FRANKFURTRHEINMAIN (WIESBADEN): Studie „Immobilien, Alternative Investments & ESG“  – Allokation von Kryptoassets, Wiesbadener Investorentag und „Fahrradkeller“ (Interview – Alexander Scholz, Telos GmbH)

Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu“ (Danny Kaye). Real Assets werden auch in den kommenden Jahren auf ein ausgeprägtes Interesse bei institutionellen Investoren stoßen – Stichworte: Private Debt, Infrastruktur Equity und Immobilien. Markus Hill* sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Alexander Scholz, Telos GmbH, über die Ergebnisse der aktuell erschienen Telos-Studie zu diesem Themengebiet und über die Bedeutung von ESG-Kriterien und Impact Investing in diesem Segment. Zusätzliche Themen des Gespräches waren das Rating von Kryptofonds und die Allokation von Krypto-Assets, die Ankündigung eines Webcasts zum Thema der Real Asset-Studie sowie ein kurzer Ausblick auf die Themen des aktuell anstehenden 13. Wiesbadener Investorentags.

Hill: Herr Scholz, in unserem letzten Meeting hatten Sie über reale Assets und digitale Welten gesprochen. Was hat sich seitdem bei TELOS getan?

Scholz: Eigentlich könnten wir jetzt das ganze umdrehen und von digitalen Assets und realen Welten reden.

Hill: Wie meinen Sie das?

Scholz: Vor etwa einem Jahr sind wir mit der Distributed Ledger Consulting GmbH (DLC) eine strategische Kooperation im Bereich von Kryptofonds-Ratings eingegangen. DLC als Beratungsgesellschaft und Experte rund um Distributed Ledger Technologien (DLT) wie beispielsweise Blockchains sowie allen mit Digital Assets assoziierten Themen im Finanzmarktumfeld und TELOS als etablierte Ratingagentur für qualitative Analysen von Asset Management Prozessen stellen somit quasi die Verbindung zweier Welten – der des klassischen Asset Managements und der des Digital Asset Managements – her.

Hill: Das bedeutet, TELOS betritt nun auch die digitale Welt des Asset Managements?

Scholz: So kann man es ausdrücken. Wir sehen eine zunehmende Institutionalisierung des Themas Digital- und Krypto Assets. Dies wird nicht zuletzt durch die Finanzaufsicht und die EU unterstützt. Für institutionelle Anleger besonders hervorzuheben ist die richtungsweise Entscheidung des Gesetzgebers, Spezial-AIF gemäß §282 KAGB eine Allokation in Kryptowerten von bis zu 20% zu gestatten. Auch eine Initiative auf EU-Ebene (Entwurf EU-verordnung für Krypto-Märkte – MiCA), die Krypto-Assets faktisch klassischen Assets gleichstellt, unterstützt diese Entwicklung.

Alexander Scholz, TELOS GmbH
Alexander Scholz, TELOS GmbH

Hill: Sie gehen also davon aus, dass sich institutionelle Investoren zunehmend stärker mit den sog. Digital und Krypto Assets auseinandersetzen werden?

Scholz: Erwarten wir nun einen „Run“ auf Krypto Assets durch institutionelle Investoren? Nein! Aber wir sehen durchaus ein steigendes Interesse bei dieser Anlegergruppe an dem Thema. Bei unserer letztjährigen Wiesbadener Alternative Konferenz hat TOBAM einen Vortrag zum Thema Bitcoin im Kontext einer Gesamt-Asset-Allokation gehalten. Dieser stieß auf großes Interesse bei den anwesenden Investoren. Auch die Ergebnisse unserer diesjährigen Spezialfondsmarktstudie belegen diesen Trend. In den USA sind die institutionellen Anleger schon einige Schritte weiter und haben Krypto Assets bereits als Baustein in ihre Asset Allokation integriert. Bestärkt wird dieses Vorgehen durch mehrere Studien, die einen positiven Einflusses einer gewissen Allokation von Kryptowerten in unterschiedlichen Portfoliokonstruktionen auf die Sharpe Ratio aufzeigen.

Hill: Gibt es denn schon konkrete Ratingprojekte in diesem Bereich?

Scholz: Auch wenn die Krypto Asset Fonds nicht wie Pilze aus dem Boden sprießen, so gibt es durchaus erste Angebote in diesem Bereich. Wir stehen aktuell kurz vor Abschluss des ersten Krypto-Fondsratings, das wir zusammen mit unserem Kooperationspartner DLC durchführen. Das Ratingergebnis werden wir in Kürze veröffentlichen. Auch mit anderen Fondsinitiatoren sind wir diesbezüglich im Austausch. Es dürften also weitere Ratings folgen.

Hill: Bewegt sich TELOS auch noch in der realen Welt?

Scholz: Nachdem ich ja beim letzten Mal ein Plädoyer für das „echte“ Leben gehalten habe, wäre es fatal, wenn ich nun nur noch über virtuelle Dinge reden würde. Spaß beiseite, aktuell sind wir in der finalen Vorbereitung unserer Investorenkonferenz am 23. Juni. Nachdem es in den letzten Jahren Corona-bedingt herausfordernd war, eine Präsenzveranstaltung zu planen und durchzuführen, können wir dieses Jahr entspannter sein, auch wenn wir nicht so stark betroffen waren wie andere große Veranstaltungen wie zum Beispiel der Institutional Money Kongress. Da hatten wir es mit unserem eher familiäreren Format leichter. Wir konnten mit etwas kreativer Zeitplanung und einer Portion Glück auch in 2020 und 2021 unseren Investorentag als Präsenzveranstaltung abhalten.

Hill: Steht die Veranstaltung unter einem bestimmten Thema?

Scholz: Da haben wir diesmal voll ins Schwarze getroffen. Mit dem Titel „Kreative Lösungsansätze in volatilen Zeiten – Verschuldung, Zinsniveau, Politik 2.0“ sprechen wir alle aktuellen Themen an, die derzeit Investoren bewegen. Zum Thema Inflation haben wir zudem mit Prof. Dr. Thomas Mayer vom Flossbach von Storch Research Institut einen anerkannten Experten als Keynote-Speaker gewinnen können. In den weiteren Fachvorträgen kommen Kapitalanlageexperten von nationalen und internationalen Assetmanagement-Gesellschaften zu Wort – darunter auch einige Vertreter Ihres Spezialgebietes „Fondsboutiquen“.

Hill: Sie haben kürzlich zusammen mit artis Institutional Capital Management eine umfangreiche Studie zum Anlageverhalten institutioneller Anleger im Bereich der Alternativen Investments veröffentlicht. Können Sie uns ein paar Highlights verraten?

Scholz: Zunächst gilt hier der Dank den vielen Teilnehmern, ohne deren Mitwirken die Studie nicht möglich gewesen wäre. Insgesamt haben mehr als 60 Investoren mit einem Anlagevolumen von rund 1,2 Billionen Euro die Fragen unserer Studie zu den Investment-Themen Immobilien, Alternative Assets und ESG beantwortet. Insofern sind die Ergebnisse absolut repräsentativ. Immobilien sind weiterhin eine bei institutionellen Investoren beliebte Anlageklasse, wenngleich die Wachstumsdynamik hier rückläufig zu sein scheint. Dies ist nicht zuletzt auf eine gewisse Sättigung bei den Investmentquoten zurückzuführen – viele Investoren haben ihre Maximalquoten erreicht. Neue Nutzungsarten sind nur noch bedingt gefragt. Private Debt und Infrastructure Equity dürften die neuen Stars in den kommenden Jahren werden. Hier sind massive Aufstockungen seitens der institutionellen Investoren vorgesehen. Insbesondere Energiethemen werden bei Infrastructure und Private Debt bevorzugt. Bei Erstinvestitionen in die Assetklasse Private Debt stehen Real Estate-Themen im Fokus der institutionellen Investoren. Das Thema Nachhaltigkeit hat weiter an Bedeutung gewonnen – sowohl exogen durch aufsichtsrechtliche Vorgaben ausgelöst, aber insbesondere auch in der internen Wahrnehmung seitens der institutionellen Investoren sowie der Berücksichtigung von ESG Aspekten bei Investitionen in Alternative Assets. Auch das Thema Impact Investing stößt auf zunehmendes Interesse seitens der Investoren. Die Erkenntnisse aus der Studie haben wir auch in einem kurzweiligen Web-Cast diskutiert, das in Kürze „viral“ gehen wird – eigentlich eine schöne Kombination aus realen Werten und virtueller Kommunikation. Vielen Dank übrigens an dieser Stelle für Ihre Moderation der Diskussionsrunde. Jeder der „Panelisten“ in der Runde hatte Freude an der fachlichen Diskussion zum Themenkreis Immobilien, Alternative Assets und ESG. Sebastian Thürmer (artis Institutional Capital Management), Bernhard Graeber (EB – Sustainable Investment Management) und ich (Telos) konnten hier auf die verschiedensten Aspekte der Studie eingehen. Die Sichtweise von Herrn Graeber, mit seiner langjährigen Erfahrung als Portfoliomanager und als „Einkäufer“ von Projekten in den Bereichen Solar- und Windkraft (Due Diligence, Regulierung), hat noch zusätzliche Aspekte zu den Ergebnissen unserer Studie (artis & Telos) in die Diskussion mit einbringen können. Dieser Input von ihm hat für uns auch Ideen und Gedanken zu alternativen Fragestellungen geführt, auch beim ihm bedanken wir uns an dieser Stelle herzlich!

Hill: Welche Projekte stehen bei TELOS sonst noch in 2022 an?

Scholz: Auch wenn wir uns primär auf qualitative Analysen fokussiert haben, so lassen wir dennoch die Welt der Zahlen nicht außer Acht. Hierzu haben wir schon seit einiger Zeit bei unseren Fondsratings neben den qualitativen Aspekten auch eine quantitative Bewertung durchgeführt, die dann in die Gesamtnote eingeflossen ist. Diese quantitative Bewertung werden wir demnächst auch losgelöst von qualitativen Ratings durchführen und Investoren zur Verfügung stellen. Dabei haben wir das quantitative Rating so konzipiert, dass es durchaus gute Rückschlüsse auf die Qualität der Asset Management Prozesse und des Risikomanagements zulässt.

Hill: Bleibt bei den ganzen Projekten überhaupt noch Zeit für Ihr Hobby?

Scholz: Zum Glück werden die Abende wieder länger. Mittlerweile kann man schon wieder bis 21 Uhr draußen Radfahren. Und wenn es doch mal zu knapp wird bleibt mir ja immer noch die virtuelle Welt im Keller.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Veranstaltungshinweis „13. Wiesbadener Investorentag“ (23.6.2022): https://www.telos-rating.de/page/wiesbadener-investoren-tag

Alexander Scholz ist seit Juni 2016 Gesellschafter und Geschäftsführer der TELOS GmbH. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Finanzmarkt- und Kapitalanlageerfahrung.
Vor seinem Eintritt bei TELOS war er u.a. in leitender Funktion bei verschiedenen Banken und Asset Management Gesellschaften mit Aufgaben aus den Bereichen Asset Management Consulting, Investmentprozess- und Fondsanalyse, Portfolio Management, Produktentwicklung, Investment Controlling und Reporting, Kundenbetreuung sowie Handelsrevision betraut.
Herr Scholz verfügt über einen Studienabschluss der Betriebswirtschaftslehre der Fachhochschule Mainz.

Telos GmbHwww.telos-rating.de

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Quelle: www.fondsboutiquen.de

Das Frankfurt School Blockchain Center (FSBC): “Gestaltung einer digitalen Zukunft im Bereich Blockchain” (Jan Carlos Janke – Hochschule Luzern & Philipp Sandner, Frankfurt School Blockchain Center)

Die Blockchain-Industrie rüttelt am traditionellen Finanzsystem und bringt unzählige neue Produkte und Lösungen auf den Markt. Es gibt jedoch noch immer viele Herausforderungen zu lösen. Unternehmen nehmen deshalb die Herausforderungen selbst in die Hand, gestalten die Industrie neu und entwerfen neue Erfolgsmodelle. Das Frankfurt School Blockchain Center sieht sich hier in der Aufgabe, motivierten Unternehmern, Führungskräften und Young Professionals ein breites Spektrum an Bildungsangeboten, Beratung, Events und Industry Insights anzubieten, damit diese Interessierten mit dem richtigen Know-How die Industrie mitgestalten können und so die Digitalisierung in Europa voranzutreiben.

Autoren: Jan Carlos Janke, Philipp Sandner

Einleitung

Die Krypto-Industrie und deren Innovationen schreiten stetig voran. Es gibt mittlerweile spannende globale Entwicklungen, wie am Beispiel der Vorreiterrolle El Salvadors, wo Bitcoin als Landeswährung eingeführt wurde, ersichtlich wird. Nun folgen weitere Länder, wie die Zentralafrikanische Republik und Panama, die auch Bitcoin als legale Währung einführen. Zusätzlich steigt die Zahl an Unternehmensgründungen in der Krypto-Industrie sowie an Investitionen im Bereich Decentralized Ledger Technologies (DLT) und in Decentralized Finance DeFi stetig. Neuerdings sind auch Themen wie Non-Fungible-Tokens (NFT) sehr im Gespräch, da sie die Konzepte des digitalen Ausdrucks, der Kultur und des Eigentums neu definieren. Jedoch ist auch zu beobachten, dass das  schnell entwickelnde Ökosystem vielen schwer macht inhaltlich auf dem Laufenden zu bleiben. 

Je weiter die Industrie voranschreitet, desto öfter stößt man auf Herausforderungen, die es gemeinsam zu lösen gilt. Derzeitige Herausforderungen der Industrie sind mitunter

  • Resistenz gegen Hacks und Sicherheitslücken,
  • klare Richtlinien für die KYC/AML-Berichterstattung unter Wahrung der Privatsphäre,
  • die einheitliche Klärung von Steuervorschriften auf EU-Ebene,
  • zuverlässige Kandidaten für offene Jobs in der Industrie,
  • klare Regeln wie DAOs als Rechtsform durchzusetzen sind und
  • eine zuverlässige Interoperabilität zwischen Layer 1 Ökosystemen und realen Vermögenswerten herzustellen.

Die Herausforderung bezüglich Web 3.0 und Kryptowährungen in Deutschland besteht darin, die digitale Sozialisierung voranzutreiben und Expertise zu entwickeln. Die Gestaltung des technologischen Fortschritts ist wesentlich für den wirtschaftlichen Standort Frankfurt am Main, für Deutschland und für Europa. Das Frankfurt School Blockchain Center trägt dazu bei, indem wir eine Plattform für Manager, Start-Ups, Technologie- und Industrieexperten bereitstellen und uns dort über neue Erkenntnisse und Best Practices austauschen. Mit unseren Partnern arbeiten wir an innovativen Konzepten bezüglich Decentral Finance (DeFi), Central Bank Digital Currencies (CBDC) und digitale Transformation. Das Portfolio des FSBC erstreckt sich über Forschung, Beratung, Bildung und Events.

Philipp Sandner: “Die Zukunft ist dezentral: Blockchain wird unsere Gesellschaft verändern, Unternehmen und den Finanzsektor auf den Kopf stellen und auch die Art und Weise, wie wir mit Vielfalt in Führung und Technologie umgehen und sie leben. Es ist nun an jedem von uns Teil dieses Wandels zu sein.“

Jan Carlos Janke: “Blockchain, speziell digitale Identitäten und DeFi unter Berücksichtigung von NFTs und DAOs werden die Zukunft dramatisch verändern. Entweder wird sich auf eine immer schneller werdende Veränderung von Geschäftsfeldern eingestellt oder Disruption ist unausweichlich. Das Frankfurt School Blockchain Center verfolgt dementsprechend das Ziel, die Industrie aktiv mitzugestalten.”

Ziele und Projekte des Frankfurt School Blockchain Centers

Was ist das Frankfurt School Blockchain Center? Das FSBC ist ein Think-Tank und Forschungszentrum, welches sich in erster Linie auf die Erforschung der Auswirkungen der Blockchain-Technologie konzentriert. Neben der allgemeinen Forschung und der Entwicklung von Prototypen organisiert das FSBC zahlreiche Bildungsangebote für Studierende und Führungskräfte, darunter Kurse auf dem Campus, Workshops und Konferenzen.

Was ist der Schwerpunkt? Derzeit konzentriert sich das FSBC auf Krypto-Assets, digitale Wertpapiere, den digitalen Euro, Tokenisierung von Vermögenswerten, Decentralized Finance (DeFi) und Non Fungible Tokens (NFTs).

Welche Projekte? Im Einzelnen veranstalten wir die Crypto Assets Conference (CAC), das DLT Talents-Programm zur Ausbildung von Frauen im Blockchain-Bereich, das DeFi Talents-Programm und das NFT Talents Programm, welches im Juni 2022 startet.. Darüber hinaus haben wir die Digital Euro Association (DEA), die International Token Standardization Association (ITSA), das Beratungsunternehmen  INTAS.tech für den Bereich der digitalen Vermögenswerte und das DEC Institute als Organisation, die das Blockchain-Wissen von Führungskräften zertifiziert, mitgegründet.

Im Folgenden werden einige Initiativen des FSBCs vorgestellt:

Der Master in Blockchain & Digital Assets erklärt zunächst, wie die Blockchain-Technologie die grundlegende Infrastruktur für die Finanz- und Kapitalmärkte der Zukunft sein kann. Dazu gehören auch Krypto-Assets und DLT-Lösungen für Unternehmen. Die Studierenden werden die notwendigen Kompetenzen und technischen Grundlagen erwerben, um zielgerichtete und IT-gesteuerte Organisationen zu führen, die eine finanzielle, digitale und strategische Transformation durchlaufen. Das Programm ist deshalb speziell auf die Bedürfnisse von Managern oder Fachleuten zugeschnitten, die während ihres Studiums voll berufstätig bleiben und gleichzeitig Fachwissen erwerben wollen, um ihr Unternehmen weiterzuentwickeln.

DieBlockchain Academy ist das Knowledge Hub des Frankfurt School Blockchain Centers und beinhaltet einen kostenfreien Zugang zu vielen Videos aus den Konferenzen und Veranstaltungen mit unseren Partnern und ist die perfekte Ergänzung für einen Karriereboost: Ein umfassender 12-stündiger Kurs, der die drei entscheidenden Aspekte erfolgreicher Blockchain-Projekte im Detail beleuchtet. Technologie, Anwendung und Implementierung sind in der Blockchain Masterclass in 13 Abschnitte und 65 Themen unterteilt und stellt den ersten wichtigen Schritt in die Welt der Blockchain mit anschließender Zertifizierung dar.

Die Crypto Asset Conference ist eine führende europäische Krypto-Konferenz zum Aufbauen von professionellen Netzwerken. Auf dieser Konferenz trifft ein breites Spektrum an Branchenexperten und Vordenkern aufeinander, um in Vorträgen, Diskussionen und Pitches aktuelle Trends in den Bereichen DLT, Blockchain und Krypto-Assets auf höchstem Niveau zu diskutieren. Diese haben in den letzten Jahren sowohl auf privater als auch auf institutioneller Ebene einen deutlichen Popularitätsschub erfahren. Die Panel-Diskussionen umfasst ein breites Spektrum an Krypto-Themen, wie Bitcoin, dezentrales Finanzwesen, digitale Wertpapiere und deren Infrastruktur, sowie den digitalen Euro und die digitale Identität in dezentralen Netzwerken.

Das Programm DLT Talents fördert ambitionierte Frauen für Führungsaufgaben im Blockchain-Bereich, denn die Blockchain Community ist zu 90 % männlich geprägt und das Programm zielt darauf ab, dies zu ändern. Das Programm ist für die Teilnehmerinnen kostenfrei. Unter diesem Link kann man sich für eine Teilnahme bewerben.

Das Programm DeFi Talents ist jüngst gestartet und fördert junge und innovative Talente im Bereich Decentralized Finance (DeFi). Das Programm befähigt Motivierte, in die Blockchain-Technologie und insbesondere in DeFi einzutauchen und mitzuwirken. So erreichen die Teilnehmer die Grundlage für eine erfolgreiche Karriere in der Blockchain-Industrie. Das Programm ist für die Teilnehmer kostenfrei. Bei Interesse an einer Teilnahme, einfach hier bewerben.

Die Seminarreihe Digital Asset Management ist speziell auf Führungskräfte zugeschnitten, welche die Zukunft der Finanzbranche mitgestalten möchten. Sie  wurde in Kooperation mit der ifb Group entwickelt. Die Referenten der Seminare sind führende Blockchain-Experten und Unternehmer im Bereich Blockchain. Das Programm besteht aus vier Blöcken, welche jeweils technologische, rechtliche Aspekte, sowie Use Cases und eine praktische Zusammenführung behandeln. Im Abschlusskolloquium werden die Use Cases präsentiert und diskutiert. Neben dem Thema Blockchain steht hier auch ein intensives Networking zwischen den Teilnehmern und Referenten im Vordergrund.

Die International Token Standardization Association (ITSA) hat sich zur Aufgabe gemacht, den dynamisch wachsenden Bereich der Token zu analysieren und Ansätze für Standardisierung zu entwickeln.Der Aufbau einer Datenbank, die die Analyse von Krypto-Token, die Token-Identifikations- und Klassifizierungsdaten mit Markt- und Blockchain-Daten kombiniert und die Festlegung von Standards für globale Token-Märkte ist dabei wesentlich. Die Erhöhung der Transparenz im Umgang mit Token und das Verständnis über deren Kategorisierung liegt dabei im Fokus.

Die Digital Euro Association (DEA) ist ein Think-Tank, der sich auf den digitalen Euro in verschiedenen Formen fokussiert: Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), Stablecoins und andere Formen sind das Thema. Aufgabe der DEA ist es, durch Forschung und Bildung zum öffentlichen und politischen Diskurs beizutragen und eine Plattform und Gemeinschaft für politische Entscheidungsträger, Technologie-Experten und Ökonomen zu schaffen, um Themen rund um digitales Geld zu diskutieren.

Die INTAS.tech ist ein Beratungsunternehmen für Digital Assets und verbindet breites und relevantes Fachwissen aus Wirtschaft mit Wissenschaft und Technologie. Hierbei steht die Integration und Handhabung von digitalen Assets für Finanzunternehmen und digitale Vermögensstrategie im Vordergrund. Die INTAS.tech integriert digitale Assets entlang aller Dimensionen der gesamten Wertschöpfungskette. Hierzu gehört die Konzeption und technische Umsetzung einer Digital-Asset-Strategie, z.B. Portfoliomodellierung,

Das DEC Institute ist eine Gesellschaft und Vereinigung, die von führenden akademischen Institutionen mit starkem Fokus auf Blockchain-Technologien gegründet und unterstützt wird, darunter das University College London, die Frankfurt School of Finance & Management, die Politecnico di Milano Graduate School of Business, das Indian Institute of Technology Hyderabad und die Hochschule Luzern. Ziel vom DEC Institute ist, ein professionelles Zertifizierungsangebot für Fachleute zu gestalten, die im Bereich der Distributed Ledger Technologies und Digital Assets arbeiten. Das DEC Institute hat daher 2021 die weltweit ersten Programme für Charterholder ins Leben gerufen, den Chartered Blockchain Expert 1 – CBX® und den Chartered Digital Asset Analyst 1 – CDAA®.

Der Newsletter unterstützt durch E-Mails in das gesamte Blockchainthema zu finden. Des Weiteren stellt es Ihnen einen Überblick verschiedener Vorträge der Crypto Asset Konferenz zur Verfügung und es wird über Aktuelles aus der Industrie berichtet.

Das Team des Frankfurt School Blockchain Centers freut sich auf einen Diskurs über die Blockchain-Technologie – vom Bitcoin, über DeFi, Smart Contracts, NFTs, Oracles, über Interoperabilität bis hin zum digitalen Euro und weiteren spannenden Themen.


Über die Autoren

Jan Carlos Janke, Double Msc. EADA und EBS, ist Unternehmer, Investor und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HSLU, sowie war es am FSBC der Frankfurt School. Hier verantwortet er das Business Development und ist Projektmanager. Er ist Geschäftsführer eines PropTechs. Des Weiteren hat er mehrjährige Berufserfahrung als Referent der Geschäftsleitung im Bereich Family-Office, sowie Private Equity. Er ist Experte für digitale Vermögensverwaltung mit Schwerpunkt auf DeFi, Blockchain- und Smart-Contract-basierte Finanzmärkte.

Jan Carlos Janke koordiniert die Swiss Digital Finance Conference 2022 und wird an diese auch vor Ort leiten.

Prof. Dr. Philipp Sandner hat das Frankfurt School Blockchain Center (FSBC) gegründet. Von 2018 bis 2021 wurde er von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) als einer der „Top 30“ Ökonomen in Deutschland gelistet. Außerdem gehörte er zu den „Top 40 unter 40“ – ein Ranking des deutschen Wirtschaftsmagazins Capital. Er war Mitglied des FinTech Council und des Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums in Deutschland. Außerdem ist er im Verwaltungsrat von FiveT Fintech Fund, 21e6 Capital und Blockchain Founders Group – Unternehmen, die in der Risikokapitalfinanzierung für Blockchain-Startups und der Verwaltung von Krypto-Investitionen tätig sind.

Die Expertise von Prof. Sandner umfasst die Blockchain-Technologie im Allgemeinen, Krypto-Assets wie Bitcoin und Ethereum, dezentralisierte Finanzen (DeFi), den digitalen Euro, die Tokenisierung von Vermögenswerten und Rechten sowie die digitale Identität.

Weiterführende Links:

https://www.frankfurt-school.de/home

https://www.frankfurt-school.de/home/research/centres/blockchain

https://my.blockchain-academy.io/home

https://my.dlt-talents.com/

https://philippsandner.medium.com/call-for-application-for-defi-talents-an-18-week-mentoring-program-empowering-talent-for-121db00c70fc

https://home.digital-euro-association.de/en

https://my.itsa.global/

https://assets.intas.tech/

https://paymentandbanking.com/news-die-wichtigsten-krypto-meldungen-des-monats-dezember/

https://www.linkedin.com/pulse/messaris-2022-crypto-theses-key-takeaways-vijay-ayyar/

https://www.forbes.com/sites/philippsandner/2022/01/13/10-predictions-for-blockchain-crypto-assets-defi-and-nfts-for-2022/?sh=4ac5c19b4911

https://cryptoexplained.substack.com/p/crypto-trends-for-2022-from-messaris

https://messari.io/pdf/messari-report-crypto-theses-for-2022.pdf

Quelle: www.fondsboutiquen.de

WUNDERKAMMER & FRANKFURT: Was Aristoteles mit Mäzenatentum zu tun hat (Gastbeitrag – Prof. Dr. Patrick Peters)

Aristoteles entwickelt in der Nikomachischen Ethik das Konzept der Eudaimonie als einem Kernbegriff der antiken Philosophie. Damit meint er das vollkommene, absolute Gute, das sich in dauerhaften Handlungen vollzieht. Bei näherer Betrachtung wird auch die Verbindung zu Mäzenatentum und Philanthropie deutlich.

Um das Heute zu verstehen, lohnt sich oftmals der Blick in die Vergangenheit. So auch, um sich einem besonderen Verständnis von Mäzenatentum und Philanthropie zu nähern. In diesem Fall reicht der Blick in die Vergangenheit sogar fast 2500 Jahre zurück und führt ins antike Griechenland. Und zwar zu Aristoteles (384 bis 322 vor Christus), dem wohl bekanntesten Schüler des großen Platon. Aristoteles gehört zu den einflussreichsten Philosophen und Naturforschern der Geschichte und hat zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründet oder maßgeblich beeinflusst, darunter Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Logik, Biologie, Physik, Ethik, Staatstheorie und Dichtungstheorie.

Nikomachische Ethik ist die älteste wissenschaftliche Ethik Europas

Eigentlich kann man nicht sagen, dass Aristoteles für etwas besonders bekannt war. Seine überlieferten Werke in Gänze haben die europäische Geistesgeschichte und kulturell-intellektuelle Entwicklung derart geprägt, dass man von jeder Wertung besser Abstand nehmen sollte. Ist die Poetik wichtiger als die Rhetorik, die Metaphysik wichtiger als die Politik? Was im Zusammenhang mit Mäzenatentum und Philanthropie indes als herausragend erscheint, ist die Nikomachische Ethik. Die Nikomachische Ethik (im Folgenden werden Zitate aus der Nikomachischen Ethik mit dem Kürzel „NE“ in Kombination mit dem entsprechenden Buch und Kapitel gekennzeichnet) gilt als die bedeutendste der drei unter dem Namen des Aristoteles überlieferten ethischen Schriften und ist die älteste wissenschaftliche Ethik Europas. Die Bücher V—VIII sind identisch mit den Büchern IV—VI der Eudemischen Ethik.

Das Endziel ist die Erlangung des eigentlichen Guten

Aristoteles entwickelt in der Nikomachischen Ethik das Konzept der Eudaimonie als einem Kernbegriff der antiken Philosophie. Der Begriff geht auf das altgriechische „εὐδαιμονία“ zurück, das so viel bedeutet wie „von gutem Geist“. Gewöhnlich wird Eudaimonie einfach mit „Glück“ oder „Glückseligkeit“ übersetzt. Das ist in der klassischen Philologie und Philosophie umstritten, weshalb der Begriff häufig in der Fachliteratur nicht übersetzt wird. Schon weit vor Aristoteles ist die Eudaimonie ein Basiskonzept in Literatur und Philosophie. So unterscheidet beispielsweise Platon zwischen dem erfreulichen Zustand Eudaimonie als hohem Wert und der Lust („hēdonḗ“), die er als Gut niederen Ranges betrachtet. Mit Eudaimonie meint er das vollkommene, absolute Gute, das in der platonischen Werteordnung höchsten Rang einnimmt.

Diese Haltung nimmt auch Aristoteles ein. in der Nikomachischen Ethik benennt Aristoteles die Eudaimonie als das für einen Menschen höchste Gut, ohne Platon zu kopieren. Denn Aristoteles lehnt die platonische Ideenlehre ab und ordnet die Ziele hierarchisch. Das Endziel ist die Erlangung des eigentlichen Guten, das an der Spitze aller Güter steht. Somit besteht die Hauptaufgabe der philosophischen Ethik darin zu bestimmen, was das höchste Gut ist: „Jede Technik und jede Methode, desgleichen jedes Handeln und jedes Vorhaben zielt, wie es scheint, auf irgendein Gut ab; deshalb hat man das Gute treffend als das bezeichnet, worauf alles abzielt.“ (NE I 1, 1094a)

Das Gute ist ein verbindendes, übergeordnetes Prinzip

In der Wissenschaft herrscht Einigkeit, dass das Gute zugleich ein sittlicher Grundbegriff ist und damit die Frage betrifft, wie man sein und sich verhalten soll. Das Gute zielt damit nicht allein auf Vorteilsmaximierung im Sinne des Wollens und Wünschens ab (vgl. Buchheim, Thomas (1999): Aristoteles. Freiburg/Basel/Wien: Herder, S. 145). Das folgt dem Verständnis, dass Aristoteles das Gute als intersubjektiven Begriff ansieht, der immer relativ auf den Menschen als rationales Wesen abgestellt ist, der sich kontinuierlich im Austausch mit anderen darüber befinde, was gut ist oder eben nicht (vgl. ebd.).

Kurz gesagt: Das Gute ist ein verbindendes, übergeordnetes Prinzip, das sich nicht in Details verstrickt und auch nicht nur in Bruchstücken verstanden werden kann. Der, der wirklich gut sein will, muss dies als Globalziel anerkennen. Es reicht nicht aus, temporär gut zu sein. Das Gute als Zweck des Lebens ist menschliche Handlungsmaxime und identitätsstiftende Kategorie. Es genügt also nicht, tugendhaft und gut sein zu wollen. Die Handlungen müssen diesem Vorsatz entsprechen, um wirklich gut zu sein. Das Gutsein wird zum Maßstab des Handelns.

Freigebigkeit setzt den Besitz von Geldmitteln voraus

Interessanterweise erkennt Aristoteles auch bestimmte Grundbedingungen, um der Handlungsmaxime der dauerhaften guten Tat entsprechen zu können. Das Gute kann sich nur in echten Handlungen vollziehen, die wiederum von der Möglichkeit vorgegeben sind, die dafür notwendigen Mittel vorzuhalten. Freigebigkeit setzt den Besitz von Geldmitteln voraus! Eudaimonie, Glückseligkeit, wird um ihrer selbst willen erstrebt (das sogenannte Ergon-Argument). Alle anderen Güter werden nur benötigt, um dieses Ziel zu erreichen. Damit ist Eudaimonie das vollkommene und selbstgenügsame Gut und das Endziel des Handelns und das „Erstrebenswerteste von allem, und zwar so, dass man ihm nichts mehr hinzufügen kann“ (NE I 5, 1097b). Aber es lässt sich nur dann erreichen, wenn die wirtschaftliche Basis abgesichert ist. Wer finanzielle Not leidet, kann sich dem Guten nicht mit voller Kraft zuwenden, da er um die eigene Existenz kämpfen muss.

Mäzene stiften Sinn auf vielen Ebenen

Hierbei wird auch die Verbindung zu Mäzenatentum und Philanthropie deutlich. Ein Mäzen ist bekanntlich eine Person, die einen anderen Menschen, einen Verein oder Einrichtungen mit Geld bei der Umsetzung eines Vorhabens unterstützt, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen. Dafür wird also persönliches Vermögen benötigt – und zwar der Teil des Vermögens, der nicht zur Deckung der eigenen Bedürfnisse benötigt wird. Im Leben des Mäzens ist also die Unterstützung einer kulturell-künstlerischen Sache die Eudaimonie, das große Gute, der übergeordnete Zweck der Existenz. Mäzene stiften Sinn auf vielen Ebenen. Sie übernehmen Verantwortung für den Kulturbetrieb und werden beispielsweise Teil einer Gemeinschaft, die Musik als Quelle der Inspiration und Lebensfreude auf höchstem Niveau fördert. Das ist die Handlungsmaxime eines Mäzens: für Künstlerinnen und Künstler eine existentielle Unterstützung zu schaffen, um Entfaltung und künstlerisches Schaffen zu ermöglichen. Durch dieses Tun erreichen Mäzene ihre Eudaimonie und beweisen ihren Weg zum Guten im Aristotelischen Sinne.

Somit beschreibt Aristoteles, ohne es zu nennen, in der Nikomachischen Ethik die Grundprinzipien von Mäzenatentum und Philanthropie. Aristoteles fragt sich, wie das Leben zu Eudaimonie führen kann. Die Antwort ist gegeben: durch echte Handlungen, die das Gute fördern, wie es Mäzene tun. Der Sinn des Lebens ist Eudaimonie; diese kann nicht hedonistisch-individualistisch gelingen, sondern allein durch die Kultivierung einer sinnvollen, zweckgerichteten Existenz, um dadurch ein erfolgreicher Mensch zu werden. Mäzene geben durch ihre Wahl des Eudaimonie-Prinzips der Gesellschaft einen nachhaltigen Wert zurück und nutzen damit ihren wirtschaftlichen Erfolg für das übergeordnete Gute.


Dr. Patrick Peters ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien an der Allensbach Hochschule in Konstanz und befasst sich als Unternehmensberater (Klare Botschaften), Publizist und Wissenschaftler ausgiebig mit Ethik und Kommunikation. Er ist Chefredakteur des Impact Investing-Magazin.

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FRANKFURT & MÄZENATENTUM: „Mäzene und Mäzenatinnen* fördern besonders begabte Personen – z.B. im Bereich Musik – bei der Entfaltung ihres persönlichen Talents und ermöglichen kulturelle Höchstleistungen.

Mäzenatisches Engagement geschieht direkt z.B. durch die Bereitstellung von Instrumenten oder durch Vergabe von Stipendien und zielt im Unterschied zu Sponsoring  nicht auf eine direkte Gegenleistung ab.“

Quelle: www.maezena.de

FINANZPLATZ FRANKFURT: Real Assets, Digital Assets, ESG und Master KVG-Studie – virtuelle Welten, Smarttrainer & isotonische Kaltgetränke (Interview – Alexander Scholz, Telos GmbH)

Real Assets, Digital Assets, Alternative Investments und ESG – viele dieser Themen werden auch in 2022 mit großem Interesse von Asset Management Consultants verfolgt. Markus Hill sprach für Finanzplatz Frankfurt Main mit Alexander Scholz, Telos GmbH, über den aktuellen Fokus von institutionellen Investoren in diesen Anlage-Segmenten und über aktuelle Ergebnisse der Telos Master-KVG-Studie. Abgerundet werden seine Ausführungen durch Gedanken zu virtuellen und realen Welten, Smarttrainer und isotonischen Kaltgetränken.

Hill: Herr Scholz, Sie bei TELOS pflegen ja eine enge Beziehung zu institutionellen Investoren, sind hier konstant im Dialog. Was beobachten Sie aktuell in dieser Anlegergruppe?

Scholz: Wir sehen weiterhin einen ganz klaren Trend zu den sogenannten Alternativen Investments. Neben dem Klassiker Immobilien sind dies nun vor allem Private Debt, Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Dies zeigen klar die Ergebnisse verschiedenen Umfragen, die wir durchgeführt haben. Bestehende Quoten sollen ausgebaut werden oder bisherige „Nichtinvestoren“ wollen neu in die Assetklassen einsteigen. Zudem registrieren wir ein steigendes Interesse an intelligenten Risikomanagementstrategien. Gerade der Januar hat wieder gezeigt, dass die Kapitalmärkte nun mal keine Einbahnstraße sind und dass die alte Regel der kommunizierenden Röhren (wenn die Aktien fallen, dann steigen die Renten/Staatsanleihen) nicht immer greift. Hier sind einige statische Sicherungsansätze an ihre Grenzen gestoßen. Das dritte große Thema sind die drei Buchstaben „E“, „S“ und „G“ – also Nachhaltigkeit. Getrieben durch verschiedene Faktoren gewinnt das Thema ESG bei den Investoren immer mehr an Bedeutung und beschäftigt dies zunehmend mehr. Dies betrifft zum einen die interne Seite durch das Entwickeln hauseigener ESG Strategien. Dies betrifft aber auch die externen Partner der Investoren durch die steigenden Anforderungen an deren Leistungsfähigkeit im Bereich Nachhaltigkeit. Gerade beim Thema ESG schauen die Investoren ihren Asset Managern zunehmend kritischer auf die Finger.

Alexander Scholz, Telos GmbH

Hill: Sie betreuen ja auch das Segment der Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGs) – welchen aktuellen Trends sehen Sie hier derzeit?

Scholz: Auch bei den Administrationsdienstleistern, insbesondere bei den KVGen, spielen Alternatives und Nachhaltigkeit eine große Rolle. Durch die Veränderungen in den Allokationen der institutionellen Investoren mit steigenden Alternative-Quoten stehen die KVGen vor der großen Herausforderung, diese administrieren und in das ganzheitliche Reporting für die Investoren aber auch in das aufsichtsrechtliche Reporting zu müssen. Hier sehen wir deutliche Anstrengungen bei den KVGen, diesen Herausforderungen gerecht zu werden. Die zweite Baustelle ist das Thema ESG. Dies betrifft die KVGen auf verschiedenen Ebenen. Zum einen müssen sie in der Lage sein, die meist individuellen ESG-bezogenen Anlagerestriktionen überwachen zu können. Zum anderen steigen die Anforderungen der Investoren an ein aussagefähiges Nachhaltigkeitsreporting. Hier reicht der Ausweis eines irgendwie berechneten Carbon-Footprint bei Weiten nicht mehr aus. Die Investoren fordern, teils getrieben durch die Aufsicht, wesentliche detailliertere ESG-Reports und Analysen. Dies bedingt oftmals den Bezug der relevanten Daten von mehreren externen ESG-Datenanbietern, was i.d.R. eine kostspielige Angelegenheit ist und wofür die Investoren in der Breite nicht zwingend bereit sind, zusätzliche Gebühren zu zahlen. In unserer aktuellen Telos Master-KVG Studie haben wir diese und weitere interessante Aspekte rund um den Bereich Master-KVG beleuchtet.

Hill: Welche Projekte stehen bei TELOS schwerpunktmäßig in 2022 an?

Scholz: Wenn ich jetzt wieder auf Alternatives und Nachhaltigkeit eingehe, denken Sie vermutlich, ich habe einen Sprung in der Platte. Spaß beiseite, natürlich beschäftigen auch wir uns mit diesen Themen. So analysieren wir Asset Manager, Administrationsdienstleister aber auch Fonds hinsichtlich der Leistungsfähigkeit sowie Umsetzung von ESG. Dabei geben wir jedoch nicht vor, was „gut“ oder „böse“ ist, sondern schauen uns das Thema eher in einem holistischen Verfahren prozessual an, d.h. hat der Asset Manager seine Prozesse und seine Struktur in Bezug auf ESG ausgerichtet. Ein anders spannendes Thema, mit dem wir uns befassen, ist die immer stärkere Digitalisierung im Asset Management. Dies betrifft KI-basierte Investmentstrategien, dies betrifft aber auch völlig neue Fondskonzepte, die in digitale Assets wie Kryptowährungen oder andere Token-basierte Assets investieren. Auch im Bereich der Administration wird dieses Thema zukünftig eine große Rolle spielen, denn durch den Einzug digitaler Asset müssen sowohl KVGen als auch Verwahrstellen ihre Prozesse anpassen und teilweise ihr gesamtes Geschäftsmodell überprüfen. Ansonsten werden wir wieder unsere beiden Investoren-Konferenzen, den Wiesbadener Investorentag am 23. Juni und die Wiesbadener Alternative Konferenz am 13. Oktober durchführen – beides als Präsenzveranstaltung. Zudem werden wir auch die ein oder andere Online-Veranstaltung anbieten, wie z.B. am 3. März zum Thema Private Debt.

Hill: Verlassen wir die berufliche Ebene. Sie sind ja ein begeisterter Radfahrer. Wie sind Sie durch den schmuddeligen Winter gekommen?

Scholz: Auch als Radfahrer habe ich mich inzwischen an ein Leben der virtuellen Welt gewöhnt. Meine Saisonvorbereitung findet inzwischen nahezu komplett im heimischen Keller statt. Hier habe ich die Möglichkeit, auf verschiedenen Online-Plattformen mit meinem Smarttrainer zu trainieren. Dabei kann ich gezielte Trainingsprogramme absolvieren oder auch zur Vorbereitung Strecken virtuell abfahren, die ich später im Jahr real fahren werde. Und wenn ich mich mit anderen Rennradfahrern messen möchte, kann ich an Online-Rennen teilnehmen. Trotzdem ersetzt das natürlich nicht eine Ausfahrt bei sonnigem Wetter mit Freunden in der realen Welt – das gesellige isotonische Kaltgetränk am Ende der Runde eingeschlossen.



TELOS GmbH:
telos-rating.de

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FINANZPLATZ FRANKFURT: Frankfurt Finance Club vergibt Excellence Award (Prof. Dr. Michaela Hönig, Julia Fetsch, Seghen Gebreyosus – Frankfurt University of Applied Sciences, Markus Hill)

„Der Frankfurt Finance Club vergibt einen Excellence Award für besondere Leistungen an Frau Seghen Gebreyosus, Studierende im Studiengang International Finance an der Frankfurt University of Applied Sciences. Frau Gebreyosus hat in Ihrer Bachelor-Arbeit mit sehr großem Engagement die Anwendbarkeit und das Erfolgspotenzial der digitalen privaten Kryptowährung Diem/Libra des Facebook-Konzerns untersucht. Hierzu wurde ein Modell erarbeitet, das die makro-, sozioökonomischen, demografischen und infrastrukturellen Faktoren in den Entwicklungsländern auswertet. Die Studentin hat einen sehr umfangreichen Datensatz mit 17 Parametern und 143 Ländern erstellt und über 2400 Werte mit einem Ranking und einer Gewichtung analysiert, so Prof. Hönig, die mit Prof. Dr. Lutz Anderie Gutachterin der Arbeit ist. Neben der empirischen Untersuchung wurden auch qualitative Hintergrundinterviews mit volkswirtschaftlichen Experten geführt. Auch diese würdigen ebenfalls das sehr gute Ergebnis der Arbeit, betont Julia Fetsch 1. Vorsitzende des Clubs, die den Award mit Markus Hill vom Finanzplatz Frankfurt übergeben hat. Frau Gebreyosus kam zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit einer hohen Partizipation an einer Facebook-Kryptowährung in Asien, insbesondere Süd-, Ost- und Südostasien, sowie Mittel- und Südamerika am größten sei. Anders als erwartet, ist das Erfolgspotenzial auf dem afrikanischen Kontinent, wo die Nachfrage nach alternativen Finanzdienstleistungen und die Signifikanz finanzieller Inklusion am größten sind, sehr gering. Wichtige Faktoren für das Erfolg von Diem/Libra sind vor allem eine fortgeschrittene digitale Infrastruktur, ein flexibles Wechselkursregime, ein großes Volumen an grenzüberschreitenden Zahlungen und eine weitverbreitete Nutzung von Facebook Apps.“ 

Von links nach rechts:  Markus Hill, 1. Vorsitzende Frankfurt Finance Club Julia Fetsch, Preisträgerin Seghen Gebreyosus, Prof. Dr. Michaela Hönig

Frankfurt Finance Club: www.frankfurtfinanceclub.de

Frankfurt University of Applied Science: www.frankfurt-university.de

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FINANZPLATZ FRANKFURT MAIN: Sind Fondsboutiquen die Gewinner der COVID-Krise? – Alternative Anlageklassen, ESG, „Alter Mann & Nylonklamotten“ etc. & Veranstaltungshinweis „Wiesbadener Alternative Konferenz“, 4.11.2021 (Interview – Alexander Scholz, TELOS GmbH)

„Achtsamkeit bedeutet, dass wir ganz bei unserem Tun verweilen, ohne uns ablenken zu lassen“ (Dalai Lama). Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Alexander Scholz, TELOS GmbH, über Themen wie Fondsboutiquen & COVID-Krise, „Webinar-Müdigkeit“ versus Persönliches Gespräch sowie über ESG und die Bedeutung der sogenannten Alternativen Anlageklassen in diesem Asset Manager-Segment. Zusätzlich wurden Themen wie „Alter Mann & Nylonklamotten“, Taunus und Giro d’Italia diskutiert (Veranstaltungshinweis: Wiesbadener Alternative Konferenz, 4.11.2021).

Hill: Herr Scholz, Sie führen mit TELOS regelmäßig Markterhebungen bei institutionellen Investoren durch. Gibt es darunter auch gezielte Untersuchungen bezüglich spezialisierter, kleinerer Asset Management Fondsboutiquen?

Scholz: Speziell auf kleinere Asset Management Gesellschaften ausgerichtete Markterhebungen führen wir nicht durch. Aber in der seit 2004 jährlich Zufriedenheitsstudie, in der institutionelle Investoren bezüglich ihrer Zufriedenheit mit ihren Asset Managern befragt werden, differenzieren wir zwischen drei Größenklassen – „Große Asset Manager“ (ab 150 Mrd. Euro AuM), „Mittlere Asset Manager“ (51 bis 150 Mrd. Euro AuM) und „Kleinere Asset Manager“ (bis 50 Mrd. Euro AuM). Insofern haben wir zumindest im Punkt Anlegerzufriedenheit eine lange Datenhistorie.

Alexander Scholz, Geschäftsführer und Gesellschafter der TELOS GmbH
Alexander Scholz, Geschäftsführer und Gesellschafter der TELOS GmbH 

Hill: Das klingt spannend. Wie schlagen sich die Fondsboutiquen im Vergleich zu den anderen Kategorien?

Scholz: In den Anfängen waren die kleineren Asset Manager noch deutlich unterrepräsentiert bei den Nennungen. D.h. sie haben in den Portfolien der institutionellen Anleger kaum eine Rolle gespielt. Dies hat sich aber in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Inzwischen macht die Gruppe der kleineren Asset Manager mehr als ¼ der Nennungen aus. Dies zeigt klar, dass die Fondsboutiquen von institutionellen Investoren immer mehr akzeptiert und ausgewählt werden.

Hill: Wie verhält es sich denn mit der Zufriedenheit der Investoren mit „ihren“ Fondsboutiquen? Kann man diese eher unter die Kategorie „es war ein netter Versuch“ einstufen oder wird die Qualität der Fondsboutiquen positiv eingestuft?

Scholz: Auch hier zeigt sich ein klar positiver Trend. Die Zufriedenheitswerte haben sich über die Zeit immer weiter verbessert. Gerade in der jüngst durchgeführten Befragung hat sich dieser Trend nochmals beschleunigt. Insbesondere in den kundenbezogenen Kriterien wie Kundenbetreuung und -beratung oder der proaktiven Ansprache haben die kleineren Asset Manager besser abgeschnitten als die beiden größeren Kategorien. Offensichtlich konnten die kleineren Asset Manager ihre Flexibilität und Individualität in der COVID-Phase sehr gut ausspielen.

Hill: Haben Sie eine Vermutung woran das liegen könnte?

Scholz: Ohne es genau zu wissen, aber eventuell liegt es an der Abwesenheit der Kundenbetreuung durch die Homeoffice Regelung. Bei kleineren Asset Manager waren die Mitarbeitenden oftmals eher im Office als bei den größeren Häusern mit ihren Großraumbüros. Die großen Anbieter haben dafür verstärkt auf Online-Betreuung, z.B. über Webinare, gesetzt. Dies wurde auch in der Anfangszeit positiv seitens der Investoren aufgenommen. Im Laufe der Zeit wurde dies aber zur Routine und der „Reiz“ des Neuen ging verloren. Ich denke, die Investoren haben sich zunehmend nach einem individuellen, persönlichen Gespräch gesehnt.

Hill: Mann könnte also sagen, dass die Fondsboutiquen die Gewinner der COVID-Einschränkungen sind.

Scholz: In Teilen sicherlich. Dennoch war und ist in Teilen immer noch die Situation auch für die Fondsboutiquen schwierig. Die meisten Investoren haben freie Mittel bei Bestandsmanagern allokiert. Neue Kunden zu gewinnen ohne persönliche Meetings ist ein sehr schwieriges Unterfangen. Aber nach vorne blickend können die kleineren Asset Manager sicherlich von ihrer größeren Kundennähe profitieren.

Hill: Wie sieht es bei anderen Kriterien aus? Haben sich die Fondsboutiquen auch dort verbessert?

Scholz: Ja, das ist so. Z.B. im Bereich ESG-Kompetenz haben sich die kleineren Asset Manager deutlich verbessert. Auch beim Reporting ist die Zufriedenheit der institutionellen Anleger gestiegen. Dies zeigt, dass sich die Fondsboutiquen zunehmend professioneller aufstellen und sich auf die Anforderungen institutioneller Anleger einstellen.

Hill: TELOS agiert auch als Consultant und unterstützt institutionelle Anleger bei der Managerselektion. Wie nehmen Sie hier die Fondsboutiquen wahr?

Scholz: Durch die immer komplexer werdende Asset Allokation der institutionellen Investoren mit immer mehr Anlageklassen und -strategien rücken auch hier spezialisierte Fondsboutiquen stärker in den Fokus. Dies trifft auf spezielle Anlagestile oder Konzepte im liquiden Bereich zu, aber insbesondere auch auf die sog. „Alternativen Anlageklassen“ wie Immobilien, Infrastruktur, Private Equity oder Private Debt zu. Gerade hier kommen spezialisierte Fondsboutiquen verstärkt zum Zuge. Dies zeigt sich übrigens auch bei den Nennungen im Rahmen der Zufriedenheitsbefragung.
Übrigens stoßen auch auf unseren Investorenkonferenzen, wie z.B. der Wiesbadener Alternative Konferenz am 4. November, die Vorträge der teils noch nicht so bekannten Fondsboutiquen auf großes Interesse der Anleger.

Hill: Alles in allem also ein sehr positives Bild für Fondsboutiquen. Herr Scholz, erlauben Sie mir noch eine Frage abseits des beruflichen Alltags. Mit was beschäftigen Sie sich außerhalb der Geschäftswelt?

Scholz: Als Mitglied der Midlife-Crises-Generation verbringe ich den Großteil meiner Freizeit auf dem Rennrad – quasi „alter Mann in engen Nylonklamotten“. Dabei kann ich die Natur genießen und bekomme den Kopf frei. Zum Glück teile ich das Hobby mit meiner Frau, so dass wir häufig gemeinsame Ausfahrten im Taunus und Umgebung machen. Auch im passiven Bereich dominiert das Thema Rennrad bei mir. Zum Beispiel lese ich gerade das Buch „Pellegrina: Eine italienische Radsportwallfahrt“. In dem Buch beschreibt eine Journalistin ihre Eindrücke von einer Pilgerfahrt zu den Wallfahrtsorten des Giro d’Italia. Für Radsport- und Italienfans wirklich zu empfehlen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Alexander Scholz ist Geschäftsführer und Gesellschafter der TELOS GmbH. Vor seinem Eintritt bei TELOS im Juni 2016 war er stellvertretender Leiter Institutional Sales bei GAM Deutschland. Insgesamt verfügt er über mehr als 20 Jahre Branchenerfahrung aus den Bereichen Asset Management Consulting, Fonds- und Investmentanalyse, Investment Controlling und Reporting, Portfolio Management und Kundenbetreuung bei Asset Management Gesellschaften und Banken.

VERANSTALTUNGSHINWEISWiesbadener Alternative Konferenz
„Mit der Wiesbadener Alternative Konferenz tragen wir dem gestiegenen Interesse institutioneller Investoren an alternativen Assetklassen wie Immobilien, Infrastruktur, Private Debt, Private Equity aber auch den sog. ‚Liquid Alternatives‘ Rechnung und bieten Investoren ein entsprechendes Forum zum Informationsaustausch und zur Informationsbeschaffung.“

VERANSTALTUNG FÜR INSTITUTIONELLE INVESTOREN (4.11.2021 – INFORMATION / AGENDA / ANMELDUNG): Wiesbadener Alternative Konferenz 2021

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HESSEN & MITTELSTAND: „Ownership Approach“, ESG und Nachhaltigkeit in Familienunternehmen (Interview – Florian Riedel, Krebs & Riedel Schleifscheibenfabrik)

„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)

Wer von erfolgreicher Vermögensanlage von Family Offices und Fondsboutiquen spricht, hat schnell die Worte „Langfristdenke“ und „Nachhaltigkeit“ im Mund. Grund für Markus Hill mit dem Familienunternehmer Florian Riedel, in dritter Generation Mitinhaber der Krebs & Riedel Schleifscheibenfabrik aus Bad Karlshafen im äußersten Norden Hessens, über Nachhaltigkeit und Realwirtschaft zu sprechen.

Hill: Nachhaltigkeit wird in der Finanzbranche derzeit häufig mit „Impact Investing“ gleichgesetzt. Wie sieht das ein Familienunternehmer?

Riedel: Impact Investing kann wichtige Akzente setzen, wird aber unsere Welt allein nicht retten. Das liegt schon in der Tatsache begründet, dass Impact Investing nur einen kleinen Teil der Assets, die CO2 emittieren, adressieren kann. Ein kleiner Ziegeleibetrieb in Indien oder ein Kohlekraftwerk im chinesischen Staatsbesitz kann nicht mit Kapitalmarktinstrumenten erreicht werden. Ich bin der Meinung, dass nur Eigentum zu einem pfleglichen Umgang mit der Umwelt, den Ressourcen, mit allem anregt. „Ownership Approach“ und „Skin in the game“ sind Schlagworte, die einem dabei möglicherweise einfallen. Der studierte Volkswirt, was wir ja beide sind, würde von der „Internalisierung externer Effekte“ sprechen. Am Ende geht es immer um das Gleiche: Handle so, als wäre es Dein Eigentum. Und wenn neben „Skin“ auch noch die eigene Gene im Spiel sind, zum Beispiel in Form der eigenen Nachkommen, wird es wirklich nachhaltig.

Hill: Was ist das Besondere an einem Familienunternehmen?

Riedel: Der Name sagt es eigentlich schon. Es ist der Familien- und Mehrgenerationenansatz. Mehrere Studien belegen, dass Familienunternehmen sehr großzügig in den Ausbau des Geschäfts und in Forschung und Entwicklung investieren, gerade weil der Investitionshorizont nicht nur bis zum Renteneintrittsalter oder bis zum Ende einer Bestellungsperiode eines Vorstands reicht. Der Unternehmer, der sein Unternehmen so aufstellt, dass die folgende Generation es weiterführen kann und das als Kern seiner unternehmerischen Verantwortung begreift, handelt nachhaltig. Darüber hinaus muss er innovativ sein, damit er etwas zum Vererben hat. Bei ihm sind es nicht die Aktienoptionen, die man dem Manager als Anreiz zugesteht, damit er sich nicht wie ein Beamter, sondern wie ein Unternehmer verhält, sondern der Gedanke an die eigenen Kinder.

Hill: Die angesprochenen Studien zeigen auch, dass Familienunternehmen börsennotierte Unternehmen bezüglich der Rendite schlagen. Sind also Familienunternehmen attraktive Investments?

Riedel: Ein Investor sieht in einem Familienunternehmen ein attraktives Übernahmeziel, wird vielleicht noch 5 Jahre mit dem Unternehmer als Minderheitsgesellschafter zusammenarbeiten und dann seinen Exit anstreben. Für das Familienunternehmen bedeutet dieser Exit-Druck aber, dass es kein Familienunternehmen mehr ist, sobald klar ist, dass ein Verkauf in der mittleren Zukunft ansteht. Da zerbricht also genau das, was vorher das Besondere an dem Unternehmen war. Eine aktive Zusammenarbeit zwischen Investor und Familienunternehmer könnte sehr fruchtbar sein, sofern die Anforderungen bezüglich des Wunsches nach Kontrolle seitens der Unternehmerfamilie und der Mehrgenerationenaspekt hinreichend gewahrt bleiben. So könnte der Finanzinvestor wirklich von den Familienunternehmenseigenschaften profitieren und das Familienunternehmen von der finanziellen Stärke des Finanzinvestors. Solche Modelle sind leider viel zu selten.

Hill: Dann werden wir doch mal konkret: was hat ein Finanzinvestor davon, in ein Familienunternehmen einzusteigen und was hat das Familienunternehmen davon? Wie spielen die beiden zusammen?

Riedel: Der Finanzinvestor hat seine – hoffentlich tatsächlich realisierbare – Überrendite gegenüber dem Investment in eine beispielsweise börsennotierte Gesellschaft. Die wird er auch brauchen, allein wegen der Illiquidität seines Investments. Dafür hat er nicht das Problem, sein Investment nach einigen Jahren verkaufen und dann auch noch eine Wiederanlagemöglichkeit suchen zu müssen. Und was das Beste ist: er eröffnet sich ein komplett neues Universum von Anlagemöglichkeiten, welches ihm anderenfalls verschlossen bliebe. Das Familienunternehmen auf der anderen Seite kann Investitionen stemmen, die sonst vielleicht völlig außerhalb des realisierbaren stünden. Beispielsweise die Übernahme eines Wettbewerbers aus den USA oder den Bau einer neuen Fabrik in China. Mit einem Finanzinvestor wird es realisierbar, aber deswegen das Unternehmen zu verkaufen? Da bleibt so manche hervorragende Idee auf der Strecke, weil sich die Zielkoordinaten der beiden nicht in Übereinstimmung bringen lassen. Es braucht also auf beiden Seiten den Willen zur kreativen Gestaltung, zum Dialog. Mit standardisierten Ansätzen wird man diesen Antagonismus nicht lösen können. Das bedeutet natürlich auch, dass der Familienunternehmer bereit sein muss, dem Finanzinvestor durch Informations- und Kontrollrechte eine Mitgestaltungsmöglichkeit einzuräumen. Er sollte mitdenken und mitentscheiden, denn er hat mutmaßlich Kompetenzen, die der Familienunternehmer typischerweise nicht hat.

Hill: Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage nach der Nachhaltigkeit: Sie haben in Ihrem Beispiel vom Bau einer Fabrik in China gesprochen. Wie nachhaltig ist nach Deiner Meinung eine Investition in China, vor dem Hintergrund von Know-how-Abfluss, der Erfahrung von Corona und Umweltaspekten?

Riedel: Es ist nicht so, dass Chinesen weniger vertrauenswürdige Menschen wären, auch wenn immer wieder dieser Eindruck in Europa und den USA vermittelt wird und sich leider auch in vielen Köpfen festgesetzt hat. Schlechte Erfahrungen gibt es viele, aber es gibt weit mehr positive Erfahrungen. Ich kenne einen Fall eines Herstellers von Tiernahrung, der es geschafft hat, sein Know-how zu schützen und ein sehr erfolgreiches Joint-Venture mit einem Chinesischen Unternehmer zu gründen. Ohne ein Fachmann auf dem Gebiet der Tiernahrung zu sein, denke ich immer, dass es doch nicht schwer sein kann, Tiernahrung nachzuahmen. Es gibt also Erfolgsgeschichten.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir mit Ausbruch der Pandemie ohne unsere Chinesische Tochtergesellschaft und deren Lager massive Schwierigkeiten gehabt hätten, unsere Kunden in China zu beliefern. Umgekehrt waren wir in der Lage aus China größere Mengen Mundschutzmasken für unsere Mitarbeiter und die Stadtverwaltung zu besorgen. Das zu einer Zeit, in der Feuerwehrleute in Deutschland von amtlicher Seite eine Bastelanleitung für Masken als einzige Unterstützung erhalten haben.
Ich halte Globalisierung für eine grundsätzlich positive Sache, auch für die Umwelt. Der Austausch von Wissen, zum Beispiel bei der Reduzierung von Industrieabgasen, kann am leichtesten befördert werden, wenn Direktinvestitionen in Anlagen stattfinden und dieses Know-how gleich mit implementiert wird. Es liegt vor allem in der Verantwortung der Staaten, den richtigen Rahmen abzustecken. Das sollte bitte nicht vergessen werden.

Hill: Was lesen Sie zurzeit?

Antwort: ich lese immer mehrere Bücher parallel. Derzeit beschäftigen mich am meisten die Sachbücher “Enlightment Now“, von Stephen Pinker und „Regency Revolution“ von Robert Morrison. Grade habe ich nach vielen Jahren das Buch „The Black Swan“ von Nassim Nicolas Taleb wiedergelesen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Florian Riedl ist Head of International Business, Sales and Finance bei Krebs & Riedel Schleifscheibenfabrik.

Krebs & Riedel Schleifscheibenfabrik: www.krebs-riedel.de/

Quelle: LinkedIn

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FINANZPLATZ FRANKFURT: ESG, digitale Infrastruktur, Innovation & „Ökosystem Frankfurt“ (Michael Jakobi, contagi Digital Impact Group)

Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen machen es sich bei der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft nicht leicht. So allgemein akzeptiert die Nachhaltigkeitsziele der UN, so sehr die Worte Ecological – Social – Governance (kurz: ESG) in aller Munde sind, so weit auseinander gehen die Haltungen und Handlungen, wie diese erreicht werden sollen.

Insbesondere in Deutschland ist der Wille immens, die gesteckten Ziele in allen Bereichen und auf die bestmögliche Weise zu erfüllen – technischer Fortschritt soll egalitär, demokratisch und datenschutzkonform sein; die Energiewende die Umwelt schützen, ohne das Wirtschaftswachstum zu gefährden. Zielkonflikte und Grenzen, an die wir so zwangsläufig stoßen, versuchen wir mit viel (technischem) Know-how und noch mehr Kapitaleinsatz zu lösen und zu überwinden.

Im Bereich der Digitalisierung und ihrer dahinterliegenden Infrastruktur wird die Ambivalenz noch deutlicher. Einerseits ist diese ein Schlüsselbaustein für ESG: sei es der Ersatz der Dienstreise durch ein virtuelles Meeting, der Online-Zugang zu Bildungszwecken auf dem Land oder die im Internet frei zugänglichen Informationen zum Handeln der öffentlichen Hand – um nur drei Beispiele zu nennen. Auf der anderen Seite verbraucht Digitalisierung große Mengen an Ressourcen, sei es Strom für Rechenzentren oder Seltene Erden für Batterien und Geräte. Auch setzt sie neue Hürden in sozialer und beruflicher Teilhabe und steht durch die Datensammlung und -analyse, vor allem durch (amerikanische) Großkonzerne, in der Kritik.

AUTOR: Michael Jakobi, LL.M. ist Berater und Projektmanager im Bereich digitale Innovation & Infrastruktur bei der contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch
AUTOR: Michael Jakobi, LL.M. ist Berater und Projektmanager im Bereich digitale Innovation & Infrastruktur bei der contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch

Die „Lösung“ dieses Spannungsverhältnisses läuft leider oft auf Stillstand hinaus – regulatorische Anforderungen verprellen Investoren, NIMBY (Not in my Backyard) Proteste verhindern oder verzögern kritische Projekte und Prozesse werden „aus Datenschutzgründen“ nicht digitalisiert. Das damit am Ende weder dem Klima noch der Gesellschaft geholfen ist, scheint zweitrangig zu sein.

Gerade in Frankfurt, einer Stadt, die sich von der Banken- zur Daten-Hauptstadt der EU entwickelt (hat), zeigt sich die Herausforderung in der Praxis: so befindet sich die Stadt am Main, trotz fraglos vorhandenem Kapital, Know-how und Infrastruktur, weder auf Smart City Level (Hamburg) noch bei den Start-ups (Berlin/ Rhein-Ruhr/ München) an der bundesdeutschen, geschweige denn europäischen Spitze. Auch mit der Rolle als (weltweit größter) Internetknoten und bedeutender Rechenzentrumsstandort hadert die Stadt – schwierige Energieversorgung, ungenutzte Abwärme, verdrängtes Gewerbe – um nur einige Kritikpunkte zu nennen.

Die neue Regierungskoalition im Stadtparlament ist bestrebt, durch eine Digitalisierungsstrategie auf der einen und regulatorische Anforderungen auf der anderen Seite Abhilfe zu schaffen und nimmt dabei die Betreiber der Rechenzentren in die Pflicht, z.B. beim Thema Abwärme. Hier gibt es mit dem neuen Telehouse Datacenter in der Kleyerstraße auch schon einen Piloten, bei dem in Zusammenarbeit mit der Mainova Rechenzentrums-Abwärme ein Neubaugebiet beheizen soll. Dieses – sehr positive – Beispiel ist jedoch keine Patentlösung, sind die Bedingungen an anderen Standorten doch weit weniger optimal, von der Wirtschaftlichkeit bei der Umrüstung bestehender Infrastrukturen ganz zu schweigen.

Von daher wird sich auch Frankfurt der Herausforderung stellen müssen, ganzheitliche Konzepte in Sachen Digitalisierung und digitaler Infrastruktur zu entwickeln – auf Basis fundierter Daten und unter Einbeziehung nicht nur der Rechenzentren, sondern auch einer Vielzahl anderer Stakeholder vom Start-up bis zum Hyperscaler (AWS, Google, Microsoft & Co). Das sich diese Akteure in Frankfurt und im gesamten Rhein-Main Gebiet auf geografisch engstem und doch international vernetztem Raum befinden, ist dabei eine wichtige Komponente, die menschlich wie technisch Vorteile bringt. Während also Unternehmensserver mit niedriger Latenz Daten austauschen und Großrechner den Einsatz künstlicher Intelligenz ermöglichen, können menschliche Entscheidungsträger und Spezialisten physisch zusammenkommen, um gemeinsam Lösungen zu finden.

Das die Thematik in den nächsten Jahren an Komplexität und Bedeutung verliert, glaubt niemand. Im Gegenteil, vor dem Hintergrund schwindender Ressourcen und fortschreitendem Klimawandel, sozialer Ungleichheit und politischen Spannungen, benötigen wir die Digitalisierung mehr denn je – für mehr Effizienz und soziale Teilhabe, schlankere Verwaltung und schnellere Prozesse im Allgemeinen. Der nun endlich in vollem Gange befindliche Glasfaserausbau, zusammen mit 5G und seinen Möglichkeiten, vorhandenen Ansätzen wie IoT, KI, M2M usw. zum Durchbruch zu verhelfen, sind hier wichtige Bausteine, ebenso wie Clouds und Applikationen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Erst wenn man Rechenzentren und die dort laufenden Applikationen als Teil eines komplexen Ökosystems, als Teil des gesellschaftlichen Wandels und der Energiewende betrachtet und deutlich mehr Akteure einbindet, kann das Versprechen einer „ESG – positiven“ Digitalisierung eingelöst werden. Ob in Frankfurt, in Deutschland oder Europa, ergibt sich so die historische Chance, digitalen Wandel menschen- und klimafreundlich, frei und demokratisch zu gestalten.


AUTOR: Michael Jakobi, LL.M. ist Berater und Projektmanager im Bereich digitale Innovation & Infrastruktur bei der contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch

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Digitalisierung & „Asset-Klasse Rechenzentren“ – Immobilien, REITs und ESG (Gastbeitrag – Michael Jakobi, contagi Digital Impact Group)

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WUNDERKAMMER & FRANKFURT: Geld und Vermögen in der Literatur der deutschen Romantik (Gastbeitrag – Prof. Dr. Patrick Peters)

In der deutschen Literatur der Romantik, die um das Jahr 1800 beginnt und sich in ihren Ausläufern bis weit ins 19. Jahrhundert hinein parallel zu anderen kulturgeschichtlichen Strömungen erstreckt, wird erstmals in nennenswertem Umfang der Themenkomplex Ökonomie und Vermögen diskutiert. Zuvor hatten Diskurse über die Bedeutung und Funktion von Reichtum und Vermögen und die Darstellung ökonomischen Wissens wenig bis keinen Raum. Dies verändert sich in der deutschen Romantik, in der unter anderem die Antithese von Kunst und Ökonomie aufgeworfen wird. Exemplarisch lassen sich die Funktionen von monetärem Reichtum und Fragen von Wirtschaft und Wohlstand an drei beispielhaften Texten von Joseph von Eichendorff, Ludwig Tieck und Richard Wagner zeigen.

Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts

Joseph von Eichendorffs Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts gehört zu den bekanntesten und wertvollsten Texten der deutschen Romantik. Der Taugenichts ist der eher arbeitsscheue Sohn eines Müllers, der hinaus in die Welt geschickt wird. Er fällt als Romantiker und (Lebens-)Künstler auf, der optimistisch und mutig in die Zukunft blickt, das Leben wander- und abenteuerlustig auf sich zukommen lässt und am Ende trotzdem sein Glück findet. Diese Haltung hat er mit anderen Figuren der Romantik gemein und strebt dabei nach Individualität und Freiheit und distanziert sich von den vorgegebenen Verhaltensmustern der arbeitenden bürgerlichen Gesellschaft. Er versucht seine ‚romantische‘ Haltung im Alltag umzusetzen und sich von den Fesseln einer auf Erwerbsstreben, Ökonomisierung und Absicherung eines bürgerlichen Lebensstils konzentrierten Gesellschaft zu lösen (vgl. Peters, 2020, 106).

Zwar träumt der Taugenichts von einer bürgerlichen Existenz, „Geld zu sparen wie die anderen, und es mit der Zeit gewiß zu etwas Großem in der Welt zu bringen“ (Eichendorff, 2007, S. 469), jedoch taugt seine charakterliche Disposition nicht dazu. Der Taugenichts offenbart eklatante Schwächen im Umgang mit Zahlen und der ihm anvertrauten Verantwortung; mangelnde kaufmännische beziehungsweise ökonomische Kompetenz erschweren ihm den dauerhaften Eintritt in die bürgerliche Erwerbswelt. Seine romantische Grundhaltung steht im völligen Gegensatz zu den Erwartungen und Ansprüchen der sich ökonomisierenden Gesellschaft, ökonomisches Wissen lässt sich nicht mit dem Charakter des Romantikers vereinbaren.

Welchen Funktionen werden also ökonomischem Besitz und Wissen zugesprochen? Zunächst erscheint es als ausgemacht, dass diese Eigenschaften als originär für die bürgerliche Sphäre angesehen werden. Der Taugenichts als ausgemachter romantischer Charakter scheint selbst mit den einfachsten Berechnungen überfordert, weil er sich allzu leicht von den Zahlen ablenken lässt. Diesen spricht er gänzlich andere Eigenschaften zu, als sie mathematisch-kaufmännisch haben. Aus den Zeichen für bestimmte Werte und ökonomische Größen werden ulkige Symbole und Personifizierungen, um die Sache erträglich zu gestalten. Ihren ursprünglichen Sinn haben sie völlig eingebüßt, ihre Bedeutung für ökonomische und kaufmännische Vorgänge wird völlig genommen. Die Entökonomisierung der Zahlen steht für die romantische Grundhaltung des Taugenichts und dessen Unmöglichkeit, sich in der bürgerlichen Welt zurecht zu finden. Der Umgang mit Zahlen und Besitz wird als unvereinbar mit der romantischen Lebensart empfunden.

Ludwig Tieck: Der Runenberg

In Der Runenberg (1812) von Eichendorffs Zeitgenossen Ludwig Tieck wird ein junger Mann durch fremdes Gold verdorben und verfällt dem Wahnsinn und Verfolgungswahn. Zunächst gelingt der Hauptfigur Christian alles in der Geldanlage (ökonomische Kompetenz!), die Familie wird reich und angesehen. Aber Christian gerät zunehmend in einen negativen Strudel. Er spricht „irre, vorzüglich des Nachts, er träume schwer, gehe oft im Schlafe lange in der Stube herum, ohne es zu wissen, und erzähle wunderbare Dinge“, spricht immer von dem „Fremden“ und traut sich nicht mehr auf Feld und in den Garten hinaus. Christians einzige Sorge ist, dass der Fremde, der ihm das Gold hinterlassen hat, sein Geld zurückfordern könnte, und auf der Suche nach mehr Reichtum verschwindet Christian im titelgebenden Runenberg. Zwar kommt er später noch einmal zurück, aber nach dem letzten Abschied verliert sich seine Spur. Seine Familie und das Vermögen gehen daran zugrunde.

Der Runenberg ist unter wirtschaftspsychologischen beziehungsweise wirtschaftspsychiatrischen Gesichtspunkten sehr interessant. Wie Othmar Hill (2011, S. 182) schreibt: „Es heißt: Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt. Wir wissen aber aus der Glücksforschung, dass dem gar nicht so ist. Viele unter uns verwechseln in dieser Frage Ursache und Wirkung. Wer Geld besitzt, verliert keinesfalls seine Existenzängste, sondern umgekehrt: Wer Ängste akkumuliert, dessen Lebensgier steigert sich und er/sie verlangt nach immer mehr Geld. Dieses beruhigt nicht, weil Geld keine therapeutische Wirkung hat, sondern nur als Symptom-Pflaster wirkt. Aus diesem Blickwinkel kann es schlicht und einfach nicht stimmen, dass ein Mangel an Geld die Ursache für all unser Unglück sein soll.“

Man findet diese Einschätzung bei Ludwig Tieck im Runenberg wieder. Aus dem Erwerb des Goldes erwachsen große Verlustängste, sodass Christian nach immer mehr Gold strebt, um diesen Sorgen zu begegnen. Dass dies nicht gelingt, sondern Held und Familie in den Untergang führt, zeigt das Märchen eindrücklich. Christian erscheint als pathologischer Fall, der an seiner „Lebensgier“ (Hill, 2011, S. 189) völlig untergeht!

Die Funktion des Geldes ist also die der psychologischen Erschütterung. Tieck macht das neu erworbene Gold zur Ursache allen Übels, das eine freundliche, kleinbürgerliche Familie in ihren Grundfesten erschüttert und nach einer kurzen Phase an der gesellschaftlichen Spitze in den Abgrund führt. Vermögen hat keine positive Rolle, es verspricht kein Glück, sondern ist der Katalysator des Schlechten, denn aus dem eigentlich romantischen Charakter Christians wird ein völlig gebrochener, aber vom Gold bis zuletzt berauschter. Die romantische Lebenswelt wird durch das erworbene Vermögen völlig aus den Fugen gehoben. Wie im Taugenichts ist materieller Besitz der Widerspruch schlechthin zum romantischen Ideal.

Der Autor: Prof. Dr. Patrick Peters
Der Autor: Prof. Dr. Patrick Peters

Richard Wagners Tetralogie Ring des Nibelungen verbindet die mittelalterliche Nibelungensage mit der nordischen Mythensammlung Edda und hat die Nibelungensage zum deutschen Nationalepos gemacht. Im ersten Teil Das Rheingold eröffnet Wagner den Diskurs über die korrumpierende Macht des Reichtums: Der Ring des Nibelungen ist Teil eines legendären Schatzes, der nur Unheil und Verderben für alle Beteiligten mit sich bringt und letztlich die gesamte Handlung bestimmt.

Die Gold-Thematik beeinflusst alle handelnden Personen in Das Rheingold direkt oder indirekt. Die Rheintöchter Wellgunde, Woglinde und Floßhild bewachen das legendäre Rheingold. Sie weisen den Zwerg Alberich ab, der um sie wirbt, sodass Alberich der Liebe abschwört und mit dem Rheingold einen Ring zur Unterwerfung der Welt schmieden will. Nur wer der Liebe abschwört, kann den Schatz besitzen. Daher fühlen sich die Rheintöchter völlig sicher. Schließlich gilt: „Wohl sicher sind wir / und sorgenfrei: / denn was nur lebt will lieben; / meiden will keiner die Minne.“ (Wagner, 1997, V. 269ff.) Das gilt im speziellen Fall von Alberich nicht: Die Gier nach dem Gold überwiegt das Gefühl der Liebe.

Und so raubt Alberich den Schatz und unterwirft sich die unterirdisch hausenden Nibelungen, für ihn große Schätze zusammenzutragen, und tut ihnen durch die Macht des Rings Gewalt an. Die Unterwerfungs- und Beherrschungsfantasien entstammen allein seiner Verfügungsgewalt über den Ring, das Gold hat ihn umgehend in seinen Bann gebracht und ihn moralisch völlig verkommen lassen. Es geht Alberich im Sinne der „Lebensgier“ um den kontinuierlichen Machtzuwachs, und dessen Gier kennt keine Grenzen.

Auf diese großspurige Weise (motiviert durch die Macht und den Reichtum) tritt Alberich auch dem Götterfürsten Wotan gegenüber, der ihn schließlich durch eine List des verschlagenen Gottes Loge (Loki in der nordischen Mythologie) bindet und ihm den Ring und alle Schätze entwendet. Wotan wiederum benötigt den Nibelungenhort, weil er gegenüber der Riesen Fafner und Fasolt wortbrüchig geworden ist, die seinen Götterpalast gebaut haben. Ihnen will er ihren vereinbarten Lohn in Form der Göttin Freia nicht geben, sondern will sie überlisten und verspricht ihnen den Schatz des Alberich, während die Rheintöchter Loge um die Wiederbeschaffung gebeten hatten. Den Ring der Macht indes will Wotan für sich behalten – mit weitreichenden Folgen: Wotans Machtgier, die jener Alberichs kaum nachsteht, hat die Götterdämmerung bereits in Gang gesetzt. Schließlich übergibt Wotan doch den gesamten Schatz und den Ring an die Riesen. Diese geraten darüber in Streit, Fafner tötet seinen Bruder Fasolt.

Der Fluch des Rings hat damit nicht nur den germanischen Göttervater Wotan in seinen Bann und damit beinahe dazu gebracht, eine Göttin an die Riesen als Bezahlung für den Bau der Götterburg zu geben. Er hat auch zum Brudermord von Fafner an Fasolt geführt, seit der biblischen Geschichte von Kain und Abel das schlimmste denkbare Verbrechen. Richard Wagner funktionalisiert den Ring (und den Nibelungenhort) zum Katalysator der gesamten Handlung. Bis auf die Vertragsbrüchigkeit Wotans (der wider besseres rechtliches und ökonomisches Wissen seinen Teil der Vereinbarung auf einmal nicht mehr zu halten gedenkt) resultieren alle bösen Taten aus der Verführung durch den Ring, entstanden aus dem Rheingold. Der Wille zur Macht und Unterwerfung, manifestiert sich im Ring, wodurch dem Ring als Schmuckstück und zentralem Vermögensgegenstand des Nibelungenhorts kaum ein positiver Aspekt attestiert wird. Der Ring ist das große Üble, der Gier entfacht und zum Brudermord motiviert.

Zusammenfassung und Fazit

Die Grunderkenntnis ist, dass Geld und Vermögen keine positive Besetzung finden. Während bei Joseph von Eichendorff materieller Besitz und ökonomisches Wissen letztlich als bürgerliche Konzepte nur milde belächelt werden, ohne dass negative Konsequenzen für eine Figur daraus erwachsen, ist dies bei Ludwig Tieck und Richard Wagner anders. Der Reichtum wird in den beiden Texten zum Motor des Unheils. Die Funktionalisierung des Reichtums und des ökonomischen Wissens wird in allen drei Texten dafür genutzt, negative Handlungs- und Haltungsmuster zu exemplifizieren und dadurch Kritik an bestimmten Verhaltensweisen zu üben. Tieck und Wagner nutzen materiellen Besitz, um zu zeigen, wie Menschen, Zwerge, Riesen und Götter daran zerbrechen können, weil sie nicht die Stärke haben, sich gegen die korrumpierende Wirkung des Besitzes zur Wehr zu setzen.

Die Texte gehören zu einer kulturgeschichtlichen Epoche, die ganz grundsätzlich von Fortschrittsbedenken, Melancholie und Konservatismus geprägt ist. Die Romantiker wollen sich eskapistisch aus dem gesellschaftlichen Leben weitgehend zurückziehen oder einer kleinstädtischen Idylle zuwenden. Ihre Themen sind vor allem Liebe und Natur. Ökonomie und wirtschaftliche Entwicklung werden kritisch gesehen. Rationales Denken und Handeln waren in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst in den Vordergrund gerückt. Die Gefühlswelt der Menschen war dabei allerdings ins Hintertreffen geraten, gerade vor dem Hintergrund der langsam beginnenden Industrialisierung und den damit aufkommenden ökonomischen Spannungen. In einer romantischen, oftmals schwärmerisch-schwermütigen Gedankenwelt hat dieses praxisnahe ökonomische Denken und Handeln keinen Platz und wird als Gefahr für die romantische Idee angesehen.


Literatur

Eichendorff, Joseph von (2007): Ahnung und Gegenwart. Sämtliche Erzählungen I. Herausgegeben von Wolfgang Frühwald und Brigitte Schillbach. Frankfurt am Main: Insel.

Hill, Othmar (2011): „Geld oder Leben! Grundzüge der Wirtschaftspsychiatrie“, in: Thomas Druyen (Hrsg.): Vermögenskultur. Verantwortung im 21. Jahrhundert. Wiesbaden: VS Verlag, S. 181—196.

Peters, Patrick (2020): Romantik. Einführung. Essen: Oldib Verlag.

Tieck, Ludwig (1963): Werke in vier Bänden. Herausgegeben von Marianne Thalmann. München: Winkler, Band 2, S. 59-83.

Wagner, Richard (1999): Das Rheingold. Textbuch mit Varianten der Partitur. Herausgegeben von Egon Voss. Stuttgart: Reclam.

Über den Autor

Dr. Patrick Peters ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien an der Allensbach Hochschule. Der Wirtschaftsjournalist und Publizist wurde 2014 in der neueren deutschen Literaturwissenschaft promoviert, veröffentlicht regelmäßig Aufsätze und Bücher zu Themen aus Strategie, Kommunikation und Literaturwissenschaft und unterstützt als Berater für Unternehmenskommunikation Professional Service Firms und Unternehmen der Bau-, Cleantech- und Sicherheitswirtschaft. Der vorliegende Beitrag ist die gekürzte Version des Aufsatzes: „Geld und Vermögen in der Literatur der deutschen Romantik: Funktionen des monetären Reichtums bei Eichendorff, Tieck und Wagner.“ In: Zeitschrift für Interdisziplinäre Ökonomische Forschung (2020). S. 30—37

Quelle: LinkedIn

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FINANZPLATZ FRANKFURT: Wien & Frankfurt – Weltoffenheit, Family Office, Asset Management & Schnitzel (INTERVIEW – Martin Friedrich, Lansdowne Partner Austria GmbH)

„In einer Stadt wie Frankfurt befindet man sich in einer wunderlichen Lage, immer sich kreuzende Fremde deuten nach allen Weltgegenden hin und erwecken Reiselust“ (Johann Wolfgang von Goethe). Wien – Frankfurt – Wien: Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit Martin Friedrich, Lansdowne Partners Austria GmbH, über seine privaten und beruflichen Eindrücke aus 16 Jahren Frankfurt-Aufenthalt. Weltoffenheit, Investmentbanking, Family Office, Fondsmanagement und Schnitzel sind zur einige Stichworte des Gedankenaustausches. (Veranstaltungsmitteilung SCOPE & FUND FORUM INTERNATIONAL – 8.6. & 16.6.2021).

Hill: Herr Friedrich, Sie sind Österreicher und leben in Wien, kennen aber auch Frankfurt sehr gut. Woher kommt das?

Friedrich: Nun, ich habe die meiste Zeit meines Berufslebens in Frankfurt verbracht. Ich bin 2002 nach Deutschland gekommen und habe fast 16 Jahre lang am Finanzplatz Rhein/Main gearbeitet. In dieser Zeit hat sich die Stadt sehr entwickelt. Als meine Frau und ich 2002 hierherzogen, war Deutschland so stark von der internationalen Wirtschaftsflaute betroffen, dass es als der „kranke Mann Europas“ galt. Ich erinnere mich noch daran, dass es anfangs praktisch unmöglich war, am Wochenende etwas zu kaufen, da die meisten Geschäfte samstags gegen Mittag schlossen. Selbst Restaurants waren oftmals am Sonntag geschlossen. Heute ist Frankfurt eine ganz andere Stadt. Es ist wesentlich weltoffener geworden, und wir haben Freunde gefunden, die wirklich aus aller Welt kommen. Leider ist ja im Moment alles zu, aber vor dem Lock-down habe ich gerne am Leben in Frankfurt teilgenommen, und nicht nur die Möglichkeiten zur beruflichen Entwicklung, sondern auch das Sport- und Freizeitangebot sehr geschätzt.

Martin Friedrich, Lansdowne Partners Austria GmbH
Martin Friedrich, Lansdowne Partners Austria GmbH

Hill: Warum sind Sie ursprünglich nach Frankfurt gekommen? Was hat Sie später zurück in die Heimat gezogen?

Friedrich: Bevor ich nach Frankfurt kam, hatte ich in London gearbeitet, für die US-amerikanische Investmentbank Morgan Stanley. Der unmittelbare Anlass für meinen Umzug war rein beruflich bedingt: Damals wurde entschieden, dass meine Beschäftigung, die Betreuung von Fondsmanagern in Deutschland, besser von Frankfurt aus erledigt werden konnte. Ich bin also quasi meiner Arbeitsstelle gefolgt. Die Situation war dem Brexit nicht unähnlich, sie fand nur 20 Jahre früher statt. Nach meiner Tätigkeit bei Morgan Stanley habe ich bei einem Multi Family Office in Bad Homburg, HQ Trust, gearbeitet. Die angenehme Zeit dort zähle ich natürlich auch zu meinen Frankfurter Jahren, zumal sie auch professionell gesehen eine gute Vorbereitung für den Wechsel nach Wien war. Der Anlass war wieder beruflich: Lansdowne Partners Austria bot mir die Möglichkeit, meinen eigenen Fonds auf Basis der von mir entwickelten Anlagestrategie aufzulegen.

Hill: Wo haben Sie sich in Frankfurt am liebsten aufgehalten? Welche sind Ihre schönsten Erinnerungen?

Friedrich: Drei Orte fallen mir spontan ein: zum ersten haben wir natürlich das Angebot an guten Restaurants sehr genossen; an einem schönen Sommerabend saßen wir zum Beispiel gerne auf der Terrasse der Alten Oper. Auch im Restaurant Salzkammer in der Weißadlergasse waren wir oft – es ist nur einen Steinwurf vom Goethe-Haus entfernt und bietet ausgezeichnete österreichische Küche! Am Wochenende sind wir dann häufig auf den Feldberg gewandert; als Österreicher zieht es uns ganz automatisch in die Berge, wie es scheint. Ich erinnere mich, dass es einmal in jedem Winter ein Hundeschlittenrennen rund um den Feldberg gab. Das fand ich sehr schön. Letzlich will ich nicht verschweigen, dass ich ein leidenschaftlicher Golfspieler bin. Und der Frankfurter Golfclub – der 2013 hundert Jahre alt geworden ist – ist wirklich ein Juwel. Dort am 18. Abschlag zu stehen und den Blick auf die Skyline zu genießen, ist für mich immer etwas Besonderes gewesen. 

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.



Quelle: www.fondsboutiquen.de

VERANSTALTUNGSHINWEISE (8.6. & 16.6.2021)

  1. ScopeExplorer Manager Conferences
    „Nach der Rallye der vergangenen 12 Monate liegt der Fokus vieler Investoren auf Aktien. Keine Zweifel: Aktien gehören in jedes Multi Asset Portfolio. Aber welche Assetklassen gehören noch hinein? Und vor allem: Wie viel davon? Multi-Asset Stratege und Portfoliomanager Martin Friedrich erklärt im Gespräch mit André Haertel, warum der Lansdowne Endowment Fund neben Aktien noch in über 15 andere Assetklassen investiert, und wie Rendite- und Risiko-Aspekte dabei bestmöglichst austariert werden.“ (ZITAT: Scope GroupLansdowne Partners – ZUSÄTZLICHE INFORMATION: LINK)
  2. Fund Forum International Virtual
    Alternative markets outlook in choppy waters – Macro updates, demands and megatrends: what can we expect from global and Europe’s alternative markets ahead of 2021? Economic shifts and key trends that could impact the industry and asset allocations. 
    Moderator: Martin Friedrich, Head of Economic and Market Research and Portfolio Manager, Lansdowne Partners, Austria  Randall Kroszner, Deputy Dean for Executive Programs and Norman R. Bobins Professor of Economics, The University of Chicago Booth School of Business 
    LINK: Fund Forum International Virtual – 16th June, CET 14:00 – 14:30)
Quelle: LinkedIn

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