aus dem Schatten Luxemburgs herauszutreten? These: Manchmal ist der „Herdentrieb“ stärker als der Blick für alternative Lösungen.

3. Finanzplatz Schweiz vs. EU: Der Schweizer Finanzplatz genießt weltweites Ansehen, doch ein Fonds ohne EU-Passport bleibt eine Insel. Warum also setzen einige Family Offices weiterhin auf Schweizer Strukturen, während Finanzplatz Liechtenstein alle Türen zum EU-Markt öffnet und Schweizer Investoren sogar steuerliche Vorteile bietet ? Provokante Frage: Ist es Bequemlichkeit oder Unkenntnis, dass “Sonderlocken” wie Liechtenstein noch zu selten in Erwägung gezogen werden?

4. Entweder/Oder – oder sowohl als auch? Muss ein Family Office alles auf eine Karte setzen, oder ist die Zukunft hybrid? Einige große Vermögensverwalter nutzen parallel mehrere Domizile: z.B. einen Luxemburger Fonds für internationale Anleger und einen deutschen Spezial-AIF für heimische Zwecke. Diskussionsanstoss: Denken Family Offices noch zu sehr in Schubladen (“Entweder Luxemburg oder Deutschland”) anstatt kreativ zu kombinieren?

5. Andere Fondsdomizile (FINANZPLATZ ÖSTERREICH? – Malta, Gibraltar, Mauritius, Guernsey etc.), andere Lösungsansätze – welche Punkte oben müssten noch stärker bei einer neutralen Diskussion in den Vordergrund gestellt werden?

Finanzplatz Frankfurt am Main & Fondsboutiquen positionieren sich hier aus fachlicher Sicht gezielt und bewusst als neutral. Transparenz: Am 18.11.2025 wird bei der diesjährigen Veranstaltung „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“ unter anderem auch als ein Punkt von vielen das Thema „Vermögensstrukturierung bei Family Offices“ angesprochen werden. Um fachorientiert und auch „unbefangen“ diskutieren zu können, ist es hilfreich das PRO und CONTRA der Fondsdomizile ansprechen zu können. Die Praxisimpulse dieser „Anfrage“ möchten wir vor der Veranstaltung in kurzer Form auch in einem Beitrag thematisieren. Praktische Impressionen von Markteilnehmern (Family Offices, KVGen, Regulatoren & „Multiplikatoren“ etc.) erscheinen an dieser Stelle oft weit wertvoller als Theorie-Recherchen im Netz. Input, Ideen und Anregungen zu dem Themenfeld sind willkommen:
markus.hill@finanzplatz-frankfurt-main.de

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: ChatGPT

FINANZPLATZ FRANKFURT: Fondsboutiquen, Private Markets, Family Offices & „Off-Market-Design“ – ist das Branding oder kann das weg? (KOMMENTAR – Markus Hill)

Fondsboutiquen & USA-Formel – Unabhängigkeit, Spezialisierung und Authentizität sind die hervorstechenden Merkmale dieser Hidden Champions der Asset Management-Branche. Diese Häuser lieben, was sie tun. Mit Leidenschaft setzen sie ihre tiefe „Nischen-Kompetenz“ zum Vorteil des Inverstors ein, in ihren Anlageentscheidungen sind sie absolut frei. Der Erfolg des Spezialisten-Ansatzes ist unbestritten. Viele dieser Ansätze werden aber heute immer noch so vermarktet, als ob Mund-zu-Mund-Propaganda der alleinige Faktor für den Boutiquen-Erfolg sei. Warum werden klassische Marketing-Mix-Ansätze oft kritisch gesehen? Gibt es andere Pfade, die man beschreiten könnte?

PR, Branding und „Verbrannte-Erde-Faktor“
Viele der nicht-visiblen Häuser betreiben natürlich Business Development. Die Strukturen reichen von Eigentümern, die allein über persönliches Netzwerk erfolgreich vertreiben, bis hin zu Häusern, die eigene Vertriebseinheiten haben. Gerade bei kleineren Boutiquen steht das Thema Vertrieb im Fokus, Branding („Markenbildung“) und Klickzahlen-PR sind für diese Adressen oft weniger interessant. Kostenintensive Advertorials oder die fortwährende Publikation von Unternehmensnachrichten über Presseverteiler erscheinen hier oft wenig zielführend.

Markus Hill, FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN

Asset Management, PR-Branche und das Misfit-Problem
Stoßen PR-Agentur und Fondsboutique aufeinander, dann bekommt man aus dem Markt oft folgendes Feedback: Die PR-Agentur möchte Themen wie Visibilität, Brandung und Reichweite verkaufen. Die Boutique schätzt diese Themen sehr. Unterschwellig steht aber häufig folgende Erwartung im Raum: Optimal wäre, dass nach Erscheinen des Artikels eine Ansprache von Investoren („Leads“) erfolgt. Die PR-Agenturen können hier in der Mehrzahl der Fälle nicht liefern. Woran liegt das? PRler sprechen allzu gern mit PRlern, Produktanbietern und mit Journalisten. Doch die wenigsten Medien-Professionals verfügen über eine überzeugende Vernetzung mit dem Segment Investoren – übrigens ein oft gehörtes Argument von Boutiquen-Seite. Selbst klassische, reichweitenstarke Publikationen tun sich hier oft schwer, weil ein Großteil der Medieninhalte fachlich nur bedingt die Interessen von Produktspezialisten und Investoren trifft: Ein interessantes White Paper von einem schreibgewandten Vertriebler geschrieben – und an eigene Investoren und Prospects kommuniziert – kann hier oft weit weniger Streuverlust haben, als das besagte Advertorial einer auflagenstarken Publikation.

Herausforderung für die Asset Management-Branche
Branding ist nicht Mystik. Natürlich besteht der Königsweg für gegenwärtig wenig visible Boutiquen im Private Markets-Segment darin, mit ihren Kernkompetenzen wahrgenommen zu werden. Häuser mit klassischem Off-Market-Charakter sehen im Vertrieb, kombiniert (!) mit einem gewissen Bekanntheitsgrad, den optimalen Weg. Viele Pfade führen hier nach Rom. Einige der Häuser fahren zweigleisig, etwas Pressearbeit, etwas Marketing und der Kernfokus auf dem Vertrieb. Für die klassischen Dienstleister im Kommunikationsbereich findet sich hier ein spannendes Feld. Viele Häuser gehen aber hier zunehmend neue Wege, Stichworte: Social Media, LinkdedIn und eine dezente Direktansprache von Prospects.

Family Offices, Off-Market-Ansatz und Lernkurve
Vielleicht können kleinere Boutiquen etwas von Family Offices lernen. Viele dieser Häuser haben eine ähnliche Herausforderung: Eine spezielle Expertise in Zusammenhang mit dem Anspruch, dass man eigentlich nicht aggressiv verkaufen möchte. Daher haben viele Family Offices die Konferenz als Format für sich entdeckt. Ähnlich wie bei Boutiquen im Private Markets-Bereich wird hier über die Faktoren Expertise und Vertrauen gearbeitet, Schlagworte: Expertise, Pull-Faktor, PR, Social Media & Face-to-Face-Kontakt – es heißt ja nicht umsonst Marketing-Mix!

Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info@markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de

Foto: Michael Jakobi

Quelle: IPE D.A.CH

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT: „Erneuerbare Energien liegen laut unserer Studie mit beachtlichen 52% bei geplanten Investitionen immer noch im Fokus der Institutionellen“ (INTERVIEW – Sebastian Thürmer, artis Institutional Capital Management GmbH)

Sebastian Thürmer, artis Institutional Capital Management

Die artis-Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternativen Investments“ liefert auch in diesem Jahr wieder aktuelle Zahlen und interessante Erkenntnisse. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN mit Sebastian Thürmer, artis Institutional Capital Management GmbH, über die Ergebnisse der Umfrage. Schwerpunkte der Ausführungen dieses Interviews (Teil 2 v. 2) war der Megatrend „Infrastruktur“ mit dem Fokus auf die Segmente Erneuerbare Energien und Infrastruktur Equity. Bereiche wie Wind- und Solarenergie, Repowering, Speichersysteme und das Investment in Verkehrsinfrastruktur standen ebenso im Fokus der Studie wie der Ausblick auf andere, investitionsrelevante Entscheidungsfaktoren und aktuelle Trends bezüglich des Themenfeldes „Nachhaltigkeitsaspekte“.

Hill: Herr Thürmer, wenn man die artis-Studienergebnisse von 2023 und 2024 mit denen von 2025 vergleicht, scheinen die Planungen der Institutionellen für die Anlageklasse „Erneuerbare Energien“ tendenziell rückläufig zu sein. Viele Produktinitiatoren sprechen aber weiterhin von einem Megatrend. Wie schätzen Sie langfristig die Perspektiven dieser Assetklasse ein?
Thürmer: ‚Erneuerbare Energien‘ liegen laut unserer Studie mit beachtlichen 52% bei geplanten Investitionen immer noch im Fokus der Institutionellen. Nur Infrastructure Equity ist mit 64% noch mehr gefragt. Deshalb bleiben die Perspektiven auch nach wie vor positiv. Richtig ist aber auch, dass in den letzten Jahren mehr Wettbewerb bei den Alternativen zu beobachten ist. Beispielsweise Infrastructure Equity, also die komplette Energiepalette und seit einigen Jahren weitere Themen wie Verkehr und Digitalisierung. Es ist erstaunlich, dass sich Erneuerbare trotz der starken Konkurrenz auf diesem hohen Niveau halten.

Markus Hill, FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN

Hill: Also erwarten Sie keine Verschiebungen in naher Zukunft?
Thürmer: Märkte passen sich immer an. Erneuerbare mit klassischen Wind- oder Solarparks wird es auch in Zukunft geben, aber die neue Produktgeneration geht mehr auf die zukünftigen Anlegerbedürfnisse ein. Institutionelle Anleger investieren mittlerweile auch in Projektentwicklungen im Late-Stage-Bereich. Dafür spricht nicht nur eine höhere Rendite, sondern auch ein entsprechender Projekteinfluss, nicht nur in Bezug auf Nachhaltigkeit. Ebenso steigt das Interesse der Investoren an Hybridparks, der Kombination von Wind- und Solarparks. Professionelle Anleger investieren auch nicht erst seit gestern in Erneuerbare. Sie sind mit dem Thema „Altobjekte“ bestens vertraut. Hier ergeben sich Anlageopportunitäten im Repowering, also der Installation neuer Module in bereits aktiven, genehmigten und erschlossenen Anlagen. Das bedeutendste Thema für die nächsten Jahre sind aber Speichersysteme, die zur Überbrückung von Dunkelflauten gebraucht werden. Marktanalysten von Bloomberg/NEF erwarten bei den weltweiten Speicherkapazitäten bis 2030 ein Wachstum von mehr als 20% p.a. Batteriespeicher nehmen dabei die Hauptrolle ein. Solche Speicheranlagen können zwar auch von klassischen Infrastrukturfonds erworben werden, passen thematisch aber wesentlich besser zu Erneuerbaren. Gerade beim Thema Speicherung wird die Nachfrage in den nächsten Jahren stark ansteigen. Investoren bieten sich also auch zukünftig sehr gute Perspektiven bei den Erneuerbaren.

Hill: Infrastrukturinvestments gehören laut Ihrer Studie zu den bevorzugten Investitionsfeldern institutioneller Anleger. Nun schnürt der Staat ein gigantisches Schuldenpaket, um in die Bundeswehr, aber auch massiv in die Infrastruktur zu investieren. Kann es sein, dass sich der Staat dabei die Filetstücke heraussucht und Institutionelle das Nachsehen haben?
Thürmer: Der Staat muss in bestimmte Bereiche vorinvestieren, damit zusätzlich privates Kapital angelockt werden kann. Die öffentliche Hand muss sich aber auch in Teilbereichen engagieren, welche für private Investoren weniger interessant sind. Institutionelle nutzen meist Geschäftsfelder mit attraktivem Wachstumspotenzial, planbaren Cashflows, klaren Risikostrukturen, einer hohen Transparenz sowie einem aktiven Beitrag zur Senkung von CO2-Emissionen in Richtung „Net-Zero-Emissionen“.  Man kann das geplante Schuldenpaket auch positiv umschreiben und beispielsweise Investitionspaket nennen, das in den nächsten Jahren für zusätzliches Wirtschaftswachstum sorgt. Professionelle Marktteilnehmer dürfen sich nicht nur mit dem vorhandenen Produktangebot auseinandersetzen, sondern müssen die Märkte genau analysieren und in die Zukunft blicken, um interessante Nischenthemen zu entdecken, die zum jeweiligen Geschäftsmodell des Investors passen. Dann finden sich auch Möglichkeiten für Poolanlagen oder Co-Investments.

Hill: Können Sie uns hierzu ein Beispiel nennen?
Thürmer: 25% der Treibhausgasemissionen in der EU werden vom Verkehr verursacht. Der Verkehrssektor ist damit der drittgrößte CO2-Emittent und liegt bei der Dekarbonisierung im Vergleich zum Energiesektor beträchtlich zurück. In der Politik und in den Medien wurde in letzter Zeit viel über Infrastrukturmaßnahmen debattiert. Die Bahn dürfte zu den Profiteuren des neuen Infrastrukturpakets zählen. Es geht um den Ausbau sowie die Sanierung des Schienennetzes, was sowohl für den Personen- wie auch für den Güterverkehr von Nutzen ist. Gleichzeitig möchte die Bahn, aus politischen Gründen, kräftig in den Personenverkehr, also beispielsweise in neue Waggons, investieren. Wenn man sich aber die Verkehrsprognose des Bundes 2040 ansieht, welche vor einigen Wochen vom Bundesverkehrsministerium vorgestellt wurde, wird der Personenverkehr nur um 8% zulegen. Der Güterverkehr hingegen wächst im gleichen Zeitraum um ein Vielfaches. Das kann die Lücke für institutionelle Anleger sein. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Schienenfahrzeuge, insbesondere Lokomotiven und Güterwagen, noch aus den 70er-Jahren stammen, kann man sich den Bedarf gut vorstellen. Plötzlich kommen nun solche Anlageprodukte für institutionelle Anlegergruppen auf den Markt. Die Renditen sind sehr attraktiv und die Fondslaufzeiten sind wesentlich kürzer als wir das von den Energiethemen her kennen. Außerdem reduziert der Gütertransport die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Transport auf der Straße um durchschnittlich 80%, was den Nachhaltigkeitsgedanken institutioneller Investoren sehr entgegen kommt.

Hill: Bei welchen Kapitalanlageentscheidungen werden Nachhaltigkeitsaspekte besonders berücksichtigt?
Thürmer: In der Regel geschieht dies bei neuen Immobilien-, Private Debt-, Infrastructure Equity- und Erneuerbaren Energien-Investments, weniger bei Private Equity- oder liquiden Anlagen. 9% investieren über alle Assetklassen hinweg nur noch in nachhaltige Kapitalanlagen, dabei handelt es sich eher um kirchliche Einrichtungen oder Stiftungen. Über 60% der befragten Teilnehmer sind wählerischer und machen dies von der jeweiligen Assetklasse abhängig.

Hill: Unabhängig von Assetklassen, welche aktuellen oder zukünftigen Megatrends werden in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle einnehmen?
Thürmer: Aktuelle Themen wie der Klimawandel, Ressourcenknappheit, weltweiter Wettbewerb um wichtige Rohstoffe, neue Technologien, Digitalisierung, der demographische Wandel, bestehende und zukünftige geopolitische Krisen, weltweit steigende Staatsverschuldungen oder die Sicherung unserer Sozialsysteme werden den Druck auf Politik, Gesellschaft und Kapitalmärkte weiter erhöhen. Diese Trends bedürfen tragfähiger Lösungen und werden uns fortlaufend – mal mehr, mal weniger – weiter beschäftigen.

Hill: Herr Thürmer, vielen Dank für das Gespräch.

Sebastian Thürmer ist geschäftsführender Gesellschafter der artis Institutional Capital Management GmbH in Frankfurt am Main. artis ist ein unabhängiger Placement Agent und Consultant für institutionelle Anleger in der D-A-CH-Region mit der ausschließlichen Ausrichtung auf Immobilien und Alternativen Investments. Seine Schwerpunkte sind die Eigenkapitalgenerierung für Produktinitiatoren sowie die Allokationsberatung für institutionelle Investoren.

Die Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternativen Investments 2025“ kann digital unter info(at)artis-icm.de angefordert werden. Institutionellen Investoren wird die Studie kostenfrei zur Verfügung gestellt.

FINANZPLATZ FRANKFURT & RESEARCH: Studie „Alternative Investments, Immobilien & ESG“

Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE & FONDSBOUTIQUEN.DE mit Sebastian Thürmer (artis Institutional Capital Management GmbH) und Dr. Michael König (Primus Valor AG) über die Ergebnisse der Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternative Investments 2025“. Zum einen wurden die allgemeinen Inhalte und Ergebnisse der Studie zu Immobilien, Alternative Investments und ESG erläutert (Immobilien, Infrastruktur, Erneuerbare Energien etc.), zum anderen wurde intensiver über das Thema Investments in Wohnimmobilien in Deutschland und Asset Allocation diskutiert.

INSTITUTIONELLE INVESTOREN wurden auch in diesem Jahr bei dieser Befragung wieder zu folgenden Entwicklungen (Bereiche & Stichworte) befragt: Planung zum Ausbau der Immobilienquote, Nutzungsarten, Allokation, Regionen, Alternative Investments (AI)-Quoten, AI Segmente, Private Debt, Erneuerbare Energien, Infrastructure Equity, Private Equity, Attraktivität der Asset-Klassen, Bedeutung & Strategie „Nachhaltigkeit“, ESG – Leitfaden & Analyse, Impact Investing, energetische Sanierungsmaßnahmen bei Immobilien.

INFORMATION:

www.artis-icm.de (Sebastian Thürmer)

www.primusvalor.com (Dr. Michael König) 

Rückfragen zur Studie (Zusammenfassung, Zusatzinformationen, PDF etc.): info@markus-hill.com

Institutionelle Investoren erhalten die Studie kostenfrei. Bei Interesse an einer Teilnahme für die Studie in 2026 bitte einfach eine Nachricht an die oben angegebene Mail senden.

Foto: Michael Jakobi

QUELLE: IPE D.A.CH

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT: Innovation, „Deep-Tech Law & Diplomacy“, Resilienz, USA, Indien, Wholistic World Innovation Trophy, Silicon Valley Europe, Startups & Zigarren (INTERVIEW, Dieter Brockmeyer, DIPLOMATIC WORLD)

Finanzplatz Frankfurt, Innovation, „Deep-Tech Law & Diplomacy“, Resilienz, Wholistic World Innovation Trophy – Markus Hill sprach mit Dieter Brockmeyer (DIPLOMATIC WORLD) über aktuelle Aktivitäten der Akademie in diesen Bereichen,  Buchveröffentlichung sowie über das Institute for Research, Entrepreneurship and Investment, SEI, in Washington D.C. und die indische Global Academy for Law and Technology Education and Research (GALTER). Weitere Themen des Gespräches waren Silicon Valley Europe, Startups, Rhein-Main-Gebiet und „Frankfurt & Zigarre“.

Hill: Geben Sie doch bitte ein kurzes Update zu den Aktivitäten Ihres Institutes?

Brockmeyer: Es hat sich tatsächlich seit wir das letzte Mal gesprochen haben einiges getan, so habe ich bereits mit der Arbeit am nächsten Buch begonnen. Leider geht es damit nicht so gewohnt schnell voran, da es einfach im Moment so viel anderes zu tun gibt. Wir haben die Akademie gestartet. Den Kurs für angehende Diplomaten zum Einfluss von Deep-Tech auf ihre Arbeit hatten wir schon ganz am Anfang, kurz nach dem Start des Institutes 2019, konzipiert. Es hat dann bis letztes Jahr gedauert die passenden Partner zu finden. Wir machen das jetzt mit dem Institute for Research, Entrepreneurship and Investment, SEI, in Washington D.C. und der indischen Global Academy for Law and Technology Education and Research, kurz GALTER. Der 10 wöchige Onlinekurs mit weltweit bekannten Referenten, den wir erstmalig exklusiv für indische Studenten angeboten haben, haben wir gerade sehr erfolgreich abgeschlossen. Die Partnerschaft mit beiden werden wir, auch mit anderen Projekten, ausbauen und führte bereits zu einer strategischen Allianz mit dem SEI. Seit 1. April bin ich dort im Vorstand für Innovation und den Kontakt zu Europa zuständig, zusätzlich zu meinen Aufgaben in der Diplomatic World Gruppe. Die SEI Gründerin Ingrid Vasiliu-Feltes ist im Gegenzug in den Beraterstab des DWI eingezogen. Ich habe inzwischen auch die nächste Runde der Wholistic World Innovation Trophy gestartet, die in diesem Jahr am 13. Oktober, wieder in Barcelona, vergeben wird. Auch unseren Video Podcast „Today & Tomorrow“ bauen wir weiter aus. Da sollte es in Kürze Neuigkeiten geben. Das sind alles Elemente einer Innovationsplattform, noch mit weiteren Bausteinen, die wir hoffentlich bald vollständig präsentieren können. Bis dahin ist es aber zugegeben noch ein sehr weiter Weg.

Dieter Brockmeyer (DIPLOMATIC WORLD) & Markus Hill ( FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN)

Hill: Da muss ich jetzt aber nachbohren: Wenn Sie von einer Innovationsplattform sprechen, was dürfen wir darunter verstehen?

Brockmeyer: Wir stehen weltweit vor enormen Herausforderungen, die wir in ihrer Auswirkung von den wenigsten bereits erkannt wird. Viele fühlen sich verunsichert, aber die Ursache wird noch immer verdrängt: Der technologische Fortschritt, der immer schneller voranschreitet, dabei unser aller Leben massiv verändert und uns immer weniger Zeit der Anpassung lässt. Das Überfordert uns und wird gesellschaftlich zu immer größeren Verwerfungen führen. Was wir brauchen ist Innovations-Resilienz. Die aufzubauen  wird in den kommenden Jahren immer wichtiger. Von daher ist unser Anliegen mit allen unseren Aktivitäten, Büchern, Podcasts, Preisen, Akademie, zukünftig aber auch Kongressen und anderen Bausteinen, eine integrierte Plattform zu schaffen, auf der Experten weltweit sich austauschen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die bei der Bewältigung der Herausforderungen helfen können. Der Arbeitstitel hierfür ist CAMPUS MUNDI, angelehnt an den Titel der deutschen Ausgabe meines letzten Buches. Die Aufgabe ist viel zu groß, als dass das singulär angegangen werden kann. Das geht nur in einer kollektiven Anstrengung. Aber wie gesagt, das ist noch ein sehr weiter Weg!

Hill: Wenn Sie von Innovations-Resilienz sprechen, das ist ein schönes Buzzword, aber was verstehen Sie darunter konkret?

Brockmeyer: Das ist genau das Thema meines nächsten Buches. Im Grunde war das auch schon das Thema in CAMPUS, ohne dass ich das dort schon so genannt habe. Der Begriff Resilienz ist im Moment sehr populär. Alles wollen resilienter werden, widerstandsfähiger in der Partnerschaft, in der Karriere… Normalerweise steht der Begriff Resilienz neben der Innovation. Wenn ich innovativ bin, in meinem persönlichen Umfeld, dann werde ich im Alltag widerstandsfähiger. Das ich mit Innovation lernen muss umzugehen, das ist den meisten nicht klar. Da klafft eine Lücke, die wir schließen müssen.

Hill: Das Konzept der Akademie ist spannend, wie geht es mit dem Thema „Deep-Tech Law & Diplomacy“ weiter?

Brockmeyer: Ende März hatten wir die letzte Veranstaltung des ersten Kurses. Bislang ist es alles sehr gut gelaufen und wir, also die Partner in diesem Projekt,  werden uns das alles dann noch Mal im Detail anschauen. Wir haben bereits von außen Interesse signalisiert bekommen uns beim Ausbau zu helfen und planen bereits für Herbst die nächste Runde. Wir werden uns perspektivisch sicherlich auch andere Themen anschauen und Angebote formulieren. Das werden wir voraussichtlich wieder gemeinsam mit Partnern machen.

Hill: Es geht also um den Umgang mit technischem Fortschritt?

Brockmeyer: Im Wesentlichen ja, aber nicht nur. Wir schauen nach Deep-Tech, also tiefgreifende Technologien, wie das hier übersetzt wird, aber auch darauf wie das implementiert wird. Das heißt, und das sind jetzt nur einzelne Beispiele, wir schauen auf die Blockchain-Technologie, aber nicht nur auf den Bitcoin oder die Auswirkungen auf die Finanzindustrie. Das ist viel breiter, umfassender. Gleiches gilt auch für Künstliche Intelligenz und die Beschleunigungen des Fortschritts, der durch den Quantencomputer unvermeidbar ist. Von daher beschäftigen wir uns auch sehr stark mit der Startup Szene und arbeiten da unter anderem auch mit dem World Business Angel Investment Forum, kurz WBAF, zusammen und werden das zukünftig sicher noch stärker mit internationalen Organisationen vernetzen.

Hill: Was bedeutet das alles für die Positionierung ihres Institutes?

Brockmeyer: Wir positionieren uns zunächst über die Akademie, aber genauso über die vorhin genannte „Trophy“ oder die Podcasts. Das sind sogenannte Flagship Events, die das Bild des Instituts nach außen prägen. Sie werden wahrgenommen und ich werde immer häufiger angefragt das auf internationalen Kongressen vorzustellen. Wir werden als authentisch und kompetent wahrgenommen. Das war ein langer Weg, der jetzt langsam zu Ergebnissen führt. Das wird sicherlich auch durch die Weltlage unterstützt. Das Thema Diplomatie gewinnt an Bedeutung und wird von vielen inzwischen ganz anders wahrgenommen. Bei aller Verunsicherung, darin liegt auch eine Chance, die wir nutzen wollen.

Hill: Sind Sie auch hier in Frankfurt aktiv, was bedeutet die Stadt für Sie?

Brockmeyer: Anfang des Jahres haben wir Silicon Valley Europe bei dem Start ihrer Plug & Play Initiative unterstützt, wo Tech-Startups mit Investoren zusammengebracht werden. Der Auftakt verlief recht vielversprechend. Die Initiative stammt zwar nicht aus Frankfurt, aber immerhin aus dem Rhein-Main-Gebiet. SVE hat ihren Sitz in Darmstadt. Das werden wir sicher ausbauen. Es liegen noch eine ganze Reihe von wie ich finde guten Ideen in der Schublade, für die aber im Moment leider die Zeit fehlt. Das ändert aber nichts daran, dass in Frankfurt mein Lebensmittelpunkt liegt. Brüssel ist auch eine sehr schöne Stadt, aber da kann ich nicht abschalten. Das gilt erst recht auf den internationalen Konferenzen an unterschiedlichen Orten. Hier in Frankfurt ist mein Kreativraum, hier entwickle ich neue Dinge, schreibe – und ganz wichtig, hier kann ich Ruhe finden, meine Batterien wieder aufladen. Viele Dinge, die ich später umsetze, haben hier ihren Ursprung und werden in Frankfurter kreativen Kreisen zuerst diskutiert, rund gemacht, gereift. Frankfurt ist nicht nur eine Business Metropole, sie ist auch eine sehr kreative Stadt. Dazu zählt auch eine Runde in der wir einmal im Monat an unterschiedliche Orten, wo es möglich ist, privat aber auch in Lounges, Zigarre rauchen und die Kreativindustrie in Hessen, aber auch Projektideen diskutieren. Es ist ein sehr dynamischer Kreis, der inzwischen beständig wächst und auch immer wieder Gäste anzieht.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

Aktuelle Termine:

Europatage vom 16.-18. Mai in Neudrossenfeld: Gespräch mit der Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank, EIB, und MEP Monika Hohlmeier

Buchpräsentationen CAMPUS MUNDI:14./15.06.2025: Galerie Adriana u.a., Wien

Dieter Brockmeyer & CAMPUS and CAMPUS MUNDI – Image by Natalie Färber, LIQUID Kommunikationsdesign

www.diplomatic-world-institute.com

www.youtube.com

www.institutesei.org

www.galterprofmkb.org

www.silicon-valley-europe.com

Foto: Michael Jakobi

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT & KNOWHOW: Vermögensverwaltung, Financial Planning & Financial Education, Digital Assets, Gründerszene, Kultur, Personalmanagement und Networking (INTERVIEW – Samir Zakaria, Hansen & Heinrich AG)

Finanzplatz Frankfurt, Vermögensverwaltung, Financial Planning & Financial Education, Digital Assets, Gründerszene, Kultur, Personalmanagement und Networking – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN mit Samir Zakaria, Standortleiter von Hansen & Heinrich AG in Frankfurt, über diese Themen sowie über die Suche nach Talent, Engagement & MORE.

Hill: Wie betrachten Sie das Thema Networking im Allgemeinen, und wie wichtig sind sowohl interne als auch externe Netzwerke für Sie als ganzheitlicher Vermögensverwalter?

Zakaria: Networking spielt in unserer Branche eine entscheidende Rolle, insbesondere wenn man – wie wir bei Hansen & Heinrich – einen ganzheitlichen Beratungsansatz verfolgt. Dieser Ansatz bedeutet, dass wir nicht nur das finanzielle Vermögen unserer Mandanten betrachten, sondern auch steuerliche, rechtliche und unternehmerische Aspekte in die Beratung einfließen lassen. Das erfordert starke Netzwerke, sowohl intern als auch extern.

Samir Zakaria (Hansen & Heinrich) und Markus Hill (FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN)

Samir Zakaria (Hansen & Heinrich) und Markus Hill (FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN)

Hill:  Wie gestalten sich die internen Netzwerke bei der Hansen & Heinrich AG?

Zakaria: Intern profitieren wir von einem engen Austausch zwischen den Standorten und den verschiedenen Experten in unserem Team, wie z. B. im Immobilien- und Versicherungsbereich. Dieser Austausch sorgt dafür, dass wir in allen relevanten Themenbereichen bestens aufgestellt sind und uns gegenseitig unterstützen können.

Hill: Welche Rolle spielen externe Netzwerke in Ihrer Arbeit?

Zakaria: Extern ist unser Netzwerk ebenso entscheidend. Wir arbeiten sehr eng mit Rechtsanwälten, Steuerberatern und anderen Experten, etwa in der Kunstberatung oder im Bereich Private Equity, zusammen. Diese Partnerschaften waren gerade in der Anfangsphase des Standortaufbaus in Frankfurt von großer Bedeutung. So konnte ich auch in der herausfordernden Coronazeit 2021 durch meine vielfältigen Kontakte erste Mandanten gewinnen. Gegenseitige Empfehlungen kommen allen Parteien zugute.

Hill: Welche Netzwerke spielen aktuell die wichtigste Rolle und wie tragen sie zu Ihrer strategischen Weiterentwicklung bei?

Zakaria: Eine weitere sehr wichtige Plattform ist das Netzwerk der Finanz- und Erbschaftsplaner e. V. (www.nfep.de). Hier sind wir als Hansen & Heinrich AG Fördermitglied. Der Weiterbildungsaspekt ist uns dabei besonders wichtig. Gerade im Bereich der Finanzplanung haben wir eine hohe Expertise aufgebaut, und aktuell sind fünf Certified Financial Planner (CFPs) für unser Unternehmen tätig. Networking ist bei uns also nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern ein praktischer Bestandteil unserer täglichen Arbeit.

Außerdem habe ich kürzlich das Forum für Digitale Vermögenswerte ins Leben gerufen. Dieses Netzwerk ist besonders spannend, da digitale Vermögenswerte immer relevanter werden. Gerade die sogenannte Next Gen betrachtet zunehmend Kryptowährungen und andere digitale Assets als interessante Anlagechancen. Dieses Netzwerk hilft uns, unser Know-how in einem zukunftsweisenden Bereich weiter auszubauen.

Im Einklang mit unserer Ausrichtung auf zukunftsfähige Entwicklungen haben wir 2023 zudem die Founders Lounge entwickelt. In Zusammenarbeit mit Mazars und dem HUB31 Technologie- und Gründerzentrum Darmstadt haben wir eine Veranstaltungsreihe gegründet, die den Austausch von Fachkenntnissen und die Vernetzung im Startup-Ökosystem der Region fördern soll. Ziel ist es, Gründende von Beginn an in allen praxisrelevanten Bereichen – wie rechtliche, steuerliche und finanzielle Beratung – zu unterstützen und einen regelmäßigen Austausch zu etablieren.

FORUM FÜR DIGALTALE VERMÖGENSWERTE (2025)

Hill: Was steht bei Ihnen im Jahr 2025 noch an?

Zakaria: Im Jahr 2025 bieten wir etliche reizvolle Veranstaltungen an. Highlights sind sicherlich unsere H&H Stiftungsfrühstücke an allen Standorten, bei denen wir uns mit Stiftungsgründern und -managern austauschen und über die neuesten Entwicklungen im Stiftungssegment sprechen werden. Solche Veranstaltungen sind für uns eine wertvolle Gelegenheit, unsere Expertise zu teilen und von anderen Institutionen zu lernen. Mit unserer Tochtergesellschaft Hansen & Heinrich Stiftungstreuhand GmbH unterstützen wir bei der Gründung von Stiftungen und übernehmen dauerhaft Verwaltungstätigkeiten zur Entlastung der Engagierten.

Hill: Welche weiteren Veranstaltungen und Entwicklungen sind auf Ihrer Agenda?

Zakaria: Es sind mehrere Austausche zum Kapitalmarkt in der WineBANK Frankfurt geplant, bei denen wir mit Investoren über aktuelle Themen und Trends sprechen werden. Ein weiterer Bereich, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Unternehmerfinanzplanung. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist es für Unternehmer entscheidend, ihre Finanzen langfristig und nachhaltig zu planen.

Außerdem zelebrieren wir mit unserer Vernissage am 14.05.2025  den Beginn der Ausstellung Processing des Frankfurter Künstlers Arthur Löwen.

In Zusammenarbeit mit der Kuratorin Marlene A. Schenk präsentieren wir eine speziell für unsere Räumlichkeiten geschaffene Auswahl von Kunstwerken, die einen einzigartigen Einblick in die malerische Praxis des Künstlers gewährt. Löwens Arbeit ist geprägt von symbolischen Spuren, welche die Frage nach Bedeutung und Nicht-Bedeutung in der Malerei verhandeln.

In meiner Nebentätigkeit als Organisator von Fachveranstaltungen für Berater vermögender Kunden (www.finfor.de) blicke ich gespannt auf die 13. Private Banking Trends am 28. Mai und das 14. Frankfurter Finanzplaner Forum am 30.9/1.10.

Hill: Wie stellen Sie sicher, dass Sie die steigende Nachfrage bedienen können?

Zakaria: Um die vielfältigen Themen gut bewältigen zu können, stellen wir sukzessive weiter ein. Wir freuen uns sehr, dass wir zuletzt Siegfried Franz als Director Vermögensverwaltung von der Deutschen Bank für uns gewinnen konnten. Sein exzellentes Netzwerk, sein ganzheitlicher Beratungsansatz und seine Wertpapierexpertise passen perfekt zur Philosophie der Hansen & Heinrich AG. Auch Aileen Hiecke, eine angehende Kunsthistorikerin, hat unser Team verstärkt und unterstützt wunderbar die Kunstberatung sowie die Organisation von kulturellen Events und die Pflege unserer Social-Media-Aktivitäten.

In Zukunft sind weitere Einstellungen geplant, um unser Team weiter zu verstärken und auf die steigende Nachfrage nach einer ganzheitlichen Finanzberatung von Mandantenseite zu reagieren – sowohl in Frankfurt am Main als auch in Düsseldorf, eine Dependance, die ich aus Frankfurt mitführe. Auch in Düsseldorf bauen wir unser Netzwerk weiter aus, und zwar insbesondere durch meinen Kollegen Henning Kirsch, der es geschafft hat, vor Ort sehr gute Kontakte aufzubauen und sich hervorragend zu vernetzen.

Hill: Wie sehen Ihre langfristigen Ziele aus?

Zakaria: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 2025 für uns ein Jahr des Wachstums und der Weiterentwicklung sein wird. Wir wollen unsere bestehenden Netzwerke weiter ausbauen und neue Interessengruppen, wie GründerInnen und UnternehmerInnen, noch spezifischer adressieren. Unser Ziel bleibt, das gesamte Vermögen unserer Mandanten zu betrachten – nicht nur das liquide Vermögen, sondern auch unternehmerische Beteiligungen, Immobilien und digitale Vermögenswerte. So können wir eine umfassende und nachhaltige Finanzplanung sicherstellen, die den individuellen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht wird.

Hill: Welche Rolle spielen digitale Tools in Ihrer Arbeit?

Zakaria: Wir werden die Arbeit mit unseren digitalen Tools wie dem H&H Vermögenscockpit (Wealthpilot) und dem Finanzplanungstool von Gschwind (OptiPlan) weiter ausbauen. Diese Tools sind nicht nur für uns als Berater eine wertvolle Unterstützung, sondern ermöglichen auch unseren Mandanten, einen transparenten und aktuellen Überblick über ihre Vermögens- und Liquiditätsentwicklung zu erhalten. Im Feld Finanzplanung hat sich im Frankfurter Team Michael Craatz eine besondere Expertise aufgebaut.

Hill: Engagieren Sie sich auch außerhalb Ihrer beruflichen Tätigkeit?

Zakaria: Neben der fachlichen Arbeit möchten wir als Unternehmen auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Ein gutes Beispiel ist unsere Unterstützung des 2. Internationalen Klavierwettbewerbs für junge PianistInnen in Kronberg. Vom 21. bis 23. März 2025 haben junge Pianisten zwischen 6 und 19 Jahren ihre musikalischen Talente auf beeindruckende Weise und zur Begeisterung aller ZuhörerInnen präsentiert.

Hill: Wie ist das Team in Frankfurt aktuell aufgestellt?

Das Team in Frankfurt ist mittlerweile sehr gut aufgestellt. Wir haben mit Henning Kirsch, Michael Craatz, Siegfried Franz und Dr. Jürgen Drescher, der in der Region Pfalz engagiert ist, vier erfahrene Senior Mandantenbetreuer.

Team „Hansen & Heinrich“

Hill: Gibt es weitere Pläne, das Team zu erweitern?

Zakaria: Perspektivisch wollen wir unser Team weiter ausbauen. Wir suchen nach weiteren Beratenden, die unsere Philosophie teilen und mit uns zusammenarbeiten möchten. Dabei setzen wir auf unterschiedliche Perspektiven, um unsere Beratungsqualität kontinuierlich zu erweitern.

Hill: Was unterscheidet die Arbeit bei Hansen & Heinrich von einer Tätigkeit bei einer Bank?

Zakaria: Der größte Unterschied liegt in der Unabhängigkeit und der langfristigen Ausrichtung unserer Arbeit. Bei Hansen & Heinrich sind wir nicht an kurzfristige Verkaufsziele oder Provisionsvorgaben gebunden. Wir können uns voll und ganz auf die langfristige Vermögensplanung unserer Mandanten konzentrieren, ohne dass kurzfristige Interessen oder externe Druckfaktoren eine Rolle spielen. Als unabhängiger, inhabergeführter Vermögensverwalter haben wir die Freiheit, die besten Lösungen für unsere Kunden zu finden und sind nicht an die Vorgaben einer Bank gebunden.

Ein weiterer Unterschied ist unser ganzheitlicher Beratungsansatz. Bei einer Bank liegt der Fokus oft auf einzelnen Anlageklassen, bei uns hingegen betrachten wir das gesamte Vermögen unserer Mandanten, von der Liquidität über die Vermögensentwicklung bis hin zur Nachfolgeplanung und Erbschaft.

Darüber hinaus bieten wir wie gesagt moderne digitale Tools wie das H&H Vermögenscockpit und das OptiPlanning-Tool für die Finanzplanung an.

Hill: Welche Vorteile bietet das Arbeiten bei der Hansen & Heinrich AG für Ihre Mitarbeitenden?

Zakaria: Ein großer Vorteil für unser Kollegium ist die Flexibilität in der Arbeit. Mobiles Arbeiten ist möglich, Arbeitszeiten können flexibel gestaltet werden, und wir fördern eigenverantwortliches Arbeiten. Dies macht den Unterschied zu einer klassischen Banktätigkeit aus, bei der oft eng definierte Arbeitsstrukturen und -zeiten bestehen.

Auch deshalb sind wir überzeugtes Mitglied im Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“, einem Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Kinder.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

www.hansen-heinrich.de

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN

FINANZPLATZ FRANKFURT & MUMBAI: Schweiz, Indien, Asset Management, Luxus, Immobilienmanagement, Vernetzung, „kultureller Fit“ & Knowhow (INTERVIEW – Ravikant Susarla, Seraina Invest AG)

Schweiz, Asset Management, Immobilieninvestments und Mumbai. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN mit Ravikant Susarla, Seraina Invest AG, über die Herausforderungen für eine Schweizer Asset Manager, der in die Immobilienentwicklung in Indien investiert. Am besonderen Beispiel von Mumbai als Markt für Luxusimmobilien werden Themen wie Risikomanagement, die Bedeutung von lokaler Vernetzung und Know-how, Wettbewerbsumfeld und „kultureller Fit“ dargestellt. Alle diese Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der ursprünglichen Konzeption und bei den aktuellen Anlageentscheidungen des Immobilienfonds.

Hill: Sie leben als Inder in Deutschland und arbeiten für eine Firma aus der Schweiz, die sich mit Immobilieninvestments in Indien beschäftigt. Womit beschäftigen Sie sich aktuell intensiv?
Susarla: Ich bin in Mumbai, Indien, aufgewachsen und habe dort Betriebs- und Volkswirtschaft studiert. In Deutschland habe ich dieses Studium mit einem Master abgeschlossen. In meinem Berufsleben habe ich eng mit Start-up-Projekten in verschiedenen Wirtschaftssektoren zu tun gehabt. Ich denke, das hilft mir, eine breit gefächerte Perspektive auf verschiedene Arten von Geschäftsmodellen zu gewinnen. In den letzten Jahren habe ich mich mit Immobilieninvestitionen befasst. Ich arbeite für einen Schweizer Immobilienfonds, Seraina Invest AG, die in die Entwicklung von hochwertigen Wohn- und Bürogebäuden in Indien investiert. Derzeit konzentrieren wir uns auf Mumbai. Um die mit der Immobilienentwicklung verbundenen Risiken effektiv zu managen, die Qualität der Entwicklung genau zu steuern und uns von der Konkurrenz abzuheben, managen wir den gesamten Lebenszyklus der Investitionen im eigenen Haus. Mit unserer Geschäftsphilosophie „boots-on-the-ground and ears-to-the-market“ bin ich eng mit unseren operativen Tätigkeiten in Mumbai verbunden. Einerseits haben wir ein Büro und ein hochqualifiziertes Entwicklungsteam von 14 Kollegen in Mumbai, andererseits sind wir auch offen für die Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern im Inland. Indien ist ein hart umkämpfter Markt mit fähigen lokalen Akteuren. Für einen europäischen Investor ist es nicht einfach, in den indischen Immobilienmarkt einzutreten und ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Wir sind der Meinung, dass wir beides erfolgreich gemanagt haben. Darüber hinaus konzentrieren wir uns ausschließlich auf das Luxussegment des Marktes, wo wir als Schweizer Immobilienfonds gute Chancen haben, uns einen klaren Vorteil gegenüber den lokalen Anbietern zu verschaffen.

Ravikant Susarla, SERAINA INVEST AG

Hill: Warum haben Sie sich für Mumbai als Basismarkt entschieden?
Susarla: Zunächst einmal ist Indien ein sehr vielfältiges Land; Jede Region und jede Stadt in Indien ist quasi ein Land innerhalb eines Landes. Die Frage, wo man in Indien investieren sollte, ist vergleichbar mit der Frage, wo man in Europa investieren sollte: in welchem Land, in welcher Region und in welcher Stadt? Diese Vielfalt wird von ausländischen Investoren, die in den indischen Markt einsteigen, oft unterschätzt. Außerdem ist das Immobiliengeschäft ein sehr lokales, einheimisches Geschäft. Man muss sich mit den örtlichen Vorschriften und Baunormen auseinandersetzen und die Lebens- und Arbeitsweise, das Sozialleben, die Konsumgewohnheiten, die Wünsche und die Tabus der lokalen Bevölkerung verstehen. Das Verständnis für die Vielfalt und Komplexität Indiens hat uns zu der Entscheidung veranlasst, uns auf eine einzige Stadt zu konzentrieren – eine Stadt, die unseren Erwartungen entspricht und die eine hohe Akzeptanz für unser Design, unsere Entwicklung und unsere professionelle Art der Geschäftsabwicklung aufweist. Als Schweizer Investor war dies der erste Grund, den wir nutzten, um einen „kulturellen Fit“ für unsere Schweizer Marke zu finden. Mumbai ist der größte Wohnungsmarkt in Bezug auf den Wert der verkauften Wohnungen und trägt rund 35% bis 40% zum Gesamtwert der verkauften Wohnungen in Indien bei. Mumbai ist auch das Epizentrum der Ultra-Luxus-Wohnungen. Auf Mumbai entfielen 84% der Ultra-Luxus-Immobilienverkäufe im Jahr 2024. Da der Schwerpunkt des Fonds auf dem Luxussegment liegt, gibt es in Indien für uns keinen besseren Markt als Mumbai.

Hill: Was ist das Besondere an der Stadtentwicklung von Mumbai?
Susarla: Mumbai ist eine sehr multikulturelle Stadt mit über 21 Mio. Einwohnern. Wenn ich die Bedeutung Mumbais innerhalb Indiens erklären müsste, würde ich die Position Mumbais in Indien wahrscheinlich mit der Rolle Londons, New Yorks, Singapurs oder Dubais in der Welt vergleichen. Im Wesentlichen war die Gesellschaft in Mumbai schon immer offen, gastfreundlich und wirtschaftlich wohlhabend. Es ist das Zentrum der indischen Unternehmenswelt, des Finanzsektors, Bollywoods, eine Hafen- und Flughafenstadt mit Wolkenkratzern und einem großartigen sozialen Leben. Wenn Indien jährlich um 7% wachsen soll, muss Mumbai mindestens doppelt so stark wachsen, und zwar um 15%. Wenn ich die Situation der Stadtentwicklung von Mumbai in einem Wort zusammenfassen kann, dann ist es „Upgrade“ – ein Upgrade von gewaltigen Ausmaßen. Ob es sich nun um eine 70 Mrd. US-Dollar teure Modernisierung der Infrastruktur handelt – U-Bahn-Linien, Hochgeschwindigkeitszugverbindungen, Straßen, Brücken, ein neuer Flughafen, ein neuer Seehafen oder eine Modernisierung des Immobilienmarktes (einschließlich Wohngebäuden, Büros, Einkaufszentren, Unterhaltungszentren) – alles wird modernisiert, um den Ambitionen eines neuen Indiens zu entsprechen. Mit der Ausweitung der administrativen Grenzen der Stadt (unter MMRDA) zu einem größeren „Greater Mumbai“ steht sogar noch eine viel größere Wachstumstory in Aussicht. Wohlstand hat es in Mumbai schon immer gegeben, jetzt aber sind Infrastruktur, Stadtentwicklung und Immobilienentwicklung hochgradig organisiert und professionell. Es gibt eine ungedeckte Nachfrage nach hochwertigen Immobilien aller Art. Im Geschäftsjahr 2024 wuchs das Luxussegment in Mumbai um 17% und war damit das wachstumsstärkste aller indischen Städte. Es gibt eine riesige Nachfrage nach hochwertigen Immobilien aller Art. Diese Nachfrage besteht schon seit Jahrzehnten und stammt aus dem tiefen Wunsch der Einwohner Mumbais, auf internationale Standards „aufzurüsten“.

Markus Hill, FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN

Hill: Welche regulatorischen Regeln sind im Immobiliensegment in Indien von besonderer Bedeutung?
Susarla: Es gibt immobilienspezifische Verbraucherschutzmaßnahmen wie das RERA-Gesetz (Real Estate Regulation and Development Act), das großes Vertrauen am Markt geschaffen hat. Projektentwickler müssen Projekte bei RERA registrieren und genaue Angaben zum Projektstatus, zu den Finanzen und zum Zeitplan machen. Eine Reihe von Anlegerschutzgesetzen wie der Insolvency and Bankruptcy Code (IBC) und das Gesetz über Securitization and Reconstruction of Financial Assets and Enforcement of Security Interest Act (SARFAESI) spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherung der legitimen Rechte von Anlegern. Alle diese Maßnahmen zielen gemeinsam darauf ab, das Vertrauen der Anleger in den indischen Immobilienmarkt zu stärken, indem sie Fairness gewährleisten und Risiken minimieren.

Hill: Welche kommerziellen Gründe gibt es für die Präsenz auf dem Markt von Mumbai?
Susarla: In Bezug auf die Arbeitskultur – Mumbai hat eine großartige Arbeitsethik, die professionell, progressiv und unternehmerisch ist. Zum Marktaspekt: Um Ihnen eine Vorstellung von der Kaufkraft des Marktes auf der Grundlage des Einkommensniveaus zu geben, wird laut einem Knight Frank Wealth Report ein Anstieg der Zahl der indischen Ultra-HNIs auf 19.908 bis 2028 gegenüber 13.263 im Jahr 2023 erwartet, was einem Wachstum von 50% entspricht. Als Schweizer Marke sind wir der Meinung, dass Mumbai ein idealer Standort für uns ist. Wir haben drei sehr spannende Entwicklungsprojekte in Mumbai und viele weitere in der Pipeline. Die Aufwertung Mumbais ist für uns eine riesige Chance, in den anspruchsvollen und hochwertigen Segmenten zu wachsen, und diese Wachstumsgeschichte wird sich wahrscheinlich in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen. Kurzgefasst: Schweizer Präzision trifft auf den Wachstumsmarkt Indien.

Hill: Sie haben Mumbai ausführlich als einen Markt für Immobilieninvestitionen beschreiben. Was sind die wesentlichen Merkmale Ihres Fonds?
Susarla: Der 2019 lancierte India Real Estate Opportunity Fund (RAIF, LUX SICAV) ist das Herzstück des Indien-Engagements von Seraina Invest. Der Fonds richtet sich explizit an institutionelle Anleger aus der Schweiz und wird von namhaften Partnern wie Waystone (AIFM) und APEX GROUP (Depotbank) begleitet. Aktuell umfasst das Portfolio drei vielversprechende Projekte in Mumbai, das verwaltete Vermögen liegt bei rund 100 Mio. US-Dollar. Die angestrebte Zielrendite liegt bei 15% p.a. in US-Dollar – wobei das Währungsrisiko gegenüber der indischen Rupie vollständig abgesichert ist. Im Jahr 2024 erzielte der Fonds eine Performance von 13,5%. Darüber hinaus befindet sich eine Projektpipeline im Umfang von 700 Mio. US-Dollar in der finalen Prüfphase.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – KANAL

FINANZPLATZ FRANKFURT AM MAIN auf LINKEDIN – GRUPPE

FONDSBOUTIQUEN auf LINKEDIN – KANAL

Foto: Pixabay