„Man findet hier bei der Due Diligence oft verschiedene Sichtweisen bei Family Offices, Stiftungen und klassischen institutionellen Investoren“

Anfang Dezember findet in Frankfurt am Main die Konferenz „Germany Institutional Forum“ statt. Der unabhängige Branchenexperte Markus Hill wird dort ein Panel moderieren. Im Rahmen des Themas Opportunistic Alternative Investments werden Themen wie Investments in Hedgefonds, Private Equity und Rohstoffe und „Diverses“ besprochen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm über das Panel, weitere Konferenzinhalte, über Frankfurt am Main und über die Moderation des MH-Fokus-Roundtable „Fondsboutiquen, Family Offices und Absolute Return“, die kurz vorher in Frankfurt am 27. November stattfindet. Auf dieser Veranstaltung wird das Thema „Family Offices und Managerselektion“ eng in Verbindung mit der Thematik Liquid Alternatives diskutiert werden.

IPE Institutional Investment: Welche Themenfelder werden auf der Konferenz „Germany Institutional Forum“ angesprochen?

Hill: Die Konferenz findet jährlich statt und richtet sich an institutionelle Investoren. Dort werden eine Vielzahl von Themen in Vorträgen und Panels behandelt: Wandelanleihen-Markt, Makro-Ausblick, Asset Allocation, Factor Investing, Real Assets (Real Estate, Energie, Infrastruktur) und Global Fixed Income. Ferner werden Themen wie „Opportunistic Alternative Investments“, Investments in Emerging Markets und die Integration von ESG-Kriterien bei dem Investmentprozess für Institutionelle dort diskutiert. Meine Erfahrung auf meinem Panel im letzten Jahr zum Thema „Passives contra Aktives Management, die Auflage einer alten Debatte““ ist, dass dort sehr kontrovers diskutiert werden kann.

IPE Institutional Investment: Welche Punkte werden konkret bei Ihrem Panel aufgegriffen und diskutiert?

Hill: Wie auch im Vorjahr möchte ich inhaltlich meiner Diskussion und den Interessen meiner Panelteilnehmer nicht vorgreifen. Das Thema „Opportustic Alternative Investments“ wird im Zentrum der Diskussion stehen. Teilnehmen werden Trutz Rendtorff, Chief Financial Officer der Karg Stiftung, Marcus Storr, Head of Hedge Funds von der FERI Trust GmbH und Tara Moor, Managing Director bei Guggenheim Partners. Meine Erfahrung aus anderen Zusammenhängen ist, dass das Thema viele Ansatzpunkte zur Diskussion bietet. Dr. Thomas Rüschen von Deutsche Oppenheim Family Office AG habe ich im Oktober in München auf dem Private Wealth Forum der Markets Group als Moderator erlebt, er hatte das Thema stärker mit dem Fokus auf semi-institutionelle Anleger und HNWIs diskutiert. Bei unserem Panel in Frankfurt steht die Frage im Vordergrund, mit welchen Alternative Investments noch, risikoadjustiert betrachtet, attraktive Renditen für institutionelle Investoren erwirtschaften lassen: Welche Rolle spielt Private Equity in einem diversifizierten Portfolio? Welche Alternativen gibt es im Bereich Hedgefonds und Rohstoffe? Gibt es Anlagealternativen, die vielleicht oft nur mit erhöhtem Due Diligence-Aufwand und einem speziellem Know-how-Netzwerk zugänglich sind? Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld ist das Spannungsfeld zwischen liquiden und nicht-liquiden Alternative Investments vielleicht auch eine zusätzliche Betrachtung wert. Auch die Rolle von Produktverpackungen könnte ein Thema sein. Real Assets – Direktinvestment, AIFs, Listed Equity, auch diese Themen könnten zusätzlich interessant sein. Man findet hier bei der Due Diligence oft verschiedene Sichtweisen bei Family Offices, Stiftungen und klassischen institutionellen Investoren.

IPE Institutional Investment: Haben Sie eine bestimmte Meinung zum Themenfeld des Panels?

Hill: Nein, die Panelteilnehmer haben Ihren Wissensbereich. Ich kann da nur Anregungen geben. Was ich immer wieder wahr nehme ist, dass heutzutage der Bereich der liquiden und nicht-liquiden Produkten, auch der Bereich Direktinvestments, wesentlich „ganzheitlicher“ auf der Produktauswahlseite bei Institutionellen und Semi-Institutionellen betrachtet wird. Man sieht dies zum Beispiel daran, dass ohnehin der Bereich Beteiligungen – insbesondere Venture Capital und Private Equity – zum Beispiel auch in Kombination mit der Auswahl von Direktinvestments im Bereich Real Assets (Immobilien etc.) zu finden ist, beziehungsweise, dass die Fachbereiche bei den Investoren auch innerhalb der Organisation im intensiven fachlichen Gedankenaustausch stehen. Ein Indikator hierfür könnte auch sein, dass diese Themen und die Fachexperten hier oft auch auf Fachkonferenzen nicht mehr strikt voneinander getrennt werden, man sozusagen etwas stärker „interdisziplinär“ zu diskutieren bereit ist. Family Offices und Stiftungen, aber auch Versorgungswerke und Consultants, stellen hier einen besonderen Bereich dar, in „weicher“ Abgrenzung zu Versicherungen oder Pensionskassen. Vielleicht ergibt sich dieser Eindruck von dieser Seite auch dadurch, dass ich seit 2015 jeweils zwei Mal pro Jahr kleine Veranstaltungen mit Prof. Dr. Carlos Jarillo moderierend begleite. Als Autor des Buches „Strategische Logik – Die Quellen der langfristigen Unternehmensrentabilität“ und Manager eines Value-Fonds ist eines der Themen vor semi-institutionellen Investoren häufig gewesen: Value Investing – Unterschiede, Vor- und Nachteile von liquiden Fondsmanagementansätzen (klassischer, liquidere Publikumsfonds) versus nicht-liquiden Produktlösungen (Private Equity). Beim letzten Termin in München wurden interessanterweise, in Verbindung mit meinem Panelthema auf dem German Institutional Forum, zusätzlich der Zusammenhang von Value Investing, Nachhaltigkeit und die Auswahlkriterien von Rohstoffinvestments diskutiert.

IPE Institutional Investment: Sie haben im Vorfeld des German Institutional Forum für den 27. November noch eine eigene Veranstaltung zum Thema „Fondsboutiquen, Family Offices und Absolute Return“ in Frankfurt organisiert. Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Veranstaltung?

Hill: Dieser MH-Fokus-Roundtable ist eine Investoren-Veranstaltung in sehr kleinem Rahmen, die in den Räumlichkeiten von MM. Warburg & Co. in Frankfurt stattfinden wird. Reiner Konrad von dem Multi Family Office wird einen Vortrag zum Thema „Family Offices, Fondsboutiquen & Managerselektion“ halten. Dr. Björn Borchers von Warburg Invest wird zu dem Thema „Liquid Alternatives – Volatilität als alternative Renditequelle“ referieren, Manfred Gridl von Gridl Asset Management wird zum Thema „Unsere Antwort auf die EZB-Zinspolitik“ vortragen. (Siehe auch beigefügtes Foto). Ich werde ein Kurzintro geben und die Veranstaltung moderieren. Es soll ein Frühstücks-Gedankenaustausch in kleiner Runde werden.

IPE Institutional Investment: Warum haben Sie diesen Themenschwerpunkt gewählt?

Hill: Seit 2013 habe ich immer Paneldiskussion mit Fondsselektoren zum Thema Due Diligence von Fonds (liquide und nicht-liquide) begleiten dürfen. Den Bereich Fondsselektion kennen ich auch aus meiner eigenen Tätigkeit, wie auch die Unterstützung von Fondsboutiquen in speziellen Themen. Seit drei Jahren, auch in 2018 – neben FundForum International auch auf der funds excellence in Frankfurt – habe ich diese Themen noch stärker ausschließlich mit Family Offices diskutieren können. Die Idee ist sozusagen aus vielen fachlichen Gesprächen mit Produktauswahl-Verantwortlichen auf Family-Office-Seite entstanden – in Einzelgesprächen bei Projekten (Managerselektion und Fondskonzept-Checks bei Fondsboutiquen) und im Zusammenhang mit Moderations-, Vortrags- und Artikelthemen, die ich bearbeitet habe. Interessant ist, dass der Themenkreis Fondsboutiquen nochmals ein spezielles Feld darstellt. Hier sind auch Bereiche wie Existenzgründung, Lebenszyklus, Seed Money neben Track Record, Fondsgröße und Investmentprozess interessante Diskussionsfelder. Noch entscheidender erscheinen hier Faktoren wie Managerpersönlichkeit, Spezialisierung, Skin-in-the-Game, Unabhängigkeit und nicht zuletzt die Langfristdenke auf Unternehmerseite. Nicht zu vergessen: Diese Unabhängigen tuen, was sie lieben!

IPE Institutional Investment: Welches Themenfeld schauen Sie sich derzeit genauer an?

Hill: Den Bereich Opportunistic Alternative Investments kann man unterschiedlich interpretieren, vielleicht interpretiere ich ihn auch nur auf eine eigene Weise. Ein Ansatz wäre es, sich die Dinge anzusehen, die oft nicht grundsätzlich vertrieben werden müssen. Hierzu zählen viele Anbieter aus dem Mittelstand, „Boutiquen“, mit Produkten und Dienstleistungen, die durchaus „gebraucht“ werden, auf die man aber häufig nicht oder nur schwer stößt. Zum einen gibt es diese Kategorie, weil die Anbieter sich selber nicht aggressiv vermarkten beziehungsweise die sich selber nicht in dieser Form offensiv „anpreisen“ wollen, zum anderen oft auch deshalb, weil dieser Ansatz der Vermarktung sich für diese Anbieter auch aus Reputationsgründen weniger empfiehlt. Hier lernt man immer wieder Adressen kennen, die exzellente Qualität bieten. Die Performance stimmt, der fachliche Background stimmt, man kommt aus der Zielgruppe, der man diese Produkte zur Verfügung stellt, man ist selber in den eigenen Produkten investiert etc. – ein Markt, den ich völlig getrennt sehe vom eher „Marktschrei-geprägten“ klassischen Investmentproduktmarkt. Völlig wertfrei ausgedrückt, die Ausgangslagen bei beiden Produktkategorien sind einfach unterschiedlich: Der eine hat etwas, dass gebraucht wird, aber keiner weiß davon. Der andere hat etwas, was vielleicht nicht unbedingt gebraucht wird oder aber ein enormer Überschuss von vergleichbaren Mitwerbern besteht – zwangsweise ist hier die vertriebliche Vorgehensweise unterschiedlich. Interessant sind hier viele unternehmerisch aufgesetzte AIF-Strukturen in vielen Gebieten – Real Assets in verschiedenster, insbesondere in Nischenfeldern, als Beispiel. Im Family Office-Bereich findet man solche Dinge häufig, oft kombiniert mit dem Unwillen, die eigenen Produkte, von denen man mit Skin-in-the-Game überzeugt ist, netterweise auch Dritten anzubieten. Hier wäre es oft aus Gemeinwohlgründen fast eine hilfreiche Maxime angebracht: „Tue Gutes und sprich darüber!“.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.



*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info(at)markus-hill.com; Website: www.markus-hill.com

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de

Kommentar: Frankfurter Frühling & Investoren – Events, Fressgass und Value Investing

„Es ist gut, unseren Geist gegen den von anderen zu reiben und zu polieren“ (Michel Eyquem de Montaigne). Frankfurt am Main bietet als Stadt immer wieder genügend Anlass zu Reibung und Politur. Einerseits wird vor dem Hintergrund von Themen wie Brexit, EZB-Politik und Finanzindustrie die Bedeutung des Wirtschaftsstandortes in den Vordergrund gestellt, andererseits wird der Stadt oft zu Unrecht eine mangelnde Attraktivität in den Bereichen wie Kultur und Lebensqualität unterstellt. Kontroverse Ansichten laden zum Dialog ein, so weit so gut. Unbestritten sind die Qualitäten Frankfurts als zentraler Standort und Multiplikator, wenn es um Themen wie Finanzkommunikation und Finanzindustrie-Events geht. Neben bekannten Formaten wie BVI Asset Management Konferenz, Institutional Money Congress oder Formaten wie Deutsches Eigenkapitalforum gibt es eine Vielzahl weniger bekannter, kleinerer Veranstaltungen. Worin unterscheiden sich bestimmte Formate? Wann und wo werden im Frühling Value Investing-Fans Freude und Genuss am Gedankenaustausch in der Mainmetropole haben?

Formate von Veranstaltungen

1. Education & Networking
Es gibt Veranstaltungen, die dem Gedankenaustausch von Industrie zu Industrie dienen. Hier steht eher im Vordergrund, Know-how zu erweitern, Networking mit Finanzindustrie-Teilnehmern auszubauen. Gerade für Sponsoren von solchen Veranstaltungen ist es zu Beginn wichtig, den genauen Charakter dieser Formate einzusortieren. Ansonsten entsteht hier der normale Eindruck: „Mehr Jäger als Wild“. Ein Investor sitzt dann sozusagen zwischen drei Sales-Mitarbeitern von Produktanbietern. Ein zwangsfreier, ergebnisoffener Dialog kann hier oft nicht entstehen. Man spürt die Absicht und ist verstimmt. Einer der Gründe, warum viele „richtige“ Investoren solchen Formaten zunehmend fernbleiben. Ein Problem, mit dem viele klassische Eventveranstalter, nicht nur in Frankfurt, zu kämpfen haben. Eigentlich ein bedauerlicher Trend, da viele dieser Formate sehr hochwertige Vorträge und Paneldiskussionen anbieten. Sponsoren, die gerne den Gedankenaustausch in der Industrie oder die nach mehr Visibilität suchen, bieten diese Formate auf jeden Fall eine gute Plattform. Das Fachpublikum kann dankbar sein, wenn hier sozusagen eine „gemeinwohlfördernde“ Aufgabe (Diffusion von Wissen) von Finanzmarktakteuren übernommen wird.

Eine benachteiligte Sponsorengruppe können oft ausländische Firmen sein, die hier den Markt nicht gründlich Screenen und am Schluss unbeabsichtigt einen wesentlichen Teil ihres Marketingbudgets für Educational-Veranstaltungen im Großformat ausgegeben haben, obwohl man eigentlich in Business Development investieren wollte. Visibilität und Marktforschung erscheinen für viele dieser Adressen weniger gefragt. Interessanter erscheint diesen Anbietern eher die gezielte, direkte Kontaktanbahnung zu Investoren, die in absehbarer Zeit, nach Aufbau eines Vertrauensverhältnisses, „Tickets“ zeichnen sollen. Ein Zweck, für den viele der großen Veranstaltungen eigentlich nicht gedacht sind und womit man die Veranstalter grundsätzlich auch überfordern kann. Die Unterstützung von „Formaten mit hohem Streuverlust“ stellt kein Problem für große Player aus dem Ausland dar, Unternehmen mit Boutiquen-Charakter fehlt hier nach einer Zeit die nachhaltige Finanzkraft, um so eine Markteintrittsstrategie dauerhaft verfolgen zu können. Fairerweise muss man sagen, dass die meisten Veranstalter dieser Veranstaltungskategorie zumindest in Marketingmaterialien den Ecucational-Charakter und die reine Networking-Ausrichtung der Veranstaltung unterstreichen. Vielleicht kann eine Erklärung für die suboptimale Auswahl von Formaten bei Anbietern einfach daran liegen, dass sich die Bereiche Sales und Marketing noch nicht genügend abgestimmt haben. Die Ziele von Marketing / PR und von Vertriebsverantwortlichen müssen sich strukturbedingt nicht unbedingt gleichen (Beispiel: Kriterien für Messbarkeit von Erfolg – interne Diskussion: Presse Clipping, Page Impression versus „Tickets“, Umsatz, Business Development).

2. Education & Business Development
Ein beliebtes Format für den Ausbau des direkten Investorenkontakts sind kleine, spezialisierte Veranstaltungen. Diese werden von den Produktanbietern entweder intern oder mit externer Begleitung veranstaltet. Oft erfolgen diese Formate auf Invitation-only-Basis, die Teilnehmer werden vorgefiltert. Im Gegensatz zu den oben angeführten „Educational-Veranstaltungen“ mit größerem Streuverlust bei reinem Business Development-Ziel, verfolgen diese zumeist den Zweck, Bestandskunden zu pflegen beziehungsweise Neukunden zu gewinnen. Natürlich gibt es auch hier immer einen Kern Educational-Element und auch das Ziel, Multiplikatoren für das eigene Anliegen (Business Development) zu gewinnen. Der Charme solcher Formate liegt für viele Investoren darin, dass Sie auf diesen Veranstaltungen viele Berufskollegen finden, mit denen man sich dann in kleinem Rahmen über Fachthemen austauschen kann. Allen Teilnehmern ist auch hier bewusst, dass die Referenten Produkte oder Dienstleistungen präsentieren möchten. Da man hier aber oft aus Erfahrung weiß, dass hier Investor mit Investor auch den direkten Gedankenaustausch in angenehmer Atmosphäre betreiben, nimmt man dies gerne in Kauf – solange die Vertriebsmitarbeiter des Produktanbieters genügend Fingerspitzengefühl in der Kommunikation beweisen.

Frühling 2018 – Value Investing, Genuss und der gepflegte Gedankenaustausch

Beispiele für verschiedene Formate, die den Bereich Value Investing im Frühling behandeln: Prof. Dr. J. Carlos Jarillo von SIA Funds AG deckt am 19.4. das Thema „Strategic Investing, Value Investing & Fondsboutiquen“ ab (Transparenz – MH-Kurzintro, „Befangenheit“). Auch Themen wie die Unterschiede von Private Equity-Fonds zu klassischen liquiden Investmentfonds und Family Office-Langfristdenke werden hier diskutiert. Dr. Hendrik Leber und sein Team von Acatis Investment werden am 25.5. die ACATIS Value Konferenz organisieren, ein Klassiker für Value-Investoren. Frank Fischer von Shareholder Value AG wird bei der Equity Forum Frühjahrskonferenz (14.-15.5.) die Keynote-Speech halten, Zitat zum Format: „Börsennotierte Unternehmen präsentieren ihre aktuellen Geschäftszahlen und Ausblicke für das folgende Geschäftsjahr vor ausgesuchten Investoren, Analysten, Finanzjournalisten und weiteren Akteuren am Kapitalmarkt“. Interessant erscheint, das sich im Value Investing-Bereich oft viele Produktverpackungen / Ansätze ergänzen, dass variiert wird, verschiedene Welten finden zueinander: Die Bereiche der liquiden und nicht-liquiden Anlagewelt haben viele gemeinsame Schnittmengen, zumindest an den „Rändern“ (Entscheidungsprozesse bei Investoren, Produktauswahl, Asset Allocation etc.).

Das Value Investing Treffen von value DACH findet in Frankfurt am 23.5. statt, zum Abschluss sozusagen ein ganz anderes Format für den fachlichen Gedankenaustausch von Value Investment-Interessierten, in eigenen Worten des Veranstalters: „Bei den Treffen tauschen wir uns in entspannter Atmosphäre untereinander aus. Wir sind in verschiedenen Restaurants in den unterschiedlichen Vierteln der Stadt Frankfurt unterwegs. Dabei erweitern wir auch kulinarisch unseren Horizont“. Zufällig beginnt zum gleichen Tag die Saison für das Fressgassfest in Frankfurt, traditionell eines der ersten und bekanntesten Straßenfeste der Saison – für Freunde von Sonne, Wein und Geselligkeit ein Höhepunkt des Jahres, nicht nur für die Finanzindustrie. Um an den Beginn der Ausführungen über eine oft scheinbar kritisch betrachtete Metropole anzuknüpfen – Frankfurt am Main, Genuss, Über-den-Tellerrand-schauen und ein gepflegter Gedankenaustausch schließen sich keineswegs aus!


Quelle: LinkedIn

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

„Für die Fondsbranche ist Frankfurt anders als Luxemburg der Standort schlechthin für Produktentwicklung, Fondsmanagement und Vertrieb“ (Interview – Thomas Richter)

Frankfurt ist der zentrale Ort für den fachlichen Gedankenaustausch der Fondsindustrie in Deutschland. Formate wie die BVI Asset Management Konferenz am 6. Oktober bieten auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, sich über aktuelle Entwicklungen in der Branche zu informieren. Markus Hill sprach für FONDSBOTIQUEN.DE mit Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI, über Konferenzinhalte, aktuelle Themen sowie über den speziellen „Charme“ der Stadt als Veranstaltungsort.

Hill: Herr Richter, am 6. Oktober findet die BVI Asset Management Konferenz in Frankfurt statt. Was unterscheidet diesen Branchenevent von anderen Formaten? Welche Themen stehen dieses Jahr im Vordergrund?

Richter: Die BVI Asset Management Konferenz ist mittlerweile der Branchentreff des Jahres. Sie gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen am Kapitalmarkt und über die regulatorischen und strategischen Herausforderungen für die Branche. Sie ist keine Messe, sondern eine nichtkommerzielle Plattform. In diesem Jahr sind unter anderen Ex-Verfassungsrechtler Udo Di Fabio, Leiter Asset Management bei der EU-Kommission Sven Gentner und Verbraucherschutz-Vorstand Klaus Müller dabei. Die Themen reichen von den aktuellen Herausforderungen in Europa über das Risikomanagement von Pensionskassen bis hin zu Cyber-Security und Digitalisierungstrends im Fondsvertrieb.

Hill: Frankfurt ist ein attraktiver Standort für den fachlichen Gedankenaustausch in der Fondsindustrie. Viele Fondsgesellschaften haben hier ihren Sitz. Was macht in Ihren Augen die Mainmetropole so attraktiv für viele Branchenkollegen? Sehen Sie vor dem Hintergrund des BREXIT noch zusätzliche Potenziale für den Standort?

Richter: Frankfurt kann auf viele Stärken bauen. Die Stadt spielt mit Blick auf Geldpolitik und Finanzmarktregulierung eine entscheidende Rolle in Europa. Sie hat sich in den vergangenen Jahren zur Heimat nationaler und internationaler Finanzorganisationen und Aufsichtsbehörden entwickelt: EZB, BaFin, Bundesbank und die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA sind schon hier. Ob Frankfurt nach dem Brexit mehr Finanzunternehmen von der Themse an den Main lockt, wird sich zeigen. Die Dichte ist ja schon hoch: Nirgendwo sonst in Deutschland sitzen mehr Unternehmen aus der Finanzbranche als in Frankfurt. Für die Fondsbranche ist Frankfurt anders als Luxemburg der Standort schlechthin für Produktentwicklung, Fondsmanagement und Vertrieb.

Hill: Welche Themen beschäftigen Sie momentan intensiv? Was ist der Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten in den nächsten 12 Monaten?

Richter: Das Thema Altersvorsorge ist hochaktuell. Nach der Sommerpause will das BMAS ein rentenpolitisches Konzept vorlegen. Das dürfte spannend werden, denn zur Förderung der betrieblichen Altersversorgung werden in der Politik derzeit BVI-Forderungen wie das Opting Out oder die Zielrente diskutiert. Auf EU-Ebene sind die Finanzmarktrichtlinie MiFID II und die PRIIPs-Verordnung Dauerbrenner.


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de

Kommentar: „Frankfurter Herbst“ für Family Offices, Vermögensverwalter und Stiftungen

„Sprich, damit ich Dich sehe“ (Sokrates). So oder ähnlich könnte man das Motto beschreiben, unter dem sich Asset Management-Industrie und Investorenseite häufig in Frankfurt treffen. Dieser Herbst erscheint vielversprechend. Interessanterweise wird verstärkt die Stimme der Unabhängigen mehr Gehör finden: Family Offices, Vermögensverwalter und Stiftungen treten in einen fruchtbaren Dialog, drei Beispiele von vielen: „Managementforum Vermögensverwaltung“ (Frankfurt School of Finance & Management), „Frankfurter Dialog für Family Offices und Vermögensverwalter“ (Heuking Kühn Lüer Wojtek) und „trendforum vermögensmanagement“ (portfolio Verlagsgesellschaft). Fairerweise könnte man zusätzlich auf das von Frankfurt aus organisierte Düsseldorfer Event „Deutscher Vermögensverwaltertag“ (VuV – Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V.) verweisen, das auch im November stattfindet. Welche interessanten Themen werden beispielsweise in Frankfurt engagiert diskutiert? Was sind interessante Stichworte für die Dialogpartner?

Niedrigzinsphase

Anlagennotstand – ob explizit im Veranstaltungsprogramm genannt oder durch Vortrag und Diskussion zu erwarten: Unter diesen Stichworten kann man viele der Veranstaltungselemente zusammenfassen, die sich mit dem Bereich Kapitalanlage und Produkte beschäftigen. Ob institutionelle bzw. semi-institutionelle Anleger oder Privatanleger – Lösungen sind gesucht. Prozyklik versus Risikomanagement – Flucht aus Anleihen in risikoreiche Investments? Wird jetzt die nächste Grundlage für eine Finanzblase gelegt oder ergibt sich eine konstruktive, Know-how-basierte Anpassung im Investmentverhalten der Investoren?

Family Offices und Vermögensverwalter

Nicht nur diesen Herbst werden diese Zielgruppen stark umworben von der Produktanbieterseite. Interessant erscheint, dass auch Family Offices – vergessen wird oft der „pseudo-wissenschaftliche“ Gebrauch der Definition von Family Office – verstärkt eigene Produkte promoten möchten. Wenn der Kunde damit gut gefahren ist in der Vergangenheit und Transparenz für eigene Kunden bezüglich möglicher Interessenkonflikte besteht, erscheint das Anliegen als legitim. Solange es noch vielfältige Formen und Zwischenformen von Family Offices gibt und nicht Klarheit über Begrifflichkeiten herrschen, bleibt der fließende Übergang zwischen Vermögensverwaltung und Beratung, Controlling, Reporting ein interessantes Diskussionsfeld. Family Offices bieten Vermögensverwaltung an, Vermögensverwalter bieten Family Office-Dienstleistung an – mögen die zielgruppengerechten Lösungen im Wettbewerb als Entdeckungsverfahren (F. A. von Hayek) aufgedeckt werden. Unberührt davon werden neutrale, ebenso unabhängige, Family Offices „ohne“ Produkte Ihre Kunden weiterhin betreuen.

Stiftungen

Anlagenotstand und Produktlösungen bewegen Stiftungsentscheider. Eine Relativierung mag erlaubt sein: Vielleicht gibt es keinen Mangel an Produktangeboten, sondern vielleicht einen Mangel an Zeit und Know-how bei einigen Stiftungen? Due Diligence braucht Zeit. Stiftungsgröße und Volumen im Anlagebereich können einen Engpass bilden bezüglich Personalausstattung für die die Prüfung der vielfältigen Angebote im Markt. Die Finanzbranche überschätzt sich vielleicht oder aber sie hat dazugelernt: Die Welt besteht nicht nur aus Kapitalanlage für Stiftungsentscheider. Mission Investing – der fließende Übergang zwischen Erfüllung des Stiftungszwecks, Fundraising und Nachhaltigkeit im ganzheitlichen Sinne der Stiftungsaufstellung sind ebenso Punkte, die intensiv diskutiert werden auf Frankfurter Veranstaltungen. Ein positiver Trend: Stiftungen werden nach und nach entdecken, welche Produktanbieter nicht nur kurze Absatzinteressen verfolgen, sondern eine längerfristige Partnerschaft unter Zugrundelegung eines wettbewerbsfähigen Produktangebots haben.

Regulierung

AIFM, MIFID, KAGB und diverse andere Kürzel der weiten Welt der Regulierung werden in Frankfurt bei vielen Events Diskussionsraum besitzen. Viele der KVGen wie Universal-Investment, Hansainvest, Ampega und andere namhafte Adressen besitzen einen hohen Bekanntheitsgrad bei unabhängigen Vermögensverwaltern, Family Offices und Stiftungen. Für unabhängige Vermögensverwalter können Beratungshaftungsfragen im Vordergrund stehen. Fondsadvisory, Fondsmanagement und Club Deals (z. B. Immobilien) sind Diskussionsthemen, die auf Resonanz stoßen bei allen drei Zielgruppen. Der VuV und auch viele Kanzleien in Frankfurt besitzen hier einen Expertise-Vorteil aufgrund der „Regulierungsdynamik“ (Auslegung etc.) in diesen Feldern.

Unabhängigkeit und Vertrauen

Natürlich wird es immer auch die konzerngebundene Welt der Produktanbieter geben. Banken und Kapitalanlagegesellschaften der verschiedensten Größen bieten anerkannte Lösungen für die angesprochenen Zielgruppen an. Diese Anbieterklasse wird in Teilen durch die Veranstaltungen angesprochen. Die nicht konzern-gebundenen, unabhängigen Produktanbieter stehen aber eindeutig im Vordergrund des „Frankfurter Herbst“. Der Autor dieser Zeilen hat im Rahmen vom „1. Fondsboutiquen-Panel“ eine eigene Befragung dieser Investorengruppe durchgeführt (neben Dachfondsmanagement, Family Office und Private Banking) – interessanterweise kaufen Unabhängige oft gerne Unabhängige. Eine eindeutige Interpretation sei hier zurückgestellt – neben dem Element Leistung kann auch das Element Vertrauen in den Bereichen Spezialisierung und Langfristdenke eine Rolle spielen. Eine wettbewerbsfähige Performance wird hier natürlich vorausgesetzt.

Fazit

Frankfurt ist ein exzellenter Standort für den fachlichen Gedankenaustausch auf hohem Niveau. Nationale und internationale Anbieter und Investoren treffen hier aufeinander. Die Vernetzung verschiedener Anbieter und Zielgruppen nimmt zu – Produktverpackungen, Assetklassen und Kundensegmente verlieren ihre Trennschärfe in der Diskussion. Die Bankenkrise hat zu kontroversen Diskussionen geführt, jedoch entwickelt sich vielleicht neben der etablierten Produkt- und Event-Ebene eine zweite, „ganzheitliche“ Ebene in der Diskussionskultur – das Auflösen der starren Zielgruppen-Philosophie auf der Anbieterseite: Vielleicht vom „Wem kann ich mein Produkt verkaufen?“ hin zu „Mit wem möchte ich langfristig eine gute Geschäftsbeziehung aufbauen?“. Etablierte Industrie und die „Unabhängigen“ würden Standortmarketing auf nachhaltige Weise betreiben!


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com