„Einer der Schwerpunkte in Frankfurt wird das Thema Vermögensstrukturierung mittels Fonds bei Family Offices und Vermögensverwaltern sein“
Family Offices, Familienfonds, Fondsdomizil Liechtenstein und Gedankenaustausch am Finanzplatz Frankfurt am Main Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit David Gamper, Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischen Anlagefondsverbands, über aktuelle Aktivitäten und Themen des Verbands. Weitere Gesprächspunkte waren die zunehmende internationale Attraktivität des Standorts vor dem Hintergrund der Diskussion auf der diesjährigen Veranstaltung in London, Wachstum, Regulierung (UCITS, AIFM) sowie das Omnibus Simplification Package. Zusätzlich wurde der Themenkomplex „Digital Assets, Blockchain und Tokenisierung“ angesprochen. Auch in diesem Jahr wird der Verband gemeinsam mit Liechtenstein Finance beim FONDS professionell KONGRESS in Mannheim sowie in München und Hamburg den intensiven Dialog mit potenziellen Fondsinitiatoren fortsetzen.

Hill: Wie bewerten Sie derzeit die Entwicklung des Fondsstandorts Liechtenstein im internationalen Vergleich?
Gamper: Liechtenstein hat sich in den vergangenen Jahren ausgesprochen positiv entwickelt. Das Wachstum der Assets under Management lag deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Wir sind zwar ein kleiner Standort, aber dafür hoch spezialisiert und äußerst flexibel. Die Kombination aus EWR-Mitgliedschaft, der Fokussierung auf White/Private-Label-Fonds, einer modernen Regulierung sowie den kurzen Entscheidungswegen zwischen Marktteilnehmern und Behörden macht Liechtenstein für viele Fondsinitiatoren besonders attraktiv – insbesondere, wenn es um grenzüberschreitende Lösungen geht. Natürlich spüren auch wir die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Lage, insbesondere die Zollpolitik der US-Regierung, was in diesem Jahr zu einem leichten Rückgang der Assets under Management geführt hat. In der ersten Jahreshälfte war zudem die Zahl der Fondsgründungen leicht rückläufig – dieser Trend hat sich jedoch seit Mitte des Jahres umgekehrt. Im dritten Quartal konnten wir den Rückgang bereits mehr als kompensieren, und die Branche blickt mit großem Optimismus in die Zukunft.

Hill: Wie beurteilen Sie die regulatorischen Rahmenbedingungen für Fondsgesellschaften und Fondsinitiatoren in Liechtenstein? Gibt es geplante Änderungen, die besonders relevant sind?
Gamper: Auf EU-Ebene wurden sowohl die AIFM- als auch die UCITS-Richtlinie überarbeitet. Im Rahmen dieser europäischen Revision erfolgen insbesondere Anpassungen in den Bereichen Delegation und Reporting, zudem werden neue Regelungen zum Liquiditätsmanagement sowie zur Kreditvergabe durch AIF eingeführt. In Liechtenstein befinden wir uns derzeit mitten im Prozess der Anpassung der nationalen Fondsgesetze zur Umsetzung dieser Richtlinienänderungen. Dabei besteht ein breiter Konsens, die von der Europäischen Kommission vorgesehenen Wahlmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume so zu nutzen, dass keine über die EU-Vorgaben hinausgehenden strengeren Regelungen geschaffen werden. Ziel ist es vielmehr, die Flexibilität für die Marktteilnehmer zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund beurteile ich die regulatorischen Rahmenbedingungen für Fondsgesellschaften und Fondsinitiatoren in Liechtenstein als äußerst vorteilhaft.
Hill: Derzeit ist das Omnibus Simplification Package in aller Munde. Hat das auch Auswirkungen auf die Fondsbranche, spüren Sie bereits Erleichterungen?
Gamper: Bislang spüren wir noch kaum direkte Erleichterungen. Die bisher veröffentlichten Teilpakete richten sich in erster Linie an die Realwirtschaft. Wir verfolgen die weiteren Entwicklungen mit großem Interesse, denn in einzelnen Bereichen könnte es für die Finanzwirtschaft – hoffentlich nur vorübergehend – sogar herausfordernder werden. Nach aktuellem Stand müssen Finanzinstitute Nachhaltigkeitsberichte erstellen, während gleichzeitig die Datenlieferung durch Unternehmen infolge des Omnibus Simplification Package deutlich reduziert wurde. Das dürfte für die Fondsbranche zunächst zusätzlichen Aufwand und höhere Kosten bedeuten, da entstandene Datenlücken etwa durch den Einsatz von Ratings geschlossen werden müssen. Wir warten daher gespannt, wie sich die Umsetzung in der Praxis weiterentwickelt.
Hill: Inwiefern spielen Digital Assets, Blockchain und Tokenisierung in der liechtensteinischen Fondsbranche eine Rolle. Gibt es bereits konkrete Beispiele?
Gamper: Digital Assets haben in Liechtenstein beinahe Tradition – wurde doch bereits 2018 der erste Krypto-Asset-Fonds nach europäischer Regulierung hier aufgelegt. Mittlerweile gibt es mehrere Fonds in diesem Bereich, das Volumen ist jedoch weiterhin überschaubar. Besonders spannend ist derzeit die Tokenisierung von Fonds: Dabei werden Fondsanteile vollständig auf der Blockchain abgebildet und können dort kosteneffizient und transparent gehandelt werden. Erste Pilotprojekte wurden bereits erfolgreich umgesetzt. Der Markt steht zwar noch am Anfang, doch das Potenzial ist enorm.
Hill: Ich habe kürzlich mehrere Videos mit Ihnen auf der Webseite von Liechtenstein Finance gesehen. Gibt es da eine Kooperation mit den Liechtensteinischen Anlagefondsverband?
Gamper: Ja, in gewisser Weise. Wir als Liechtensteinischer Anlagefondsverband (LAFV) sind – ebenso wie die anderen Finanzplatzverbände und die Regierung des Fürstentums – Mitglied bei Liechtenstein Finance, einem privatrechtlich organisierten Verein. Ziel des Vereins ist es, das Profil des liechtensteinischen Finanzplatzes im In- und Ausland zu schärfen, indem die Stärken und Besonderheiten des Standorts gezielt kommuniziert werden. Liechtenstein bietet hervorragende Rahmenbedingungen – nicht nur für die Fondsbranche –, die in Europa noch zu wenig bekannt sind. Das möchten wir gemeinsam ändern.
Hill: Und diese Rahmenbedingungen wären?
Gamper: Eine vollständige Aufzählung würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Einige wesentliche Standortvorteile möchte ich dennoch hervorheben. Es gibt die EWR-Mitgliedschaft mit entsprechendem Zugang zum EU-Binnenmarkt und die regulatorische Flexibilität dank der von der EU-Kommission eingeräumten Spielräume Liechtenstein gilt als sicherer Hafen für Vermögen, verfügt über eine stabile politische und wirtschaftliche Ordnung, keine Staatsschulden und ein AAA-Rating von S&P Global Ratings. Wir besitzen effiziente Behörden und kurze Entscheidungswege, die eine rasche Time-to-Market für neue Produkte ermöglichen. Zudem verfügen wir über eine attraktives Steuersystem mit niedrigen Sätzen; auf Fondsebene entfällt die Besteuerung vollständig, auf diese Weise wird Doppelbesteuerung vermieden wird.
Hill: Sie hatten im Oktober in London eine Veranstaltung mit Podiumsdiskussion. Welche Punkte wurden da besonders diskutiert?
Gamper: Das Hauptinteresse in London galt der Vermögensstrukturierung mittels Fonds. Dieses Thema fand im Publikum große Resonanz, da Fondsstrukturen erhebliche Vorteile bieten. Die bereits erwähnten Stärken des Standorts Liechtenstein wurden von den anwesenden Fondsinitiatoren ausdrücklich bestätigt und als überzeugend empfunden. Gerade im Vereinigten Königreich sind Offshore-Lösungen nach wie vor beliebt, da sie in der Regel günstiger sind als Fondsstrukturen innerhalb der EU. Allerdings bieten sie deutlich weniger rechtliche Sicherheit – ein Aspekt, der vielen Teilnehmern nicht bewusst war.
Hill: Welche Veranstaltungen stehen noch an?
Gamper: Am 18. November 2025 findet wieder „Finanzplatz Frankfurt meets Finanzplatz Liechtenstein“ statt. Einer der Schwerpunkte in Frankfurt wird das Thema Vermögensstrukturierung mittels Fonds bei Family Offices und Vermögensverwaltern sein. Wir werden aber auch aufzeigen in welchen Fällen es besonders interessant ist, das Fondsdomizil Liechtenstein für White Label Fonds zu wählen. Der 28./29. Januar 2026 mit dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim findet wieder zusammen mit der Unterstützung von Liechtenstein Finance (Stand) statt. Es besteht die Möglichkeit, sich am Stand über den Fondsplatz zu informieren mit und Strukturierungsexperten über konkrete Fondsprojekte zu sprechen. Im Vortrag berichtet ein Fondsgründer über sein erfolgreiches Fondsprojekt und seine positiven Erfahrungen in Liechtenstein. Im Frühjahr finden am 21. und 28. April 2026 die Veranstaltungen des LAFV in München und Hamburg statt. Fondsgründer berichten über die einzigartigen Standortvorteile Liechtensteins und die steuerliche Komponente von Fonds wird beleuchtet. Zudem stehen wir im Austausch mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein, um hoffentlich eine Repräsentantin begrüßen zu dürfen, die Einblicke in den Zulassungsprozess und die Aufsichtspraxis bei Fonds gewährt.
Hill: Vielen Dank für das Gespräch.
INFORMATION / ANMELDUNG: „FINANZPLATZ FRANKFURT trifft FINANZPLATZ LIECHTENSTEIN“

Quelle: Institutional-Investment
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