FINANZPLATZ FRANKFURT: Paulskirche, Resilienz, Silicon Valley & Langsamkeit (Interview – Ortrud Toker, Autorin)

„Eins, zwei, drei, im Sauseschritt läuft die Zeit; wir laufen mit.“ (Wilhelm Busch). Frankfurt, Innovation, Resilienz und Unternehmertum – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit der Autorin Ortrud Toker über Unternehmerpersönlichkeiten, Erfinderfreude und über die geschichtliche Bedeutung von Langsamkeit, Geschwindigkeit und Kommunikation. Themen wie Technologie, Erfindergeist und Preußen werden ebenso angesprochen wie Datenübermittlung, Banking und die Frankfurter Paulskirche.

Hill: Die Frankfurter Rundschau nannte Ihr Buch „Vom Ende der Langsamkeit“ einen Publikumsliebling, HR2 Kultur und Thalia empfehlen Ihr Buch als „Buchtipp“. Vor dem Lockdown hatten Sie viele Lesungen, u.a. in der DenkBar, der Buchhandlung Weltenleser und in der Kulturfabrik in Sachsenhausen.  Wovon handelt Ihr Buch?

Toker: Es geht in „Vom Ende der Langsamkeit“ um drei außergewöhnliche Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Werner von Siemens, Philipp Reis und um das Ehepaar Bertha und Carl Benz. Sie alle waren bei bahnbrechenden Erfindungen maßgeblich beteiligt, nämlich der Telegraphie, dem Telefon und dem Automobil. Diese Erfindungen veränderten die Welt und prägen sie bis heute.

Hill: Aha, es geht um Unternehmerpersönlichkeiten. Was haben sie gemeinsam und worin unterscheiden sie sich? Denn zwei Namen kenne ich, aber Philipp Reis ist mir nicht geläufig.

Toker: Wir haben es mit drei völlig verschiedenen Unternehmercharakteren zu tun. Werner von Siemens ist vermutlich der populärste und wirkungsmächtigste. Ihn zeichnet aus, dass er sein Ziel nie aus den Augen verlor, stets neugierig, offen und vor allem flexibel blieb. Er ließ sich von Rückschlägen und Niederlagen nie dauerhaft entmutigen, sondern sie spornten ihn viel eher zu Hochleistungen an. 1842, schon als junger Artillerieoffizier nutzte er z. B. seine Inhaftierung im Magdeburger Gefängnis zu Experimenten, die zu einer bedeutsamen Entdeckung und seinem ersten Patent führten. Der Beginn einer lebenslang andauernden Karriere, voller Höhen und Tiefen. Der Friedrichsdorfer Lehrer Philipp Reis hingegen war glücklos und fand zeitlebens keine Investoren. Er starb, bevor die Weiterentwicklung seines Telefons einen weltweiten Siegeszug antrat. Und was aus der „Kutsch‘ ohne Gäul‘“ von Carl Benz geworden wären, wenn ihn seine Frau Bertha nicht unermüdlich über Jahrzehnte immer wieder ermutigt und unterstützt hätte, steht in den Sternen.

Ortrud Toker, Autorin
Ortrud Toker, Autorin
Foto: Hartmuth Schröder

Hill: Es geht in Ihrem Buch also auch darum, dass Erfindungsgeist allein noch nicht reicht, um auf Dauer erfolgreich zu sein.

Toker: Unbedingt. Dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben, ist ein Allgemeinplatz. Aber wie genau das aussieht und was das im Einzelnen bedeutet, kann man an diesen drei Lebensläufen sehr schön nachvollziehen. Nicht nur Fleiß und Ausdauer sind von Vorteil, sondern dazu kommen Beharrlichkeit in der Zielerreichung, sowie eine besondere Widerstandskraft. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, nach Rückschlägen weiterzumachen, wie ein Stehaufmännchen nach vorne zu schauen und aus Fehlern produktiv zu lernen. Wie das gehen kann, zeigen die Beispiele aus meinem Buch. Jede Zeit braucht kluge, unkonventionelle Lösungen, Erneuerer und Visionäre. Unternehmer, die für ihre Ziele brennen, kalkulierte Risiken eingehen und Verantwortung übernehmen. Erst wenn sich zu innovativen Ideen der Mut zur Umsetzung, Offenheit, Augenmaß und ein langer Atem gesellen, kann dies langfristig zum Erfolg führen. Beispiele, wo sich das Durchhalten gelohnt hat, gibt es genug. Die heutigen Superstars heißen Steve Jobs, Elon Musk und Jeff Bezos. Aber natürlich kennen das auch Menschen, die einen kleineren Wirkungskreis haben.

Hill: Alle reden von Geschwindigkeit, warum sprechen Sie in ihrem Buch aber vom Ende der Langsamkeit?

Toker: Bei den Erfindungen der Hauptpersonen in meinem Buch, Siemens, Reis und dem Ehepaar Benz, spielt die Beschleunigung des Transports von Menschen und Nachrichten eine zentrale Rolle. Was Geschwindigkeit jedoch genau ist und welche Bedeutung sie in unserer Gesellschaft hat, wird immer wieder neu definiert. Bertha Benz benötigte 1888 mit dem ersten Automobil einen ganzen Tag für die rund 100 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim. Ihr Mann Carl Benz wollte bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h aufhören, Autos zu produzieren.

Heute geht es bei dem neuen Mobilfunkstandard G5 um die Übermittlung von Datengeschwindigkeiten bis zu 10 Gigabit pro Sekunde, das bedeutet Kommunikation in Echtzeit und ermöglicht völlig neue Anwendungen. 100 Milliarden Geräte wären gleichzeitig ansprechbar.

Hill: Schnelle Datenübermittlung war ja auch politisch und militärisch relevant und ist es heute noch. Spielt deswegen auch die Frankfurter Paulskirche in ihrem Buch eine Rolle?

Toker: Die kabelgebundene Telegraphie war 1848/49 während der Revolution eine brandneue Technologie. Der preußische König in Berlin wollte so schnell wie möglich darüber informiert werden, was denn da während der Nationalversammlung in Frankfurt geschieht. Werner von Siemens wurde deswegen mit dem Bau der ersten europäischen Fernleitung von Berlin bis Frankfurt beauftragt. Als am 28. März 1849 die Nationalversammlung beschloss, dem König die Kaiserwürde anzutragen, sauste diese Nachricht in der sensationellen Geschwindigkeit von nur einer Stunde von Frankfurt bis Berlin. Wenn Sie bedenken, wir reden von einem einzigen Draht, einer Kabelverbindung an Masten. So ging es damals los. Heute ist Frankfurt der Standort von Europas größtem Internetknoten.

Hill: Die Finanzwelt ist ebenfalls auf präzise und schnelle Datenübermittlung angewiesen – hat Frankfurt hier historisch gesehen Standortvorteile?

Toker: Gewiss, darum geht es. Mein Buch handelt von den Anfängen der beschleunigten Kommunikation, vom ersten heißen Draht zwischen Berlin und Frankfurt. Vor der Telegraphie gibt es berühmte Vorläufer. Die Bankiersfamilie Rothschild unterhielt Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Dächern ihrer Bankhäuser eigene Schläge für Brieftauben und setzte diese beim Transport der Aktienkurse ein. So überflügelten sie im wahrsten Sinn des Wortes die Konkurrenz.

Hill: Das klingt ganz nach dem Motto „Wissen ist Macht“.

Toker: Ganz richtig. Nathan Mayer Rothschild wusste vor dem britischen Premier, dass Napoleon bei Waterloo geschlagen worden war und nutzte dieses Wissen gewinnbringend für den Aktienhandel. Brieftauben dienten auch Julius Reuter Mitte des 19. Jahrhunderts zur Überbrückung, solange das Telegraphennetz noch nicht lückenlos aufgebaut war, noch vor der Gründung seiner Nachrichtenagentur.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Ortrud Toker, geboren 1957, studierte Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Philosophie an der Johann Wolfgang von Goethe Universität in Frankfurt. Sie arbeitete viele Jahre u. a. im Deutschen Filmmuseum und im Museum für Kommunikation in Frankfurt. Ihr Schwerpunkt liegt in der frühen Film- und Mediengeschichte.

Das Buch „Vom Ende der Langsamkeit“ von Ortrud Toker ist im Frankfurter Verlag Henrich Editionen erschienen: www.henrich.de)

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Frankfurt – Technology, Tolerance & Talent. Markus Hill spoke for FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE with Ulrich Siebert, „Frankfurt lover“, founder and consultant, about topics such as communication, the topics like blender models (Wirecard & Co.), and the multidimensional image of the financial center. Also addressed were location qualities in the areas of startups, investors, infrastructure, and digitization. Remarks on the „creative class thinking“ of Richard Florida and concrete thoughts on the topic of the Frankfurt Zeil and the pleasure of exchanging ideas appear to be additionally interesting.

Hill: Mr. Siebert, you are a Frankfurter with a colorful Frankfurt vita: author of the FAZ book Blenderwirtschaft, co-organizer of the Sound of Frankfurt music festival still present in many people’s minds, communications consultant for almost 20 years, and operator of the Landfest day bar on the Zeil for about two years. How does all that fit together?

Siebert: You’ve still left out a few activities. The variety motivates me. Ultimately, everything revolves around the realization of ideas and entrepreneurial projects. And these are mostly communication topics. I wrote the volume Blenderwirtschaft during the turbulence of the Neuer Markt in 2002.

Hill: That was when you were still a financial journalist covering the stock market and funds. What is a bubble economy for you?

Siebert: I was interested in recurring patterns that incorporate bubbles. The confessions of the notorious Frankfurt construction tycoon Jürgen Schneider had affirmed this. That was in 1995. Schneider wrote a blueprint for Blender models while in prison. In 1999, the FlowTex scandal broke, the biggest financial fraud in the Federal Republic up to that time, with patterns similar to Schneider’s. Then EM.TV, Comroad – and all the other windy stock market debutants. By 2005, the Neuer Markt had been wound up and around 200 billion euros of capital had been lost. A century-old Frankfurt bank name also disappeared with the Neuer Markt: Gontard. Next came the S&K investor scandal, which was unsurpassable in terms of scurrility. Now, in 2020/2021, we have the Wirecard bankruptcy, which has eclipsed all regulations.

Ulrich Siebert - "Frankfurt lover"
Ulrich Siebert – „Frankfurt lover“

Hill: What pattern could you see in the inflated business models of 20 years ago?

Siebert: Every deception and being deceived happens in a continuity, builds up, and has a lot to do with acquired industry practice, with stereotypes, insignia/seals, and the pretense of authenticity. It is precisely when the framework is stable and there is an accumulation of big names that endangerment situations arise. Likewise, I had observed the paradox: The more capital is involved, the more likely it is that dazzle works succeed. I could identify three indicators in particular: 1. cult of personality, 2. exaggerated market promises, 3. cronyism as too close, direct communication between buyer and seller. But I find it particularly regrettable when the Frankfurt skyline is often used as a symbolic image in scandal reports.

Hill: Such impressions do not necessarily help the image of Frankfurt as a financial center.

Siebert: Exactly. The financial center has always been much more. It was able to develop from a diverse, lively civic center. In the meantime, it has become a globally respected emerging start-up region for FinTechs in the activation phase. Frankfurt has an excellent campus, 30 incubators, tens of co-working spaces as talent hotbeds, and direct access to investors, venture capital, and business angels. Expanding this potential cannot be overestimated. The Corona pandemic is driving the digitization of the offline economy all over the world. This opportunity for Frankfurt needs to be spoken about much more clearly, not hidden away in repurposed office towers. Incidentally, this is an interesting prospect for the pandemic-plagued Frankfurt real estate market.

Hill: Compared to the Rhineland, Berlin, or Hamburg, people often complain that Frankfurt is not hip. Does it have to be?

Siebert: A cultural climate, education, and an attractive living environment are certainly essential for prosperous urban development. Richard Florida’s much-discussed theory that prosperity only comes from the settlement of the creative class is still convincing to me. It comes down to the three „T’s“: technology, tolerance, and talent. With cultural diversity and active subcultures, new ideas for networking, technologies and new business models are emerging that can attract talent and move the financial center forward as a start-up region in particular. Now that Frankfurt is hardly a driving force in the music, automotive, and advertising industries – not entirely through no fault of its own – the first Fashionweek from Berlin in Frankfurt could initiate a turnaround. I can well imagine that the mixture of lifestyle, business platform, and sustainable textile technologies will go down very well in Frankfurt. Also as a signal of new beginnings for the textile trade in the city.

Hill: For the last ten years, you had lived and worked on an estate in the Wetterau region. Recently, you moved back to the city center. Why the change, is something changing in the city right now?

Siebert: For centuries, city dwellers have been trying to move to the countryside in a pandemic. My wife and I wanted to do it differently. No, all jokes aside. The reason is simple: I had accompanied the project development for the Zeil 111 commercial building and after completion opened the Landfest day bar with my wife. The property is a mixed concept of residential, medical practices, the Hirsch pharmacy, the flagship store of G-Star, gastronomy, photo studio, and beauty. Our distances are simply much shorter with the move, and we can bring our regional producer contacts or our cooperation with the Prinz von Hessen winery directly into the city. What I find interesting is the aspect that city life only functions through the land, especially through food production but also through fresh air supply and biodiversity. So, strictly speaking, sustainability has to be an urban issue.

Hill: Is Zeil the right location, it is neither a financial district nor does it stand for sustainability?

Siebert: The pace of the Zeil and its pedestrian frequency stand above all for change. A lot will happen here in the next five years. Even if textiles and department stores will no longer characterize the Zeil to the same extent as in past decades, it is undoubtedly the consumer and supply center in Frankfurt. However, many of our Frankfurt guests in the day bar say that they would rather avoid the Zeil and that they are surprised to have found us here. That shows me the deeper desire for smaller-scale, mixed uses whose individuality and spirit complement the online world. This will bring new retail concepts that do not compete with Amazon, but also a lot of structural change to the Zeil. Just as the Karstadt area will no longer exist in 2025.

Hill: Will Frankfurt’s city center be different after Corona?

Siebert: This question is indeed very much on my mind, and not just as a restaurateur. In the short term, I can well imagine that, despite some vacancies, even in prime locations, things will continue as they were before the 1st lockdown, even if many tourists and trade fair visitors will be missing. Luxury labels and discounters are likely to be the most resistant. In the long term, however, the consumption structure will change fundamentally in the direction of supply, service, health, and logistics. Climate change, heating up of city centers, air pollution, and sustainability in supply chains will also drive changes. I can well imagine that Frankfurt will once again have a stronger residential component because many large retail and office spaces will simply no longer be playable and real estate will have to be replanned. This will not only require a lot of creativity, but the change will also release a lot of creativity for prototypes of new business models.


Ulrich Siebert – „Frankfurt lover“, founder as well as a consultant in numerous communication, innovation, and real estate projects. Owner of LANDFEST TAGESBAR: www.landfest.de (Frankfurt Zeil 111) / www.siebert-unternehmesberater.de

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FINANZPLATZ FRANKFURT: Blenderwirtschaft, Immobilien, Startups, Nachhaltigkeit & Networking (Interview – Ulrich Siebert, Autor, Gastronom, Frankfurt)

Frankfurt – Technologie, Toleranz & Talent. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit Ulrich Siebert, „Frankfurt-Liebhaber“, Gründer und Berater, über Themen wie Kommunikation, die Aktualität von Blendermodellen (Wirecard & Co.) und über das mehrdimensionale Image des Finanzplatzes. Ebenso angesprochen wurden Standortqualitäten in den Bereichen Startups, Investoren, Infrastruktur und Digitalisierung. Ausführungen zur „Creativ Class-Denke“ von Richard Florida und konkrete Gedanken zum Thema Frankfurter Zeil und Freude am Gedankenaustausch erscheinen zusätzlich interessant.

Hill: Herr Siebert, Sie sind Frankfurter, mit einer bunten Frankfurter Vita: Autor des FAZ-Buchs Blenderwirtschaft, Mitorganisator des in vielen Köpfen noch präsenten Musikfestivals Sound of Frankfurt, fast 20 Jahre Kommunikationsberater und seit rund zwei Jahren Betreiber der Landfest Tagesbar an der Zeil. Wie passt das alles zusammen?

Siebert: Da haben Sie noch einige Aktivitäten unterschlagen. Die Vielfalt motiviert mich, letztlich dreht sich alles um die Realisierung von Ideen und unternehmerischen Projekten. Und das sind meist Kommunikationsthemen. Den Band Blenderwirtschaft hatte ich während der Turbulenzen des Neuen Marktes 2002 geschrieben.

Ulrich Siebert – „Frankfurt-Liebhaber“
Ulrich Siebert – „Frankfurt-Liebhaber“

Hill: Da waren Sie noch Finanzjournalist für Börsen- und Fondsberichterstattung. Was ist für Sie eine Blenderwirtschaft?

Siebert: Mir ging es um wiederkehrende Muster bei Unternehmensblasen. Die Bekenntnisse des berühmt-berüchtigten Frankfurter Baulöwen Jürgen Schneider hatten das eindeutig bejaht. Das war 1995. Schneider schrieb während der Haft eine Blaupause für Blendermodelle. 1999 platzte der FlowTex-Skandal, der bis dahin größte Finanzbetrug in der Bundesrepublik mit ähnlichen Mustern wie bei Schneider. Dann EM.TV, Comroad – und wie die windigen Börsendebütanten alle hießen. 2005 war der Neue Markt abgewickelt und rund 200 Mrd. Euro Kapital verloren. Auch ein jahrhundertalter Frankfurter Bankenname ist mit dem Neuen Markt verschwunden: Gontard. Als nächstes kam der an Skurrilität nicht mehr zu überbietende S&K-Anlegerskandal. Jetzt 2020/2021 haben wir die alle Regularien in Schatten stellende Wirecard-Pleite.

Hill: Welches Muster konnten Sie bei den aufgeblähten Geschäftsmodellen vor 20 Jahren erkennen?

Siebert: Jedes Täuschen und Getäuscht-Werden geschieht in einer Kontinuität, baut sich auf und hat viel mit anerzogener Branchenpraxis zu tun, mit Stereotypen, Insignien/Siegeln und dem Gaukeln von Authentizität. Gerade bei stabilen Rahmenbedingungen und einer Ansammlung großer Namen entstehen Gefährdungslagen. Ebenso hatte ich das Paradoxon beobachtet: Je mehr Kapital im Spiel ist, desto eher gelingen Blendwerke. Drei Indikatoren konnte ich vor allem identifizieren: 1. Personenkult, 2. überzogenes Marktversprechen, 3. Kumpanei als zu enge, direkte Kommunikation zwischen Käufer- und Verkäufer. Bedauerlich finde ich aber vor allem, wenn in Skandal-Reportagen oft die Frankfurter Skyline als Symbolbild verwendet wird.

Hill: Solche Eindrücke helfen nicht unbedingt dem Image des Finanzplatzes Frankfurt.

Siebert: Ganz genau. Der Finanzplatz war schon immer sehr viel mehr. Er konnte sich aus einer vielfältigen, lebendigen Bürgerstadt entwickeln. Mittlerweile ist er eine weltweit beachtete aufstrebende Start-up-Region für FinTechs in der Aktivierungsphase. Frankfurt hat einen ausgezeichneten Campus, 30 Inkubatoren, zig Co-Working-Spaces als Talent-Schmieden sowie direkte Zugänge zu Investoren, Risikokapital und Business Angels. Dieses Potenzial auszubauen ist nicht hoch genug einzuschätzen. Die Corona-Pandemie treibt auf der ganzen Welt die Digitalisierung der Offline-Ökonomie voran. Diese Chance für Frankfurt muss viel deutlicher ausgesprochen werden, darf sich nicht in umgewidmeten Bürotürmen verstecken. Übrigens ist das eine interessante Perspektive für den pandemiegeplagten Frankfurter Immobilienmarkt.

Hill: Im Vergleich zum Rheinland, zu Berlin oder Hamburg wird oft bemängelt, dass Frankfurt nicht hipp ist. Muss es das sein?

Siebert: Kulturelles Klima, Bildung und ein attraktives Lebensumfeld sind sicherlich wesentlich für eine prosperierende Stadtentwicklung. Die viel diskutierte Theorie von Richard Florida, dass erst durch die Ansiedelung der Creative Class Wohlstand entsteht, ist für mich nach wie vor überzeugend. Es kommt auf die drei „T“ an: Technologie, Toleranz und Talent. Mit der kulturellen Vielfalt und aktiven Subkulturen entstehen neuen Ideen zur Vernetzung, für Technologien und neue Geschäftsmodelle, die Talente anziehen und gerade den Finanzplatz als Start-up-Region weiterbringen können. Nachdem Frankfurt in der Musik-, Automobil- und Werbewirtschaft – nicht ganz unverschuldet – kaum noch Impulsgeber ist, könnte die erste Fashionweek aus Berlin in Frankfurt eine Trendwende einleiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Mischung aus Lifestyle, Business-Plattform und nachhaltigen Textiltechnologien sehr gut in Frankfurt ankommen wird. Auch als Signal des Aufbruchs für den Textilhandel in der Stadt.

Hill: Die letzten zehn Jahre hatten Sie auf einem Gutshof in der Wetterau gelebt und gearbeitet. Vor kurzem sind sie wieder in die Innenstadt gezogen. Warum der Wechsel, ändert sich gerade etwas in der Stadt?

Siebert: Seit Jahrhunderten versuchen Stadtbewohner in einer Pandemie aufs Land zu ziehen. Meine Frau und ich wollten das anders machen. Nein, Spaß beiseite. Der Grund ist einfach: Ich hatte die Projektentwicklung für das Geschäftshaus Zeil 111 begleitet und dort nach der Fertigstellung die Landfest Tagesbar mit meiner Frau eröffnet. Die Immobilie ist ein Mischkonzept aus Wohnen, Arztpraxen, der Hirsch-Apotheke, dem Flagship-Store von G-Star, Gastronomie, Fotostudio und Beauty. Unsere Wege sind mit dem Umzug einfach deutlich kürzer, und wir können unsere regionalen Erzeugerkontakte oder unsere Kooperation mit dem Weingut Prinz von Hessen direkt in die Stadt bringen. Interessant finde ich den Aspekt, dass das Stadtleben nur durch das Land funktioniert, insbesondere durch die Nahrungsmittelproduktion aber auch durch die Frischluftzufuhr und Artenvielfalt. Deshalb muss Nachhaltigkeit strenggenommen ein städtisches Thema sein.

Hill: Ist die Zeil der richtige Standort, sie ist weder Finanzdistrikt noch steht sie für Nachhaltigkeit?

Siebert:
Das Tempo der Zeil und ihre Passantenfrequenz stehen vor allem für Wandel. Hier wird sich in den nächsten fünf Jahren einiges tun. Auch wenn Textiler und Kaufhäuser künftig nicht mehr in dem Maße prägend für die Zeil sein werden wie in den vergangenen Jahrzehnten, so ist sie zweifelsohne der Konsum- und Versorgungsmittelpunkt in Frankfurt. Viele unserer Frankfurter Gäste in der Tagesbar sagen allerdings, dass sie die Zeil eher meiden würden und dass sie überrascht sind, uns dort gefunden zu haben. Das zeigt mir den tieferliegenden Wunsch nach kleinteiligeren, gemischten Nutzungen, deren Individualität und Spirit die Online-Welt ergänzen. Das wird neue, nicht mit Amazon konkurrierende Retail-Konzepte aber auch viel bauliche Veränderung auf die Zeil mit sich bringen. So wie es das Karstadt-Areal 2025 nicht mehr geben wird.

Hill: Ist die Frankfurter Innenstadt nach Corona eine andere?

Siebert: Diese Frage beschäftigt mich in der Tat sehr stark, nicht nur als Gastronom. Kurzfristig kann ich mir gut vorstellen, dass es trotz einiger Leerstände auch in Toplagen erst einmal so weiter geht wie vor dem 1. Lockdown, wenn auch viele Touristen und Messegäste fehlen werden. Luxuslabels und Discounter dürften am widerstandsfähigsten sein. Langfristig wird sich die Konsumstruktur allerdings grundlegend ändern in Richtung Versorgung, Dienstleistung, Gesundheit und Logistik. Auch der Klimawandel, das Aufheizen der Innenstädte, die Luftbelastung und Nachhaltigkeit in den Lieferketten werden Veränderungen anstoßen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Frankfurt wieder einen stärkeren Wohnanteil bekommt, weil viele große Einzelhandels- und Büroflächen schlicht nicht mehr bespielbar sein werden und Immobilien umgeplant werden müssen. Hierfür wird nicht nur viel Kreativität gefragt sein, sondern der Wandel wird auch viel Kreativität freisetzen für Prototypen neuer Geschäftsmodelle.


Ulrich Siebert – „Frankfurt-Liebhaber“, Gründer sowie Berater bei zahlreichen Kommunikations-, Innovations- und Immobilienprojekten. Inhaber der LANDFEST TAGESBAR: www.landfest.de (Frankfurt Zeil 111) / www.siebert-unternehmesberater.de / www.zeil-111.de

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FINANCIAL CENTRE FRANKFURT: Judaism, Culture, and Einstein

“Jewish life in Frankfurt” – This is also the title of the brochure that has just been published by the City of Frankfurt, Department of Finance, Participations and Churches in cooperation with the Jewish Community of Frankfurt and which is about common history, discovering, experiencing and also remembering. The mayor as well as the head of the church, Uwe Becker, and the chairman of the board of the Jewish community have written committed words of greeting.

Jewish life in Frankfurt has a great tradition going back almost 900 years. The historical traces of Jewish life can also be traced in Frankfurt’s wonderfully restored old town. The horrific expulsion and murder of Frankfurt Jews in the Holocaust left terrible scars on our urban society. After 1945, there were only a few Frankfurt Jews who also returned to their destroyed hometown; before 1933, the Jewish community consisted of 30,000 members and embodied the most significant era of Jewish activity up to that time.

Eva-Maria Klatt, Frankfurt am Main
Eva-Maria Klatt, Frankfurt am Main

It was not until 1864 that Jewish Frankfurt residents gained full equality and the community grew; in 1882 the synagogue on Börneplatz (destroyed by the Nazis, who then built a high-rise bunker over it) was consecrated, and in 1910 the Westend Synagogue. Today the Jewish community has about 7,000 members and is the second largest in Germany. In 1986, the Jewish Community Center was opened, which is now called the Ignatz Bubis Center. This center, like other buildings here, makes Jewish life in the city “alive” again. The Jewish kindergarten, the Lichtigfeld School, the Jewish sports club TUS Makkabi in the heart of Frankfurt, and the Jewish Museum, which was reopened in October with its impressive bright new architecture, are also very noticeable and visible.

CORONA, LOCKDOWN, AND MUSEUM

“Closedbutopen” was the motto for the Jewish Museum during the second lockdown until its radical closure. It is the oldest Jewish Museum in Germany and focuses on 800 years of Jewish history in Frankfurt. It was rebuilt for five years until it opened on Oct. 21, 2021, with a rather ascetic ceremony in the Alte Oper, allowed with hygiene measures due to the pandemic. The Jewish Museum has its own YouTube channel with many informative and worth seeing films, it is present on Twitter, Facebook, Instagram with daily posts, all of which are stimulating and make curious to visit – at present and later.

CULTURE, EVENTS, AND CURIOSITY

Frankfurt, as a small but decidedly powerful metropolis, now also features Jewish Film Days in May and Jewish Culture Weeks in September. Jewish life in its diversity is not limited to the aforementioned buildings but takes place everywhere in Frankfurt because there is an impressive range of Jewish institutions and activities here. One example is the Frankfurt Schönstädt Lodge, B’nai B’rith, which was founded in 1888 as the 20th B’nai B’rith Lodge in Germany and whose members were highly active and volunteered for the common good. Banned during the Third Reich, it was re-founded in Frankfurt in 1961 – with changed tasks but always remaining true to its ideals and values.

In the beautiful old rooms of the lodge, cultural events of various kinds take place at regular intervals, which are very popular in the city society.

Jewish life in Frankfurt is also embodied by the brothers James and David Ardinast. They enrich the gastronomic and nightlife culture of our city with many restaurants such as the “Stanley Diamond” or the “Bar Shuka” in Niddastraße. Another example of this diversity is the Jewish Community Center for the Elderly, nursing home with a residential facility for the elderly, and the Henry and Emma Budge Foundation Care Center, which is open to Jews and Christians alike. Both facilities also offer numerous cultural events, which many Frankfurt residents enjoy attending. Representative of many activities within Jewish life in Frankfurt is the Interfaith Choir, which is jointly organized by two choirmasters, the Protestant cantor Bettina Strübel and the Jewish Chasan Daniel Kempin, which signifies another facet.

Perhaps the readers of this article have become curious about many more Jewish traditions and stories of our city Frankfurt am Main, freely according to the motto: “A new kind of thinking is necessary if mankind wants to live on” (Albert Einstein).


Eva-Maria Klatt, retired senior lecturer, Deputy Chairwoman of the DiG Frankfurt (German-Israeli Society)

JEWISH MUSEUM FRANKFURTwww.juedischesmuseum.de

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FINANZPLATZ FRANKFURT: Judentum, Kultur und Einstein

„Jüdisches Leben in Frankfurt“ – so lautet auch der Titel der Broschüre, die gerade von der Stadt Frankfurt, Dezernat für Finanzen, Beteiligungen und Kirchen in der Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurts herausgegeben wurde und in der es um gemeinsame Geschichte, das Entdecken, Erleben und auch Erinnern geht. Bürgermeister wie auch Kirchendezernent Uwe Becker und der Vorstandsvorsitzende der jüdischen Gemeinde haben engagierte Grußworte geschrieben.

Das jüdische Leben in Frankfurt hat eine fast 900 Jahre alte und große Tradition. Die historischen Spuren jüdischen Lebens lassen sich auch in der wunderbar restaurierten Frankfurter Altstadt aufspüren. Die grauenvolle Vertreibung und Ermordung Frankfurter Juden im Holocaust haben schreckliche Narben in unserer Stadtgesellschaft hinterlassen. Nach 1945 gab es nur noch wenige Frankfurter Juden, die auch in ihre zerstörte Heimatstadt zurückkamen; vor 1933 bestand die jüdische Gemeinde aus 30.000 Mitgliedern und verkörperte die bis dahin bedeutendste Epoche jüdischen Schaffens.

Eva-Maria Klatt, Frankfurt am Main

1864 erst brachte den jüdischen Frankfurtern die volle Gleichstellung und die Gemeinde wuchs, 1882 wurde die Synagoge am Börneplatz (von den Nazis zerstört, dann von ihnen mit einem Hochbunker überbaut) und 1910 die Westendsynagoge eingeweiht. Heute hat die jüdische Gemeinde ungefähr 7.000 Mitglieder und ist die zweitgrößte Deutschlands. 1986 konnte das jüdische Gemeindezentrum eröffnet werde, das heute Ignatz-Bubis-Zentrum heißt. Dieses Zentrum macht, wie auch andere Bauwerke hier, jüdisches Leben in der Stadt wieder „lebendig“. Ganz deutlich spürbar und sichtbar sind auch der jüdische Kindergarten, die Lichtigfeldschule , der jüdische Sportverein TUS Makkabi im Herzen Frankfurts und das im Oktober neueröffnete Jüdische Museum mit seiner eindrucksvollen hellen, neuen Architektur.

Corona, Lockdown und Museum

„Closedbutopen“ hieß das Motto für das Jüdische Museum während des zweiten Lockdowns bis zur radikalen Schließung. Es ist das älteste Jüdische Museum in Deutschland und thematisiert 800 Jahre jüdische Geschichte in Frankfurt. Fünf Jahre wurde es umgebaut, bis es am 21.10.2021 mit einem eher asketischen Festakt in der Alten Oper eröffnet wurde, dies alles geschuldet den Hygiene Maßnahmen aufgrund der Pandemie. Das Jüdische Museum hat einen eigenen YouTube Kanal mit vielen informativen und sehenswerten Filmen, es ist auf Twitter, Facebook, Instagram mit täglichen Beiträgen vertreten, die allesamt anregend sind und neugierig auf einen Besuch machen – zur Zeit und später.

Kultur, Events und Neugierde

Frankfurt, als kleine aber ausgesprochen kraftvolle Metropole, weist mittlerweile auch Jüdische Filmtage im Mai und Jüdische Kulturwochen im September auf. Jüdisches Leben in seiner Vielfalt beschränkt sich eben nicht auf die genannten Bauwerke, sondern findet überall in Frankfurt statt, weil hier eine beeindruckende Bandbreite an jüdischen Einrichtungen und Aktivitäten herrscht. Als Beispiel sei hier die Frankfurter Schönstädt Loge, B’nai B’rith, die 1888 als 20. B’nai B’rith Loge in Deutschland gegründet wurde und deren Mitglieder sich höchst aktiv und ehrenamtlich für das Gemeinwohl einsetzten. Im Dritten Reich verboten, wurde sie in Frankfurt 1961 neu gegründet – mit veränderten Aufgaben jedoch stets den Idealen und Werten treubleibend.

In den wunderschönen alten Räumen der Loge finden in regelmäßigen Abständen kulturelle Veranstaltungen vielfältiger Art statt, die regen Zuspruch in der Stadtgesellschaft finden.

Jüdisches Leben in Frankfurt verkörpern unter anderem auch die Brüder James und David Ardinast. Sie bereichern die Gastronomie- und Ausgehkultur unserer Stadt mit vielen Restaurants wie etwa das „Stanley Diamond“ oder die „Bar Shuka“ in der Niddastraße. Als weiteres Beispiel für diese Vielfalt seien hier das Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde, Pflegeheim mit Altenwohnanlage, sowie das Pflegezentrum der Henry und Emma Budge Stiftung, das dezidiert Juden und Christen gleichermaßen offensteht. Beide Einrichtungen bieten auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen an, die von vielen Frankfurtern gerne besucht werden. Stellvertretend für viele Aktivitäten innerhalb des jüdischen Lebens in Frankfurt wird der Interreligiöse Chor genannt, der von zwei Chorleitern, der evangelischen Kantorin Bettina Strübel und dem jüdischen Chasan Daniel Kempin, gemeinsam gestaltet wird und eine weitere Facette bedeutet.

Vielleicht sind die Leser dieses Artikels neugierig geworden auf noch viel mehr an jüdischen Traditionen und Geschichten unserer Stadt Frankfurt am Main, frei nach dem Motto: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will“ (Albert Einstein).


Eva-Maria Klatt, Oberstudienrätin i.R., Stellvertretende Vorsitzende der DiG Frankfurt (Deutsch-Israelische Gesellschaft)

JÜDISCHES MUSEUM FRANKFURT: www.juedischesmuseum.de

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FINANCIAL CENTRE FRANKFURT: Digitalization & “Asset Class Data Centers” – Real Estate, REITs and ESG (Michael Jakobi, contagi Digital Impact Group)

CoVid 19 is one of yet multiple indicators showing the global economy – like society as a whole – needs a powerful digital infrastructure if it wants to provide growth and prosperity in the long run. However, the current pandemic crisis represents a catalyst increasing the speed of change and, in particular in Germany, has brought up the topic of digital infrastructure and data centers, and made it a subject of public discussion. The topic´s ambivalence is obvious: While many German companies are struggling with digitization, German fiber network access for households (FTTH) remains at a low 12 percent. Yet, at the same time, Germany beyond its borders is known for an excellent fiber optic network, state-of-the-art data center space and, referring to De-CIX Frankfurt, hosts the world’s largest internet node in terms of data throughput. Peak traffic at De-CIX reached 9.1 Tbit / s in March 2020 and 10 Tbit / s in November last year – both rates representing world records.

AUTHOR: Michael Jakobi, LL.M. is a consultant and project manager in the field of digital innovation & infrastructure at contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch

Frankfurt´s and thus Germany´s transformation into an international digital hub has historical, but above all geographical and geopolitical reasons. Typical for real estate, Frankfurt´s location also is decisive for data centers. Nodes where submarine cables land or, as in Frankfurt, where the world’s fiber optic backbones cross, are predestined as an exchange platform if they also offer a business ecosystem. That eco system needs to include international companies as well as SMEs, and an end customer base possessing economic strength, as well as qualified employees and specialized service providers. Metropolitan region Rhine-Main represents such an ecosystem.  The international banking and digital infrastructure heavyweight counts almost six million inhabitants, including three million employees in a widely diversified economic landscape. In addition, the location as such is geographically well positioned: The region represents the middle of Europe, where data streams meet originating from across the Atlantic (via England / London and the Netherlands / Amsterdam) as well as data streams originating from Scandinavia and Southern Europe. Those are linked with Mediterranean submarine cable hubs, which in turn connect Germany with Asia and Africa.

All of that explains why regarding Frankfurt business premises international players in the data center industry are willing to pay 2000 € / m², ten times the local standard for commercial property on the outskirts of Frankfurt. Taking into consideration the horrendous investment costs of a data center itself, which (without the cost of the property) can quickly run into three-digit million figures, and considering high level sales and distribution requirements, it becomes obvious why the data center asset class –  despite massive, sustainable growth and downright fantastic returns – in large parts remains in the hands of specialized REITS such as Digital Realty, KeppelDC REIT as well as telecommunications groups such as NTT and 1 & 1. Those vehicles in turn own or rent to colocation providers such as Interxion, Equinix or Maincubes, which again in turn provide server space for companies and hyperscalers, i.e. cloud providers such as Amazon AWS.

Given that background of specialists and global players, the question arises whether the entry barriers for capital, market penetration and know-how for SMEs, project developers and non-institutional investors are not already too high to jump on the bandwagon.

Today, large cloud providers like Microsoft (Azure), Google and Amazon AWS, are securing their oligopoly position in metropolitan areas. With the establishment of availability zones growth of colocation providers in Frankfurt is leveraged, same as in the Rhine-Ruhr and the greater Berlin area, in Hamburg and in Munich. The cloud hype in addition is reinforced by efforts of the EU and its Gaia-X program. Yet, many technologies that are currently evolving, like 5G, autonomous driving and IoT, are exemplary, and require a high density network of data processing and storage levels, small data centers within a distance of less than one kilometer (Edge), regional sub-hubs (Fog) and international (cloud) hubs, a structure resembling a distribution network in logistics.

Apart from a few European metropolitan regions, the Rhine Main area is currently anything but comprehensive and thus offers considerable potential for regional players – like energy suppliers, project developers and property / real estate owners as well as SMEs. Regardless of investment costs being considerably even when it comes to smaller data centers, in areas outside of Frankfurt, it is possible to keep investments low due to lower property costs and modular construction methods – without at the same time having to forfeit latest, environmentally friendly technology and scalability.

Sustainability or ESG is a topic already playing a central role when it comes to data centers in Germany. The issue is driven by corporate responsibility, legal requirements, or simply out of economic reasons. Germany with its ultra high energy prices even on a global level does not exempt data centers from the EEG surcharge, an additional cost factor punishing high energy consumption. In addition, power grid expansion in some metropolitan areas is not keeping up with demand, representing a significant challenge in particular for Frankfurt. Precisely that creates opportunities for regions where energy supply is a given, or, like in Northern Germany, where a surplus of alternative energy is found. Integrating data centers into local structures – waste heat utilization, smart energy storage, charging infrastructures, etc. – will transform data centers into ESG supporters, and stop them from being marked part of a problem. This integration, however, requires the involvement of local and regional actors – and offers them the opportunity to participate in data centers and the profits they produce.

It can thus be stated that data centers can be highly interesting not only as the basis of digitization for society in general. Also, they represent an asset class for open minded, modern companies and investors. All of that works even on a small scale – given the right approach to the market and technology level are provided. And what´s more, a number of regions in Germany, today still white spots for international providers, with their innovative companies and qualified employees, can set up a link to the world, and enable regional actors to design digital infrastructures on a level playing field with international players.


Michael Jakobi, LL.M. is a consultant and project manager in the field of digital innovation & infrastructure at contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch

Quelle: LinkedIn

FINANZPLATZ FRANKFURT: Digitalisierung & „Asset-Klasse Rechenzentren“ – Immobilien, REITs und ESG (Gastbeitrag – Michael Jakobi, contagi Digital Impact Group)

Nicht erst die Corona Krise hat gezeigt, dass die weltweite Wirtschaft – wie die Gesellschaft als Ganzes, eine leistungsfähige digitale Infrastruktur benötigt, wenn sie ihren Wachstums- und Entwicklungskurs nachhaltig fortsetzen will. Die Krise hat sich jedoch als ein Katalysator herausgestellt, der die Geschwindigkeit des Wandels erhöht und, gerade in Deutschland, das Thema digitale Infrastruktur im Allgemeinen und der Rechenzentren im Besonderen in eine breitere Öffentlichkeit getragen hat. Dabei wird die Ambivalenz des Themas deutlich – während viele deutsche Unternehmen mit der Digitalisierung kämpfen und unsere Glasfaserabdeckung zu den Haushalten (FTTH) nur 12% beträgt, verfügt Deutschland über ein national wie international hervorragendes Glasfasernetz, modernste Rechenzentrumsflächen und mit dem De-Cix Frankfurt, über den nach Datendurchsatz größten Internetknoten der Welt. Hier erreichte der Peak-Traffic im März 2020 9,1 und im November über 10 Tbit/s – jeweils Weltrekord.

AUTOR: Michael Jakobi, LL.M. ist Berater und Projektmanager im Bereich digitale Innovation & Infrastruktur bei der contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch

Die Entwicklung Frankfurts und damit Deutschlands zu einem internationalen Hub für digitale Infrastruktur hat historische, vor allem aber geografische / geopolitische Gründe. Die Lage ist, ganz immobilientypisch, auch für Rechenzentren ein entscheidendes Kriterium. Knotenpunkte, an denen Seekabel anlanden, oder sich, wie in Frankfurt, die Glasfaser-Backbones der Welt kreuzen, sind als Austauschplattform prädestiniert, wenn sie auch das wirtschaftliche Ökosystem besitzen. Dazu gehören internationale Unternehmen ebenso wie KMU und eine zahlungskräftige Endkundenbasis, sowie nicht zu vergessen qualifizierte Arbeitnehmer und spezialisierte Dienstleister.  In der Metropolregion Rhein-Main finden sich hier beste Voraussetzungen, als internationaler Bankenstandort mit fast 6 Millionen Einwohnern, von denen 3 Millionen als Arbeitnehmer in einer weit diversifizierten Wirtschaftslandschaft tätig sind. Geografisch entscheidend ist zudem die Lage inmitten Europas, durch die sich die Datenströme über den Atlantik (über England/ London und Niederlande/ Amsterdam) ebenso bündeln lassen wie von Skandinavien bis Südeuropa und zu den Seekabel-Häfen am Mittelmeer, die uns wiederum mit Asien und Afrika verbinden.

So wird erst nachvollziehbar, dass internationale Akteure der Rechenzentrumswelt bereit sind, mit 2000€/m² das zehnfache des Bodenrichtwerts für ein Gewerbegrundstück am Frankfurter Stadtrand zu bezahlen. In Verbindung mit den horrenden Investitionskosten eines Rechenzentrums selbst, die (ohne Kosten des Grundstücks) schnell im dreistelligen Millionenbereich liegen, und den hohen Anforderungen im Be- und Vertrieb, wird hier deutlich, warum die Assetklasse Rechenzentrum, trotz eines massiven, nachhaltigen Wachstums und geradezu fantastischen Renditen, bisher vor allem in den Händen spezialisierter REITS wie Digital Realty und KeppelDC REIT sowie Telekommunikationskonzernen, z.B. NTT und 1&1, liegt. Diese wiederum besitzen oder vermieten an Colocation Provider wie Interxion, Equinix oder auch Maincubes, die ihrerseits Server-Space für Unternehmen, aber auch für Hyperscaler, also Cloud-Provider wie Amazon AWS bereitstellen.

Vor dem Hintergrund einer derartigen Konstellation aus Spezialisten und Global Playern stellt sich die Frage, ob die Eintrittsbarrieren in Sachen Kapital, Marktdurchdringung und Know-How für KMU, Projektentwickler und nicht-institutionelle Investoren nicht bereits jetzt zu hoch sind, um auf den Zug aufzuspringen.

Die großen Cloudanbieter, Microsoft (Azure), Google und Amazon AWS, sichern sich ihre Oligopolstellung in den Ballungsgebieten mit dem Aufbau von Availability Zones und treiben so das Wachstum der Colocation Anbieter in Frankfurt, aber auch im Rhein-Ruhr-Gebiet und den Großräumen Berlin, Hamburg und München. Zusätzlich verstärkt wird der Trend zur Cloud durch die Bemühungen der EU im Rahmen des Gaia-X Programms. Viele Technologien jedoch, die derzeit in den Startlöchern stehen – 5G, autonomes Fahren und IoT seien hier beispielhaft genannt – benötigen ein deutlich dichteres Netz von verschiedenen Datenverarbeitungs- und Speicherungseben oder Layern, kleinen Rechenzentren im Abstand von teils <1km (Edge), regionalen Sub-Hubs (Fog) und internationalen (Cloud) Hubs, ähnlich einem Verteilungsnetzwerk in der Logistik.

Abgesehen von wenigen Metropolregionen ist dieser Bereich aktuell alles andere als flächendeckend aufgestellt und bietet somit ein erhebliches Potential für regionale Akteure – hier sind insbesondere Energieversorger, Projektentwickler und Grundstücks-/ Immobilieneigner sowie KMU allgemein zu nennen. Auch wenn die Investitionskosten selbst in kleineren Rechenzentren beträchtlich sind, ist es möglich, diese mit Blick auf geringere Grundstücksinvestitionen und durch modulare Bauverfahren im Rahmen zu halten – ohne auf neuste, umweltschonende Technik und weitere Skalierungsoptionen verzichten zu müssen.

Nachhaltigkeit bzw. ESG ist ohnehin ein Thema, das bei Rechenzentren in Deutschland eine zentrale Rolle einnimmt, sei es aus dem Aspekt der Verantwortung, gesetzlichen Vorgaben oder schlicht aus wirtschaftlichen Gründen. Deutschland hat einen der höchsten Energiepreise der Welt und Rechenzentren sind, anders als andere energieintensive Unternehmen, nicht von der EEG-Umlage befreit. Zudem kommt der Netzausbau in manchem Ballungsgebiet der Nachfrage nicht hinterher, was insbesondere in Frankfurt eine signifikante Herausforderung darstellt. Gerade dadurch ergeben sich jedoch Chancen in anderen Regionen, in denen die Versorgungslage besser oder wo, wie in Teilen Norddeutschlands, sogar ein Überschuss alternativer Energie vorhanden ist. Nur durch die Einbindung von Rechenzenten in lokale Strukturen – Abwärmenutzung, smarte Energiespeicherung, Ladeinfrastrukturen usw. – können diese einen Beitrag in ESG Sicht liefern, anstatt Teil des Problems zu sein. Diese Verknüpfung jedoch erfordert die Einbindung lokaler und regionaler Akteure – und bietet diesen somit die Chance, an der Wertschöpfungskette Rechenzentrum zu partizipieren.

Somit lässt sich konstatieren, dass Rechenzentren nicht nur als Grundlage der Digitalisierung für die Gesellschaft, sondern auch als Assetklasse hochinteressant für progressiv eingestellte Unternehmen und Investoren sein können, auch in kleinerem Maßstab – die richtige Herangehensweise auf Markt- und Technikebene vorausgesetzt. Mehr noch, etliche Regionen in Deutschland, die für internationale Anbieter noch weiße Flecken sind, besitzen die Grundlage aus innovativen Unternehmen und qualifizierten Mitarbeitern, die einen zeitgemäßen Anschluss an die Welt ebenso nötig wie möglich macht und regionalen Akteuren aufgrund ihrer Netzwerke und Erfahrung vor Ort die Chance bietet, digitale Infrastrukturen auf Augenhöhe mit internationalen Playern zu gestalten.


AUTOR: Michael Jakobi, LL.M. ist Berater und Projektmanager im Bereich digitale Innovation & Infrastruktur bei der contagi Digital Impact Group – www.contagi.ch

Quelle: LinkedIn

FONDSBOUTIQUEN, FAMILY OFFICES & VALUE INVESTING (FRANKFURT)

„Denken und investieren wie ein Unternehmer – Value Investing, Fondsboutiquen & Family Offices“

„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit“ (John F. Kennedy).

Seit 18 Jahren managen der ehemalige Strategie-Professor Dr. J. Carlos Jarillo (ehemals Doktorand von Michael Porter und Harvard Research Associate) und sein Team Aktienfonds bei der Strategic Investment Advisors Group (SIA). Sein letztes Buch „Strategische Logik – Die Quellen der langfristigen Unternehmensrentabilität“ gilt für viele Führungskräfte als praxisorientiertes Nachfolgewerk von Michael Porters Klassiker „Competitive Strategy“.

„Strategic Investing“ steht thematisch eng im Zusammenhang mit der Denkweise von unabhängigen Unternehmern (Ownership Approach). Markus Hill wird deshalb einleitend über „Value Investing, Fondsboutiquen und Unabhängigkeit“ (USA-Formel) sowie über erste Feedbacks des MH-Survey 2020 „Family Offices & Value Investing“ sprechen. Seit Jahren beobachtet und kommentiert er die Entwicklung im Bereich eigentümergeführter, unabhängiger Vermögensverwalter / Family Offices und den Langfristhorizont bei Investments.

In diesem Jahr wird das ganze Investmentkomitee und die Partner der SIA vor Ort sein: Prof. J. Carlos JarilloAlex Rauchenstein (CEO), Marcos Hernandez (CIO) und Urs Marti, Moderation: Markus Hill.

„Denken und investieren wie ein Unternehmer“ (Themen)

  • Denken und handeln wie ein Unternehmer
  • Was ist eine gute Unternehmung
  • Wie bewerten wir ein Unternehmen
  • Portfoliokonstruktion und Lehren aus 2008
  • Rohstoffaktien, ein noch immer klar unterbewertetes Anlagethema
  • Value Investing mit Values („Nachhaltigkeit“)

Veranstaltungstermin / Veranstaltungsort:

Donnerstag, 24. September 2020, in der Zeit von 11.30 bis 14.00 Uhr, MainNizza (www.mainnizza.de), Untermainkai 17, Frankfurt

Die Strategic Investment Advisors Group (SIA, www.s-i-a.ch) ist eine Value-Boutique aus der Schweiz, die seit Jahren erfolgreich Investoren in Europa betreut. Die SIA pflegt einen intensiven Dialog mit ihren Investoren und Value Investment-affinen Anlegern. Seit 2015 wurde der fachliche Gedankenaustausch bereits intensiv in Frankfurt, Köln, München und Hamburg geführt. Ein interessanter Aspekt dieser Treffen in den Vorjahren war die Diskussion über die Konzepte von Publikumsfonds und Private Equity-Fonds im Value Investing-Segment und die Einordnung von Rohstoffen als Teil der Asset Allocation. Diese und andere Punkte werden auch in diesem Jahr wieder aufgegriffen („Investmenthorizont“, Warren Buffett etc.). Ein weiterer Aspekt: Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter schienen beim damaligen Gedankenaustausch insbesondere daran interessiert, mehr über das Angebot an unabhängigen Adressen im Bereich Value Investing zu erfahren („Diversifikation mit Köpfen“, MH-Survey 2020).

RÜCKFRAGEN ZUR ZIELGRUPPE DER VERANSTALTUNGEN – Investoren-Veranstaltung („invitation only“), Anmeldung, Vortragsunterlagen und Inhalten: Markus Hill

redaktion@fondsboutiquen.de
0049 (0) 163 4616 179

Family Offices, Unternehmer und vermögende Private beschäftigen sich derzeit intensiver mit dem Thema Rohstoffe als Investment. Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Urs Marti, Partner bei SIA Funds AG, über die Einschätzung des Marktzyklus in diesem Real Asset-Segment und über das Investitionsverhalten verschiedener Investorengruppen im Markt. Zusätzliche Themen in dem Gespräch waren die Zusammenhänge von Value Investing und Investment in Rohstoffen sowie die aktuelle Bedeutung von Sport und Hugo Stinnes („Industrieller & Politiker“).

FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABEL FONDS: Rohstoffe, Value Investing, Family Offices und Hugo Stinnes (Interview – Urs Marti, SIA Funds)

Quelle: LinkedIn

„Investoren und Fondsindustrie diskutieren gerne in Frankfurt über Themengebiete wie Family Offices, Fondsboutiquen und Real Assets“ (Interview – Markus Hill)

Frankfurt ist der zentrale Standort für den Gedankenaustausch im Bereich Asset Management in Deutschland und bietet eine Vielzahl von Veranstaltungsformaten. IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit dem unabhängigen Asset Management Consultant Markus Hill über das LRI Investment Summit am 5. Juni in Frankfurt und Asset Management-Veranstaltungen in der Mainmetropole. In diesem Zusammenhang werden ebenso Themen wie Value- und Impact Investing, ESG und SRI angesprochen. Investmentbereiche, die zunehmend auch bei Family Offices und auf Fondsboutiquen-Seite in den Fokus geraten.

IPE D.A.CH: Welche Themenfelder werden beim LRI Investment Summit angesprochen?

Hill: Prof. Dr. Martin Hellmich (Deloitte) wird über die aktuelle Studie des Hauses zum Thema Künstliche Intelligenz und Asset Management berichten. Zudem wird er hier die Verbindung zu Themen wie ESG und der Messung von Carbon-Risiken im Portfolio Management sprechen. Anton Bonnländer (Bank für Sozialwirtschaft) wird ebenso Themen wie Social Entrepreneurship, ESG, SRI und Impact Investing kritisch diskutieren. Ich selber begleite die Veranstaltung als Moderator und diskutiere zusätzlich bei einem Family Office-Panel zum einen auch die oben genannten Themenbereiche unter dem Stichwort Nachhaltiges Investieren und „Langfristdenke“. In diesem Bereich und im klassischen Investmentbereich können hier Punkte zur Sprache kommen wie Due Diligence von Produkten und Investmentansätzen, die Einschätzung von Anbietern im Fondsbereich mit „Ownership-Approach“ (Fondsboutiquen), Vermarktung von Private Label Fonds, Seeding und natürlich vorrangig Themenpunkte, die auch gerne von den Panelisten diskutiert werden. Welches Thema steht beim Family Office aktuell auf der Agenda? Ich freue mich hier auf die Diskussion mit Dr. Thomas Rüschen (Deutsche Family Office AG), Ralf von Ziegesar (FOCAM AG) und Jochen Stadermann (LOGOS PATRIMON). Danach wird Konstanze Ziegler (KPMG Luxembourg) ein Panel zum Thema Real Assets moderieren. Hier werden das Potenzial der Assetklasse für 2019 und Folgejahre mit Dr. Alexandra von Bernstorff (Luxcara), Tobias Giesser (Partners Group) und Dr. Ralf. D. Schnell (Siemens AG) diskutiert werden. Welche Herausforderungen auf Investoren- und Produktanbieterseite stehen aktuell im Vordergrund? Welche Märkte sind interessant? Welche Rolle spielen Technologien? Wie ist das Thema ESG zu sehen? Solche Themen könnten beispielsweise dort vertiefter diskutiert werden. Vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase hat Frau Ziegler ein Investmentfeld auf der Agenda, das aktuell viele institutionelle Investoren intensiv beschäftigt. Allein schon die Diskussion darüber, wie hier einzelne Anbieter einen wirklichen Mehrwert für Investoren schaffen könnten, würde den Zeitrahmen des Panels „sprengen“. Auch ich bin sehr gespannt auf ihre Diskussionsrunde. Wie auch in den Vorjahren – auf die Diskussion mit Fondsindustrie, Dienstleistern und Investoren freut sich die LRI Group ausdrücklich, weil sie hier oft wertvollen Input der eigenen Kundschaft und von externen Fachleuten erhalten kann.

IPE D.A.CH: Warum wurde Frankfurt als Veranstaltungsort gewählt?

Hill: Investoren und Fondsindustrie diskutieren gerne in Frankfurt über Themen wie Family Offices, Fondsboutiquen und Real Assets. Natürlich auch gerne über andere Themengebiete, natürlich tun sie dies auch in anderen Städten. Ich bin befangen, komme ursprünglich aus Köln und lebe schon Jahrzehnte in dieser Stadt. Trotzdem glaube nicht nur ich, dass aufgrund von Bankenplatzstatus, EZB-Sitz und auch aufgrund anderer attraktiver Standortmerkmale – Kunst, Kultur, Kommunikation und mehr – Frankfurt nach wie vor als zentraler Hub in Sachen Finanzthemen gesehen wird. Zentrale Konferenzen in diesem Bereich finden hier sehr häufig statt. BVI Asset Management Konferenz, BAI Alternative Investment Conference, Institutional Money Congress, ACATIS-Value Konferenz, Eigenkapitalforum – man könnte diese Liste lange fortführen. Ganz zu schweigen von der großen Vielzahl von kleinen, auch reinen Investorenveranstaltungen. Viele Fondsgesellschaften aus den Bereichen Liquid und Real Assets laden hier häufig zu Events ein, ähnlich wie auch IPE-D.A.CH. Ich selbst begleite zum Beispiel seit vielen Jahren bei Einladung und Moderation Prof. Dr. Carlos Jarillo und sein Team von SIA Funds aus der Schweiz. Man kann diese Formate bei vielen großen und kleinen Asset Managern finden. Ähnliche Veranstaltungen vor Ort werden oft von ACATIS, Shareholder Value, Loys, DJE und FPM durchgeführt. Auch Kapitalverwaltungsgesellschaften wie Universal-Investment, BNY Mellon, Hansainvest, Axxion und Ampega spielen hier als Multiplikatoren mit Events eine entscheidende Rolle für die Promotion von eigentümergeführten Asset Managern (Fondsboutiquen). Die Bereiche ergänzen sich – Face-to-Face im Dialog mit dem Investor oder oft auf großen Veranstaltungen die Diskussion von Fondsindustrie, Dienstleistern, Verbänden und Regulatoren – es geht hier nichts über einen interessanten Gedankenaustausch!

IPE D.A.CH: Mit welchen Themen beschäftigen sich aktuell?

Hill: Gegenwärtig schaue ich mir viele Asset Manager im Bereich Value Investing und im Bereich „Nachhaltigkeit“ genauer an, mit dem besonderen Fokus auf Boutiquen. Auch auf der SIA-Veranstaltung im Mai wurde dieses Schnittstellen-Thema diskutiert. Unabhängig davon gesehen, ist die Verpackung hier nicht so entscheidend. ESG, SRI, Impact Investing scheinen noch Gebiete in der Findungsphase zu sein, seit übrigens sehr vielen Jahren. Vielleicht findet das Thema jetzt langsam soliden Boden, dem Regulator oder auch einer neuen Anlegergeneration („Millenials“) sei Dank. Im Sinne von „Wer versteht eigentlich was unter dem Begriff?“. Dies ist übrigens auch ein Phänomen, dass man auf das Label Family Office oder Fondsboutique übertragen kann. Bindeglied scheint mir zumindest in diesem Bereich der Begriff „Langfristdenke“ zu sein. Auch ohne Zertifizierung wird diese Denke ja eigentlich im Bereich der eigentümergeführten Unternehmen im Mittelstand praktisch gelebt. Wie gesagt, viele Akteure kämpfen hier auch aus Marketinggründen noch um die Deutungshoheit bei den Begrifflichkeiten. Am 25. Juni werde ich auch in diesem Jahr in Kopenhagen beim FundForum International, neben anderen Themen, diese Themen mit Family Offices diskutieren. Einzelne Aspekte des Themas (Assetklassen, Due Diligence) können auch bei einem Panel beim Private Wealth Forum am 16. Oktober in München Thema sein, unter Berücksichtigung verschiedenster Assetklassen. Um übrigens an dieser Stelle nicht zu befangen zu erscheinen ist anzumerken, dass in dort ebenso am 20. Juni auch wieder eine der bekannten Branchen-Spezialevents stattfindet, neben der oben genannten Veranstaltung von ACATIS und Dr. Hendrik Leber, nämlich die von Stefan Rehder konzipierte Value Intelligence Konferenz. Ein anderes Thema, vielleicht etwas exotischer anmutend, dass ich derzeit intensiver bearbeite ist der Themenbereich Beauty Contest (Asset Manager) bei Family Offices – Stichwort: „Alibi-Contest versus Praxis-Monitoring?“. Hier bin ich auch immer für Input und Ideen dankbar, unabhängig von der Assetklasse betrachtet.

IPE D.A.CH: Ich danke Ihnen für das Gespräch.


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Quelle: www.institutional-investment.de
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FINANCIAL CENTRE FRANKFURT:„One often finds different perspectives on due diligence here with family offices, foundations, and classic institutional investors“

The conference „Germany Institutional Forum“ will take place in Frankfurt am Main at the beginning of December. The independent industry expert Markus Hill will moderate a panel there. Within the topic, Opportunistic Alternative Investments, topics such as investments in hedge funds, private equity, and commodities, and „miscellaneous“ will be discussed. IPE Institutional Investment Editor-in-Chief Frank Schnattinger talked to him about the panel, other conference contents, about Frankfurt am Main and about the moderation of the MH Focus Roundtable „Fund Boutiques, Family Offices and Absolute Return“, which will take place shortly before in Frankfurt on November 27. At this event, the topic of „Family Offices and Manager Selection“ will be discussed closely in connection with the topic of Liquid Alternatives.

IPE Institutional Investment: Which topics will be addressed at the conference „Germany Institutional Forum“?

Hill: The conference takes place annually and is aimed at institutional investors. A wide range of topics are addressed in lectures and panels: Convertible Bond Market, Macro Outlook, Asset Allocation, Factor Investing, Real Assets (Real Estate, Energy, Infrastructure), and Global Fixed Income. Topics such as opportunistic alternative investments, investments in emerging markets, and the integration of ESG criteria in the investment process for institutional investors will also be discussed. My experience on my panel last year on „Passive versus active management, the edition of an old debate“ is that it can be very controversial.

IPE Institutional Investment: Which specific points are taken up and discussed in your panel?

Hill: As in the previous year, I do not want to anticipate the content of my discussion and the interests of my panel members. The topic „Opportustic Alternative Investments“ will be at the center of the discussion. Participants will include Trutz Rendtorff, Chief Financial Officer of the Karg Foundation, Marcus Storr, Head of Hedge Funds at FERI Trust GmbH, and Tara Moor, Managing Director at Guggenheim Partners. My experience from other contexts is that the topic offers many starting points for discussion. I experienced Dr. Thomas Rüschen of Deutsche Oppenheim Family Office AG as a moderator at the Private Wealth Forum of the Markets Group in Munich in October. He had discussed the topic more with a focus on semi-institutional investors and HNWIs. Our panel in Frankfurt will focus on the question of which alternative investments can still generate attractive returns for institutional investors in risk-adjusted terms: What role does private equity play in a diversified portfolio? What alternatives are there in the area of hedge funds and commodities? Are there investment alternatives that are perhaps often only accessible with increased due diligence effort and a special know-how network? In the current low-interest-rate environment, the tension between a liquid and non-liquid alternative investments is perhaps also worthy of additional consideration. The role of product packaging could also be an issue. Real assets – direct investment, AIFs, listed equity, these topics could also be of additional interest. In due diligence, one often finds different perspectives in family offices, foundations, and classic institutional investors.

IPE Institutional Investment: Do you have a specific opinion on the panel’s topic area?

Hill: No, the panelists have their area of knowledge. I can only make suggestions. What I notice again and again is that nowadays the area of liquid and non-liquid products, including direct investments, is viewed much more „holistically“ on the product selection side of institutional and semi-institutional. This can be seen, for example, from the fact that the area of equity investments – especially venture capital and private equity – is also found in combination with the selection of direct investments in the area of real assets (real estate, etc.), for example, and that the specialist areas of investors are also involved in an intensive exchange of ideas within the organisation. An indicator for this could also be that these topics and the experts are often no longer strictly separated from one another, even at specialist conferences, and that there is a greater willingness to discuss them on an „interdisciplinary“ basis. Family offices and foundations, but also pension schemes and consultants, represent a special area here, with „soft“ demarcation from insurance companies or pension funds. Perhaps this impression of this site is also since 2015. I have accompanied small events twice a year with Prof. Dr. Carlos Jarillo as a moderator. As the author of the book „Strategic Logic – The Sources of Long-Term Corporate Profitability“ and manager of a value fund, one of the topics has been frequent before semi-institutional investors: Value Investing – differences, advantages and disadvantages of liquid fund management approaches (classic, more liquid mutual funds) versus non-liquid product solutions (private equity). At the last meeting in Munich, interestingly enough, in connection with my panel topic at the German Institutional Forum, the connection between value investing, sustainability, and the selection criteria of commodity investments were also discussed.

IPE Institutional Investment: In the run-up to the German Institutional Forum on November 27, you organized a separate event in Frankfurt on the topic of „Fund Boutiques, Family Offices, and Absolute Return“. What is the focus of your event?

Hill: This MH Focus Roundtable is an investor event on a very small scale, which will be held at the premises of MM. Warburg & Co. in Frankfurt. Reiner Konrad from the Multi-Family Office will give a presentation on „Family Offices, Fund Boutiques & Manager Selection“. Dr. Björn Borchers from Warburg Invest will give a lecture on „Liquid Alternatives – Volatility as an alternative source of return“, Manfred Gridl from Gridl Asset Management will give a lecture on „Our response to the ECB interest rate policy“. (See also attached photo). I will give a short intro and moderate the event. It will be a breakfast exchange of ideas in a small group.

IPE Institutional Investment: Why did you choose this topic?

Hill: Since 2013, I have always been able to accompany panel discussions with fund selectors on the topic of due diligence of funds (liquid and non-liquid). I am also familiar with the field of fund selection from my work, as well as from supporting fund boutiques in special topics. For three years, including in 2018 – in addition to FundForum International also at funds excellence in Frankfurt – I have been able to discuss these topics even more exclusively with family offices. The idea was born, so to speak, from many professional discussions with product selection managers on the family office side – in one-on-one meetings on projects (manager selection and fund concept checks at fund boutiques) and in connection with moderation, lecture and article topics that I have worked on. It is interesting to note that fund boutiques are another special field. Here, areas such as business start-up, life cycle, seed money in addition to track record, fund size, and investment process are also interesting fields of discussion. Factors such as manager personality, specialisation, skin-in-the-game, independence, and, last but not least, long-term thinking on the entrepreneurial side appear to be even more decisive. Not to forget: These independents do what they love!

IPE Institutional Investment: Which topic area are you currently looking at more closely

Hill: Opportunistic Alternative Investments can be interpreted in different ways, maybe I just interpret it in my way. One approach would be to look at the things that often don’t need to be sold in principle. These include many providers from the mid-market, „boutiques“, with products and services that are certainly „needed“ but which one often does not encounter or only with difficulty. On the one hand, this category exists because the providers do not market themselves aggressively or do not want to aggressively „advertise“ themselves in this form, and on the other hand, because this approach to marketing is often less recommendable for these providers, also for reputation reasons. Here one gets to know again and again addresses, which offer excellent quality. The performance is right, the professional background is right, you come from the target group to which you provide these products, you are invested in your products yourself, etc. – a market that I see completely separate from the more „market scream“ classic investment product market. To put it in a completely value-free way, the starting positions for both product categories are simply different: One has something that is needed, but nobody knows about it. The other has something that may not necessarily be needed or there is an enormous surplus of comparable competitors – inevitably the sales approach is different. Interesting here are many entrepreneurially set up AIF structures in many areas – real assets in various, especially niche areas, as an example. In the family office sector, such things are often found, combined with the unwillingness to offer one’s products, which one is convinced of with skin-in-the-game, to third parties. Here, for reasons of public welfare, a helpful maxim would often be appropriate: „Do good and talk about it!

IPE Institutional Investment: Thank you very much for the interview.



Source: www.institutional-investment.de
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