FRANKFURT RHEIN MAIN & KULTUR: Malerei trifft Skulptur (Gastbeitrag – Dr.-Ing. Christian Gross, VDE Rhein-Main e.V.)

Wanda Pratschke & Ulrich Diekmann

Malerei trifft Skulptur

Die aktuelle Ausstellung von Ulrich Diekmann und Wanda Pratschke in der Villa Belvedere in Eltville (Vernissage am 13.11.2022) spielt mit Gegensätzen. Figurative Kunst trifft hier auf abstrakte Malerei. Lichtdurchflutete Räume bieten einen Rahmen, der gleichzeitig „Hifi und Highend“ Exponaten einen „Klang-Raum“ bietet. Diese Gegensätzlichkeit macht neugierig und lädt zum Nachdenken und Nachfühlen ein. Sie erzeugt aber zugleich auch einen neuen Blickwinkel, der geprägt ist durch die Raum-Wirkung und das Zusammenwirken von Licht, Klang und Kunst. Dies kreiert einen ästhetischen Mehrwert, der aber nicht allein dem Genuss dient, sondern darüber hinaus zeitkritisch und selbstreflektierend verstanden werden darf.

Ulrich Diekmann, Maler und Videokünstler

Ulrich Diekmann „generiert“ Bilder und „malt“ sie nicht

Ulrich Diekmann stellt aktuell in der Villa Belvedere in Eltville aus. Am Sonntag, den 13.11.22 hat er eine Auswahl seiner aktuellen Werke vorgestellt. Sie sind geprägt durch seine Ausbildung in der „Städelschule“. Hier hat er von 1977 bis 1983 bei Raimer Jochims und Hermann Nitsch studiert. Schwerpunkte seiner Arbeit waren zunächst die Malerei und skurrile Plastiken, dann seit 1998 zunehmend Bild-Textarbeiten, Installationen und Videoarbeiten, deren Thema die „Absurdität des Realen“ und die ironische Hinterfragung diverser gesellschaftlicher und kunstimmanenter Phänomene ist.

Bilder ohne Roten Faden

Dass Diekmann sich heute mehr der Malerei zuwendet, entspricht seinem Drang nach kreativer Weiterentwicklung. Für ihn stehen Werk und Schaffensprozess, Material und Idee sowie Form und Inhalt im direkten Zusammenhang. Er konfrontiert den Betrachter mit seinen Bildern, die immer Ergebnis einer Entwicklung sind. Beispielhaft deutlich wird dies am Bild „Acryl auf Baumwolle“. Scheinbar vertikal sukzessiv aufgetragen vermitteln die Primärfarben Gelb, Rot und Blau ein dreidimensionales Seherlebnis. Der Pinselstrich schafft den Eindruck eines Fadenspiels und lässt vor dem geistigen Auge des Betrachters einen gordischen Knoten entstehen. Aber „… das Bild hat keinen Roten Faden“, so Diekmann. Leinwand und Farbe haben sich im Moment des Schaffens verbunden und eine, dem Augenblick überlassene Symbiose gebildet. Vielleicht geht es um Licht, Leidenschaft und Disruption, ein Sujet, dass in unserer VUCA (Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität) Welt Diekmanns kritische Haltung zum unbedingten Fortschritt und zum grenzenlosen Wachstum widerspiegeln könnte. Vielleicht hat Diekmann sich von Adornos Ästhetischer Theorie inspirieren lassen. Nach dieser Theorie ist jedes Kunstwerk wahr „insofern es die Wirklichkeit als unversöhnt, antagonistisch und zerrissen zur Erscheinung bringt“. Kunst kann es gelingen, „… das Gespaltene synthetisiert im Lichte der Versöhnung erscheinen zu lassen“. Laut Adorno besteht hier ein Paradoxon: „Die Kunst muss das Unversöhnliche bezeugen und gleichwohl tendenziell versöhnen“.

Aus diesem Blickwinkel bieten Diekmanns, formal divergierende Formen- und Bilder einen Zugang zu unserer komplexen Wirklichkeit. Impulsiv und farbenfroh laden sie zum Nachfühlen über Vernunft und Leidenschaft, vor allem aber zum Nachdenken über die Grenzen der technischen Projektion von Wirklichkeit als Mittel der Assistenz des menschlichen Begreifens von Wahrheit ein. Diekmann verwendet hierbei eine nicht-diskursive Sprache. Während des offiziellen Teils der Vernissage schweigt er und überlässt die Deutungshoheit seiner Bilder dem Kunstkritiker Christoph Schütte und letztlich uns, den Betrachtern.

Als konzeptueller „Bilderproduzent“ interessiert Ulrich Diekmann die Bedingtheit des Bildes, gleichsam sein generelles Wesen, seine essenzielle Struktur. Somit stellt sich ihm in erster Linie nicht die Frage: „Was wird dargestellt,“ sondern was macht ein Bild zum Bild. Auch die Materialwahl bezüglich der Farbe etc. ist diesem Konzept stets untergeordnet. Anhand einiger „Bildtypen“ verdeutlicht er diese Konzeption in seiner aktuellen Ausstellung in der Villa Belvedere in Eltville.

Flechtbilder

Das Thema der „Flechtbilder2 ist der Bildträger selbst. Die Leinwand, aus Kette- und Schussfaden gewoben, findet ihre (im Grunde tautologische) Entsprechung im schlichten Vorgang des Flechtens. Mit Hilfe unterschiedlichster industriell gefertigter Bänder entsteht ein „Bild“, das auf sich selbst verweisend, jegliche darüber hinaus gehende Botschaft negiert.

„Abziehbilder“ (+“Layer“-Bilder)

Mehrere transparente Schichten Acryl werden auf einen Träger (Glasplatte, etc.) aufgetragen. Nach dem Trocknen der einzelnen Schicht wird auf unterschiedliche Art Farbe aufgetragen. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrfach, bis das Bild fertig ist. Die einzelnen Schichten sind in ihrer flachen, dennoch räumlich sich überlagernden Abfolge sichtbar. Zuletzt wird die Leinwand aufkaschiert und nach dem Trocknen das fertige Bild von der Unterlage „abgezogen“ und auf einen passenden Keilrahmen gespannt.

Schleifbilder

Diverse Schichten Acryl, sei es als Paste oder gegossen werden zu einem „Farbraumkörper“ aufgebaut. Anschließend wird die Oberfläche mit Hilfe eines Schwingschleifers in einem langwierigen Prozess geglättet. Die daraus resultierende „Malerei“ ist das Ergebnis eines quasi „negativen“, also Farbe entfernenden, mechanischen „Malvorgangs“.

www.ukediekmann.de

Wanda Pratschke, Bildhauerin  – Vernissage Villa Belvedere, Eltville 13.11.22

Wanda Pratschkes Heldinnen entlarven die selbstzerstörende Verschlingung von Mythos und Aufklärung

Die Skulpturen von Wanda Pratschke kennen die Frankfurter. So steht z.B. ihre Bronzeskulptur „Unbesiegbare“ eine überlebensgroße, dunkle Figur eines liegenden Frauenkörpers auf der Wiese zwischen Hörsaalgebäude und Seminarhaus nahe dem Adorno-Denkmal. Laut Pratschke „… ist es immer der Mensch und dessen Ausstrahlung, die mein Interesse erwecken“. Der Künstlerin geht es um eingefangenes Leben, Sinnlichkeit und Grazie – ein Prozess, der Zeit braucht. „Wenn es mir dann gelingt, Zeitlosigkeit in der Skulptur zu gestalten, überrascht es mich oder andere Betrachter.“ Die 1939 in Berlin geborene Bildhauerin, die nach einer Ausbildung zur Bühnenbildnerin an der Frankfurter Städelschule studierte, ist durch ihre Plastiken von großen, selbstbewussten, runden Frauen bekannt geworden. Zahlreiche ihrer Werke sind im öffentlichen Raum zu sehen, wie die „Große Stehende Betty (1984)“ in den Frankfurter Wallanlagen, „Die Schöne“ (2001) im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens, die „Große Liegende“ (2016) in der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden.

An diesen Frauen kommt niemand vorbei

Wanda Pratschke kommentiert ihre Werke gern mit den Worten: „An diesen Frauen kommt niemand vorbei“. Das wurde auch am Sonntag in der Villa Belvedere in Eltville deutlich, als Wanda Pratschke über ihre Komposition „Die Heldinnen“ sprach. Die über der Brust gekreuzten Arme und der Schwarz-Weiß Kontrast der Skulpturen bieten Raum zur Interpretation. Es könnte um Schutz und Stabilität, Entschlossenheit und Standhaftigkeit – aber auch um innere Verbundenheit gehen. Die doppelte Weiblichkeit, ergänzt um die Kraft der Schöpferin, wäre dann mit Bezug auf Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung eine verschlüsselte Botschaft. Wanda Pratschke stellt der männlichen „vernünftigen Herrschaft“ bewusst weibliche Mythologie gegenüber. Sie entlarvt hierdurch die selbstzerstörende „Verschlingung von Mythos und Aufklärung“ und plädiert für Selbstbesinnung und Selbstkritik. Der doppelt weibliche Dialog ihrer Heldinnen ist sicherlich nicht nur Ästhetik, sondern vielmehr ein gesellschaftspolitischer Auftrag an uns alle.

v.l.n.r. Markolf Heimann, Wanda Pratschke, Markus Hill, Ulrich Diekmann

Begegnung, „Hifi + Highend“ Erlebnis und Kunst stehen in der Villa Belvedere im Vordergrund

„Begegnung, Erlebnis und Kunst standen bei der Vernissage am Sonntag, den 13. November in der Villa Belvedere in Eltville am Rhein wieder einmal im Vordergrund. Der mit Hauptwohnsitz in Mühlheim an der Ruhr ansässige Vertrieb ATR – Audio Trade betreibt im Rheingau seit 2020 die als „Erlebnisplattform“ konzipierte Showvilla. Die Villa Belvedere ist exzellentes architektonisches Schmuckstück. Sie ist als ganzheitliches Genusszentrum konzipiert, das als eine Anlaufstelle für die Themen Hifi + Highend aber auch für Kunst, Kultur, Konzerte, Innendesign sowie für Gaumenfreuden steht. Zusammen mit verbundenen Händlern, Presse-vertretern und natürlich interessierten Kunden werden in der Villa Workshops und Open-House-Event durchgeführt.

ATR – Audio Trade zählt zu den Urgesteinen der deutschen Audioszene, seit 1978 widmen sich Peter Mühlmeyer und sein aktuell rund 20-köpfiges Team, das seit einiger Zeit vom rührigen zweiten Geschäftsführer Markolf Heimann mitgelenkt wird, dem aktiven Vertrieb von analogen und natürlich auch digitalen Komponenten.“

Mehr Informationen unter: www.fairaudio.de

Wer mehr über die Ausstellung erfahren will, findet weitergehende Informationen unter: www.linkedin.com

Foto: Eltville, Mary Daute (MH Services)


Dr.-Ing. Christian Gross, VDE Rhein-Main e.V.

Vorstandsmitglied – Fachgebiet: IKT

IEEE Consumer Technology Society (CTSoc)

Regional Director EMEA

Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM)

Koordinator der AG1 „Agiles Projektmanagement“

Lehraufträge

FOM Frankfurt am Main „Mangement von Informationstechnologien“

Hochschule Schmalkalden „Projektmanagement“

Gremienarbeit

Mitglied des DIN Gremium NA 147-00-04 AA „Projektmanagement“

Mitglied der DIN ISO Study Group TC258 AHG15

Adresse: Sauerstraße 56

65934 Frankfurt am Main

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